The Mobility House hat mit Partnern am EUREF-Campus in Berlin das Potential aggregierter Fahrzeugbatterien im Energiemarkt über reale Anwendungen an der europäischen Strombörse (EPEX Spot) nachgewiesen. Hochgerechnet auf ein Jahr konnten dabei laut dem Technologieunternehmen pro Fahrzeug Erlöse im vierstelligen Euro-Bereich erwirtschaftet werden. Berücksichtige man etwaige Abzüge in Form von unter anderem steuerlichen Abgaben, so resultierten daraus für Endkunden mögliche Einsparungen in Höhe von mindestens 650 Euro.
Anders als bei bisherigen Simulationen wurde in dem Versuch mit realen Elektroauto-Batterien, echten Verbrauchs- und Ladeprofilen sowie tatsächlichem Marktverhalten die Flexibilität aus Elektrofahrzeugen vermarktet. Getestet wurde abwechselnd „V1G“, die reine zeitliche Verschiebung des Ladevorgangs, sowie Vehicle to Grid („V2G“) – die Möglichkeit zur bidirektionalen Be- und Entladung der Batterien.
Die Steuerung übernahm eine von The Mobility House entwickelte Software, die über Algorithmen den Ladezustand der Batterien regulierte und deren aggregierte Flexibilität an den Energiemärkten vermarktete. Dabei wurden neben den Erlöspotentialen im Energiemarkt der Mobilitätsbedarf der Fahrer, die Degradation der Batterie und das vorgelagerte Netz beziehungswiese der Netzanschluss berücksichtigt. Gemeinsam mit Audi hat The Mobility House 2019 am EUREF-Campus in Berlin einen Stationärspeicher aus 20 ausgedienten Elektroauto-Batterien errichtet. Seitdem ist der Speicher mit verschiedenen Energieprodukten im Einsatz.
Vermarktung unter realen Bedingungen
Im Versuch wurden 18 Audi-Fahrzeugbatterien des stationären EUREF-Speichers so behandelt, als würden sie in mobilen E-Fahrzeugen genutzt werden. Dazu hinterlegte man den Akkus ein Fahrprofil, das auf deutschen Durchschnittswerten beruht. Jede Batterie konnte während der Ansteckfenster mit 11 kW be- oder entladen werden und verbrauchte während der Fahrfenster den Angaben nach eine Strommenge äquivalent zu circa 18.250 Kilometern Fahrleistung im Jahr.
Die Be- und Entladestrategie berücksichtigte unter anderem Mindestspeicherfüllstände bei Abfahrt und schonte die Batterie. In Zeiten, in denen die Fahrzeuge üblicherweise zum Laden eingesteckt waren, konnte die Flexibilität, die im Be- und Entladen der Batterien liegt, dem Energiesystem zur Verfügung gestellt werden. Zu Zeiten, in denen die Fahrzeuge üblicherweise fuhren, standen sie dem Energiemarkt nicht zur Verfügung. Mittels der Technologie von The Mobility House seien dabei mehrere Energiemärkte gleichzeitig bespielt (Day Ahead und Intraday Markt) worden, um zu jedem Zeitpunkt die bestmöglichen Werte und Einsparungen zu erzielen, heißt es.
„Die in diesem Feldversuch durch unsere Algorithmen erwirtschafteten Erlöse sind eine beeindruckende Demonstration des Wertes von bidirektionalem Laden“, so Marcus Fendt, Geschäftsführer von The Mobility House. „Wir arbeiten mit Hochdruck an Produkten, um diese Werte für unsere Kund:innen zu erschließen und dadurch dem Energiesystem die riesige Speicherkapazität von Elektroautos zur Verfügung zu stellen. Um dies zu ermöglichen, gilt es jetzt, regulatorische Hürden abzubauen und die vorhandenen Potentiale im Bereich Smart Charging nicht buchstäblich auf der Straße liegen oder stehen zu lassen.“
Anti-Brumm meint
Ich warte eigentlich (wahrscheinlich noch länger :-) ) auf einen brauchbaren Langzeitspeicher (Wärme und/oder Strom) für mein EFH. Im Sommer den gesamten PV-Überschuss sammeln für den kalten, dunklen Winter. So wie der Bauer seine Ernte für den Winter einfährt. Je weniger über die Hausanschlussleitung fließt (egal welche Richtung), desto besser.
andi_nün meint
Sehr teuer und mit H2 gibts das ja bereits. Bis sowas im Bereich von 25k € kommt, wird es aber noch viele Jahre dauern.
Bs meint
Ich würde mir einfach ganz billige LFP oder natrium Batterien kaufen, im Keller stellen und dann Strom ein- und verkaufen. Brauche ich die Batterieen im auto nicht abzunutzen und kann die Hausbatterieen voll ausschöpfen.
elbflorenz meint
Das Problem: es gibt halt keine „ganz billige LFP-Akkus“ …
Und Natrium-Akku gibt’s aktuell weder in billig noch in teuer ….
Steffen meint
Ganz einfach geht da nichts. Das darf man nicht mal mit ner PV-Anlage machen. Beim Verkaufen würdest du zu nem Energieversorger, und das ist aufwändig (technisch, rechtlich und beim Finanzamt).
