Rund 50 Prozent der Kunden, die sich im Januar am Kauf eines batteriebetriebenen Fahrzeugs oder eines Plug-in-Hybrid-Modells interessiert zeigten, haben sich gegen den Kauf entschieden. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) im Februar bei Autohäusern durchgeführt hat. Daran nahmen 521 Betriebe teil.
Auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes machte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski die fehlende Klarheit bei der Fördersituation über 2022 hinaus für die Verunsicherung verantwortlich. Eine wichtige Forderung des ZDK an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) laute daher, bei der Gewährung der Fördermittel das Bestelldatum des Fahrzeugs als Maßstab zu nehmen und nicht das Datum der Zulassung. Letzteres gilt angesichts der langen Lieferzeiten vieler Modelle derzeit als zentrales Kaufhindernis.
Elektroautos werden in Deutschland aktuell über den „Umweltbonus“ mit bis zu 9000 Euro gefördert – zwei Drittel überweist der Staat, den Rest gewähren die teilnehmenden Hersteller als Netto-Rabatt. Für Plug-in-Hybride gibt es bis zu 6750 Euro. Die neue Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP hat angekündigt, den Umweltbonus ab 2023 degressiv sowie stärker am tatsächlichen Klimaschutzeffekt auszurichten. Das sorgt in diesem Jahr nicht nur laut dem ZDK für Unsicherheit und damit Kaufzurückhaltung.
Darüber hinaus forderte der ZDK-Präsident Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) auf, sein Postulat der Technologieoffenheit bei alternativen Antrieben nicht aus dem Blick zu verlieren. „Wenn wir die Klimaziele im Straßenverkehr erreichen wollen, muss der Bestand an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren in die Strategie zur CO2-Minderung einbezogen werden. Weltweit sind aktuell rund 1,4 Milliarden Pkw mit Verbrennungsmotoren ausgestattet, davon in Deutschland rund 46 Millionen. Auch diese Fahrzeuge könnten ihren Beitrag zur Verbesserung der Klimabilanz leisten, indem sie mit CO2-neutralen synthetischen Kraftstoffen betrieben würden“, so Karpinski.
Sogenannte E-Fuels wären sofort einzusetzen, auch als Beimischung zu Benzin- oder Dieselkraftstoff, erklärte der Lobbyist. Um sie schon bald verfügbar zu haben, bedürfe es jedoch des politischen Willens, dafür die Rahmenbedingungen zu schaffen – etwa mit „starken Anreizen“ zur Einführung von E-Fuels, aber insbesondere auch mit Planungssicherheit für Investoren, um Anlagen für die Herstellung dieser Kraftstoffe errichten zu können.
Tim meint
Prämie an das Bestelldatum koppeln? In meinen Augen genau der FALSCHE Weg!
Man würde damit das Signal senden, ihr (Kunden und Hersteller) könnt euch mit den BEV Zeit lassen solange ihr wollt. Zu befürchten sind außerdem viele „Luft-Bestellungen“ ohne Liefertermin ähnlich wie bei den KfW-Ladestationen. Denkbar wäre vielleicht, dass man sich die Prämie wenige Monate „sichern“ könnte.
Die (extreme) Förderung von BEV sollte doch eine Motivation für Kunden sein, sich so schnell wie möglich für ein BEV (und damit gegen einen Verbrenner) zu entscheiden. Über diesen Druck der Kunden lassen sich die Hersteller vielleicht bewegen mehr margenärmere BEV zu bauen als sie für ihre Flottenwerte benötigen.
Ich wäre für ein Absenken wie bei der EEG-Einspeisevergütung bei PV. Jeden Monat sollte es weniger Förderung geben. Dann käme mal etwas Schwung in die Sache. Und die Hersteller die dann liefern (wie heute z.B. Tesla) verkaufen dann die BEV, die anderen halt dann Verbrenner.
bensch meint
Was soll immer das Märchen mit der Technologie Offenheit? Verstehen diese Lobbyisten nichts von Physik? Wir haben viel zu wenig grünen Strom um E-Fuels herzustellen, auch in absehbarer Zeit. Sollen wir den aus Kohlestrom herstellen?
Mike meint
Wer Interesse an einem BEV hat, will keinen Verbrenner mit e-Fuel. Denn dann könnte er bei seinem alten Wagen bleiben.
Es ist anzunehmen, dass beim Absenken der Förderung auch die Preise sinken müssen (oder Rabatte erhöht werden).
Thomas Walter meint
Wenn es darum geht, die Bestandsflotte umweltfreundlicher zu machen, wäre es viel sinnvoller den Umbau eines Verbrenners zu einem Elektroauto zu fördern. Da könnten die Automobilhersteller Umrüstsätze anbieten, das wäre dann hoffentlich nicht so teuer wie der Kauf eines neuen Autos.
Ansonsten: wer wäre denn bereit für E-Fuels das drei – bis sechsfache zu bezahlen? Da rentiert sich ein E-Auto doch schon nach wenigen tausend Kilometern.
