Die nach wie vor bestehende Unklarheit bei der Förderung von Elektroautos über dieses Jahr hinaus verunsichert laut dem Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) potenzielle Kunden. Das zeigten die Ergebnisse einer Blitzumfrage vom 31. Mai bis zum 7. Juni unter Autohäusern in Deutschland.
Im Zeitraum Januar bis Mai 2022 haben sich demnach 43 Prozent der an rein batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) und 45 Prozent der an Plug-in-Hybriden (PHEV) Interessierten gegen den Kauf entschieden. Eine andere Antriebsart wählten 23 Prozent der BEV- und 24 Prozent der PHEV-Interessenten. Gründe dafür waren die ungewisse Ausgestaltung der deutschen Stromer-Kaufprämie „Umweltbonus“ und die unsicheren Lieferzeiten.
Zum Thema Lieferzeiten gaben die befragten Betriebe an, dass von den aktuell vorliegenden Kundenbestellungen durchschnittlich 56 Prozent der Batterie-Autos sowie 63 Prozent der Plug-in-Hybride voraussichtlich noch in diesem Jahr ausgeliefert würden. Im kommenden Jahr würden es voraussichtlich 40 Prozent der bestellten Batterie-Autos und 32 Prozent der bestellten Plug-in-Hybride sein. Der Rest (4 % BEV/5 % PHEV) werde dann erst im Jahr 2024 zu den Kunden kommen.
„An diesen Ergebnissen ist klar zu sehen, dass die Ausgestaltung der Förderrichtlinie große Auswirkungen auf die direkt im Kundenkontakt stehenden Autohäuser hat“, sagt ZDK-Präsident Karpinski. „Denn es sind Händler, die Kunden zu den Förderbedingungen beraten, bei der Beantragung unterstützen und die erforderlichen Dokumente zum Einreichen des Antrags bereitstellen.“
Deshalb erneuere er seine Kritik am Entwurf des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zur Neuregelung des Umweltbonus, der aus Sicht des ZDK in die falsche Richtung gehe. „Statt das Datum der Fahrzeugbestellung als maßgebend für den Förderantrag zu nehmen, wie wir das schon seit längerem fordern, soll es wie bisher beim Datum der Fahrzeugzulassung bleiben. Bei langen Lieferfristen haben weder Kunden noch Händler Planungssicherheit.“
Ähnliches gelte für den geplanten Stopp der Förderung von Plug-in-Hybriden ab dem 1.1.2023. Laut dem BMWK-Entwurf würde eine Förderung der Teilzeit-Stromer in Abhängigkeit von der elektrischen Fahrleistung zu unverhältnismäßig hohem Aufwand führen. „Hier fragt man sich, warum der niedrigschwellige Einstieg in die Elektromobilität auch aus Gründen bürokratischer Bequemlichkeit auf den Index kommen soll. Denn es ist naiv zu glauben, dass die PHEV-Interessenten sich jetzt kollektiv für rein batterieelektrische Fahrzeuge entscheiden“, so Karpinski.
Der ZDK habe dem Bundeswirtschaftsminister bereits im März eine zwölfseitige Stellungnahme mit detaillierten Vorschlägen zur Neugestaltung des Umweltbonus bereitgestellt. „Noch ist es Zeit, diese Vorschläge zu berücksichtigen – im Sinne der Umwelt, aber auch der potenziellen Kunden und nicht zuletzt im Sinne der Autohändler, die täglich im Kundenkontakt stehen. Daher rufen wir die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker erneut dringend dazu auf, diese wichtigen Aspekte in der Ressortabstimmung zu berücksichtigen“, so der Appell des ZDK-Präsidenten.
Tom meint
„es ist naiv zu glauben, dass die PHEV-Interessenten sich jetzt kollektiv für rein batterieelektrische Fahrzeuge entscheiden“ (Karpinski).
Dieser Satz beschreibt die Lobby-Denke im Artikel doch am besten. Nur weil es nicht alle tun soll es schlecht sein? Jedes einzelne PHEV ist ein Verbrenner und daher jedes einzelne PHEV welches durch ein richtiges BEV ersetzt wird ein echter Gewinn! Selbst wenn nur 10% umsteigen…
Im Übrigen glaube ich, das PHEV-Problem wird sich vermutlich schneller erledigen als viele denken. Ich kenne einige PHEV-Fahrer von denen (bis auf einen) alle das Leasing-Ende herbeisehnen um endlich auf ein BEV wechseln zu können. Sie sehen überwiegend keinen Mehrwert durch den Verbrenner (hohe Kraftstoffkosten, Komforteinbußen durch Lärm und Vibration, höhere Unterhaltskosten) und sind vor allem aufgrund der verschwindend geringen elektrischen Reichweite vom ständigen Laden müssen genervt.
