Der Verband der Automobilindustrie VDA hat zum Jahresende seine Warnung wiederholt, dass es in Deutschland viel zu wenig Ladeinfrastruktur für Elektroautos gibt. Der Hochlauf der alternativen Antriebsart drohe dadurch zu stocken. Die Energiewirtschaft sieht das Ganze gelassener und rät zum flexiblen, an der Nachfrage orientierten Ausbau des Ladenetzes. Der VDA regt nun ein Spitzentreffen der beteiligten Branchen an.
Tankstellen, Gebäudewirtschaft, Parkplatzbetreiber und Energieversorger, aber auch die Kommunen sollten endlich gemeinsam „einen konkreten Plan entwickeln, wie der Ausbau beschleunigt und Laden für die Menschen einfacher sowie schneller wird“, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller dem Spiegel. Immer mehr E-Autos müssten sich eine Ladesäule teilen. Vor einem Jahr seien auf einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt 13 Elektroautos und Plug-in-Hybride gekommen – heute seien es schon 22.
Die neue Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP will den Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur „massiv“ beschleunigen. Bis 2030 sollen mindestens 15 Millionen vollelektrische Autos auf den deutschen Straßen fahren und bis dahin eine Million Ladepunkte verfügbar sein. Um das Ziel zu erreichen, müsse sich „die derzeitige Geschwindigkeit beim Ausbau der Ladeinfrastruktur verachtfachen“, sagte Müller.
Der neue Bundesverkehrsminister Volker Wissing ist offen für Gespräche zur Ladeinfrastruktur. „Wir können die Menschen nur vom Umstieg auf klimafreundliche Elektromobilität überzeugen, wenn wir sicherstellen, dass sie überall schnell und unkompliziert laden können“, sagte der FDP-Politiker der Funke-Mediengruppe. „Nur wenn Laden so einfach wie Tanken wird, schaffen wir es, die Menschen auf dem Schritt in Richtung Mobilität der Zukunft und Klimaneutralität mitzunehmen.“ Wissing unterstrich, dass die Autoindustrie mit Hauptprofiteur des Ausbaus der Ladeinfrastruktur sei, sie müsse sich hier deshalb besonders engagieren.
Die grüne Europaabgeordnete Jutta Paulus warf der Autoindustrie ein „dreistes Ablenkungsmanöver“ vor. Die Hersteller müssten mehr in die Pflicht genommen werden, etwa indem die CO2-Flottengrenzwerte schneller angehoben werden. „Wenn wir den Umstieg auf die Elektromobilität beschleunigen, machen wir zugleich die Installation und den Betrieb von Ladesäulen lukrativer“, argumentierte sie im Spiegel.
Der Energiewirtschaftsverband BDEW lehnt feste Ziele beim Ausbau von Elektroauto-Ladesäulen ab. Es bestehe die Gefahr, „dass wir ein Überangebot erzeugen und viele Ladesäulen schlicht nicht genutzt werden“, sagte Verbandschefin Kerstin Andreae den Zeitungen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND). Niemand wisse heute genau, wie die Mobilität im Jahr 2030 aussehen werde.
Fritzchen meint
Alles soll einfacher werden. Zur Zeit 200 Anbieter mit 383 Tarifen!
Einfacher bedeutet nun mal nicht einfach.
Einfach wäre 1 Tarif, zahlbar per Girocard und/oder App.
Wahrscheinlichkeit der Umsetzung: 0 Prozent.
Jedenfalls nicht, solange unter Mobilitätswende nur Gewinnmaximierung verstanden wird.
alupo meint
Die Autobauer sollen das selbst machen.
Das hat sogar ein damals sehr kleiner und neuer Automobilbauer aus den USA in Europa alleine gestemmt.
Steht es denn um Ionity so schlecht?
Irgendwie erinnert es mich das alles immer wieder an einen Tierfilm. Einen mit Vögeln bei dem die Eltern mit Futter beladen zurück zum Nest fliegen um die noch unselbständigen und alleine nicht überlebensfähigen Jungen zu füttern. Die bettelnden Automibilhersteller sind die kleinen hilflosen Vögel im Nest die auf Vater Staat warten zum Aufpeppeln und Erwachsenwerden.