NiLa meint
Schöne Idee, aber mit der heutigen Batterietechnik nicht umsetzbar. Viele Kunden sind mit der Reichweite richtiger BEV schon nicht zufrieden, wie soll das dann erst mit umgebauten Altfahrzeugen sein?
Vor allem aber: wo sollen die Batterien herkommen, wenn sie schon für Neufahrzeuge nicht annähernd ausreichen?
FahrradSchieber meint
„wer wäre denn bereit für E-Fuels das drei – bis sechsfache zu bezahlen?“
Ich habe lange Zeit E-Fuels getankt, war extrem günstig, ca. 4 Euro/100 km.
Biogas/CNG…
Und zur Umrüstidee:
Es gibt diverse Anbieter, die sowas machen. Die Preise sind jenseits von gut und böse, geeignet für z. B. Liebhaber-Fahrzeuge.
Und selbst wenn es billiger werden sollte, um die Arbeitskosten und den Akku als große Brocken kommt man nicht drumrum.
Man würde damit also nur sehr neue Fahrzeuge erreichen. Niemand steckt 20.000 Euro in einen 10 Jahre alten Golf…
NiLa meint
Gerade bei Liebhaberfahrzeugen macht eine Umrüstung zum BEV selten ökonomisch oder ökologisch Sinn. Oldtimer werden im Schnitt 1.000-2.000 km p.a bewegt. Solche Fahrzeuge werden den CO2-Rucksack der Batterieherstellung schwerlich wieder „einfahren“ können.
Hinzu kommt, dass Batterien schon für Neuwagen knapp sind und gebrauchte Batterien hingegen sollen ja v.a. als stationäre Speicher verwendet werden.
Ernesto 2 meint
E-Fuels und kein Ende, es ist einfach energetisch völliger Blödsinn anstatt ein BEV mit EEG-Strom zu versorgen aus diesem EEG-Strom E-fuels zu machen, nur damit irgendwelche Porsche oder Toyota Fahrer glauben können sie würden „Umweltbewusst“ unterwegs sein. Für den Stromverbrauch der für E-Fuel benötigt wird können mindestens 7 BEVs die gleiche Strecke fahren. Also was soll dies „Geschichte“ extra erfunden für dumme Autofahrer? Das ist doch nur im Gespräch damit die Industrie sich auch in 10 Jahren keine Gedanken machen muss und weiter Verbrenner verkaufen kann. Und um die Leute zu verunsichern die HEUTE eine Kaufentscheidung treffen müssen. Die Milliarden Liter Benzin aus Erdöl die wir jedes Jahr in Verbrennungsmotoren „verheizen“ (mindestens 80% sind Abwärme und werden NICHT in Fortbewegung umgesetzt!) sind auch in Jahrzehnten mit gigantischen Programmen nicht durch E-Fuels zu ersetzen. Die Zeit der Verbrenner ist bis auf wenige Ausnahmen vorbei – aus – Ende! Daran sollten sich alle langsam gewöhnen. So wie vor 150 Jahren die Zeit der Droschken gegen das Benzinauto vorbei war, bis auf wenige Ausnahmen.
Rene meint
Danke – da ist nur noch hinzuzufügen, dass die FDP sowohl durch Herrn Wissing als auch durch Herrn Lindner immer wieder die „E-Fuels“ in den Mund nimmt – das bremst den Umstieg auf BEV’s, denn viele warten und warten und warten ….
DerOssi meint
Und das Witzige ist ja, dass die vielen JUNGEN Erstwähler der FDP erst zu dieser Position verholfen haben, obwohl der Kimagedanke meines Erachtens doch eher bei der jüngeren Generation mehr und mehr verankert ist…
Ironie des Schicksal irgendwie…
Fritzchen meint
Der Umstieg auf das eAuto wird gebremst, weil es noch gar keines gibt, das für Otto Normalbürger geeignet ist.
Es gibt hoffnungslos überteuerte Fahrzeuge mit geringen Leistungen. Spielzeuge für Reiche oder Individualisten.
Wo ist das eAuto ohne Plumpaquatsch-Ausstattung zum Preis von 20 Tausend Euro für 5 Personen?
Solange Maßnahmen gegen den Klimawandel durch Gewinnmaximierung der Autoindustrie flankiert wird, gibt das nichts.
Glaubt einer im Ernst, eine schwedische Familie fährt mit dem eAuto zum Urlaub nach Italien?
elbflorenz meint
Dafür, daß es angeblich noch gar keine BEV für die breitere Masse gibt, sind die Wartezeiten aber arg lang.
Also wenn jetzt Dacia einen eSandereo für 20.000€ auf den Markt bringen würde, wären die Wartezeiten wohl bei 5 Jahren … fast wie früher in der DDR …
NiLa meint
Und nun? Wären genug BEV verfügbar, wenn alle Neuwagenkäufer sich heute für eins entscheiden würden?
Offensichtlich nicht. Umso wichtiger, dass beim Thema e-fuels endlich Gas gegeben wird.
