VW plant für 2026 im Projekt Trinity ein neues Elektroauto-Flaggschiff. Neben dem Fahrzeug soll auch die komplett neue Fabrik dafür im Wolfsburger Stadtteil Warmenau unweit des Stammwerks Maßstäbe setzen. Produktionsvorstand Christian Vollmer verriet im Interview mit der Automobilwoche mehr zu dem Vorhaben.
Das Unternehmen rechne für die Trinity-Fabrik mit einer Bauzeit von zwei Jahren, losgehen soll es im ersten Halbjahr 2023. Dabei stünden hohe Umweltstandards im Fokus, betonte Vollmer. Konkret werde das Werk neben einer eigenständigen Montagehalle über einen kompletten Karosseriebau verfügen. Hinzu komme eine moderne, lösungsmittelarme Lackiererei. Die Fabrik werde komplett CO2-neutral arbeiten. Darüber hinaus würden auch bestehende Strukturen im Stammwerk genutzt, etwa das Gesundheitszentrum und die IT. Rein von der Produktion her gesehen werde es aber ein vollwertiges Werk.
Mit der neuen Fabrik will VW seine Autoproduktion revolutionieren. In den vergangenen Jahren sei sie Produktivität in den Werken des Autobauers kontinuierlich um rund fünf Prozent jährlich gesteigert worden. Um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben, brauche man jetzt jedoch einen großen Sprung. Das gehe nur mit einem neuen Denken und neuen Konzepten. „Nur so können wir unser ehrgeiziges Ziel erreichen, ein Fahrzeug in zehn Stunden zu bauen“, sagte der Produktionsvorstand. Aktuell werden je nach Modell über 30 Stunden benötigt, es geht aber auch schon schneller – etwa beim Tiguan in Wolfsburg mit rund 18 Stunden oder beim Polo in Pamplona mit 14 Stunden.
Entscheidend für die Verkürzung der Produktionszeit sei, die Produktivität weiter zu steigern, weniger Bauteile, mehr Automatisierung, hocheffiziente Produktionslinien, innovative Logistikkonzepte sowie weniger Varianten bei den Modellen, erklärte Vollmer. VW wolle zudem statt vieler Einzelteile vormontierte Module einsetzen, die es in möglichst wenig Varianten gibt. Deshalb müsse man das Thema Produktion schon im Designprozess mitdenken. So ließen sich die Logistikkosten senken und in der Montage eine ideale Taktung und eine maximale Produktivität erreichen.
Mit Trinity stärke VW die Wettbewerbsfähigkeit des Stammwerkes und gebe der Belegschaft eine Langfristperspektive. Das Unternehmen mache Tempo bei der Transformation in Richtung eines CO2-neutralen und softwarebasierten Mobilitätsanbieters, so das Mitglied des Markenvorstands. Trinity sei der Kristallisationspunkt der vor einem Jahr vorgestellten „Accelerate“-Strategie. Das Fahrzeug stehe für die nächste Generation von Elektroautos von VW.
Die Basis für das Trinity-Elektroauto wird VWs neue konzernweite Architektur SSP. Die modulare Plattform soll autonomes Fahren auf Level 4 ermöglichen und bei Elektrifizierung und Digitalisierung neue Standards setzen. Mit den weiter in Wolfsburg gebauten Verbrennern, dem 2023 in die Montage kommenden elektrischen Kompaktwagen ID.3 und dem neuen Trinity-Werk habe VW in Wolfsburg drei Säulen, sagte Vollmer. „Damit machen wir den Standort als Allrounder zukunftssicher.“ Neben der Produktivität werde mit Trinity auch ein neues Konzept für die Arbeitsumgebung realisiert – etwa mit Grün- und Wasserflächen, Solarzellen auf den Dächern, intelligenten Klimatisierungskonzepten ohne Klimaanlagen, anderem Licht in der Halle und kurzen Wegen zu den Pausenräumen.
