Eine neue Analyse von Transport & Environment Deutschland (T&E) zeigt laut der Umweltorganisation das ungenutzte Potenzial des Firmenwagenmarkts für die Erreichung der Klimaziele in Deutschland. Im vergangenen Jahr fuhren demnach nur 11 Prozent der neuen Firmenwagen vollelektrisch, verglichen mit 22 Prozent der neuen Privatwagen.
Eine Reform der Dienstwagenbesteuerung wäre Laut T&E zufolge ein wichtiger Treiber für mehr E-Autos auf der Straße, führe zu mehr Steuereinnahmen und zum Abbau klimaschädlicher Subventionen. Sie sei die effektivste und notwendigste Maßnahme, um CO2-Emissionen bereits kurzfristig einzusparen und die Lücke im Verkehr für die Klimaziele zu schließen.
Bisher bleibt die Elektrifizierung neuer Firmenwagen der Auswertung zufolge deutlich hinter den Entwicklungen im Privatmarkt zurück. Zwei von drei Autos werden in Deutschland gewerblich neu zugelassen, was im vergangenen Jahr rund 130.000 neuen Firmenwagen pro Monat entsprach – jedoch fuhren von ihnen weniger als 15.000 vollelektrisch, so die Analyse. Laut T&E würde bei einer vollständigen Elektrifizierung dieses Marktes genau die Anzahl an neuen E-Autos auf die Straße kommen, die gemäß dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung jeden Monat zugelassen werden müssten, um das Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen vollelektrischen Autos im Jahr 2030 zu erreichen. Hier müsste eine Reform der Firmenwagenbesteuerung ansetzen.

„Eine ökologische Reform der Dienstwagenbesteuerung im Klimaschutz-Sofortprogramm ist eine Low-hanging-fruit. Durch sie kann Deutschland schneller mehr E-Autos auf die Straße bringen und die CO2-Emissionen reduzieren“, so Friederike Piper von T&E Deutschland. „Jeder neue vollelektrische Firmenwagen wird in vier Jahren zum Gebrauchtwagen, der Privatpersonen den erschwinglichen Umstieg auf Elektro ermöglicht. Eine Reform der Dienstwagenbesteuerung wäre außerdem sehr kosteneffektiv. Der Abbau dieser klimaschädlichen Subvention für Verbrenner und Plug-in-Hybride würde der Bundesregierung mehr Steuereinnahmen einbringen.“
„Industriepolitische Notwendigkeit“
Eine Reform der Dienstwagenbesteuerung sei nicht nur eine klimapolitische, sondern auch industriepolitische Notwendigkeit, unterstreicht T&E. Maßnahmen zur Elektrifizierung von Firmenflotten würden die deutschen Hersteller bei ihrer Elektrifizierungsstrategie unterstützen und ihnen helfen, die europäischen CO2-Flottengrenzwerte einzuhalten.
Laut der Analyse verkaufen die deutschen Hersteller mehr als 25 Prozent ihrer europäischen Neuwagen auf dem deutschen Firmenwagenmarkt, was diesen zum größten und wichtigsten Markt für die deutsche Autoindustrie mache und der großes Potenzial zur Dekarbonisierung des Verkehrs berge. Mehr als die Hälfte aller in Deutschland verkauften Firmenwagen seien Modelle deutscher Automobilhersteller. Gleichzeitig lägen sie in Deutschland mit einem Anteil von nur 9 Prozent vollelektrischen neuen Firmenwagen unter dem Durchschnitt aller Firmenwagen (11 %).
Die langsame Elektrifizierung der Unternehmensflotte ist laut T&E in erster Linie auf die unwirksame Firmenwagenbesteuerung zurückzuführen. Deutschland besteuere klimaschädliche Verbrenner kaum, weshalb sich E-Autos im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern langsamer durchsetzten. “Deutschlands Steuerpolitik für Dienstwagen ist veraltet und hemmt den Markthochlauf der Elektromobilität. Nur durch eine ökologische Ausrichtung kann dieser Markt schnellstmöglich elektrifiziert werden. Unsere europäischen Nachbarn können uns hier ein Vorbild sein. Die Bundesregierung darf die Möglichkeit nicht ungenutzt lassen, die Besteuerung von Firmenwagen im Klimaschutz-Sofortprogramm zu reformieren, sonst verpasst Deutschland auch weiterhin die Klimaziele im Verkehr“, sagt Piper.