Jeru meint
ich denke man muss hier unbedingt zwischen zwei wichtigen Punkten unterscheiden:
1.) e-Fuels als Alternative für BEV
Vermutlich geht es Ihnen um diesen Punkt und ich stimme Ihnen grundsätzlich zu: Das sollte keine Alternative sein. Die Argumente sind klar.
2.) e-Fuels für die Bestandsfahrzeuge
Dieser Punkt wird meiner Meinung nach bisher zu wenig beachtet und ich vermute, viele verstehen die Dimension noch nicht. In Deutschland gibt es allein 47 Mio. Pkw. Wenn alles „perfekt“ läuft, können wir in 2030 mit ca. 15 Mio. BEV (ca. 30% des Bestands) rechnen.
Es dauert dann noch einmal mindestens 10 Jahre, also bis zum jahr 2040, bis der komplette Bestand aus BEV besteht.
Schaut man sich die Dringlichkeit der CO2-Minderung an, kann man meiner Meinung nach nicht bis 2040 warten, um sich um die Verbrenner im Bestand zu kümmern. Und wir sprechen hier nur über Deutschland, einem Land, dass vermutlich viel schneller elektrifiziert wird, als der Rest der Welt.
Aus meiner Sicht gibt es hier einen Konflikt, der als Argument für den EInsatz von e-Fuels dienen kann.
elbflorenz meint
Es gibt sie aber ned – eure e-fuels.
Weder heute – noch in 2030. Wir haben heute nicht genug grünen Strom – und werden auch in 2030 nicht genug grünen Strom haben.
Und die Mengen, die nach 2030 Mal zur Verfügung stehen braucht zuerst die Luftfahrt.
Wir werden bald noch nicht einmal genug Erdgas haben …
Thomas meint
„Sogenannte E-Fuels wären sofort einzusetzen“
„um Anlagen für die Herstellung dieser Kraftstoffe errichten zu können.“
Ja, was denn jetzt, sofort oder nicht? Und wenn es tatsächlich noch gar keine eFuels gibt, ja wäre es dann nicht sinnvoller mit der gleichen Geldmenge viele Verbrenner durch BEV zu erstezen, anstatt viele Wind-/Solaranlagen und Chemiefabriken zu bauen, die dann nur wenige (alte) Verbrenner antreiben?
Horst Krug meint
Mit meinem Toyota Prius Hybrid war die 2 letzten Tagesverbrauch 3,1 Liter Super Benzin, mein nächstes Auto wird definitiv Tesla Model 3, aber ich weiß nicht wann ich das mache, mein Toyota ist einfach „zu gut“ und „ziemlich sparsam“, und frei von künstlichen Geräuschen im Elektroauto fahren.
Die höchsten Strompreise für unter Deutschland, ich reagiere darauf.
Mike meint
Wenn du z.B. nur 60km gefahren bist, wären 3,1 Liter Super jetzt nicht so der Hit (-> 5,16l/100km).
K. Terlin meint
Geht mir sehr ähnlich.
Ich habe den Prius Plug-in seit Juli 2017 und bin seitdem insgesamt 78.000 km gefahren.
Benzinverbrauch 2,8 Liter auf 100 km.
Die Batterie (meist vollständig) geladen habe ich bisher 600 mal.
Tesla behagt mir nicht, aber etwa der kommende Genesis GV60 steht weit oben auf unserer Wunschliste für 2023.
CaptainPicard meint
Es gibt Wartelisten von teilweise über einen Jahr und hier wird davon geredet dass das Kundeinteresse gebremst wird.
Ernesto meint
ich bestelle mir genau aus diesem Grund kein neues Auto! Weil man über 12 Monate warten muss und wie es aussieht die Prämie am 2023 herunter gesetzt wird! Da es sich bei mir um eine Privatperson handelt und ich nicht einer der unzähligen Firmenwagennutzer bin, würde ich gern wissen was mich das Auto am Ende kostet. Nein und mir ist es nicht egal ob ich 3-4k mehr zahlen muss! Das ist Kaufentscheidend bei mir. Die Kisten kosten so schon mehr als einem lieb ist!
Horst Krug meint
Bei mir verschiebt sich der Kauf eines neuen Modell drei durch die höchsten Strompreise weiter nach hinten, da habe ich es nicht so eilig.
Wenn’s Benzin zu teuer wird, gibt es Bürger Krieg, beim Strom lassen sich die Leute verarschen.
ID.alist meint
„Wenn’s Benzin zu teuer wird, gibt es Bürger Krieg, beim Strom lassen sich die Leute verarschen.“
Vielleicht liegt es daran, dass es viel mehr Menschen gibt, die Benzin tanken als Strom laden
ID.alist meint
Genau deswegen ist momentan der Interesse nicht besonders hoch. Ja, nachfrage ist höher als das Angebot, aber ich glaube auch, dass viele Leute momentan (in Deutschland) den Schritt in die Elektromobilität wegen der langen Wartezeiten und die Ungewissheit, ob an die aktuelle Förderung bekommen wird, nicht wagen.