Uwe Hochgeschurtz führt seit etwa einem halben Jahr Opel. Der mit Marken wie Fiat, Citroën oder Peugeot zum Stellantis-Konzern gehörende Rüsselsheimer Autobauer will ab 2028 in Europa nur noch Elektroautos verkaufen. In einem ausführlichen Interview mit dem Münchner Abendblatt sprach Hochgeschurtz über die Pläne.
Opel gehe es sehr gut, sagte der CEO. Das Unternehmen sei profitabel, mit neuen Produkten wie dem Corsa und dem Mokka-e auf dem Markt erfolgreich und werde elektrisch. Für die Traditionsmarke sei es „ein Riesenvorteil“, als einziger deutscher Anbieter Teil der Stellantis-Gruppe zu sein. Das Unternehmen profitiere von Technologien aus dem Konzern, der die Nummer vier weltweit sei. Diese Technologien würde Opel bei einem kleineren Volumen so nicht bekommen.
Stellantis setzt derzeit noch auf Plattformen, mit denen Baureihen als Verbrenner, Hybride und Elektroautos gebaut werden können. Opel hat so bereits ein breites Stromer-Angebot umsetzen können. Dazu zählen neben strombetriebenen Nutzfahrzeugen insbesondere der Corsa-e und der Mokka-e, die in Deutschland schon einen Anteil von über 25 Prozent haben. Als Nächstes kommt der neue Astra auch als Elektroauto auf den Markt. Opel lässt zudem den Manta im neuen Format mit reinem Elektroantrieb wiederauferstehen.
Der Trend zur Elektrifizierung spiele Opel in die Karten, sagte Hochgeschurtz. Die Marke werde dabei besonders schnell sein. Schon heute habe man neun elektrifizierte Modelle im Angebot. Ab 2024 werde es von jedem Modell eine elektrifizierte Version geben. 2028 werde das Unternehmen dann alle seine Modelle in Europa nur noch mit batterieelektrischem Antrieb verkaufen. Damit werde Opel zu den ersten Herstellern gehören, die eine komplett elektrische Modellpalette haben.
Zum Mitte der Dekade geplanten neuen Manta sagte Hochgeschurtz, dass er die Spannung noch hochhalten wolle. Das Elektroauto-Flaggschiff im Programm werde mit „interessanten Technologien“ kommen und es werde „ganz viel emotionale Tradition“ in das Modell einfließen. „Wir sind fest davon überzeugt, dass der Manta-e ein Riesenerfolg wird. Schon die Resonanz auf die Ankündigung war überragend“, so der Opel-Chef.
Die EU plant scharfe CO2-Ziele, womit Europa bis auf wenige Ausnahmen zu einem rein elektrischen Markt werden würde. Zudem werden in immer mehr Städten Restriktionen für die Zufahrt zu den Innenstädten erwartet. Damit ist laut Hochgeschurtz das Elektroauto heute die bessere Wahl beim Pkw-Kauf. „Das ist von uns als Marke nicht gesteuert. Aber wir müssen den Menschen ehrlich sagen: Kauft euch lieber ein Elektroauto, damit werdet ihr in Zukunft die wenigsten Einschränkungen erleben.“
Niedrigere Kosten, höhere Reichweiten
Bis 2028 würden sich bei den Reichweiten und dem Ladenetz große Entwicklungen ergeben, so Hochgeschurtz. Eine weitere Herausforderung, die es zu lösen gilt, sind die höheren Kosten von batteriebetriebenen Pkw. Ein Elektroauto koste in der Herstellung aktuell noch rund 50 Prozent mehr als eines mit Verbrennungsmotor, erläuterte der Opel-Chef. Wenn die aktuellen Förderungen für den Kauf eines E-Autos eines Tages wegfallen, werde das der normale Bürger merken. Stellantis wolle aber die Gesamtbetriebskosten von Verbrenner- und Elektroautos bis 2026 angleichen.
