Der Volkswagen-Konzern will mit der Umstellung auf Elektroautos ein neues Vertriebsmodell etablieren. Beim „Agenturmodell“ treten die Händler nur noch als Vermittler auf, der Kunde kauft das Fahrzeug direkt beim Hersteller. Einzelne Stromer werden so bereits unter die Leute gebracht. Doch es gibt einen Konflikt um die Konditionen für die Verkaufspartner.
Volkswagen und seine deutschen Vertriebspartner streiten laut dem Handelsblatt um Provisionen. Mehr als 800 Händler der Marken VW, Audi, Skoda und Seat würden mehr Geld dafür verlangen, im Namen des Konzerns dessen Fahrzeuge zu verkaufen. Mit den bisher geplanten Provisionsmodellen könnte man auf Dauer nicht überleben, heißt es dem Bericht zufolge aus Händlerkreisen.
Volkswagen erklärt laut dem Handelsblatt, dass den Händlern sechs Prozent des Listenpreises eines Elektroautos geboten werden. Die deutschen Handelspartner wollten aber mindestens acht Prozent. „Die derzeit im Konzern herrschenden Vorstellungen zum Agenturgeschäft können wir nicht akzeptieren“, sagte Dirk Weddigen von Knapp, Präsident des Verbands der deutschen Volkswagen- und Audi-Händler (VAPV) der Wirtschaftszeitung.
„Der Konzern nimmt die aktuellen Aussagen der Partnerverbände zu den laufenden Verhandlungen über das Agenturmodell für vollelektrische Fahrzeuge sehr ernst“, ließ ein Konzernsprecher verlauten. Das neue Agenturmodell sei essenziell, „um ein zeitgemäßes und durchgängiges Kundenerlebnis zwischen On- und Offline-Welt sicherzustellen“. Es biete dem Hersteller und dem Handel eine nachhaltige Zukunftsperspektive.
Das neue Agenturmodell wurde in Deutschland bislang bei den Marken VW und Cupra eingeführt. Volkswagen betonte, dass die Umsetzung auch bei weiteren Marken erfolgreich stattfinden soll. Wie das gelingen kann, soll in den kommenden Wochen ausgehandelt werden. Nach Informationen aus dem letzten Jahr soll das Agenturmodell für Elektroautos außerdem bei Audi, Skoda und VW Nutzfahrzeuge eingeführt werden. Der Vertrieb soll so zukünftig auch in Ländern wie Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien, Polen, Irland und Schweden organisiert werden.
Die Händler vermitteln, der Hersteller verkauft
So funktioniert das Agenturmodell bei VW: Vermittelt ein Händler erfolgreich ein Elektroauto an einen Kunden, erhält das Autohaus dafür eine Provision. Konkret bedeutet dies im Vertrieb, dass sich die Händler bei den ID.-Modellen um die Akquisition, Beratung, Durchführung von Probefahrten, Abwicklung des Geschäfts sowie die Auslieferung in Abstimmung mit Volkswagen kümmern. Den Vertrag für den Kauf oder das Leasing schließen die Kunden direkt mit dem Hersteller.
Wird das Fahrzeug auf der Volkswagen-Website gekauft, erhält ein am Anfang des Verkaufsprozesses anzugebender Wunschhändler Provision und Bonus analog zum stationären Geschäft. Für die Händler bedeutet dies laut Volkswagen eine planbare Vergütung unabhängig davon, ob das E-Auto im Autohaus oder online erworben wird. Für das Unternehmen stehe die Preisstabilität im Vordergrund, man wolle zudem Ängste und Unsicherheiten beim Handel rund um die E-Mobilität abbauen, hieß es 2021. Man nehme dem Handel außerdem das Bestandsrisiko ab.
Werner Mauss meint
Bekommen sie doch, VW hat doch die Preise kräftig erhöht.
