Zuletzt häufte sich die Forderung, die Besteuerung von Dienstwagen in Deutschland zu reformieren. Modelle mit hohen Emissionen sollten nicht mehr von steuerlichen Vorteilen profitieren, verlangen etwa die Grünen. Mit den frei werdenden Mitteln könnten die Preise des öffentlichen Personennahverkehrs gesenkt werden, so ein Vorschlag. Beim Verband der Automobilindustrie (VDA) hält man davon nichts.
„Dienstwagen sind ein ganz wichtiger Treiber, um moderne, sichere und saubere Autos auf den Straßen zu haben“, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller der Deutschen Presse-Agentur. Weil es für Unternehmen und Mitarbeiter attraktiv sei, regelmäßig neue Fahrzeuge zu bestellen, gingen diese wenige Jahre später als Gebrauchtwagen in den Markt.
„Gerade auf dem Weg in die Elektromobilität wäre es ein großer Fehler an der Dienstwagensteuer zu drehen“, so Müller. Ein großer Vorteil für alle Verbraucher und den Klimaschutz sei, dass die neuen Modelle sparsamer und effizienter als die vorherigen seien. Und ein großer Teil der Dienstwagen seien Mittelklassewagen. „Wer die Dienstwagenbesteuerung abschaffen will, schadet der Umwelt und den Bürgerinnen und Bürgern“, warnte Müller.
Aktuell wird bei auch privat genutzten Fahrzeugen entsprechend der sogenannten 1-Prozent-Regelung bei der Berechnung der Einkommensteuer ein Prozent des Bruttolistenpreises des Firmenwagens zum monatlichen Gehalt hinzugerechnet. Dieser sogenannte geldwerte Vorteil erhöht das Bruttogehalt, dadurch wird im Monat mehr Lohnsteuer abgeführt. In anderen Ländern muss mehr versteuert werden, was die Fahrzeuge entsprechend teurer in der Verwendung macht.
Seit 2020 gibt es in Deutschland eine Regelung, die die Anschaffung von umwelt- und klimafreundlichen Dienstwagen ankurbeln soll: Für Elektroautos gilt seitdem eine 0,25-Prozent-Regelung. Für Plug-in-Hybride werden 0,5 Prozent des Fahrzeugpreises zur Berechnung des geldwerten Vorteils herangezogen.
Im Streit zwischen Grünen und FDP um die Besteuerung von Dienstwagen hat die Grünen-Fraktionsspitze einen Kompromiss vorgeschlagen: Die Pauschalbesteuerung solle nicht gestrichen, aber stärker an den CO2-Ausstoß des Fahrzeugs gekoppelt werden, sagte Fraktionschefin Katharina Dröge dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte sich zuvor gegen den Vorschlag der Grünen gestemmt, die pauschale Versteuerung von Dienstwagen zu beschneiden, um einen Nachfolger für das Neun-Euro-Ticket zu finanzieren. Das Bundesfinanzministerium hat den neuen Vorschlag bereits zurückgewiesen.
Allein die Steuererleichterungen für besonders umweltschädliche Dienstwagen mit mehr als 180 g CO2/km kosten den Staat 1,6 Milliarden Euro, so eine Analyse von Transport & Environment Deutschland (T&E). Jeder zehnte neue Verbrenner-Dienstwagen ist laut der Umweltorganisation ein emissionsintensiver Luxuswagen. T&E fordert die Bundesregierung auf, die Privilegien für Verbrenner bei der Dienstwagenbesteuerung zu beenden.
Werner Mauss meint
Warum nicht einfach Fahrzeuge aller Art für jeden, auch Unternehmer ganz aus der steuerlichen Verrechnung nehmen? Spart immens viel Bürokratie und jeder würde sich genau überlegen welches Auto er kauft, die Steuerungswirkung wäre maximal. Es würde dieser ganze Blödsinn mit den übergroßen Fahrzeugen schlagartig aufhören, auch würde sich das Angebot zu normalen Autos mit sparsamen Verbrauch bewegen. Ausgerechnet die „Freien“ der Gesellschaft pochen hier auf staatliche Subvention ihrer individuellen Mobilität und fordern Planwirtschaft.
stromschüssel meint
Bravo, Frau Müller, herzlichen Dank für Ihr Eigentor: „„Gerade auf dem Weg in die Elektromobilität wäre es ein großer Fehler an der Dienstwagensteuer zu drehen“, so Müller.“
Wie kommt man denn jetzt mit den subventionierten Verbrenner-Dienstwagen in die Elektromobilität? Mutiert ein gebrauchter Verbrenner-Dienstwagen zum E-Auto, wenn er auf den Gebrauchtwagenmarkt kommt?
Oder wäre es vielleicht doch sinnvoller, die Elektro-Dienstwagen zu fördern (meinetwegen auch mit dem spotbilligen geldwerten Vorteil von 0,25%/0,5% vom Bruttolistenpreis – keine PHEV, versteht sich!) und bei den Verbrenner-Dienstwagen die pauschale Versteuerung mit 2, besser 3% vom Bruttolistenneupreis (wie in anderen EU-Ländern üblich) anzusetzen?
FahrradSchieber meint
“ besser 3% vom Bruttolistenneupreis … anzusetzen?“
Würde das wirklich viel bringen? Oder würden nicht einfach viele Dienstwagenbesitzer auf die Abrechnung per Fahrtenbuch umstellen?
Bei 3% wäre ein Verbrenner um den Faktor 12(!) teurer als ein BEV, da wäre dann wohl fast jeder Dienstwagen ein BEV.
