Ein Forschungsteam der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster, des Helmholtz Instituts Münster und der Porsche Consulting GmbH hat ein neues Modell zur Standortanalyse von Batteriefabriken in der EU entwickelt und dafür verschiedene Faktoren analysiert. Die Ergebnisse wurden kürzlich veröffentlicht.
Die Batterie ist das wichtigste und teuerste Bauteil eines Elektroautos. Aufgrund der steigenden Nachfrage nach Elektrofahrzeugen steigt auch der Bedarf an Energiespeichern. Für deren Produktion müssen Experten geeignete Standorte für große Batteriefabriken finden. Um den Bedarf an Batterien lokal zu decken, sind laut den Forschern allein in Europa mindestens 20 solcher Produktionsstätten bis 2030 notwendig. Der Aufbau dieser Fabriken sei mit hohen Investitionen verbunden. Daher sei die passende Standortwahl ein wichtiger Faktor für eine nachhaltige Produktion.
In ihrem Modell berücksichtigten die Forscher verschiedene Faktoren: Kosten, zum Beispiel Material- und Personalkosten, Kompetenzen und Know-how am Standort, etwa die Verfügbarkeit von qualifizierten Ingenieuren und Naturwissenschaftlern, und die Verfügbarkeit sauberer Energie, beispielsweise aus Photovoltaik oder Windkraft. Das Team identifizierte anhand einer vergleichenden Analyse dieser Faktoren mögliche Standorte für Batteriefabriken.
„In der Wirtschaftschemie forschen wir seit einigen Jahren gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie zu Standortentscheidungen für Batteriefabriken. Unsere Forschung erweitert vorherige Modelle um den Faktor Energieversorgung. Dies ist eine wichtige Neuerung, da die Produktion von Batterien für Elektrofahrzeuge sehr energieintensiv ist. Aus welchen Quellen der Strom zur Herstellung von Batterien kommt, beeinflusst deshalb die Öko-Bilanz von Elektrofahrzeugen“, erklärt Erstautor Marius Chofor Asaba von der WWU und vom Helmholtz Institut Münster.
Kein EU-Land in allen Faktoren führend
Die Nutzung sauberer Energie in der Produktion von batteriebetriebenen Fahrzeugen ist von großer Bedeutung, da eine „Gigafactory“ bei voller Auslastung einen jährlichen Strombedarf von schätzungsweise bis zu 1000 Gigawattstunden hat. Das entspricht etwa zwei Dritteln des jährlichen Stromverbrauchs einer Stadt mit rund 300.000 Einwohnern. Für die Analyse nutzten die Wissenschaftler Daten aus unterschiedlichen Datenbanken, unter anderem von der International Energie Agentur. Die Untersuchung zeigt, dass Länder wie Frankreich, Litauen und Deutschland geeignete Standorte sind, wenn die Faktoren Kosten, Kompetenz/Know-how und saubere Energie gleich gewichtet werden. Allerdings ist kein EU-Land in allen drei Faktoren führend, sodass Batteriehersteller die einzelnen Faktoren gegeneinander abwägen müssen.
Während Litauen beispielsweise mit niedrigen Produktionskosten punktet, führt Deutschland als starker Forschungs- und Wissenschaftsstandort für Batterietechnologien und einem moderaten Anteil sauberer Energien am Energiemix. In ihrer Studie untersuchten die Forscher daher auch Kombinationen an Faktoren und unterschiedlichen Gewichtungen. Wird die Verfügbarkeit von sauberer Energie am stärksten gewichtet, zeigt die Untersuchung, dass Schweden ein geeigneter Standort für neue Batteriefabriken ist, da es einen sehr hohen Anteil an sauberen Energieträgern am Energiemix hat.
„Vor dem Hintergrund steigender Preise für fossile Energieträger wie Erdgas und der aktuellen Diskussion um Versorgungssicherheit nimmt eine nachhaltige Energieversorgung am Produktionsstandort eine noch stärkere Rolle in der Standortwahl ein. Unsere Analyse unterstützt Batteriehersteller bei der Standortwahl und kann der Politik als Grundlage dienen, die Ansiedlung von Batteriefabriken durch zielgerichtete Investitionen in nachhaltige Energieträger zu fördern“, fasst Juniorprofessor Stephan von Delft von der WWU die Ergebnisse zusammen.
JustMy2Cent meint
Während in Europa noch geforscht wird, haben sich die Chinesen den Batteriemarkt fast vollständig unter sich aufgeteilt. Wieviel des weltweiten Batterieanteils für Pkw kommt denn nicht aus China?
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Warum zählt sowas als „Forschung“. Für mich ist das eine „banale“ Markt- bzw. Standortanalyse. Das sollte jedes Planungsbüro hinbekommen und Bedarf nicht die Ressourcen einer Universität. Klingt für mich wie Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.
stefan_AT meint
Auch meine Meinung
DerOssi meint
dito 👍🏻
Peter meint
Und wieder schönes Beispiel für uninformierte Fehleinschätzungen in Kommentarspalten.
stromr.garage meint
War es nicht so, dass Mercedes-Benz damals im Jahr 2014 das Ende der einzigen deutschen Batteriefabrik beschlossen hat? 2015 trennte sich Daimler dann endgültig von der Batterie-Vorzeigefabrik Li-Tec in Kamenz. Als Grund wurde die teure Batterieproduktion angeführt. Was soll also jetzt diese Imagkampagne?
