Das Batteriezellen-Joint-Venture Automotive Cells Company (ACC) von Stellantis, Total und Mercedes-Benz hat in Frankreich seine erste Fabrik eingeweiht. Die Produktion in der „Gigafactory“ in Billy-Berclau/Douvrin in der Region Hauts-de-France soll vor Ende 2023 starten und bis Ende 2024 ihre volle Kapazität erreichen.
ACC wurde im Jahr 2020 gegründet. Zunächst standen hinter dem Gemeinschaftsunternehmen der internationale Autokonzern Stellantis sowie über seine Tochtergesellschaft Saft das Energieunternehmen TotalEnergies. Später kam Mercedes dazu. Die Initiative wird von Frankreich, Deutschland, Italien und der Europäischen Union gefördert.
ACC betreibt bereits ein Forschungs- und Entwicklungszentrum, das im Jahr 2020 in Bruges nahe Bordeaux seine Arbeit aufgenommen hat, sowie eine Pilotanlage in Nersac in der Region Nouvelle Aquitaine. Nun eröffnete das Unternehmen seine erste Großfabrik.
„Diese erste Gigafactory ist ein europäisches Vorzeigeprojekt mit einer Produktionsfläche von mehr als 60.000 m² und einer Produktionslinie mit einer Anfangskapazität von mehr als 13 GWh pro Jahr, die bis 2030 auf jährlich 40 GWh ansteigen soll“, heißt es in einer Mitteilung. „Die Entwicklung von ACC geht Hand in Hand mit dem Aufbau einer qualifizierten Belegschaft vor Ort, die zur Dynamik der Region Hauts-de-France beitragen wird, wo bis 2030 rund 2000 direkte Arbeitsplätze geschaffen werden.“
Der Wasserverbrauch des Standorts sei fünf- bis zehnmal geringer als in einem durchschnittlichen Automobilwerk, und 90 Prozent der Abfälle würden recycelt. Das Werk sei in die Kategorie SEVESO eingestuft – „eine europäische Regelung, die ein hohes Maß an Vorbeugung und die Einhaltung strengster Sicherheitsstandards und -kontrollen gewährleisten soll“, betonen die Joint-Venture-Partner. ACC habe sich verpflichtet, die strategischen Materialien für seine Batterien (Kobalt, Lithium, Kupfer und Nickel) von Lieferanten zu beziehen, die im Hinblick auf Umweltschutz und Menschenrechte „vorbildlich“ seien und aktiv zur Entwicklung der Recyclingindustrie für Batterien beitragen.
„Beitrag zur ökologischen Verkehrswende“
„Wir sind stolz darauf, dass wir in Frankreich eine Batterietechnologie entwickelt haben, deren Produktion an unseren drei Standorten in Frankreich, Deutschland und Italien unser Engagement für die industrielle Souveränität Europas in einem strategisch wichtigen Sektor verdeutlicht. Dieser Sektor wird derzeit von der asiatischen Konkurrenz dominiert, auf die 85 % der weltweiten Batterieproduktion entfallen. Mit dieser Einweihung leisten alle Mitarbeiter von ACC durch Herstellung innovativer Batterien einen Beitrag zur ökologischen Verkehrswende“, so Yann Vincent, Vorstandsvorsitzender von ACC.
„Das neue Werk von ACC ist ein wichtiger Schritt, um die europäische Automobilindustrie auch im Zeitalter der Elektromobilität widerstandsfähiger, wettbewerbsfähiger und nachhaltiger zu machen. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir im Herzen Europas Hightech-Batteriezellen und -module entwickeln und produzieren, die Mercedes-Benz in die Lage versetzen, begehrenswerte Elektrofahrzeuge für die ganze Welt zu bauen“, sagte Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender von Mercedes-Benz.
„Diese Einweihung ist der Höhepunkt der Anstrengungen, die vor einigen Jahren mit der Gründung von ACC unternommen wurden – mit dem Ziel, das Unternehmen auf der Grundlage der in Frankreich entwickelten Technologie zum europäischen Marktführer in der Batterieindustrie zu machen. Der Start der Batterieproduktion am gleichen Ort, wo Stellantis früher Verbrennungsmotoren hergestellt hat und noch immer herstellt, ist ein starkes Symbol“, erklärte Carlos Tavares, Vorstandsvorsitzender von Stellantis.
Das Projekt von ACC in Billy-Berclau/Douvrin wird von dem französischen Staat, den Regionen Hauts-de-France und Nouvelle-Aquitaine, dem Industriepark Artois-Flandres sowie den Städten Béthune-Bruay und Lens-Liévin gefördert.
Mit der Inbetriebnahme von zwei weiteren Gigafactories in Kaiserslautern im Jahr 2025 und Termoli (Italien) im Jahr 2026 will ACC bis 2030 eine Kapazität von 120 GWh pro Jahr bei voller Auslastung erreichen.