Fritzchen meint
Ich beobachte genau das Gegenteil. Die Fahrt zur Arbeit wird elektrisch gefahren, die Urlaubsreise mit Super, vor Ort wieder elektrisch.
So sehe ich das auch. Welche Familie will auf einer Urlaubsreise ständig ans Aufladen denken?
Fahren die Scandinavier eigentlich mit ihren Stromern nach Italien in den Urlaub?
Ökoman meint
Jepp, das tun sie. Inzwischen völlig problemlos.
Schon viele aus Norwegen, Dänemark und Schweden getroffen.
Mache auch ich und „ständig ans Laden denken“ ist dann wohl eher eine Sichtweise von vor 5 Jahren ohne zwischenzeitliches Update.
Andreas meint
auch hier sind Leute unterwegs, die Anstand und Freundlichkeit versteckt halten.
Warum ist das so, in unserer Gesellschaft – warum werden die Menschen so schnell persönlich?
Grüße
Andreas
Werner Mauss meint
Klappt doch wie am Schnürchen für die Verzögerungslobby. Und wieder ist ein Jahr gewonnen…….
Djebasch meint
Also 9 Monate ist echt das Maximum an Lieferzeit, alles darüber ist nicht zu gebrauchen, sonst bekommt man einen Wagen und das Facelift ist nur Wochen entfernt oder wie… dazu noch die Kosten die selbst mit Förderung eher zum Himmel stinken.
Sorry aber gerade VW ist mit seinen Lieferzeiten eher ein Verhinderer der E Mobilität auch wenn der Preis OK ist.
brainDotExe meint
Was will man machen, wenn die Nachfrage größer als die (eingeschränkte) Produktionskapazität ist?
Bei 9 Monaten bin ich aktuell, laut Händler könnten es aber auch 15+ werden, sprich erst nächstes Jahr und dann gibt’s nach aktuellem Stand keine Förderung mehr…
MichaelEV meint
Pssst, ein BWL-Student bekommt in seinen ersten Stunden Studium beigebracht, dass man dann die Preise anpasst. Ist aber ganz geheim…
Außerdem bekommt man noch schnell in VWL beigebracht, dass ein Staat nichts subventionieren braucht, wo der Markt die Nachfrage nicht bedienen kann.
brainDotExe meint
Wird ja auch gemacht, von den anfänglichen 15-20% Rabatt sind die Händler weg. Heute sieht es eher nach 0-5% bei gestiegenem Listenpreis aus.
Du musst das aus Sicht des Kunden sehen. Der hat sich im Herbst 2021 ein Auto bestellt, mit Hinblick auf die Förderung und jetzt bekommt er die wahrscheinlich nicht, weil das Auto erst 2023 kommt.
MichaelEV meint
i4? BMW war halt der Meinung, dass es für BEVs keine Nachfrage gibt;-)
Das ist natürlich sehr ärgerlich. Wenn man so knapp bestellt, dass das Fahrzeug erst im November/Dezember planmäßig kommen soll, nimmt man das Risiko schon bewusst in Kauf, bei ihnen sieht es da natürlich anders aus.
Falls die frühen Besteller mit mehr Rabatt vielleicht sogar bewusst auf die lange Bank geschoben und die mit wenig Rabatt priorisiert werden, finde ich das auch nicht wirklich koscher.
Wenn man zu Beginn bei der Preisfindung einen Fehler gemacht hat, soll der Hersteller es selber ausbaden und nicht auf die Kunden abwälzen. So wie es z.B. VW beim e-Up macht. Der Preis war anfangs zu niedrig, trotzdem arbeitet VW, zumindest gefühlt, die Bestellungen chronologisch ohne Fastlane für spätere teurere Bestellungen ab.
Flo meint
Ich denke schon, dass die unsichere Förderung den Hauptgrund ausmacht. Ich habe 2 Nachbarn, die haben sich eine Wallbox hinschrauben lassen nur weil sie gefördert wurde, ein E-Auto ist nach wie vor nicht geplant. So tickt der Deutsche.
Yoshi84 meint
Nö, die Leute halten sich wegen aberwitzigen Lieferzeiten und astronomischen Preisen zurück. Das Förderchaos kommt höchstens als Sahnehäubchen on top.
LG
MAik Müller meint
Genau sehe ich auch so.
Die meisten halten sich wegen der Extremen Preise zurück.