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
„War es nicht so, dass Mercedes-Benz damals im Jahr 2014 das Ende der einzigen deutschen Batteriefabrik beschlossen hat?“
Nein und doppelt nein.
Einzige Batteriefabrik damals schon nicht, weil es andere Batteriehersteller wie Varta oder BMZ-Group gibt.
Darüber hinaus hat Daimler nicht die Produktion von Batterien eingestellt, sondern die Forschung und Produktion von eigenen Zellen. Denn das war Kerngeschäft von Li-Tec.
Für die Produktion von Batterien gab es bereits damals parallel dazu die accumotive GmbH. Kurz nach der Abwicklung von Li-Tec wurde übrigens der Bau oder die Erweiterung der Fabrik von accumotive in Kamenz bekannt gegeben. Hab ich damals nicht durchgesehen was das soll. Heute weiß ich aber, dass es einen Unterschied zwischen Zellproduktion und Batterieproduktion gibt.
tim Baczkiewicz meint
Sehr sehr gut.
Forschen und nochmals forschen.
Excel-Tabellen erstellen, Umfragen starten.
nach 5 Jahren hat man eine Stelle gefunden.
dann kommt die Planung..nochmal 2 Jahre.
Nun der erste Spatenstich …ohhh eine seltene Braunrücken Spitzmaul Fledermaus.. Baustopp auf unbekannte Zeit.
während dessen hatte die Konkurrenz außerhalb der EU schon vor 5 Jahren die erste Fabrik fertig gestellt und produziert schon seit 4 Jahren.
nach weiteren 3 Jahren klatschen die zuständigen Politiker das nun die Bau endlich los geht.
Alle sind da, Presse, Rundfunk, das Band wird durchschnitten..aber dann ach du Schreck, wärend des langen Baustopps und der Umsiedlung der Fledermäuse hat sich auf dem Gelände die seltene und umso mehr gefährdete Kurzschwanz wild Katze angesiedelt.
Der Nabu steht Kopf, die grüne Liga wütet und Greenpeace hat sich vorsorglich an die Baumaschinen gekettet…
und wieder.. Baustopp
elbflorenz meint
Hahaha…
Naja – bisschen übertrieben, aber da ist schon was Wahres dran.
Vor allem müssen solche Gutachten immer schön kompliziert formuliert werden – man will sich ja als Wissenschaftler vom Normalo absetzen.
Ich als Betriebswirt würde z.B. so formulieren: „der Stromverbrauch entspricht ungefähr einer Stadt mit 200.000 EW – wie zum Beispiel Erfurt“
Der Herr Wissenschaftler formuliert: „der Stromverbrauch entspricht 2/3 von einer Stadt mit 300.000 EW“
Mmhhh… und so ist der Rest von solchen Gutachten formuliert … und damit bekommt man dann die Seiten auch voll.
Anti-Brumm meint
Hat man auch die Lebensqualität der Standorte mit evaluiert? Die Zeiten, in denen man gigantische Arbeiterstädte aus Effizienzgründen in die Pampa klotzt, sind vorbei. Die Mitarbeiter wollen abseits ihrer Arbeitszeit auch eine attraktive Umgebung und Infrastruktur vorfinden.
Ich frage mich immer, wer täglich durch die Wüste zur Gigafactory in Nevada fährt um dort zu arbeiten. Aber gut, die Amerikaner sitzen ja gerne im Auto.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Naja, die Gigafactory in Grünheide liegt auch in der Pampa. Einfach mal ans Werkstor stellen und die Mitarbeiter selbst befragen, warum sie hier arbeiten.
Francisco meint
Gute Idee, würde mich auch interessieren warum dort jemand arbeitet.
R. Terlani meint
Je nach Standort
und je nach „Pampagegebenheiten“
ist es freilich mehr oder weniger einfach oder eben schwierig, Mitarbeiter zu gewinnen, besonders hochqualifizierte. Die stellen nämlich verständlicherweise Ansprüche die Attraktivität und Lebensqualität ihres Arbeits- und ggf. dann auch Wohnorts betreffend.
elbflorenz meint
Grünheide ist keine Pampa.
Direkt an der Autobahn und an einer Hauptstrecke der DB.
Noch erschwingliche Baugrundstücke. (aber nicht mehr lange)
Plus schöne Badeseen in der unmittelbaren Nähe.
Dazu ist die größte Stadt der EU mit dem Auto in 30 min und mit den Öffis in 45 min (bis Alexanderplatz) zu erreichen.
Pampa wäre irgendwo in der nördlichen Altmark oder im Wendland … nicht umsonst sollten dort die Atomendlager sowohl der alten BRD als auch der DDR hin …
Allstar meint
Die größte Stadt der EU ist aber längst nicht Berlin, sondern Paris.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Aber das Werk hat ne ÖPNV-Anbindung oder nicht? Ob ich eine Stunde quer durch Berlin pendel oder eine Stunde nach draußen in Grüne macht dann keinen Unterschied. Es gibt auch Leute die Pendel per ICE von Berlin nach Wolfsburg, weil sie „verständlicherweise“ nicht in Wolfsburg leben wollen.
„Verständlicherweise“ hängt natürlich immer von den eigenen Erwartungen und Bedürfnissen ab. Ich kann es zumindest verstehen.
andi_nün meint
Mit dem Auto 22 Minuten von Reno, ist jetzt nicht so die riesige Distanz.
ZastaCrocket meint
Mal in Reno gewesen? Ich schon, Da möchte ich nicht tot überm Zaun hängen… ;-)))
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Und wo möchte man das?