Die Kaufanreize für Elektroautos und Plug-in-Hybride im vergangenen Jahr haben offenbar dazu geführt, dass sich Autohändler kaum noch Mühe geben, wenn Kunden einen Stromer kaufen wollen: Der Handel hat beim Händlertest 2022 der Zeitschrift Auto Motor und Sport das schlechte Ergebnis aus dem Vorjahr noch unterboten.
Testkunden des Beratungsunternehmens Concertare haben 2022 im Auftrag von Auto Motor und Sport 543 Händler von 32 Automarken untersucht, die Elektroautos und Plug-in-Hybride anbieten. Keine einzige Marke erreichte wenigstens ein zufriedenstellendes Ergebnis. Von den 32 Marken schafften nur drei die Bewertung „weniger zufriedenstellend“, alle anderen zeigten nicht ausreichende Dienstleistungen.
Noch am besten zeigten sich die Jaguar-Händler, die sich um 19 auf 71 Punkte verbesserten und damit das beste Händlernetz im Test wurden. Knapp dahinter folgen die Porsche-Händler (69 Punkte, -1) und die Mini-Händler, die sich um ebenfalls 19 Punkte auf 65 verbesserten.
Am schwächsten waren die Leistungen der Jeep-Händler, die nur 41 Punkte erreichten und sich im Vergleich zu 2021 um 13 Punkte verschlechterten. Mit 42 Punkten auch nicht viel besser sind der Auswertung zufolge die Händler der Marken Hyundai, Suzuki, Honda und Cupra.
Die großen deutschen Marken liegen zwar nach Plätzen vorne, doch auch ihre Ergebnisse sind nicht zufriedenstellend: Audi und BMW kommen mit nur 57 Punkten auf Rang 6, gefolgt von VW (und Tesla, jeweils 56) auf Platz 8, Mercedes auf 12 (52, -17 Punkte), Ford auf 19 (49, -13) und Opel auf 27 (44, -12).
„Probefahrten gibt es fast gar nicht, obwohl es 2022 viele Händlerzulassungen gab. Es ist schon erstaunlich, dass Kunden bei einem noch wenig bekannten Antriebskonzept ohne Probefahrt bestellen sollen“, erklären die Tester. Schlecht sei durchweg auch die Finanzierungsberatung, obwohl die bei den teuren Stromern noch wichtiger sei als bei Verbrennern. Die Bedarfsanalyse, die beim Elektroauto eine besonders große Rolle spiele – gefahrene Strecken, Lademöglichkeiten – sei bei fast allen Marken enttäuschend, ebenso wie die Produktdemonstration. „Offenbar sind viele Händler noch gar nicht mit dem Produkt Elektroautos richtig vertraut“, so das Fazit.
ShullBit meint
Dafür gibt es viele wirtschaftliche Gründe. Die meisten Hersteller versuchen im Kontext der Umstellung von ICE auf BEV auch ihre Vertriebsmodelle umzustellen: Mehr Direktvertrieb wie bei Tesla, wo mehr Geld beim Hersteller hängen bleibt. Die Verdienstmöglichkeiten fallen für Händler bei BEV meist geringer aus. Es gibt keinerlei Verhandlungsspielraum.
Dann haben BEV meist lange Lieferzeiten und entsprechend dauert es, bis für Händler/Verkäufer mal Geld fließt. Weiterhin hat man häufig noch eine Menge an Verbrenner/Hybriden auf dem Hof stehen, die man losschlagen muss.
MAik Müller meint
Was soll der Verkäufer denn verkaufen? Die ultra teuren Eautos mit 1-2 Jahren Lieferzeit?
Das wird sich noch ändern wenn JEDER ganz normal ein Eauto kauft.
Flo meint
Das wird sich bessern – Jede Wette.
Futureman meint
Erfahrungen bei MG: Top Beratung, Probefahrt angeboten obwohl wir nur Probesitzen wollten, auf schnell verfügbare Modelle hingewiesen
Erfahrungen Opel: Beratung nur nach mehrfacher Nachfrage, auf lange Lieferzeiten bei E-Autos hingewiesen (komischerweise bei deutschen Herstellern ein Problem, bei MG, Tesla und Co alles schnell verfügbar), man sollte doch lieber ein Hybridmodell nehmen, Reichweiten und Speicherkapazitäten erst nach Rückfrage und dann auch noch falsch. Da ist noch viel Schulung nötig. Wobei das Angebot von MG Preis-Leistung-technisch um Längen besser ist.
Da braucht es in Zukunft bei Opel wirklich Verkäufer, die einem alles verkaufen können.
