Die neue Bundesregierung hat das Ziel, dass bis 2030 mindestens 15 Millionen Elektroautos auf Deutschlands Straßen fahren. Dazu wird weiter die Anschaffung hoch bezuschusst und der Aufbau von Ladeinfrastruktur forciert. Der Marktbeobachter Jato Dynamics bewertet anhand der Elektroauto-Zahlen von Januar bis Oktober und einem Vergleich zu Italien und Frankreich, ob die Förderung wirklich funktioniert.
Wer aktuell in Deutschland ein vollelektrisches Fahrzeug (Battery Electric Vehicle/BEV) kauft, bekommt dafür einen Zuschuss, der von den Herstellern und vom Staat gezahlt wird. Zu Beginn der Coronavirus-Pandemie hat die Regierung den staatlichen Anteil durch die „Innovationsprämie“ verdoppelt. Käufer eines Elektroautos mit einem Netto-Listenpreis bis zu 40.000 Euro bekommen seitdem bis zu 9000 Euro erstattet – zwei Drittel überweist der Staat, den Rest gewähren die Hersteller als Netto-Rabatt.
Was laut Jato bei der deutschen Förder-Entwicklung auffällt: Die Höhe sei wie die Zulassungszahlen sehr konstant geblieben. Die E-Auto-Prämie habe sich im Betrachtungszeitraum unabhängig von den Zulassungszahlen immer um etwa 30 Prozent bewegt. Ein Sondereffekt sei in allen Märkten auffällig: Jeweils zum Quartalsende habe es mal mehr, mal weniger starke Ausschläge gegeben. So habe Tesla im letzten Monat des Quartals im Vergleich zu den beiden Vormonaten drei Viertel seiner Fahrzeuge verkauft, vor allem in Form der Mittelklasse-Limousine Model 3. Mit dieser Verkaufsstrategie hebe sich die US-Marke von den anderen Autobauern ab und sorge für einen starken Ausschlag bei den Zulassungen.
In Frankreich und Italien hat Jato einen klaren Zusammenhang zwischen Nachfrage und Förderung festgestellt. In Frankreich bekamen Autokäufer im Jahr 2020 eine E-Auto-Prämie von 7000 Euro bei einem Kaufpreis bis 45.000 Euro. Im Juli 2021 wurde der Zuschuss um 1000 Euro gesenkt. Zusammen mit der niedrigeren Subvention brachen auch die Verkaufszahlen der BEV ein: Der Verkauf sank von 12.000 Fahrzeugen im Juni auf etwa 4000 im Juli. Erst im September hatte sich der Markt mit mehr als 10.000 verkauften E-Autos wieder einigermaßen erholt.
In Italien erhalten die E-Auto-Käufer einen Betrag von bis zu 6000 Euro beim Kauf eines BEV mit einem Nettopreis unter 50.000 Euro. Weitere 2000 Euro Zuschuss waren zusätzlich möglich. Mit Frankreich vergleichbare Einbrüche registrierten die Analysten in Italien am Ende des dritten Quartals: Mit dem Ausbleiben der Subventionen gingen auch die Zulassungen in den Keller. Das italienische Fördersystem speist sich aus einem großen Topf, der dafür zur Verfügung steht. Dieser Topf ist aktuell leer, es stehen keine Gelder mehr zur Verfügung.
„Die Kurve lässt aber auch auf ein geringeres Interesse an E-Cars in Italien schließen. Der Elektromobilität fehlt es hier ganz offensichtlich an Überzeugungskraft. Interessant bleibt zu beobachten, wann die Kauffreude und in welchem Ausmaß wieder anzieht“, so Jato. Spannend werde auch, wie sich die Begeisterung der Deutschen für E-Autos entwickelt, sobald die Förderung Ende 2022 neu aufgestellt wird.
Markus Wolter meint
Wenn es in D einen saftigen CO2-Preis gäbe, würde sich das alles von allein regeln. Das wäre auch 100% „Technologie-offen“.
NiLa meint
Zuallererst mal wäre das zutiefst unsozial. Wer sich keine BEV, e-fuels oder was auch immer leisten kann, ist der Gelackmeierte.
Dass ein hoher CO2-Preis ALLES teurer macht, klimaschonende Produkte lediglich weniger, ist dann noch das Sahenhäubchen auf dem Kuchen der Schwachsinnigkeit.