Um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen und Firmenwagen schneller zu elektrifizieren, müsse die Besteuerung ökologisch ausgerichtet und steuerliche Anreize für Verbrenner und Plug-in-Hybride abgebaut werden, so T&E. Die Umweltorganisation schlägt die folgenden Maßnahmen für das Klimaschutz-Sofortprogramm vor:
- Dienstwagenbesteuerung für Verbrenner und Plug-in-Hybride anheben und ökologisch ausrichten (1-Prozent-Regelung)
- Abschreibungen für klimaschädliche Verbrenner und Plug-in-Hybride schrittweise beenden
- Superabschreibungen für batterieelektrische Firmenwagen einführen
- E-Auto-Quote für Unternehmen mit großen Flotten verbindlich festlegen
Stefan meint
Leasingangebote für Dienstwagen werden meist nach den Absatzzielen der Hersteller kalkuliert. Das Modell, das in den Markt gedrückt werden soll, ist am günstigsten. Der Unterhalt wird selten erfasst oder ausgewertet. Da gibt es schon Nutzer, die am Stammtisch sagen: „Mir doch egal, was der verbraucht, das zahlt mein Arbeitgeber“ bzw. „… das setze ich von der Steuer ab“. Es gibt also keine Rückkoppelung bei den Verbrauchskosten. Bei den hohen Spritpreisen werden die Betreiber von Dienstwagenflotten also eher politisch Druck machen (siehe Tankrabatt), als ein (Gehalts-)Gespräch mit den Führungskräften über die gestiegenen Nutzungskosten des Dienstwagens zu führen. Das würde auch gar nichts bringen, denn der Dienstwagen ist ja Bestandteil des Arbeitsvertrages, der wegen höherer Spritkosten nicht so einfach geändert werden kann.
David meint
Fuhrparkmanager müssen üblicherweise zum Jagen getragen werden. Da sind ja nicht die Eliten unter den Absolventen vereint, sondern es ist vielmehr die Resterampe vor dem Rausschmiss, wenn im Fuhrpark ne Stelle in der Leitung frei ist. Also muss erst ein neuer Vorstand, der gleich das lästige HSSE aufgedrückt bekommen hat, die Schnarchhähne aufscheuchen. Denn neue elektrische Dienstwagen sind schneller und billiger gekauft, als Gebäude auf Solar, Erdwärme und Klimadecken umgestellt. Daher begann das Elektrozeitalter dieses Jahr in vielen großen Unternehmen. Noch gebremst, gibt ja Lieferfristen und German Reichweitenangst. Richtigen Erfolg wird man erst in drei Jahren sehen. Das ist auch ein weiterer Grund, warum die Preise für Elektroautos nicht sinken werden.
FahrradSchieber meint
„Eine ökologische Reform der Dienstwagenbesteuerung … Durch sie kann Deutschland schneller mehr E-Autos auf die Straße bringen“
Nicht in den nächsten Jahren.
Solange die Nachfrage das Angebot übersteigt, würde eine noch höhere ICE-Besteuerung nur die Nachfrage von Firmen nach BEVs weiter erhöhen und dessen Preise steigen lassen.
Es würde eine Verschiebung der BEVs von privat zu Firmen geben, die Gesamtzahl würde nicht stärker steigen als ohne weitere Steuererhöhung.
Platt gesagt:
Es wird momentan alles an BEVs gekauft, was da ist. Wenn die Firmen was nicht kaufen, saugt das der Privatmarkt vollständig auf.
Wird aber in wenigen Jahren wieder anders aussehen.
Tobias meint
Erstaunlich wie manche beim Wort Firmenwagen oder Dienstwagen schon offenbar nur noch rot sehen und irgendwelche Falschbehauptungen, Neid-Debatten und sonstige Aggressionen und Missgunst von sich geben…
Ein Dienstwagen ist den Dienstwagenberechtigten immer Teil seiner Vergütung, also seines Gehalts. Er würde sonst also einfach mehr Gehalt bekommen.
