Das neue Batterieunternehmen der Volkswagen-Gruppe PowerCo und der belgische Materialtechnologie-Konzern Umicore haben die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens für die Kathoden- und Vormaterialproduktion in Europa bekannt gegeben. Ab Mitte des Jahrzehnts soll das Joint Venture die europäischen Batteriezellfabriken der PowerCo mit Schlüsselmaterialien versorgen.
Bis zum Ende des Jahrzehnts wollen die Partner Kathoden- und Vormaterial für 160 Gigawattstunden Zellkapazität pro Jahr produzieren. Das entspreche einer jährlichen Produktionskapazität, die für rund 2,2 Millionen vollelektrische Fahrzeuge ausreicht. „Kathodenmaterial ist für die Transformation zur Elektromobilität als zentraler technologischer Hebel für die Batterieleistung und als bedeutendster Kostenfaktor von entscheidender Bedeutung“, so Volkswagen.
Die langfristige Partnerschaft ist den Angaben nach im Schwerpunkt auf die Produktion von Vor- und Kathodenmaterialien in Europa angelegt, die für die Batterie-Wertschöpfung von zentraler strategischer Bedeutung seien. Im Rahmen zusätzlicher Vereinbarungen wollen Umicore und PowerCo auch bei der nachhaltigen Beschaffung von Rohstoffen zusammenarbeiten. Vor diesem Hintergrund wird Umicore für die PowerCo auch Raffinations-Dienstleistungen erbringen. „Auf Basis der Technologie und Expertise von Umicore streben beide Partner an, zu einem späteren Zeitpunkt Veredelungs- und Recyclingaktivitäten in das Joint Venture einzubringen“, heißt es.
Thomas Schmall, Konzernvorstand Technik der Volkswagen AG und Aufsichtsratsvorsitzender der PowerCo SE: „Kathodenmaterial ist für die Batterieproduktion ein unverzichtbarer strategischer Rohstoff, der für ungefähr 50 Prozent des Gesamtwerts der Zelle steht. Unmittelbarer und langfristiger Zugang zu umfangreicher Kapazität stellt daher einen klaren Wettbewerbsvorteil dar. Wir bauen eine nachhaltige und transparente Lieferkette mit hohen Umwelt- und Sozialstandards auf und verorten die Wertschöpfung hier in Europa.“
Produktion ab 2025
Das Joint Venture soll 2025 die Produktion aufnehmen und zunächst die derzeit entstehende PowerCo-Zellfabrik in Salzgitter beliefern, um 2026 eine Kapazität von 40 Gigawattstunden jährlich zu erreichen. Beide Joint-Venture-Partner beabsichtigen, die jährliche Produktionskapazität bis Ende des Jahrzehnts – je nach Markt- und Bedarfsentwicklung – auf bis 160 Gigawattstunden (GWh) zu erhöhen. Die Suche nach einem passenden Standort dauert noch an.
Gemäß der Vereinbarung werden die Partner das Gemeinschaftsunternehmen gemeinsam kontrollieren und Kosten, Investitionen, Einnahmen und Gewinne teilen. „Mit dem Joint Venture profitieren beide Unternehmen von signifikanten First-Mover-Vorteilen im schnell wachsenden europäischen Elektromobilitätsmarkt. Gemeinsam sollen drei Milliarden Euro in den Aufbau neuer Produktionskapazitäten für Batteriematerialien investiert werden“, so Volkswagen.
Die Partnerschaft gewährt PowerCo laut dem Konzern „in erheblichem Umfang und zu wettbewerbsfähigen Preisen Zugang zu innovativem, nachhaltig beschafftem und maßgeschneidertem Hochleistungs-Batteriematerial für die eigene Einheitszellenstrategie in Europa“. PowerCo profitierte darüber hinaus von Umicores Produktions-Kompetenz und Upstream-Expertise.
„Verfügbarkeit, Kosten und Leistungsfähigkeit von Batteriezellen sind wichtige Voraussetzungen für den erfolgreichen Hochlauf der E-Mobilität. Durch den Aufbau umfangreicher Produktionskapazitäten können wir die schnell steigende Nachfrage nach Batteriematerial bei unserem Hauptkunden Volkswagen AG volumenseitig und zu optimalen Kosten bedienen“, so Frank Blome, CEO der PowerCo. PowerCo-Beschaffungchef Jörg Teichmann: „Wir gehen bei Batterien konsequent in Richtung ganzheitliche Wertschöpfung. Eine Zulieferindustrie für Batteriematerialien existiert heute noch nicht in der erforderlichen Größenordnung. Das ändern wir mit unserer langfristigen Partnerschaft mit Umicore als Weltmarktführer für Schlüsselmaterialien der Zellproduktion.“