VW will zwei Milliarden Euro in den Trinity-Neubau investieren, die Kapazität soll bei 250.000 Fahrzeugen liegen. Darauf angesprochen, ob sich das rechnet, sagte Vollmer, dass das Unternehmen bei dem Projekt nicht nur die reinen Investitionen betrachte. Es gehe auch um die laufenden Kosten im Betrieb. Hier setze man mit intelligenten Logistikkonzepten, reduziertem Energiebedarf, einem hohen Automatisierungsgrad und den zehn Stunden Produktionszeit Maßstäbe. Der Produktionsvorstand ist sich sicher: „Die zwei Milliarden sind sehr gut investiertes Geld.“
Michael meint
Solange die Nachfrage so gross ist reicht eine Variante. Aber wenn es mal genügend Autos gibt, dann will der Kunde auch mal Varianten. Deshalb hat ja Tesla jetzt schon mal das Model Y. Also ein Einheitsauto wird nicht reichen.
TM3 meint
Muffensausen würde ich sagen, nach alter Zeitrechnung wäre das frühestens 10 Jahre später oder wahrscheinlich gar nicht gekommen.
Andi EE meint
„Entscheidend für die Verkürzung der Produktionszeit sei, die Produktivität weiter zu steigern, weniger Bauteile, mehr Automatisierung, hocheffiziente Produktionslinien, innovative Logistikkonzepte sowie weniger Varianten bei den Modellen, erklärte Vollmer.
…
Deshalb müsse man das Thema Produktion schon im Designprozess mitdenken.“
Lustig, habe ich vor ein paar Tagen geschrieben, Echo hier … stimmt nicht, habe man alles schon, keine Ahnung soll ich haben, nur eine Sache von der grösseren Auswahl bei VW …. Und jetzt repetieren die VW-Mangager quasi 1:1 die Produktions-Logik von Tesla.
Tja, die VW-Manager müssten nur auf unsere VW-Fans hören, dann wüssten sie, dass sie das alles schon haben und gar nichts verändern müssen.
Matze meint
Andy, soweit ich mich erinnere hast du geschrieben, dass das Video aus dem Tesla Werk ganz anders aussieht, als in einem VW Werk.
Ich hätte jetzt nicht das generelle Werkslayout, Logistik und Produktkomplexität/Variantenvielfalt aus dem Tesla Video erkennen können, aber wenn du das konntest, Chapeau!
PS: Variantenreduzierung versucht VW nicht erst seit Tesla 😀 ob es klappt, weiß ich nicht.
Andi EE meint
@Matze
„Andy, soweit ich mich erinnere hast du geschrieben, dass das Video aus dem Tesla Werk ganz anders aussieht, als in einem VW Werk.“
Nein also ganz bestimmt nicht, ich fand das Tesla-Werk toll, habe aber keinerlei Bezug im initialen Post zu VW genommen. Einer von unseren VW-Helden hat sich dann gemeldet und behauptet, dass es bei VW genau gleich aussehen würde … und dann ist die hitzige Diskussion entstanden. Sorry dass ich dich korrigeren muss. 😉
Andi EE meint
Hab kurz nachgeschaut, ich hatte doch einen VW-Bezug drin …
„Schon ein beeindruckendes Video, ich frag mich wie das VW mit den verschiedenen Modellen auf der gleichen Fertigungslinie macht. Alleine das verhindert doch, dass man höher autonatisieren kann.“
Aber eben den, dass man mehrere Modelle auf einer Fertigungslinie produziert und dann eine höhere Automatisierung verhindert wird, ich sehe da nichts Abwertendes drin. Eine Logik die niemand bestreiten kann, ausser … . 😉
Nickyonline meint
Verschiedene Modelle verhindern nicht zwingend einen höheren Automatisierungsgrad:
Man muss in der Konstruktion der Fahrzeuge gewisse Dinge für die automatisierten Fertigungsstationen standardisieren und/oder in der frühen Produktauslegung berücksichtigen.
Das machen die alten OEMs schon lange so.
Und dann gleich zur Gegenfrage „Warum ist der Auotomatisierungsgrad so gering?“:
Weil es nicht in jedem Land (Stundenlohn) und in jeder bestehenden Fabrik wirtschaftlich ist in teure, hochautomatisierte Anlage im laufenden Betrieb zu investieren.