EselAusWesel meint
Bei 6% Provision (die auch gezahlt werden, wenn online bestellt wird, ohne dass ein Kunde je mit einem Autohaus interagiert haben muss) müsste es eigentlich für VW günstiger sein, eigene Showrooms aufzubauen und Probefahrten direkt abzuwickeln. Welchen Mehrwert sehen Autohersteller in den Händlern? Beispiel Tesla zeigt, dass Direktvertrieb fürs die eigene Marge natürlich förderlich ist. Wobei Tesla mMn zu wenig Showrooms hat.
hu.ms meint
Neben vertrieb geht es auch um schnellen service bei problemen.
Deshalb haben die etablierten ihre händler- und servicenetz.
Beim service nach kauf fehlt es bei tesla weit.
Mit ein grund, warum hier in D und auch in europa andere hersteller mehr BEV verkaufen.
EselAusWesel meint
naja, ich weiß nicht. Service gibt mir ja nicht der Verkäufer, sondern die Werkstatt. Es gibt auch freie Werkstätten. Also Werkstätten können auch ohne Verkauf funktionieren. Wenn der Verkauf jetzt die Werkstatt subventionieren würde, warum sind freie Werkstätten dann i.d.R. günstiger oder gleich teuer? Tesla ist kein Vorbild bei seiner Werkstatt. Wenn ich den besten Service für meine Kunden will, dann öffne ich die Ersatzteilversorgung. Natürlich kann man wie bei Tesla da aber auch den Service geringer bewerten und die eigene Marge höher.
hu.ms meint
Bei dem ganzen agentur-modell geht es auch darum, dass der käufer den preis beim agenten nicht mehr verhandeln kann, da ja die rechnung von VW kommt und an VW voll bezahlt werden muss. Den agenten ist ausdrücklich untersagt, GELD als rabatt an den käufer zu bezahlen.
Bei mir lag die go-e + adapter kostenlos im kofferraum.
Von anderen (gewerblichen) habe ich gehört, das bei einem oder mehreren services keine arbeitskosten berechnet werden.
hu.ms meint
@ecomento:
VW will ncht nur, sonder hat bereits im sommer 2020 das agenturmodell eingeführt.
ecomento.de meint
Deswegen haben wir „etablieren“ geschrieben.
VG | ecomento.de
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Das ist funktionierende Marktwirtschaft: dass, was der Kunde nicht mehr nachfragt, verschwindet; dafür entstehen wieder neue Strukturen. Die aktuelle Situation zeigt, dass wir trotz der permanenten Veränderungen in allen Bereichen enormen Mangel an Fachkräfte haben. In 5 Jahren wird man richtig froh sein, keinen wartungsintensiven Verbrenner mehr zu haben. Denn die hohen Kosten will keiner mehr tragen wollen, und einen Termin in der Werkstatt gibt es ohnehin nicht.
MAik Müller meint
@Pferd_Dampf_Explosion_E
Nur mal zur Info:
In 5 Jahren also 2027 werden noch über 80% der zugelassenen Fahrzeuge Verbrenner sein.
Wie wartungsintensiv (Verdongelung durch Hersteller) die E-autos werden zeigt sich noch.
VW zumindest will den Umsatz aus dem Service sogar noch erhöhen. Ich gehe davon aus das die E-Fahrzeuge entsprechend designt wurden :) :)
eBiker meint
Richtig. Aktuell liegt der Bestand an eAutos gerade mal bei 1,5% (Stand 01.04.2022)- Marktanteil bei den eAutos haben wir dieses Jahr im Schnitt von 14% – es ist also anzunehmen dass wir zum 31.12. dann bei rund 2% Ankommen.
Wie sich die Steigerung bei den Zulassungszahlen entwickelt ist aktuell schwer vorhersehbar – nicht wegen Nachfrage sondern wegen Angebot/Preis.
Also 80% Verbrenner in 2027 ist wohl sehr realistisch. Wenn nicht plötzlich die super billige Wunderbatterie kommt.
Naja wir werden sehen.
hu.ms meint
Wieder mal zu pauschal Mike:
VW will den umsatz durch nachkaufbare funktionen (software), die dann OTA installiert werden, steigern – nicht durch werkstattservice, denn die werkstattkosten werden garnicht an VW bezahlt sondern logischerweise an die werkstatt.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
@ MAik Müller: „Nur mal zur Info:
In 5 Jahren also 2027 werden noch über 80% der zugelassenen Fahrzeuge Verbrenner sein.“
Das bezweifle ich doch gar nicht; im Gegenteil: Genau diese Kunden werden in 5 Jahren so richtig abkot*en, über die dann herrschenden Terminsituationen und Werkstattkosten.