DerMond meint
Dummerweise braucht man als Händler Verkäufer die nicht zuletzt die Wagen verkaufen die schon auf dem Hof stehen und stetig an Wert verlieren.
Meine Erfahrung mit Händlern ist dass es nicht unbedingt an der Marke hängt und sich ein etwas längerer Weg zum übernächsten Händler gleicher Marke lohnen kann.
leotronic meint
MG und der Chinese freut sich. Die Händler haben nix begriffen. Dann gute Nacht Deutschland.
Frank von Thun meint
Als früher Vogel „Early Adopter“ habe ich jede neue Technik sofort gekauft, zB den ersten CD-Spieler für 1400,00 DM. Es hätte schon einiges gebraucht um mich von dem Kauf meines Model3SR abzuhalten. Weil sich aber die Leute in Gettorf bei Kiel sehr viel Mühe gegeben haben, habe ich den Kauf sogar vorgezogen.
Yoyo meint
Der erste CD-Spieler (CD 100 von Philips) hatte über DM 2.000 gekostet. Der erste SONY CD-Spieler ebenfalls…Im Jahr 1983.
Die ersten CDs kosteten DM 34,95 bis DM 39,95.
Nur mal zur Deiner Erinnerung.
Jürgen W. meint
Ich hatte vor kurzem eine Probefahrt mit einem Smart #1 Brabus in Saarbrücken gemacht. Ein junger sehr engagierter und informierter Mitarbeiter konnte mir wirklich alle Fragen beantworten. Zudem hatte ich das Fahrzeug nachmittags abgeholt und musste es erst am nächsten Tag nachmittags zurück bringen. Ohne jegliche Kaution oder Sicherheiten. Ich war völlig begeistert, da ich schon mit dem schlimmsten gerechnet hatte. So kann man auch mal positiv „auffallen“.
leotronic meint
Bin nicht ganz sicher aber ich vermute der Smart kommt jetzt aus China. Dann ist es kein Wunder dass die Chinesen den etablierten Händler das Schlusslicht zeigen. Die elektrische chinesische Welle kommt wohl bald. Hoffentlich wird es kein Tsunami.
South meint
Ich kann das nur bestätigen, nicht nur bei E Autos. Die Beratung ist echt komplett nutzlos. Bei meinem vorletzten Modell, meinem ersten Neukauf, fragte der „Berater“, ob ich eine Klimaanalage möchte. Ich konnte mich nicht zurückhalten und hab mit „Nein, danke, brauch ich nicht“, abgewunken. Nach Schnappatmung und dem Verweis auf dem Wiederverkaufswert haben wir uns darauf geeinigt, dass wir die wichtigen Ausstattungen von meiner Liste nehmen und uns den Kaffeehalterquatsch sparen. Es ist wirklich total unnötig, ein Auto anzubieten, was nicht die wichtigsten Ausstattungen wie Klimaanlage etc. drin hat. Diesen unnötigen und vorallem teuren Quatsch machen neben den deutschen und französischen Kunden kaum eine Käufer in einem anderem Land mit.
Beim E Autokauf, gut vor zwei Jahren, war es noch schlimmer. Zwar hatte die Verkäuferin den Punkt mit dem Kaffeehalter drauf, konnte aber überhaupt nichts mit E Autos anfangen. Jeder spezifische Frage zum E Auto konnte sie erst nach Rücksprache überhaupt beantworten.
Und dann das sinnlose Feilschen … als wie wenn man kein Internet bedienen könnte …
Für den einen oder anderen älteren Kunden mag das sinnvoll sein, für alles andere ist das Zeit- und Geldverschwendung ….
Thorsten meint
Mich überrascht es nicht. Ich als Händler würde auch lieber das Produkt mit Marge verkaufen.
Das merkt man auch bei Renault. Das Interesse am Verkauf von Renault Fahrzeugen ist ungleich höher als bei Fahrzeugen von Dacia.
Andreas Fleck meint
Ja….allerdings…wer ein E-Auto kaufen möchte, lässt sich nur selten zu einem auf dem Hof stehenden Verbrenner oder Plugin-Hybrid überreden, sondern geht woanders hin. Das heisst, als Händler verkauft man einem solchen Kunden ein E-Fahrzeug mit 1 Jahr Lieferzeit oder gar kein Fahrzeug. Das alte Auto vom Hof wird man damit so oder so nicht los.