Hinzu kommt das die Akkus nur 10-12 Jahre halten und die Reichweite Eingeschränkt ist.
Cupra meint
Wer sagt denn bitte, dass die nur 10-12 Jahre halten? Glaskugel?
Bei Tesla haben sie auch gesagt, dass der keine 100000km hält und jetzt stellt sich vielfach raus, dass die Akkus viel viel besser nach Ewigkeiten aussehen. Zudem auch die Restkapazitäten noch richtig gut sind, trotz hatz über die Autobahn und nur Schnellladungen
Meiner_Einer meint
Oh Herr Müller es wird auch nicht wahr, wenn Sie es täglich und unter jedem Post wiederholen.
MAik Müller meint
@Meiner_Einer ich spreche von den Erfahrungen der Tesla Akkus.
Wovon sprechen Sie?
Daniel S meint
Mein Benzintank ist auch eingeschränkt. Und meine Geldbörse.
Powerwall Thorsten meint
Maik, Du liest die falschen Quellen – andere nennen das auch Fake News – ich nenne es Lobbyisten Lügen
MartinAusBerlin meint
So eine dumme Umfrage.
Die Betreiber:innen der Autohäuser, die ja hier befragt wurden, sagen ja selbst, dass es bei jetziger Bestellung in diesem Jahr keine Auslieferung mehr gibt. Warum sollte dann jetzt ein Auto bestellt werden, wenn die Lieferzeiten so lang sind? Bei einer potentiellen Auslieferung in 12 Monaten könnte doch schon ein besseres Model auf dem Markt sein.
Das Problem sind also nicht die Förderbedingungen, sondern die Lieferzeiten.
Und wenn dann 2023 statt dem Plug-In-Hybriden doch ein reines BEV geordert wird, kann das nur gut für die Umwelt sein
MAik Müller meint
@MartinAusBerlin die notwendigen Akkufabriken sind erst ab 2025-2027 Fertiggestellt.
Bis dahin wird das für 90% der Neuwagenkäufer NICHTS mit BEV.
Lorenz Müller meint
Wir waren im Jahr 2021 bereits bei über 10% BEV Anteil, dieses Jahr wurden Batteriefabriken von Northvolt, CATL und LG Chem eröffnet. Im laufe des Jahres gehen viele weitere Fabriken in Betrieb. Ich wäre wirklich verwundert, wenn wir 2023 nicht mindestens 20% BEV Anteil bei den Neuzulassungen sehen.
elbflorenz meint
Rechnen scheint nicht ihre Stärke zu sein … so absolut ned …
Naja, vielleicht liegen Ihnen Sprachen besser …
Gunnar meint
„Bis dahin wird das für 90% der Neuwagenkäufer NICHTS mit BEV.“
Du bist witzig, geht deine Skala über 100% hinaus? Anders kann ich mir deine Rechnung nämlich nicht erklären. In 2021 waren es 13,6% BEV-Anteil. In 2022 sind wir aktuell bei 13,3% BEV-Anteil.
Chris meint
Man kanns schon sehr genau nehmen, dann sinds halt 86-87%. Mei am Ende muss man halt auch sagen, wie viele nehmen es nur wegen dem Umweltbonus mit? Ich kenne zum Beispiel welche die kaufen es nur wegen den Umweltbonus, um es dann nach paar Jahren teurer ins Ausland zu verkaufen und da bisschen Geld zu verdienen
DerOssi meint
Lieferzeiten hin oder her… jeden Tag später bestellt, wartest du noch einen Tag länger…
Auf was wartet man bei langen Lieferzeiten? …und durchs Warten kommt man hinten raus auch nicht schneller an seinen Neuwagen…
Und wegen dem unsicheren Unweltbonus wartet sicher auch keiner… viel wird es nicht mehr geben, das steht so gut wie fest…
Im Endeffekt muss man die Kröte der langen Lieferzeiten schlucken, oder das Wunschmodell wechseln, oder aktuell teuer gebraucht kaufen…
Redlin, Stefan meint
Zitat: „………., oder aktuell teuer gebraucht kaufen…“ Gebraucht kommt nur „teuer“ rüber wegen der hohen Förderung des Neuen. Man kann aber nicht erwarten, dass ein Gebraucht-Verkäufer (privat) den Restwert vom ehemaligen Listenpreis annimmt und davon nochmal abzieht was er selber einst als Förderung bekam. Zu welchem Preis sollte man denn dann einen Wagen gebraucht verkaufen, den man geschenkt bekam ? Für nix ! So geht’s auch nicht.