Polestar, die Elektroauto-Schwestermarke von Volvo, will zum ernst zu nehmenden Konkurrenten für Porsche werden. Wie die Zuffenhausener setzt das Unternehmen dabei auf hohe Sportlichkeit, auch das Design spielt eine zentrale Rolle – maximale Reichweite hingegen nicht.
„Ich denke, dass man bis zu einem gewissen Grad für einen bestimmten Charakter des Fahrzeugs ein oder zwei Kilometer Reichweite verschenken kann, um eine Markenidentität zu schaffen“, sagte CEO Thoma Ingenlath bei einer Branchenveranstaltung der Financial Times.
„Wenn Sie mich persönlich fragen, würde ich bei Polestar definitiv einen gewissen Prozentsatz an Effizienz aufgeben, um den Charakter des Autos zu verbessern“, so der CEO weiter. „Aber es muss natürlich ein angemessener Betrag sein. Ich denke, unsere Kunden würden das auch zu schätzen wissen.“
Bevor Ingenlath die Führung bei Polestar übernahm, verantwortete er bei Volvo das Design. Beide Unternehmen gehören mittlerweile zum chinesischen Geely-Konzern.
Polestar liefert aktuell die mittelgroße Elektro-Limousine Polestar 2 aus. Die nächsten Modelle entwickeln das Profil der Marke weiter, der Fokus rückt dabei hinsichtlich des Designs und der Technik noch mehr in Richtung Dynamik. Kürzlich wurde das „Performance SUV Coupé“ Polestar 4 vorgestellt, das auf das mittelgroße SUV Polestar 3 folgt. Bis 2025/2026 sollen die Sportlimousine Polestar 5 sowie der Roadster Polestar 6 auf den Markt kommen.

Der Polestar 4 kommt hinten ohne Fenster zu den Kunden. Durch den Verzicht auf die Heckscheibe reicht das Glasdach über die Köpfe der hinteren Fahrgäste hinaus. Der Rückspiegel wird durch einen hochauflösenden Bildschirm ersetzt, der ein Echtzeitbild von einer auf dem Dach montierten Rückfahrkamera anzeigt. Die digitale Übertragung kann deaktiviert werden, damit die fahrende Person bei Bedarf auch die hinteren Fahrgäste sehen kann.
Ingenlath bezeichnete das Weglassen des Heckfensters und die stattdessen eingesetzte digitale Lösung bei der Veranstaltung als „brilliante neue Idee“. Er sagte: „Warum können wir uns diese Innovation nicht einfach ansehen und denken: ‚Oh, wow, was ist das?‘. Nein, das ist sofort umstritten.“ Es handele sich nicht um ein reines Designelement, sondern um eine Frage der Innovation und Technologie. Die Lösung erlaube eine viel bessere Sicht nach hinten, auch in der Nacht.
Anonomos meint
Recht hat er, wie man es nicht machen sollte zeigt finde ich Mercedes mit dem EQS. Das Auto wäre sicher deutlich erfolgreicher ohne diese „merkwürdige“ Design, auch wenn die Reichweite 10% geringer wäre. Die S-Klasse verkauft sich aktuell auf Rekordniveau, weil das Auto genau das ausstrahlt was die Käuferschicht erwartet.
Hansi3000 meint
Das lustige ist ja, dass durch ein paar neue Anbauteile der Verbauch nochmals deutlcih gesenkt wird. Also erst baut man diese merkwürdige Karosserie für viel Geld und trotzdem kann man durch leichte Veränderungen nochmals mehr herausholen. Lässt sich dies aber fürstlich bezahlen.
Tommi meint
Inwiefern fürstlich bezahlen?
Der Verbrauch wurde in der neuesten Generation durch verschiedene Maßnahmen gesenkt. Ich kenne jetzt die aktuellen Preise nicht, aber ich glaube nicht, dass er deutlich teurer geworden ist.