Christian meint
Und wie hoch die Investitionen in die Technik bis der erste Euro auf mein Konto fließt? Wie hoch ist dann der ROI? Wie sicher sind die Annahmen der Studie, der Strompreis ist doch um es Aktienjargon auszudrücken mehr als volatil, was passiert also wenn sich das Marktumfeld ändert.
Und wie hoch sind die laufenden Kosten wenn ich das System so einrichte daß es funktioniert, alle Systeme im Auto und Ladegeräten in Bereitschaft sein müssen?
60€ im Monat sind da für mich kein Anreiz.
Meiner Einer meint
Energiewende geht nicht mit Vollkaskomentalität.
Unternehmerisches Risiko gehört dazu.
Die ersten Wind-, PV- und BEV- Betreiber waren das immer.
Christian meint
Das hat nix mit Vollkasko zu tun. Die gehtst mit jede Menge Technik in Vorleistung und hast Null Einfluss auf das Ergebnis. Nur Glückspieler interessieren sich nicht für Fakten.
Bender meint
Deine Hinweise sind zwar nicht falsch, aber dennoch ist deine „German Angst“ völlig unbegründet.
Du musst das so sehen:
Du hast doch sowieso ein E-Auto. Das muss auch sowieso geladen werden.
Wenn du also dein Auto an die Dose hängst zum laden, läuft der Prozess vollautomatisch, abgesehen von einer kleinen Steuereinheit hast du keine zusätzlichen Kosten.
Und wenn du dann sogar mit betrachtest, dass du ggf. auch mal im Urlaub bist und dein Auto die ganze Zeit zu Hause an der Dose hängt, kann der Wagen sogar in Spitzenlastzeiten für dich arbeiten.
Und ja, klar, der Strommarkt ist volatil. Das wird er auch bleiben. Für Immer(!). Aber der Marktpreis wird gleichzeitig relativ hoch bleiben.
Oh und falls du Sorge hast, dass durch die Netzstabilisierung deines Autos, die darin verbauten Akkus schneller kaputt gehen, kann ich dich beruhigen: Tun sie nicht, im Gegenteil. Dieser Prozess schont die Akkus enorm.
Und ja, ich könnte das im Detail erklären, aber diese technische Ausarbeitung willst du nicht lesen.
W.Hübner meint
Also der momentane Stand ist doch der, dass ein Auto-Akku ca. 8 Jahre bzw. X Ladezyklen hält.
Durch Zur-Verfügung-Stellung meines Auto-Akkus für den allgemeinen Strommarkt wird der Akku ja viel häufiger ge- und Entladen, was dazu führen wird, dass ich statt nach 8 Jahren schon Jahre früher meinen Akku ersetzen muss.
Da freut sich dann der E-Auto-Besitzer – aber er hat dann zumindest ein gutes Gefühl, wenn er die Allgemeinheit mit seiner Selbstlosigkeit unterstützt;))
Die durchschnittliche Jahresfahrleistung eines PKW’s beträgt 13.000 km.
Für die beschriebene Studie wurden aber 18.200 km zu Grunde gelegt.
Somit „spendet“ man jährlich 5000 km – also ca 28%.
Dann ist der Akkutausch statt nach 8 schon nach spätestens 6 Jahren fällig.
Mache ich einen Denkfehler, weil ich offenbar der einzige bin, der sich darüber Gedanken macht?
Tommy meint
Quelle:
https://www.springerprofessional.de/ladeinfrastruktur/elektrofahrzeuge/-aus-technologischer-sicht-ist-v2g-kein-grosses-problem-/23692946
Zitat:
Welche Auswirkungen hat eine V2G-Nutzung auf die Gewährleistung, Garantie und Lebensdauer der Fahrzeug-Akkus?
Aus technologischer Sicht ist V2G kein großes Problem. Vor einigen Jahren gab es diese Bedenken auf Seiten der Autohersteller noch, aber das ändert sich gerade. Das sieht man zum Beispiel daran, dass viele Hersteller in dem Bereich forschen und ja teilweise auch schon Modelle auf den Markt bringen. Zum einen haben sich die Batteriezellen so weiterentwickelt, dass die Zyklenzahl inzwischen weniger Bedeutung hat. Zum anderen spielt auch hier wieder die Leistung eine entscheidende Rolle. Es gibt Hinweise, dass das stetige Laden und Entladen mit niedriger Leistung, quasi ein Pendeln zwischen etwa 20 und 80 % Ladezustand, die Lebensdauer der Batterien sogar verlängert.
MAik Müller meint
Ich würde EINFACH mal GÜNSTIGE BiDi AC-Wallboxen verkaufen.
Der Technische Aufwand hierfür liegt bei nahe zu Null.
Der Ioniq 5 z.B. hat ja schon einen Wechselrichter mit > 2kW verbaut.
Julius meint
Die Zukunft der Energiewende 👍🏼👍🏼
Blitz meint
Das wäre schön, alleine mir fehlt der Glaube.
Das virtuelle Kraftwerke funktionieren ist ja hinlänglich bekannt.
Da wird allerdings nichts draus, wenn entsprechende Intressengruppen bei der Gesetzgebung zur (notwendigen?) Regulierung mitschreiben.