Die neue Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP ist jetzt 100 Tage im Amt. Die Einleitung einer glaubwürdigen Umwelt- und Klimaschutzpolitik sei die Ampel-Regierung bislang jedoch schuldig geblieben, so die Auffassung der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Ressortübergreifend sehe der Umwelt- und Verbraucherschutz dringenden Nachholbedarf. „100 Tage nach Amtsantritt der selbsternannten ‚Klimaregierung‘ warten wir immer noch darauf, dass Worten Taten folgen“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.
„Die angekündigte Anhebung der Ausbauziele für Erneuerbare Energien reicht nicht“, so Müller-Kraenner. „Wir müssen jetzt den Ausstieg aus fossilem Gas vorbereiten und alles dafür tun, dass der vorgezogene Kohleausstieg 2030 wie geplant stattfinden kann. Voraussetzung dafür ist der konsequente Ausbau der Erneuerbaren. Klimaschutz muss außerdem ausreichend im Bundeshaushalt berücksichtigt werden. Neben der bereits von Finanzminister Lindner angekündigten Mittel aus dem Energie- und Klimafonds müssen vor allem für Energieeffizienz und den Einstieg in die grüne Wasserstoffwirtschaft zusätzliche Haushaltsmittel bereitgestellt werden.“
Darüber hinaus könne das von Bundesumweltministerin Lemke angekündigte Programm für Natürlichen Klimaschutz zur wichtigen Säule des Klimaschutzes werden. Dafür müsse der Naturschutz bundesweit adäquat finanziell und personell ausgestattet werden.
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch: „Die ersten Beschlüsse der neuen Ampel-Regierung zeigen den fortbestehenden Einfluss der Autokonzerne und bedeuten eine Fortsetzung der klimaschädlichen Verkehrspolitik der Vorgängerregierung. Das wurde bereits im Koalitionsvertrag mit der Ablehnung eines generellen Tempolimits deutlich und hat sich kurz nach der Vereidigung bestätigt, als die absurde finanzielle Förderung von Plug-in-Hybriden sowie Diesel- und Benzin-SUV im Eilverfahren verlängert wurde. Im Januar folgte die Absage an ein Verbrenner-Aus ab 2035 und im Februar die Verhinderung verschärfter CO2-Flottengrenzwerte für Pkw-Neuwagen in der EU. Dabei braucht es gerade hier ambitionierte Ziele – sonst bleibt in den nächsten zehn Jahren alles beim Alten und das Ziel von 15 Millionen rein elektrisch betriebenen Pkw rückt in weite Ferne.“
Angesichts der Klima- und Sicherheitskrise drängt die DUH auf die schnelle Umsetzung von Sofortmaßnahmen zur Energie- und Rohstoff-Einsparung. Dazu Resch: „Anstatt konkrete ordnungsrechtliche Maßnahmen zur Energieeinsparung zu beschließen, verzichtet die neue Bundesregierung auf kurzfristig mögliche Rohstoff- und Öleinsparungen. Einwegplastik-Verbot oder Sanierungsprogramm für Kindergärten und Schulgebäude? Fehlanzeige.“
„Besonders absurd“ sei das Festhalten an einer Dienstwagenförderung mit bis zu 80.000 Euro pro Serienfahrzeug, wobei die finanzielle Förderung auch noch steige, je höher der Spritverbrauch ist. „Es reicht nicht, Verbraucherinnen und Verbrauchern Heiztipps zu geben. Wir brauchen einen sofortigen Stopp jeglicher Förderung und steuerliche Abzugsfähigkeit energetisch ineffizienter Produkte und Fahrzeuge. Außerdem brauchen wir ein Tempolimit mit denselben Höchstgeschwindigkeiten wie 1973 bei der ersten Ölkrise: Tempo 100 auf Autobahnen und Tempo 80 außerorts“, fordert die DUH.
Andreas meint
Nach dem ersten Wort hat man gar nicht mehr weiterlesen müssen.
Werner Mauss meint
Das Foto gefällt mir. Endlich scheint die Luft, die ja jetzt durch den Motor gereinigt wurde in den Innenraum geleitet zu werden. Wurde ja längst überfällig.
martinalex meint
Es wäre echt schön, wenn die Ziele auch mal am Ziel und nicht am „machbaren“ ausgerichtet werden würden.
15mio E-Autos reicht nicht im Ansatz um den CO2-Ausstoss im Verkehrsbereich um die angepeilten 65% abzusenken, selbst wenn die wirklich einen Ausstoss von 0 hätten, dann wären das 22% der Fahrzeuge, weit entfernt von den nötigen 65%. Und da sind die LKW noch gar nicht drin, weswegen man im PKW bereich wohl eher auf 80% kommen müsste um die Ziele erreichen zu können. Das ist innerhalb von 8 Jahren natürlich vollkommen unrealistisch – vor allem weil innerhalb von 8 Jahren nur grob 50% der Fahrzeuge ausgetauscht werden.
Liebe Politik: Bitte denken sie Gross!
Ernesto 2 meint
All das wird durch die Lobbyarbeit unserer Autohersteller garantiert verhindert werden. Denen ist die Umwelt herzlich egal solange die Boni und die Dividenden fließen. Wer Geld hat, hat die Macht. Wer kein Geld hat, hat die Ohnmacht. Ohne eine Revolution (und die ist in Deutschland nur von oben herab zu Gunsten von Millionären und Milliardären erlaubt!) wird sich die nächsten 30 Jahre nichts ändern. Und unseren Kindern und Enkeln werden wir Opas dann erzählen, tut uns leid wir konnten leider, leider gar nichts tun. Wir haben weiterhin FDP, SPD und CDU gewählt und die Grünen sind leider der Macht wegen immer umgefallen wenn es um Prinzipien ging. Deswegen sitzt ihr jetzt in einem vertrockneten Deutschland (siehe Doku der letzte Tropfen im ARD) und habt kein Trinkwasser und keine Zukunft mehr.
Djebasch meint
Das da eine bestimmte Industrie viel Macht hat merkt man jetzt besonders stark…
Ich bin sehr gespannt ob in den nächsten Wochen jetzt eine Beschleunigung des Ausbau der Alternativen Energie kommt oder ob wir weiter an Gaskraftwerken festgehalten…
Irgendeiner hofft wohl noch das das ganz schnell vorbei geht und keiner auf das Gas aus Russland verzichten muss…
elbflorenz meint
Natürlich werden wir weiter an Gas und Gaskraftwerke festhalten. Da geht kein Weg daran vorbei. Nur es wird halt LNG sein. Minister Habeck ist ja gerade in den Vorzeigedemokratien … hüst’l … am Golf.
LNG hat drei große Vorteile: es kommt (meist) aus lupenreinen Diktaturen, es ist teurer und es ist schlechter für das Klima … also insgesamt eine zukunftsorientierte Energie …
Djebasch meint
*LACH*
Nach dem Motto „Wer braucht schon Natur wird eh überbewertet…“