David meint
Bei Porsche ist der Taycan sehr gut eingeführt worden. Er ist präsent in den Zentren, das gesamte Personal hatte die Möglichkeit, den Wagen kennenzulernen und zu fahren, er wird nicht wie ein Exot angeboten, sondern ist integrierter Teil der Modellpalette. So muss das bei den anderen Herstellern auch werden.
Das mit dem Probefahrten ist eine schwierige Sache. Du kannst nicht jeden Heiopei ein Auto in die Hand drücken. Da muss man konservativ sein, zugleich ist es schwer, wirkliche potentielle Kunden zu erkennen. Das führt zwangsläufig dazu, dass ernsthafte Interessenten keine Probefahrt bekommen. Diese Sache lässt sich kaum auflösen. Im Grunde genommen müsste eine Probefahrt einen gewissen Betrag kosten, der im Falle eines Kaufs gut geschrieben wird. Aber auch das wird in der Praxis nicht funktionieren. Besonders nicht in der Wahrnehmung des Kunden, denn der findet es auch ungerecht, dass du die Niederlassung A ihm keine Probefahrt gegeben hat, obwohl er sowieso wegen des niedrigeren Preises bei Niederlassung B gekauft hat.
Brabus #1 meint
Probefahrt gegen rückerstattbare Gebühr bin ich absolut dabei. Von mir aus auch bei Kauf nicht zu 100% rückerstattbar, aber ich will das Fahrzeug dann auch mind. 24h testen können. Die knappe Stunde mit Verkäufer sagt in der Regel sehr wenig aus – wenn man überhaupt soviel bekommt.
Dr Geiger meint
Wer ist so blöde, für eine Probefahrt zu bezahlen? Der Händler will sein Fahrzeug verkaufen und soll sich also auch bemühen. Es gibt eingebildete Händler, die glauben es sei eine besondere Gnade ihrerseits, dem Kunden für Zehntausende € ein Auto zu verkaufen. Der Kunde soll wahrscheinlich auch noch Danke sagen, dafür, dass er einen Irrsinns-Preis bezahlen darf.
OMG meint
„gefolgt von VW (und Tesla, jeweils 56) auf Platz 8“
Mich würde mal interessieren welche Tesla-„Händler“ die da gefragt haben. ;-)
volsor meint
:)) das würde mich auch interessieren …
Stefan Weilhartner meint
die händler wissen ganz genau, daß der EV kunde sowieso schon mit einer sehr konkreten vorstellung kommt. aber auch das modell an dem der händler nicht mehr so viel verdienen kann ist nicht im sinne des händlers.
wenn der händler den preis nicht bestimmen kann, ist die motivation auch komplett dahin.
und gerade bei EVs die mangelware sind, könnte der händler noch mehr drauf schlagen und damit etwas motivierter auftreten.
OpaTesla meint
wundert das noch irgend jemanden?
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Ich denke das Thema kann unabhängig vom Antriebskonzept betrachtet werden. Lieferzeiten sind lang, die Nachfrage größer als das Angebot, die Preise nach oben gegangen. Die Händler scheinen gar keinen Bedarf zu haben, weil es ist ja gerade ein „Verkäufermarkt“. Zumindest war unser Eindruck so, als wir uns umgeschaut haben.
David meint
Du hast schon gelesen, dass Tesla da auch nicht gut abschneidet?
volsor meint
Klar , lesen kann man viel.
Aber was soll ein Tesla Store verkaufen , ausser ein E-Auto?
Frank von Thun meint
volsor „Aber was soll ein Tesla Store verkaufen , außer ein E-Auto?“
Gute Frage, aber die dürfen nichts verkaufen, es darf nur gezeigt werden.
Hätte gern einiges gekauft. Und ohne Pay-Pal bin ich zu bezahlen über ein Dritt-Konto gezwungen – das ist mir zu gefährlich. Habe meine Wal-Box bei Heidelberg gekauft, völlig schmerzfrei auf Rechnung.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Also bei Tesla wundert mich das schlechte Test-Ergebnis schon, zumal ich bei den Niederlassungen Karlsruhe und Heilbronn sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Aber das ist natürlich nicht repräsentativ.
Powerwall Thorsten meint
Die selben guten Erfahrungen bei Tesla habe ich „komischerweise“ aber in Bern und Möhlin (bei Basel) auch gemacht.
Ganz im Gegensatz zum BMW Händler in Binzen (Lörrach) – der wollte mir den neu eingetroffenen ix3 vor 2 Jahren nicht einmal persönlich zeigen.
„Der steht hinten im Hof“ war die kundenfreundliche Antwort auf Nachfrage.
Walter meint
Wir waren beim Gespräch mit dem Verkäufer besser über das Fahrzeug informiert……