Günter meint
In Deutschland fördert man lieber Autos, Braunkohle und alte Menschen, statt für Kinder eine tolle Zukunft in Erwägung zu ziehen…. Fast 10.000 Euro Förderung für etwas was bei den meisten Menschen min. 23 Std. am Tag blöd rum steht. Einfach unfassbar, was in diesem Land abgeht ist haarsträubend. E-Autos taugen gut, sind sparsam, gleichzeitig flott unterwegs… müsste sich eigentlich von alleine verkaufen.
MiguelS NL meint
Natürlich werden die Subventionen (leider) abgebaut, es geht die Politik bzw. den Herstellern sonst zu schnell.
Wenn so erfolgreich warum abbauen?
(Warum eine überhaupt Förderungen oder Förderungen die es die Hersteller zulässt heute noch hohe Preise zu verlangen (und wenig anzubieten?)
Frankreich BEV Anteil Nov-2020 : 7,3%
Frankreich BEV Anteil Nov-2021 : 13,5% +85% !!
Von Italien finde ich keine Zahlen vom November aber bisher gut 150% mehr als im Vorjahr.
Daniel S meint
In der Schweiz werden keine Fördergelder für BEV bezahlt. Trotzdem steigt der Anteil von BEV stetig.
EdgarW meint
Die Studie hat ja offenbar auch nicht behandelt, ob vor Ende der höheren Förderstufe die Zahlen in die Höhe geschossen sind. Wäre absoult zu erwarten, also ist die ganze Betrachtung in dieser Interpretation einigermaßen sinnfrei.
MiguelS NL meint
„Die Studie hat ja offenbar auch nicht behandelt, ob vor Ende der höheren Förderstufe die Zahlen in die Höhe geschossen sind.
Natürlich lässt Jato das weg.
Was Jato (im Interesse der Kunden) implizieren möchte, ist der größte Unsinn.
Envision meint
“ In Frankreich bekamen Autokäufer im Jahr 2020 eine E-Auto-Prämie von 7000 Euro bei einem Kaufpreis bis 45.000 Euro. Im Juli 2021 wurde der Zuschuss um 1000 Euro gesenkt. Zusammen mit der niedrigeren Subvention brachen auch die Verkaufszahlen der BEV ein“
Echt jetzt ? wegen 6000 statt 7000 Euro Prämie ?? … eventuell eher Liefer-Probleme/Zeiten/Chipmangel das Problem würde ich sagen, oder sind die Franzosen solche Knauserer ?
Ausserdem sind mit den Verkaufsrushes von Tesla zum Quartalsende die Monatsvergleiche sowieso sinnlos, hier biegt man sich wohl eher ein Narrativ hin, was es so vermutlich gar nicht gibt.
EdgarW meint
Na ist doch klar, zum Ende einer Prämienstufe hin (mit abschließend geringerem Betrag) werden sowohl käufer, als auch Händler, als auch Hersteller sich bemühen, ihre Kunden noch so gerade glücklich zu machen und mehr geförderte Fahrzeuge in das entsprechende Land zu schicken. Somit gehen die Zahlen vorher stark hoch und anschließend gibt’s erstmal einen Einbruch. Die Zahlen vor den 12.000/Monat wurden nicht erwähnt, ja sowas.
So war es ja auch EU-weit gelaufen, als die CO2-Grenzwert-Erfüllungen arg knapp wurden und die Hersteller sich also bemühten, alles was irgendwie an CO2-mindernd auf Kante noch herstell- und zulassbar war, so eben noch den Kunden zu übergeben – war ja auch ein Grund, warum VW den softwareseitig unfertigen ID.3 noch auf die letzte Rille zu tausenden ausgeliefert hat, die Unkenrufe bezüglich der Softwarequalität zähneknirschend in Kauf nehmend.
Wie schön mal wieder, dass die Studie auf derlei Sondereffekte offenbar nur zum Teil eingeht (oder dies hier nicht wiedergegeben worden ist), die Aufgabenstellung scheint doch zu schwierig gewesen zu sein. Oder sie soll halt (in welchem Auftrag erschien die Studie?) Druck auf die Politik machen, dass unbedingt weiterhin ordentlich Förderung ausgeschüttet werden müsse.
Glaube keine Zahlen, die Du nicht selbst unzureichend interpretiert hast ;-)
EdgarW meint
Absatz 2 bezieht sich auf den Run zum Jahresende 2020 hin.
Allstar meint
Steht doch im Artikel. Nachdem die Förderung eingestellt wurde, gingen die Zulassungen in den Keller. War auch nicht anders zu erwarten.
Swissli meint
Wenn man die Wirkung von Förderungen und deren Höhe nachweisen möchte, müsste man mit Ländern ohne (oder wenig) Förderung vergleichen und zudem andere Einflussfaktoren rausrechnen.