Andi EE meint
@Nickyonline
„Das machen die alten OEMs schon lange so.“
Alles klar, sind wir wieder bei Adam und Eva. Der Manager sagt, dass VW von 30 auf 10 Stunden kommen müsse und du sagst, „ist alles ok, weiter so“. Der Manager aus deinem Verein sagt es doch eben und du widersprichst in den fundamentalen Dingen gleich wieder. Das ist echt schwierig mit euch und steht auch sinnbildlich für die Schwierigkeiten der deutschen Autoindustrie. Am Anfang steht das „Akzeptieren“, dass man nicht mehr top ist und man in einigen Bereich einen riesigen Rückstand hat.
„Weil es nicht in jedem Land (Stundenlohn) und in jeder bestehenden Fabrik wirtschaftlich ist in teure, hochautomatisierte Anlage im laufenden Betrieb zu investieren.“
Auwei, du weisst glaub nicht in welchen Werken VW Geld verdient. In China ist die Marge angeblich 10x höher als in DE, wo muss dementsprechend mehr Autmatisierung geschehen? Sorry, in jedem Land gleich, wenn es ums eigene Land geht, ist das Brett vor dem Kopf besonders dick.
Nickyonline meint
Naja,
gerade in Ländern mit geringem Stundenlohn rechnen sich hohe Investitionen (die sind in allen Ländern gleich) in Automatisierung nicht. Deshalb ist der Automatisierungsgrad in Deutschland höher als im Ausland. Und das die Rechnung auf dem Greenfield eine andere als im Brownfield ist, sollte auch jedem klar sein…
Meine Aussage ist:
Die Varianz der Modelle muss eine Automatisierung nicht verhindern.
Wo ist da der Widerspruch (Brett vor´m Kopf)?
Eine hohe Varianz der Bauteile (Ausstattung, Farben, etc.) je Modell erhöht die Fertigungszeit, Logistikkosten, Materialkosten, etc. . Das hat man erkannt und will es ändern. Aber bei gleichem Konzept ist der Verbau (manuell oder automatisiert) gleich.
Beim Trinity soll es dabei nur noch viel weiter gehen, als alles was man vorher gemacht hat!
Und dafür werden zum einem neue Konzepte entwickelt und bekannte Konzepte von Wettbewerbern teilweise übernommen (kopieren funktioniert nicht, eigene Erfahrung).
Mit verschiedene Modellen in einer Fertigung kann man zu normalen Zeiten Nachfrageschwankungen ausgleichen und die Produktion somit besser ausgleichen.
Tesla hat ein starkes Wachstum. Solange das so ist, können sie die Fertigung mit einem Modell auslassten. Irgendwann wird auch deren Wachstum ein Ende haben (bei x Millionen Fzg. pro Jahr). Und dann kommen auch sie in die Situation, dass sie mit einem Modellmix ihre Fertigung auslassten müssen.
Andi EE meint
@Nickyonline
Es bringt nichts.
Nur noch ein Beispiel: Solarbranche, die dummen Sprüche, wir können hier nicht produzieren weil … alles wandert nach China ab … aber nicht primär weil der Arbeiter so günstig ist … , der Automatisierungsgrad dieser chinesischen Fabriken ist, viel, viel höher als damals in DE. Jinko Solar ist doch nicht Marktleader, weil dort eine Million Chinesen zu Hungerlöhnen arbeiten. Die haben eine extrem effiziente, hochautomatisierte Fertigung die diese konkurrenzfähigen Preise erst ermöglicht.
Dito Batteriefertigung, CATL ist doch nicht Marktleader weil dort Gewerkschaften dumm rumschwafeln und sich gegen jede Automatisierung stemmen. Die sind besser weil die Werke mit ihren Produktionstools viel besser sind. Ich bin wirklich auf Northvolt gespannt, falls da auch so eine Mentalität wie in DE herrscht, „wir sind top wir müssen uns nicht verändern“, nach deinem Schema, wird das in einem totalen Flop enden.
Nickyonline meint
Und wo ist jetzt genau der Widerspruch?
