Das vor zwei Jahren gegründete Allgäuer Start-up Numbat baut Schnellladestationen auf, die auch bei einem vor Ort eigentlich unzureichenden Stromnetz eingesetzt werden können. Gegenüber dem Handelsblatt äußerte das Unternehmen ehrgeizige Pläne.
Numbat hat Schnellladesäulen mit integriertem Batteriespeicher im Programm. Diese können mit einer Anschlussleistung ab 20 Kilowatt (kW) befüllt werden. Der Speicher ergänzt die Anschlussleistung, damit Elektroautos in weniger als 20 Minuten zu 80 Prozent geladen werden können. Das Unternehmen will mit dreistelligen Millionenumsätzen schon in diesem Jahr zu einem der führenden Anbieter und Betreiber in seinem Bereich aufsteigen.
Gründer Martin Schall kündigte im Gespräch mit dem Handelsblatt an: „Wir wollen allein in diesem Jahr 600 Ladesäulen aufstellen.“ Die Umsätze sollen jedes Jahr verdreifacht, die Milliardengrenze mittelfristig überschritten werden. „Wir sind extrem aggressiv am Markt.“
Numbat stellt Kunden eine oder mehrere Säulen samt Speicher auf den Parkplatz, die Installation kostet die Supermärkte und Geschäfte nichts. Das Start-up betreibt die Säulen selbst und verkauft den Strom, aktuell werden zwischen 40 und 60 Cent pro Kilowattstunde (kWh) aufgerufen. Werbeeinblendungen an den Säulen sollen Zusatzeinnahmen bringen.
Ein Nachteil des Konzepts ist, dass die eingesetzten Batteriespeicher die Ökobilanz der Ladeinfrastruktur verschlechtern. Die Kosten für die Akkus sind zudem noch recht hoch. Numbat-Gründer Schall räumte gegenüber dem Handelsblatt ein, dass Batterien nicht die ökologischste aller denkbaren Lösungen seien, sie seien aber die realistischste. Zudem bereite man alte Akkus mit einem patentierten Verfahren wieder auf und ermögliche ihnen so ein zweites Leben.
Sein Ladesäulennetz könnte Numbat laut Schall später zu einem großen virtuellen Batteriespeicher verknüpfen. Wenn zum Beispiel billiger Wind- und Solarstrom in Deutschland im Übermaß vorhanden sei, könne dieser gefüllt werden. Denkbar sei auch ein Verkauf ins Netz, wenn dort ein lukrativer Preis erzielt werden kann.
Zu den ersten Kunden von Numbat gehören die Lebensmittelkette Feneberg und der Lebensmitteleinzelhändler Tegut. Mit Feneberg will Numbat im Süden des Landes alle zehn Kilometer eine besonders schnelle HPC-Ladestation (High Power Charging) aufstellen. Die beiden Allgäuer Unternehmen haben angekündigt, an über 40 Feneberg-Filialen Schnellladesäulen mit 200-kWh-Batteriespeicher aufzustellen, die 100 Prozent Ökostrom bereitstellen sollen. Pro Standort soll ein Schnelllader mit zwei Ladeanschlüssen geboten werden, der Strom mit einer Leistung von bis 300 kW bereitstellt.
Zusammen mit Tegut hat Numbat bis zu 1000 neue Schnellladepunkte für Deutschland angekündigt. Die Stromtankstellen mit ebenfalls bis zu 300 kW Leistung sollen in Mittel- und Süddeutschland installiert werden. Der Aufbau soll 2023 beginnen und die meisten Ladesäulen noch im laufenden Jahr zur Verfügung stehen.
stromsurfer meint
Grundsätzlich gute Sache für Gegenden, wo die Leistung vom Netz begrenzt ist.
Mit einer Anschlussleistung von 20kW und einem 200kWh Zwischenspeicher
werden an einem Tag aber nur wenige laden können.
20kW x 24h = 480kWh max. pro Tag zur Station
Damit können bei durchschnittlich 50kWh pro Ladevorgang
weniger als 10 Ladevorgänge pro Tag erfolgen und nach 4 Ladevorgängen
ist der Zwischenspeicher leer. Also viel Andrang darf da wohl nicht sein.
eBiker meint
Da steht aber „ab“ 20 kW – also nicht dass es genau 20 kW sind.
20 kW ist nur die min. Leistung. Kann also auch sein, dass die 20 kW aus dem Netz ziehen weil nicht mehr da ist, aber auch noch mal 20 kW tagsüber von der PV oder so.
Und jetzt mach mal die Rechnung wenn zB eine 50 kW Anbindung wie für nen normalen Tripple da ist.
stromsurfer meint
50kW x 24h = 1200kWh pro Tag / 50kWh pro Ladung
-> max. 24 Ladevorgänge in 24h.
Unter der Annahme, dass wohl bevorzugt während der Öffnungszeiten der Geschäfte
geladen wird, also z.B. zwischen 8:00 und 20:00 Uhr:
Speicher in der Früh voll: 200kWh
8-20 Uhr: 50kW x 12h = 600kWh, gesamt somit 800kWh
800kWh / 50kWh = max. 16 Ladevorgänge während der angenommenen Öffnungszeiten…
M. meint
50 kWh muss der Durchschnitt aber auch erst einmal laden. Bei einem normalen ID.3 oder TM3 StdRange wären das 85% Ladehub. Über 80% lädt ja kaum jemand am HPC, und die müssen dann quasi mit 0 ankommen. Die ganzen i3, Zoe, e-Up! werden auch die Dickschiffe an der Stelle wohl kompensieren.