Ich schreibe extra nicht, dass ich alle 30.000 km nur 118 Euro für den Service meines E-Fahrzeuges (ist natürlich kein VW-Konzern-Fahrzeug) bezahle und, dass nach 93.000 km (nach 5 Jahren) immer noch die ersten Bremsscheiben drin sind, und dass sich die Bremssättel immer noch leichtgängig verschieben lassen. Denn was das bedeutet, das verstehen nur Branchenprofis.
Egon Meier meint
„Ich schreibe extra nicht, dass ich alle 30.000 km nur 118 Euro für den Service meines E-Fahrzeuges (ist natürlich kein VW-Konzern-Fahrzeug) bezahle “
An welchen Abzocker bist du denn da geraten?
Mein BEV hat schon 39.000 km auf dem Tacho und mir werden noch knapp 300 Tage bis zum ersten (!!) service angezeigt.
Dann werden es knapp 70.000 km sein.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
@ Egon Meier: Sehr schön, gutes Auto und bestätigt meine These von oben:
„In 5 Jahren wird man richtig froh sein, keinen wartungsintensiven Verbrenner mehr zu haben. Denn die hohen Kosten will keiner mehr tragen wollen, und einen Termin in der Werkstatt gibt es ohnehin nicht.“
Vielleicht versteht es ja jetzt auch Herr MAik Müller.
CaptainPicard meint
Und wenn man keinen Händler braucht, kriegt man dann die 6%-Händler-Marge stattdessen als Rabatt? (Rhetorische Frage..)
MAik Müller meint
@CaptainPicard selbst die 6% wären bei den aktuellen Fahrzeugpreise von ab 40000€ nichts Wert.
Ausnahme: geschenkte Firmenwagen
Realist meint
Hast du da mal einen Link, wo man sich Firmenwagen schenken lassen kann?
MAik Müller meint
@Realist Gegenfrage warum liegt der Listenpreis von vielen Firmenwagen bei über 40000€ ?
Realist meint
Also müssen Firmenwagen über 40000 kosten damit sie verschenkt werden können? Wo ist den jetzt der Link?
Flo meint
Es wird kommen wie mit den Innenstädten, die Händler werden weniger werden.
elbflorenz meint
Es wird eher so kommen, dass die Händler in die Innenstädte ziehen werden.
Mit ihren Verkaufsräumen.
Und nur die Werkstätten bleiben an der Peripherie oder in den Gewerbegebieten am Stadtrand. Ich sehe in Zukunft eine deutliche räumliche Trennung zwischen Verkauf und Wartung/Reparatur.
Zu einer Reduktion der Händlerzahl wird es natürlich auch kommen. Besonders bei Unternehmen wie VW-Konzern, Ford, Toyota, Renault und bei den Stellantis-Marken.
Powerwall Thorsten meint
Na ja, ob jemand lieber die Pacht auf der „Grünen Wiese“ bezahlt oder alle 35 geplanten Modelle in einer 1A Innenstadtlage präsentiert wird sich zeigen.
Wohl dem, der für den Showroom weniger Modelle auch wenig 1A Miete bezahlt ;-)
MAik Müller meint
@elbflorenz das passiert 100% nicht. Da die Innenstädte zu klein und viel zu teuer sind. Tesla hat gezeigt wie es geht. Einfache günstige kleine Verkaufsstelle am Rande der Stadt.
elbflorenz meint
Wenn die Innenstädte zunehmend Leerstand haben, sinken auch die Preise für Mieten. Wie hier in Dresden schön zu sehen ist.
Und die Standorte werden halt an die lokale Situation angepasst. Auf der Düsseldorfer KÖ oder der Frankfurter Zeil wird es eher keine Skoda oder KIA Schowräume geben. Da wird sich Porsche, Polestar und Mercedes einmieten.