Mit Blick auf die Reichweite stellte Hochgeschurtz in Aussicht, dass diese in dem Bereich liegen werde, den man heute von Verbrennern kennt. Das würden die Kunden erwarten, die Debatte werde sich aber immer mehr von der Reichweite zur Ladezeit verlagern. Das Ziel von Opel sei, dass man in einer Minute für mehr als 30 Kilometer Reichweite aufladen kann. Die entsprechende Technologie komme aus der Stellantis-Gruppe und damit werde man führend sein.
Zur vielerorts noch mangelhaften Ladeinfrastruktur verwies der Automanager auf die hohe Geschwindigkeit, mit der neue Strom-Tankstellen aufgebaut würden. Daher könne er die Kunden beruhigen: Jeder, der ein Elektrofahrzeug kaufe, werde auch eine Ladestation finden – entweder im öffentlichen Raum oder bei sich zu Hause.
Neben reinen Batterie-Fahrzeugen spielten bei Opel auch mit Wasserstoff betriebene Stromer „eine sehr große Rolle“, erklärte Hochgeschurtz. Innerhalb des Stellantis-Konzerns habe Opel in Rüsselsheim große Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Kompetenz. Den neuen Transporter Vivaro-e Hydrogen könne man für eine Reichweite von 350 Kilometern innerhalb von drei Minuten auftanken. Das sei für ein Nutzfahrzeug ein wesentliches Verkaufsargument. Das Unternehmen habe zwar eine lange Liste an Kunden, die ein Auto mit Wasserstoff-Antrieb kaufen wollen – die Zukunft für den leichten Pkw sei aber ganz klar batterieelektrisch.
WhyLee meint
Den Wasserstoffblödsinn kann man sich gleich wieder mal abschminken, wenn man für den derzeitigen blauen Wasserstoff keine Förderung mehr bekommt. Und wieso auch, bei dieser Art des Treibstoffs wird mehr CO2 bei der Produktion frei als beim „sparsamen“ Diesel.
Dann sind die Personen, denen Opel einen Wasserstoff KleinLKW empfohlen hat aber richtig sauer auf Opel. Solche Problem gibt es bei rein Eletro KleinLKWs nicht und die sind in allen Belangen billiger.
Ich erwarte für die Städte keine signifikannte Beschränkungen für Verbrenner mehr, weil die derzeit von Jahr zu Jahr weniger werden. Damit sinkt die CO2 und NOx Belastung sowieso automatisch. Meiner Meinung nach haben wir da 2019 einen Peak gesehen den wir vermutlich nicht mehr erreichen werden. Derzeit haben wir bei Neuwagen einen E-Autoanteil von ca. 20% und das steigt jedes Jahr. Der absolute E-Auto Anteil ist derzeit noch gering, aber das verändert sich auch.
Was der Opel-Chef da mit den 50% höherem Preis eines E-Autos von sich gibt kann nur für den Klein-/Kleinstwagenbereich gelten. Für größere Autos ist der Aufpreis prozentuell niedriger. Der Akku ist immer noch der größere Brocken, aber wir wissen ja, daß da die Preise stetig fallen. Und das schon soweit, daß die Hersteller auch schon Profit machen.
Obwohl der e-Mokka ein gelungenes Auto ist, ist Opel zusammen mit Stellantis hier noch sehr weit hinten. Die brauchen dringend ein Pendent zum MEB.
Gunnar meint
„Das ist von uns als Marke nicht gesteuert. Aber wir müssen den Menschen ehrlich sagen: Kauft euch lieber ein Elektroauto, damit werdet ihr in Zukunft die wenigsten Einschränkungen erleben.“
Na das ist dochmal eine ordentliche Aussagen eines Managers.
„die Zukunft für den leichten Pkw sei aber ganz klar batterieelektrisch.“ Wäre interessant zu wissen, bis zu welchem Gewicht der Herr von leichten Pkw spricht.
Egbert homeister meint
40 Tonnen leer Gewicht ;-)