Die Firma muss die Fahrzeuge genauso kaufen/leasen wie auch jede Maschine in der Produktion oder Bürostuhl in der Verwaltung.
Da ist an keiner Stelle eine staatliche Förderung, oder Einsatz von Steuergeldern.
Da es aber wie oben erwähnt als Gehaltsbestandteil gewertet wird, muss der Nutzer den Dienstwagen auch versteuern – das führt zu Steuer-EINAHMEN keine Ausgaben!!!
Dieser Steuersatz ist aktuell für Elektroautos reduziert, um bei Dienstwagen, wie bei Privatwagen die Elektromobilität zu fördern. Während Privatkunden aber wirklich Geld bekommen (also wirklich Steuergelder verwendet werden) wird beim Dienstwagen nur die Steuer (also die Einnahmen) reduziert.
Und das macht auch sinn, weil der Stellhebel bei Dienstwagen zur CO2-Reduzierung ja sehr groß ist.
Kein Grund irgendwo von Steuergeldern die Dienstwagennutzer bekommen zu sprechen, oder irgendeine Neid-Debatte zu starten.
eBiker meint
Danke.
Ich gebe dir in allen Punkten recht.
MAik Müller meint
Steuerzahler geben jährlich 32 Milliarden Euro für die staatliche Förderung klimaschädlicher Firmenwagen aus :)
eBiker meint
Erklärs doch bitte – wo werden den klimaschädliche Firmenwagen gefördert?
Peter Wulf meint
Leider nur die halbne Warheit!
Für Dienstwagen gibt es von den Herstellern oft höhere Rabatte für Flotten!
Bei Dienstwagen entfällt die Mehrwertsteuer, die Normalbürger zahlen Müssen.
Alle Betriebskosten für das Fahrzeug werden vom ARBEITGEBER bezahlt.
Ferner kann der Nutzer den Dienstwagen auch Privat auch für Urlaub nutzen.
Manchmal nutzen sie auch Angehörige Ehefrauen Kinder etc. besonders bei Selbstständigen .
Es ist nicht nachzuweisen das ein MITARBEITER einen Dienstwagen beruflich für seineTätigkeit benötigt! z.B. zum Pendeln oder wechselnden Arbeitsstätten Baustellenbesuche als Architekt Bauleiter etc.
Alle Kosten Reperaturen bezahlt der Dienstherr,
nur Strafmandate muss Nutzer selber zahlen.
Oft wundern sich Nutzer von Dienstwagen „wie teuer der Unterhalt“ bei Übernahme
eines Leasingfahrzeuges oder Dienstwagen als privater Nutzer plötzlich wird.
Leider ist der über 60%-70% Anteil von großen Dienstwagen ein Betrug am privaten Steuerzahler /Arbeitnehmer/ Pendler.
Peter Wulf meint
Über große Modelle die der normale Mitarbeiter selbst sich nicht Kaufen unterrhalten würde.
Oft Pestige Protzen.
wie 2. Porsche des Zahnarztes für seine Ehefrau usw.
MAik Müller meint
Bei Firmenwagen geht es nicht um die Umwelt sondern um die GEWINNE der Fahrzeughersteller die durch den Steuerzahler ZWANGSWEISE finanziert werden.
eBiker meint
Wie finanziert den der Steuerzahler einen Firmenwagen?
Die Firma muss in kaufen oder leasen – da gibts nix – ausser es ist halt ein eAuto – dann muss der Besitzer den geldwerten Vorteil versteuern.
Also wo werden nun Firmanwagen vom Steuerzahler finanziert?
Peter Wulf meint
Geldwerter Vorteil richtet sich nur nach dem Neuwert!
Nicht nach dem Verbrauch und Betriebskosten Unterhalt Versicherung etc.
Das hat der Nutzer umsonst. GGF. Anteil für Urlaubsfahrten bei Benzinkosten im Ausland usw.
Keiner kontrolliert die Tankkarte ob sie auch für privates Auto verwendet wurde.