Während der BMW-Chef Oliver Zipse weiter auf einen Antriebsmix setzt, bereitet Daimler-Boss Ola Källenius die Kernmarke Mercedes-Benz auf eine vollelektrische Zukunft ab Ende des Jahrzehnts vor. Dabei sieht er wie Zipse die Ladeinfrastruktur als Herausforderung, lässt sich davon aber nicht von seinem Ziel abbringen. Stattdessen will er auch selbst für mehr Strom-Tankstellen sorgen.
Mercedes galt längere Zeit als zu zögerlich bei reiner E-Mobilität, die Schwaben haben sich in diesem Jahr aber klar zu ihrer Komplett-Elektrifzierung bekannt. Bis zum Ende des Jahrzehnts werde die Marke bereit sein, vollelektrisch zu werden, erklärte Källenius im Sommer. „Man möchte nicht in einer Firma mit großer Tradition sein, sondern man möchte in einem Unternehmen mit einer großen Zukunft arbeiten“, sagte er nun beim „Handelsblatt Autogipfel“. Die Gründer des Unternehmens seien dabei Vorbilder – „die hatten Mut“.
„Wir haben eine Kundenstruktur, die schneller umsteigen kann. Deswegen finden wir es logisch, dass eine Luxusmarke diese Entwicklung mit anführen soll“, so der Daimler-Chef weiter. „Schneller ist besser. Wir wollen das Unternehmen schon zum Ende dieser Dekade dort für eine vollelektrische Zukunft bereit machen, wo es die Märkte erlauben.“ Ab 2025 würden fast alle Investitionen für Antriebe in die Elektromobilität fließen. „Ich sehe die Chance, dass wir zwischen 2030 und 2035 vollelektrisch werden können“, sagte Källenius.
Der schwedische Top-Manager merkte an, dass Mercedes erst kürzlich sein Verbrenner-Portfolio erneuert habe. Man sei hier „an vorderster Front“ und werde viele Motoren fit für die neue Abgasnorm Euro 7 machen – „aber nicht alle. Denn die Elektromobilität fährt hoch“. Dort, wo ein Verbrenner in einen Mercedes eingebaut werde, werde er aber wettbewerbsfähig sein. Damit sich die E-Mobilität durchsetzt, braucht es laut Källenius vor allem eine bessere Ladeinfrastruktur. Industrie und Staat müssten dabei Hand in Hand arbeiten. Von der nächsten Bundesregierung wünscht sich der Daimler-Chef, dass Fördermaßnahmen für Elektromobilität „nicht zu sprunghaft verändert werden“. So halte er es etwa für falsch, die Elektroauto-Kaufprämie zu früh zu streichen.
Daimler hat zusammen mit BMW, Volkswagen und Ford 2017 den Anbieter von Schnellladesäulen entlang europäischer Autobahnen Ionity gegründet. Källenius setzt sich dafür ein, dass dessen Angebot „drastisch erweitert“ wird. Aktuell bietet Ionity in Europa nach eigenen Angaben 382 Ladeparks, 38 sind im Aufbau.
Um das selbst gesteckte Ziel der Klimaneutralität im Jahr 2039 erreichen zu können, setzt Daimler auch auf mehr Recycling. „Das Auto, das in Rente geht, ist die virtuelle Mine“, so Källenius. Um die bereits verbauten Rohstoffen ein weiteres Mal einsetzen zu können, plant der Konzern eine eigene Batterierecycling-Fabrik. Auch in der Lieferkette müsse es mehr Nachhaltigkeit geben, da gebe es „harte Nüsse zu knacken“, sagte Källenius mit Blick auf die Stahlindustrie. Lieferanten, die für rund 90 Prozent des Volumens verantwortlich seien, hätten sich aber schon zur CO2-Neutralität bekannt.
alupo meint
Ich kann ihm zwar nicht bei allem was er sagt beipflichten, aber mit dieser Aussage hat er sicherlich recht:
„„Wir haben eine Kundenstruktur, die schneller umsteigen kann. Deswegen finden wir es logisch, dass eine Luxusmarke diese Entwicklung mit anführen soll“, so der Daimler-Chef.“
Gut so, dass er es so sieht.
Olli meint
Mercedes-Benz vs BMW Källenius vs Zips. 2 Firmen, welche die selben Kunden ansprechen gehen völlig unterschiedliche Wege. Ich bin gespannt wer den richtigen Weg eingeschlagen hat. Müsste ich Geld drauf setzen, würde ich auf Mercedes-Benz und Källenius setzen.