MichaelEV meint
Was für ein Drama… hätte noch vor einem Jahr nicht gedacht, dass schon die Ladeinfrastruktur die Hürde ist, an der man scheitert.
Eins sollte den ganzen Spezialisten der Autoindustrie mal klar werden: Wenn man für Deutschland keine Lösung findet, die nicht aus horrenden Förderungen aus Steuergeldern besteht, bekommt man in andere Ländern keinen Fuß auf den Boden. Man braucht Ladeinfrastruktur, die so auf Effizienz ausgerichtet ist, dass keine Förderung benötigt wird und sehr früh die Wirtschaftlichkeit gegeben ist.
Und für jeden Markt braucht es einen Dosenöffner, der genug Lade-Angebot schafft bevor die Nachfrage da ist, weil ohne dieses Angebot keine Nachfrage entsteht. Wenn sich da niemand anderes aufdrängt, muss diese Initiative zwingend aus der Autoindustrie kommen.
Förderungen, unsinnige Regulierungen und die Lobby-Gehorsamkeit der Politik werden der deutschen Autoindustrie nachhaltig schaden, weil man es nicht schafft wettbewerbsfähige Lösungen zu erzielen.
Biker0815 meint
Genau so ist es.
Djebasch meint
Frage: Warum bauen die Mineralölkonzerne/Autokonzerne nicht die Infrastruktur denen haben wir schließlich die CO2 Belastung zu verdanken… Verursacherprinzip…?
Beispiel bei uns aus der Stadt 130k Einwohner 26 Standardladesäulen 2 Schnellader, Insgesamt 3000 E Auto und 4500 Hybride, Tagsüber sind die Ladesäulen nur durch Hybride besetzt…
Da haben die Autohersteller tolle Arbeit geleistet…
Ernesto 2 meint
An der vor einem Jahr bei uns installierten Säule mit 2 Ladepunkten wurde noch kein einziges Mal geladen…. erst weil sie 6 Monate defekt war, und dann weil es kein E-Fahrzeug gibt das keinen Ladepunkt zu Hause hat … das wird schwer werden mit dem Gewinn die nächsten Jahre… ich glaube die Frau Müller sucht nur eine Ausrede um ihre katastrophale Bilanz zu verstecken. Die Autoindustrie tut nämlich zur Zeit NICHTS für den normalen Autofahrer, dafür kommen Boliden mit 600 PS und für 80.000 Euro auf die Straße die kein normaler mensch braucht und will. WO bleibt der bezahlbare Kombi für 25.000 Euro? WO?
Djebasch meint
Nun erstmal kann man froh sein überhaupt eine Ladesäule zu haben, im Ländlichen haben die meisten Eauto Fahrer Solar auf dem Dach und Laden Ihre Autos direkt selbst.
Auf Langstrecke sind die Probleme mittlerweile kleiner geworden da dort viel mehr passiert aber es ist immer noch nicht perfekt.
Die E Auto Entwicklung befindet sich noch ganz am Anfang, der richtige Durchbruch findet erst seit 4 Jahren statt , man darf nicht vergessen das die Autohersteller erst Ihre Entwicklungskosten verdienen wollen das geht halt am besten mit teuren großen PS Boliden,
In den nächsten 5 Jahren wird aber bereits der Schritt in Richtung Einstiegsklasse gehen und damit der Preis bei 20000 Euro landen.
Die Frage wird dann eher sein wer das als erstes schafft.
tim Baczkiewicz meint
damit ich dann an der AC Säule 49cent zahle..und DC 69…da ist mein alter Benziner günstiger.
tja zuhause laden geht nicht. nur so lebt der größte Teil der Menschen. ..mehr AC Säulen in Wohngebieten..zu einem Preis den man sich leisten kann
volsor meint
Erst mit aller Macht den Wandel verhindern wollen und jetzt sollen andere den Karren aus den Dreck ziehen.
Wenn Frau Müller für jeden e-Autofahrer eine Ladesäule will , soll doch die Autoindustrie sie bauen.
Daniel S meint
Wenn die VDA-Mitglieder mehr BEV liefern würden, wäre auch die Nachfrage nach Ladepunkten in der Öffentlichkeit bei den Bürgern höher. Und Nachfrage und Angebot stehen doch in Beziehung zu einander…