Ich würde eher auf 30 kWh als typische Ladung sehen, ergo 800/30= 26,6 Kunden pro Säule. Das scheint erst einmal zu reichen. Für mehr braucht man irgendwann halt mehr Säulen oder eine höhere Anschlussleistung.
Magie gibt’s leider nicht.
Kasch meint
Lobenswert, aber mit aktuellen rechtlichen Fesseln in Deutschland verdient sich da Keiner eine goldene Nase. Insbesondere unmittelbar vor Marktstart von temperaturunempfindlichen billigen Natriumionenzellen kann das ganz schnell auch in diie Hose gehen, wenn man zu viel Gas gibt.
Kasch meint
Alles wär soooo wirtschaftlich und einfach gewesen für Discounter, Baumärkte mit deutschland-/europaweiten Filialen: Für mit Solar ohnehin vorwiegend ausgestattete Discounterdächer, bei Tesla billigst Rest incl. Speicher bestellen, von Tesla installieren lassen und Teslas Abrechnungssystem selbst betreiben. Sprich du stellst eimalig den Antrag für dein Fz z.B. bei Aldi, steckst einmal dein Fz kurz an irgendeinerer Aldisäule zur Verifizierung an, unterzeichnest danach das Lastschriftverfahren für dein Fz, Thema erledigt für europaweit alle Aldis zum selben Preis. Das Spiel bei Jedem wiederholen, der das Konzept anbietet und künftig ohne Zeitaufwand nebenbei wärend des Einkaufs immer prozesssicher Strom ziehen. Großer Unterschied z.B. zu EnBW: der Discounter unterstützt nur diese eine Direktvermarktung und der Kunde weiß wo ausschließlich diese Lader stehen. Tja, der Zug ist rechtlich leider unwiderruflich abgefahren.☹️ Wieder mal unnütz ins Knie geschossen, noch bevor man das Rennen startete.
bs meint
Wenn der KWH Preis nicht höher ist als bei andere dann ist es mir egal. Aber ich vermute, dass die halt mehr abrechnen wollen und dann ist man schnell aus dem Markt gepreist.
Oder man könnte mit billigem Solarstrom den Speicher Füllen und dann trotzdem für normale Peisen abgeben. Dann könnte es sich vielleicht sogar rechnen.
Mäx meint
Es reicht ja auch schon den billigeren Strom nachts zu nehmen.
Im Winter dann schön für quasi null voll geladen…
Gerade über die Batterie könnte man günstiger anbieten.
MichaelEV meint
Oder im Nicht-Winter dann den teuren Strom in der Nacht. Mit wenig Anschlussleistung gibt es doch sowieso fast kein Potential zu steuern. Man muss nehmen, was da ist, sonst hat man nichts zum anbieten (ist ja sowieso schon viel zu wenig, 2-3 Fahrzeuge und der Vorrat ist aufgebraucht).
Sowas hier mit geringer Anschlussleistung ist etwas für die letzten % Zielerreichung und momentan, wo wir dem Start noch viel näher als dem Ziel sind, irgendwie Fehl am Platz. Es gibt so viele wesentlich effizientere Lösungen, auf die sollte man sich konzentrieren.
Mäx meint
Auch im Sommer ist der Strom in normalen Jahren ohne kränkelnde AKWs und durchgeknallte kriegswütige Despoten nachts so günstig wie tagsüber.
Es ist doch unerheblich, wenn die Batterie nur für 2-3 Fahrzeuge reicht.
Dann kann ich die ersten 2-3 Fahrzeuge aber günstiger versorgen und teuer abrechnen.
Oder man nimmt es tatsächlich nur um Peak Shaving zu machen…da erscheint mir der Aufwand allerdings zu groß für.
MichaelEV meint
Im Sommer wird sich das schnell stark verschieben, tagsüber günstig, in der Nacht teuer.
Schade um die ganze Technik und Ressourcen, die für so wenig Output verschwendet werden. Das rechnet sich nur mit sehr hohen Preisen. Ich sage nicht, dass man das nie brauchen wird. Aber wenn am Ende und nicht jetzt.
Und mit Akkuspeichern lassen sich wesentlich effizientere Lösungen schaffen als das hier.
eBiker meint
Noch ne Info: der Aufbau hat schon begonnen. Im Allgäu stehen schon welche bei Feneberg.
J.H. meint
Numbat ist ein 100% iges Tochterunternehmen der CLEANTECH Germany GmbH,
welche sich hauptsächlich mit der Vermarktung von Solaranlagen und Umwelttechnik
im großen Maßstab beschäftigt.
Cleantec ist wiederum ein Schwesterunternehmen der Jost AT.
Die Jost Werke steigerten den Umsatz 2021 um 32 Prozent auf 1,049 Milliarden Euro
M.U. meint
Hallo J.H. woher hast du die Info, dass Numbat eine Tochter der o.g. Cleantech Germany ist? Numbat ist ein Kemptener Startup aus dem „Cleantech“ Sektor von 2 jungen Gründern, die ihr Wagniskapital von eCapital und einem anderen Investor haben. Ich sehe hier keine Verbindung und keine Hinweise im Netz auf deine Info – siehe hier:
https://numbat.energy/abgeschlossene-finanzierungsrunde
Komisch finde ich allerdings, dass man bei einer Webseite einer pseudo Firma „Cleantech Germany“ auf eine unseriöse Phishing-Seite stößt. Absicht von dir J.H.?
eBiker meint
Zur Info. Aktuell werden an den Säulen die Tarife von Allgäu Strom aufgerufen – also anscheinend vermarkten die noch nicht selber.