Jeff Healey meint
Nach etwas längeren Recherchen habe ich im Internet noch ergänzende Informationen zu den Batterie-Plänen von Stellantis (und Partnern) gefunden. Bei der von ACC zunächst verwendeten Zellchemie handelt es sich tatsächlich um Lithium-Ionen-Akkus. Anvisiert sind in zwei nordamerikanischen und drei europäischen Fabriken bis zu 400 GWh Produktionskapazität bis 2030.
Stellantis verfolgt parallel die Weiterentwicklung von Feststoffakkus (zusammen mit Factorial), und des Lithium-Schwefel-Akkus (zusammen mit Lyten).
Darüber hinaus bestehen mittlerweile vier vertragliche Vereinbarungen mit dem Unternehmen Vulcan Energy Resources Limited, über die perspektivisch parallel betriebene Bereitstellung geothermischer Energie und CO2-neutraler Gewinnung von Sole-gebundenem Lithium aus dem oberen Rheingraben. Obwohl ich die Verwendung von Lithium-Ionen-Technik als suboptimal empfinde, sieht das durch die schiere Produktionsmenge nach zukünftig sehr geringen Preisen für die einzelne kWh Akkukapazität aus. Und es muss ja nicht auf ewig bei dieser Zellchemie bleiben.
Das kann etwas ganz großes werden.
Ich habe Stellantis massiv unterschätzt.
Chapeau!
Jeff Healey meint
Interessant für mich ist, was ACC, Stellantis, Saft, Total Energy, Mercedes Benz, bisher nicht kommunizieren:
Die Zellchemie.
Die Verwendung von (Zitat) „Kobalt, Lithium, Kupfer und Nickel“ könnte auf die alte Lithium Ionen Technik hinweisen. Das fände ich nicht sehr innovativ. Was mich allerdings in dem Zusammenhang sehr irritiert, ist die Beteiligung von Mercedes Benz: Die werden doch keinesfalls in eine im Prinzip überholte Zell-Technologie investieren?
Also, welches Ass hat ACC noch im Ärmel? In den vergangenen Tagen kam die Meldung über eine Stellantis-Beteiligung am Unternehmen Lycell, einem Start-Up für Lithium-Sulfid Akkus.
Sehr undurchsichtig, die ganze Geheimniskrämerei.
Weiß jemand im Forum mehr?
Jeff Healey meint
Korrektur:
Das Unternehmen heißt Lyten, und entwickelt einen Lithium-Schwefel Akku.
MAik Müller meint
@M. warst du nicht immer der Meinung es gibt HEUTE schon für alle ein Eauto?
Da bin ich nun etwas verwundert warum du nun die nächsten AKKUFABRIK willst.
Im Gegensatz dazu weiß ich das es bis 2030 NICHT genug Akkufabriken geben wird weil die VORLAUFZEITEN ~5 Jahre betragen.
M. meint
Nö. War ich nicht.
Für dich z.B. wird es NIE ein E-Auto geben.
Wirklich nie.
Für deine Anforderungen gibt es ja nicht mal neue Verbrenner.
Gestern erst bewiesen. ;-)
MAik Müller meint
@M. es wird schon BEZAHLBARE Eautos bis 2030 geben.
Wer Aktuell ein Auto kauft verbrennt halt einfach sinnlos Geld :)
Beweise dafür gibt es genug!
Wer allerdings in die Leasingfalle getapt ist hat halt Pech.
ACHTUNG: geschenkte Firmenwagen sind davon NICHT betroffen.
M. meint
Ja. Schön. Die nächste bitte!
Und hört mal mit diesem „Giga“-Blödsinn auf.
Es gab auch vorher schon Fabriken, in denen Millionen Einheiten eines Produktes hergestellt wurden. Zumal „Giga“ für „Milliarden steht, wir reden also eigentlich über 40 Millarden Wh statt über 40 Millionen kWh…
Danke.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
„Giga-“ factory ist ein Markenbegriff von Tesla und die Automobil-Branche fühlt sich innovativ und hipp, wenn sie diesen Ausdruck auch mitbenutzt – aber eigentlich ist sie nur Opfer.
nie wieder Opel meint
Ist Gigafactory beim DPMA eingetragen?
Glaube nicht…jedenfalls steht das dort so.
Ablehnungsgrund ist interessant.
M. meint
„Giga“ ist zuerst einmal ein völlig inflationär (und meistens falsch, so auch hier) verwendetes Präfix für Einheiten – ,wie „Mega“ auch.
Giga an sich kannst du nicht schützen, und für „Gigafactory“ würde sich auch nicht lohnen, eigentlich ist es peinlich… aber für ein paar Fans halt einprägsam und leichter verständlich. Ein offizieller Name ist es bei ACC meines Wissens nicht.
Richtig daneben ist aber nur „Megacoolingunit“ – für einen Kühler.
Das war aber wirklich allen anderen zu doof.
Henri meint
Pferd., du bist Opfer eines tesla Marketing Gags geworden.