Im Bericht steht sinngemäß, die neue Fabrik wird hochautomatisiert sein und man konstruiert den Trinity dem entsprecht. Übrigens geschieht dieses mit der Unterstützung des Betriebsrats.
Weder im Bericht, noch in meinen Kommentaren steht, wir sind top, wir müssen nichts verändern… im Gegenteil!
Andi EE meint
@Nickyonline
Und dann gleich zur Gegenfrage „Warum ist der Auotomatisierungsgrad so gering?“:
Weil es nicht in jedem Land (Stundenlohn) und in jeder bestehenden Fabrik wirtschaftlich ist in teure, hochautomatisierte Anlage im laufenden Betrieb zu investieren.
Das hast doch du geschrieben. Es ist eben nicht so, dass im Billiglohnland weniger automatisiert wird, das meinen nur Dummköpfe.
Nickyonline meint
Das war eigentlich nur eine Randnotiz…aber gut…
Es kommt halt immer darauf an, wie lange man für die Amortisierung einer Investition benötigt. 10 Jahre wären z.B. im Automobilbau keine kluge Entscheidung. Da bräuchte man ja mindestens 2 Modellzyklen…
Es sei denn das Ganze steht im 5-Jahresplan einer kommunistischen Regierung. Und diese unterstützt es, weil es politisch so gewollt ist.
Wenn wir in Europa dann auch noch so blind sind und Dumpingpreise (wie bei der PV geschehen) dulden, dann machen wir uns selbst kaputt.
PS: Meine PV-Anlage ist ganz bewusst „Made in Germany“. Hat auch nichts genutzt. Solar World ist trotzdem pleite :-(
Randy meint
@AndiEE
Bezüglich Solarbranche muss ich Dir widersprechen: Der Automatisierungsgrad ist in China nicht höher, sondern die Staatlichen Subventionen machten bis 75% der Fertigungskosten aus. Nur deshalb konnte China seine Solarmodule zu Dumpingpreisen am Weltmarkt anbieten und die ausländische Konkurrenz vom Markt fegen.
Thomas meint
Wenn man den Wettbewerb überholen will, sollte man keine Fabriken bauen, die nur halb so viel Kapazität haben wie die Branchenführer heute schon. Verschenkte Skalierungsvorteile.
Stefan meint
Kapazitäten hat VW in Wolfsburg genug. Wahrscheinlich werden Sie dann auch (ein Teil?) das bisherige VW-Gelände passend umbauen.
Das geht aber nicht im laufenden Betrieb.
BEV meint
ja genau, man fährt mit angezogener Handbremse, weil man die alte Kuh, die immer soviel Milch gegeben hat nicht schlachten will
Roma meint
Da auf der neuen Plattform wahrscheinlich erst „Luxus“-Modelle kommen werden, empfinde ich die 250.000 nicht als zu gering.
Auch wurde ein weiterer Ausbau bzw. eine Adaptierungen bestehender Werke, nach dem Vorbild des komplett neuen Werkes, nicht ausgeschlossen. Nur ein Umbau dauert in der Regel länger und Zeit ist knapp, deshalb auch ein komplett neues Werk obwohl man genügend Produktionsfläche hätte.
TM3 meint
Haha ja der Luxus VW .. schon klar
Eher ein Tesla Fighter würde ich vermuten.
André meint
Die Wahrheit ist das die alte Kuh noch gerne gekauft wird.
Freddy K meint
Warum? Wenn dieses Wetk steht kann in bestehenden Werk eine weitere Linie umgebaut werden…Wieso sollte man alles neu bauen? Nachhaltiger ist bestehende Werke zu verwenden.
Freddy K meint
Schauen wir mal ob die Behörden hier auch „schnell“ agieren.
BEV meint
oder ob es auch hier so viele „Umweltverbände“ gibt, die was dagegen haben
zeigt alles nur wie sehr sie die Hosen voll haben
Freddy K meint
Ich bin für BEV. Scheitern wünsche ich keinem. Umso schneller desto besser.
Und Hosen voll haben? Wers meint….