Für den Privatkunden wären BEVs in den nächsten Jahren als Neuwagen (mit Prämie) dann wohl kaum noch zu bekommen.
MichaelEV meint
“ Oder würden nicht einfach viele Dienstwagenbesitzer auf die Abrechnung per Fahrtenbuch umstellen?“
Schafft doch wenigstens Klarheit. Wo das Auto tatsächlich zu großen Teil beruflich benutzt wird, ändert sich nichts. Wenn nicht, bringt die Änderung tatsächlich etwas.
FahrradSchieber meint
Momentan handelt es sich hier um eine Phantomdebatte:
Der Anteil an „alternativen Antrieben“ ist im privaten sowie im gewerblichen Bereich fast identisch (Stand 2021). Das hat auch damit zu tun, dass z. B. BEVs steuerlich deutlich bevorzugt werden:
Zwei Dienstwagen aus meinem Umfeld: VW Passat und ID.4, angenommen beide mit 50.000 Euro BLP.
Monatlich zu versteuern Passatbesitzer: 500 Euro
Monatlich zu versteuern ID.4-Besitzer: 125 Euro
Bei dem Unterschied ist meine Vermutung, dass da wo es geht schon BEVs genutzt werden.
Eine weitere Erhöhung der Differenz zwischen ICEs und BEVs würde den BEV-Anteil erhöhen, allerdings mit abnehmender Rate.
Und der wichtigste Punkt:
Bei der momentanen Verfügbarkeit von BEVs würde eine steigende Zahl gewerblicher BEVs zu einer sinkenden Zahl an privaten BEVs führen.
Die Staatseinnahmen sinken (0,25% statt 1%), die Gesamtzahl an BEVs steigt dennoch nicht.
Momentan also eine Phantomdebatte. Momentan.
Das kann in wenigen Jahren wieder anders aussehen.
Aber dann sind BEVs so attraktiv, dass, ausser für spezielle Fälle, sowieso kaum noch Verbrenner-Dienstwagen angeschafft werden…
Jürgen W. meint
‚Dienstwagen sind ein ganz wichtiger Treiber, um moderne, sichere und saubere Autos auf den Straßen zu haben‘
Na das ist doch eine klare Ansage. Dann sind absofort nur noch reine BEV’s als Dienstfahrzeuge zuzulassen. Oder verstehe ich da etwas falsch???
Stefan meint
Saubere Autos meint nicht komplett CO2-frei, sondern nur weniger als vorher.
Eigentlich ist gemeint: Die Unternehmen im VDA verdienen viel Geld mit Dienstwagen. Eine veränderte Besteuerung würde den Umsatz reduzieren. Und es gäbe deutlich weniger junge Gebrauchtwagen für den Privatkauf.
GrußausSachsen meint
Frag mal die Führungskräfte im Konzern, wer von denen keinen Touareg nehmen möchte, aber einen ID.xxx nehmen muss. Die wenigen 11kw Ladesäulen für Lau auf den VW Parkplätzen sind gern mal mit PHEVs „Schnellaldern“ zugeparkt.
Dabei könnten Sie an jeder anderen Säule auch für lau, oder mit der Ionity Card auch für lau, nehmen aber lieber dem e-up Fahrer von Angestellten ohne Privilegien die Plätze weg. Realsatire jeden Tag in wob
MacGyver meint
Ohne die steuerliche Bevorteilung würden die deutschen Unternehmen also nur noch unmoderne, unsichere und dreckige Autos kaufen. Was genau würde sich damit zum aktuellen Stand verändern?
Gunarr meint
Wenn man Dienstwagen höher besteuert, werden nicht weniger davon zugelassen. Schließlich brauchen die Firmen ja Fahrzeuge. Diese würden dann aber etwas kleiner und günstiger ausfallen, was die Umwelt eher freuen dürfte.
FahrradSchieber meint
Oder es ändert sich nichts, und es wird einfach von der Pauschalbesteuerung auf Fahrtenbuch umgestellt.
Djebasch meint
Also ich wüsste nicht das durch das Dienstwagen Privileg aktuell unheimlich viele E Autos verkauft werden.
Die Statistik sagt wohl eher Verbrenner und Hybride an vorderster Front und nicht EAuto…
Natürlich kommt jetzt wieder es gibt keine Eautos mit entsprechender Reichweite…
Ich sage es gibt auch nicht genug Bäume um diesen Schwachsinn zu unterstützen.
Kein Mensch sollte Beruflich dazu genötigt werden mehr als 3 Stunden Auto zu fahren…
FahrradSchieber meint
„Natürlich kommt jetzt wieder es gibt keine Eautos mit entsprechender Reichweite“
Das hat mit der Reichweite wenig zu tun, es gibt generell zu wenig BEVs in den nächsten Jahren, wenn man sich mal die Lieferfristen anschaut.
„Kein Mensch sollte Beruflich dazu genötigt werden mehr als 3 Stunden Auto zu fahren“
Das wäre sehr schön. Nur leider kommt man mit „wünsch‘ Dir was“ in der Realität nicht sehr weit, wie man ja z. B. an der aktuellen „Energiewende“ gerade sehen kann.
Aber ich gebe die Idee mal an einen Bekannten (sog. „Landarzt“) weiter. Wenn dann nachmittags ein Patient anruft, dann kann er ja antworten:
„Ich habe meine heutigen drei Stunden im Auto schon voll, sorry, rufen Sie bitte morgen wieder an“ ;-)
volsor meint
VDA-Präsidentin Hildegard Müller kann sich sicher sein das Porsche Lindner alles tut um die Besteuerung von Dienstwagen zu erhalten.
Ist ja sein Klientel.