Ich kann den Kühlergrill durchaus verstehen. Die Menschen sind so eine Optik gewöhnt. Man muss die Kunden langsam daran gewöhnen, dass er nicht mehr notwendig ist. Momentan sieht ein Auto ohne Kühlergrill für viele noch irgendwie komisch aus, weil es bisher immer so war. Ihn jetzt so zu zu bauen, wie beim Polestar 2 ist der nächste logische Schritt.
Envision meint
Naja, ein BMW i4 schafft in der Grundversion auch Cw 0,24 und sieht nicht gleich so belanglos wie die Mercedes Kisten aus, selbst ein iX schafft 0,25.
Der Polestar 2 verliert mit Cw 0,27 da schon deutlich und liegt zwischen Audi q4 Sportback (0,26) und normalen q4 (0,28) die als SUV trotzdem noch ein halbwegs markantes Design haben.
Gerade auf der Autobahn ist das nicht unerheblich, da täuschen gute WLTP Werte die halt nur mit einem Durchschnitt von 47! km/h gefahren werden eher noch als das sie helfen.
Der Luftwiderstand steigt im Quadrat zur Geschwindigkeit, „Ab einer Geschwindigkeit von 60 km/h ist die Aerodynamik der entscheidende Faktor, weil dann der Luftwiderstand den Rollwiderstand übersteigt“, erklärt Thomas Indinger vom Lehrstuhl für Aerodynamik und Strömungsmechanik an der Technischen Universität München.“
Und die Polestar sind halt auch nicht klassische Stadtwagen für Kurzstrecke/Zweitwagen.
M. meint
Du hast da schon Recht – rein rational betrachtet. Die Frage ist, ob jemand streng rational handelt, wenn er einen Polestar kauft ;-)
Vielleicht ist jemand das Design tatsächlich wichtiger als 50 km Reichweite, weil er die nicht braucht, auf der anderen Seite einfach mag, wie die Dinger aussehen. So eine Art Nische für Leute, denen andere Autos einfach nicht gefallen, egal wie gut die sind.
Mich haben die 632 WLTP-km beim Polestar 2 LR SM (V 2.0 mit Heckantrieb) auch überrascht, da würde mich interessieren, wie das bei einem BAB-Profil mit 110er Schnitt (also 130 Limit + Baustellen, das Übliche eben) aussieht. Wenn er real 400 km schafft, könnte das schon interessant sein, ansonsten eher nicht.
Hans Meier meint
Er sagte: „Warum können wir uns diese Innovation nicht einfach ansehen und denken: ‚Oh, wow, was ist das?‘. Nein, das ist sofort umstritten.“
Eine gute native Rundumsicht ist halt wichtiger als schickes Design, das kann dir jeder Pilot bestätigen. Autos sind immer noch primär zum Fahren da, nicht zum gut Aussehen.
Tesla-Fan meint
Warum muss man für einen Kamera-Innenspiegel die Heckscheibe weglassen? Was ist daran innovativ?
Den umschaltbaren Innenspiegel hatte auch ein Chevrolet Bolt 2018 schon.
R. D. meint
@Tesla-Fan Da das Panoramadach deutlich weiter nach hinten gezogen wurde bleibt kein Platz mehr für das Heckfenster, allerhöchstens ein kleiner Schlitz was jedoch für die Rücksicht unbrauchbar geworden wäre.
Tesla-Fan meint
Man hätte ja das Glasdach nach hinten auch länger machen können.
Aber – wenn die Kamera durchs Glas schauen würde müsste die Scheibe bestimmte optische Qualitäten haben. So wie eine Frontscheibe, an der Kamerasysteme hängen oder ein richtiges Headup-Display (wo die Frontscheibe letztlich Bestandteil des optischen Systems ist)
Das macht so eine Scheibe teuer, noch dazu wenn man so ein großes Glasdach machen würde – Und genau das ist der Grund für das Blech hinten anstelle einer Scheibe. 😎
Ossisailor meint
Es mag sein, dass die Reichweite wegen der Unsicherheit der potenziellen BEV-Kundschaft etwas überbetont wird und tatsächlich angesicht rasch zunehmender Lademöglichkeiten an Bedeutung verliert.
Dass Design hier als wichtiger eingestuft wird, kann ich gut verstehen. Fand ich den Polestar 2 vor zwei Jahren noch super im Design, wirkt er für mich inzwischen altbacken.
Powerwall Thorsten meint
Dann würde ich einmal an meiner Wahrnehmung arbeiten – wenn sich Fahrzeuggenerationen im wesentlichen nur am anderen Tagfahrlicht oder den Rückleuchten unterscheiden (z.B Golf, oder BMW etc) dann ist in meinem Buch kein neues Design sondern lediglich der Versuch Menschen, denen es aus mir unverständlichen Statusgründen dazu zu bringen immer das „neuste“ Modell vor der Garage stehen zu haben.
Solange sich an Motoren oder sonstiger relevanter Technik nichts verändert hat ……..
Nun gut, manch einer scheint das für sein Ego zu brauchen.
Solange für meine 13 jährige Tochter die einzelnen Jahrgänge der X3 oder X5 nur an der Größe und den jeweils „anderen Lichtern“ zu unterscheiden schind ist das Design irgendwie das gleiche.
Die inneren Werte müssen sich ständig verbessern und das ist bei den meisten neuen Marktteilnehmern im BEV Bereich gegeben – OTA fähige Software wäre da ein gutes Beispiel – oder Scheibenbremsen statt Trommelbremsen.
Powerwall Thorsten meint
Sorry, nächstes mal lese ich es vor dem Posting noch einmal durch :-(
Thomas meint
Du meinst Trommelbremsen statt Scheibenbremsen, oder?
Beim BEV sind die „alten“ Trommelbremsen an der Hinterachse die bessere Technologie (kein verrosten, kein Feinstaub usw.)
brainDotExe meint
Die inneren Werte können noch so gut sein, wenn das Design einem nicht zusagt.
Für mich wäre das zum Beispiel das Model 3 und vor allem Model Y.
Daniel S meint
Deshalb ist das MY das meistverkaufte Auto der Welt…
M. meint
Nein, Daniel.
Das meistverkaufte Auto der Welt im Jahr 2022 war der Toyota Corolla.
Tesla kommt erst auf Platz 4.
https://www.finanzen.net/nachricht/geld-karriere-lifestyle/neuwagen-2022-tesla-toyota-co-das-sind-die-meistverkauften-autos-des-jahres-2022-12228357
M. meint
Es kommt manchen wohl darauf an, dass man Veränderungen sieht – wenn man sie nicht sieht, gibt es sie nicht. Änderungen unter dem Blech sind demnach keine Änderungen. Wer mag, kann das so sehen. Ahnung von der Technik muss man dazu nicht haben, Pressemeldungen oder Superlative aus dem Mund des CEO reichen oftmals aus.
Wie (an dieser Stelle komplett irrelevante) Personengruppen die Änderungen beurteilen oder auch nur erkennen – nun, dass es diese gibt, wird bekannt sein, kann aber nicht ernsthaft interessieren.
An anderer Stelle wird der ja sogar plötzliche und leidlich kommunizierte Entfall von Bauteilen ignoriert, aber an der Stelle gewinnt OTA natürlich umso mehr Bedeutung ;-)
Da immer wieder darauf hingewiesen wird, dass mit einer ordentlichen Rekuperation die Belastung, damit der Verschleiß und die Relevanz der Betriebsbremse abnimmt, ist der Schritt zur korrosionsbeständigeren Trommelbremse besonders an der geringer belasteten Hinterachse ein gewöhnungsbedüftiger, aber nachvollziehbarer Schritt – bis zu einem gewissen Marktsegment, sicher nicht im Bereich von „HighPerformance“ Fahrzeugen.
Dafür muss man aber mehr beherrschen als „50 kW“.
Sandro meint
Der Meinung schließe ich mich an, das Polestar Design wirkt auch für mich inzwischen überholt. Wundere mich selbst wie schnell das ging, fand den vor 2 Jahren auch noch spannend.
Die Heckscheibe wegzulassen geht ja überhaupt nicht, trotz Glasdach wird das auf mich wie eine Höhle.