Verkehrsminister Volker Wissing ist gegen die neue Abgasnorm Euro 7. Statt in Technik für Verbrenner-Autos zu investieren, die die neuen Vorgaben erfüllen, sollten sich die Hersteller seiner Ansicht nach hauptsächlich auf die E-Mobilität konzentrieren. Auch in der Nutzfahrzeugbranche sieht man das so.
„Man bürdet uns für den Fall, dass das Gesetz so kommt wie jetzt geplant, enorme Kosten von grob geschätzt rund einer Milliarde Euro in der Gruppe für die Investition in eine auslaufende Technologie auf, obwohl wir vor einer gewaltigen Transformation stehen“, sagte der Chef des Lkw- und Busherstellers MAN, Alexander Vlaskamp, der Welt am Sonntag.
MAN gehört zu Traton, der Nutzfahrzeug-Tochter des Volkswagen-Konzerns, das den Umstieg auf rein batteriebetriebene Modelle vorantreibt. Klimapolitisch sei die Euro 7 für Lkw „ein absolut unsinniges Paket“, so Vlaskamp, der bei Traton im Vorstand sitzt. Die vorgeschlagenen Regeln zur Reinigung seien so streng definiert, dass mehr Kraftstoff benötigt und die Stickoxide trotzdem nur marginal abgesenkt würden.
Zielführender sei es, wenn ältere Lastkraftwagen von der Straße gebracht würden und mehr Geld in die Entwicklung echter Nullemissionsfahrzeuge investiert werde. Der Ausstoß von Stickoxid und Feinstaub lasse sich so schneller absenken.
Die von der Bundesregierung geplante Erhöhung der Lkw-Maut durch eine CO2-Abgabe begrüßte Vlaskamp. Er forderte jedoch auch, verstärkt in den Aufbau der Ladeinfrastruktur zu investieren, anstatt einen Teil der Mehreinnahmen für den Streckenausbau der Bahn zu verwenden.
Traton will mit seinen Marken MAN, Scania, Navistar und Volkswagen Caminhões e Ônibus in den kommenden Jahren 2,6 Milliarden Euro in die Umstellung auf klimaneutrale Antriebe investieren. MAN plant für 2024 einen rein elektrischen Fernverkehrs-Lkw.
Kona64 meint
Also 1 Mrd ist also zu viel um die Gesundheit der Menschen, besonders in Innenstädten zu schützen. Das muss man sich merken.
Es gibt aber noch andere Wege.
1. Flottengrenzwerte für Stickoxide. Dann könnten die Hersteller ihre nicht EU7 Trucks mit ihren BEV Trucks kompensieren.
2. Unterschiedliche Mautgebühren – kosten den Herstellern nichts.
3. Städte könnten Einfahrverbote verhängen, ähnlich der grünen Plakette.
MAik Müller meint
@Kona64 für 1Mrd. wird doch viel lieber Kriegsgerät gekauft und damit geschossen!
Michael S. meint
Ach komm, spar dir doch einfach diesen unsinnigen Whataboutismus.
Mäx meint
Immer wenn man meint es geht nicht unsinniger, kommt der Müller daher…
Jörg2 meint
„Absolut unsinnig“ würde ein Frachtführer handeln, wenn er sich nach 2027 (Einführung EURO7 für Lkw) noch Verbrenner zulegen würde.
Betriebskosten
Maut
Einfahrverbote
Restwert
KritGeist meint
Euro7 wäre besser, dann wären die Hersteller gezwungen entweder besser Technik zu nutzen oder umzusteigen.
Es ist interessant, dass es erst Wissing E7-Verschärfung kritisiert, nun ein großer Hersteller, wer hat wohl die Vorlage geliefert 😉
Im Nebensatz kommt kommt dann der Hammer : „Er forderte jedoch auch, verstärkt in den Aufbau der Ladeinfrastruktur zu investieren, anstatt einen Teil der Mehreinnahmen für den Streckenausbau der Bahn zu verwenden (gemeint: verschwenden)“ – Also Infrastruktur über über Steuergelder, kein Eigeneinsatz & die Bahn braucht man dann auch nicht, was für den Grosstransport die bessere Lösung wäre 👎
kritGeist meint
Ergänzend: Wenn man dabei überlegt, dass die Strecken & Brücken jetzt schon mit dem LKW – Verkehr überlastet sind, zu Staus & Unfällen führen, daraus dann sowas wie Gigaliner gebaut werden – Sehe ich das auch kritisch.
stdwanze meint
Wie durchsichtig, wenn 1Mrd zu viel ist, dann verkauft halt keine Euro7 Trucks.
Tommi meint
So einfach ist es nicht. Ich verstehe sie gut. Momentan ist ein Elektro-LKW für viele Anwendungsfälle noch nicht geeignet zumal die Ladeinfrastruktur fehlt. Das kann noch dauern, bis sich auf Elektro-LKWs beschränken kann. Was soll dann ein LKW-Hersteller in der Zwischenzeit machen, wenn Euro 7 Vorschrift ist, die Technik und Ladeinfrastruktur noch nicht so weit ist? Sollen die dann mal ein paar Jahre gar nichts machen? Oder für diese Übergangsphase noch eine Mrd investieren?
Michael S. meint
Die Diskussion ist hier aber nicht die technische Machbarkeit. Es geht hier einzig darum, dass man nicht auf Unternehmensgewinn verzichten möchte und stattdessen lieber weitere Umweltschäden wie bisher in Kauf nimmt.
M. meint
Welche Umweltschäden sind denn höher -die durch mehr CO2 oder die durch mehr NOx?
Weil… einen der zwei Tode wird man ja sterben müssen.
Michael S. meint
Die FDP setzt doch sonst auch immer auf fantastische Erfindungen. Sollen die Hersteller doch einfach eine Technologie erfinden und einbauen, die beide Probleme löst. Welche Technologie könnte das nur sein…
SoundOfLithium meint
Dann wäre es vielleicht „klug“ diese Mrd. an „Strafe“ für Euro7 eben in den Ausbau der für eLKW notwendigen Rahmenbedingungen zu stecken.
Wenn das jedes Unternehmen machen würde, anstatt über die „hohen Kosten für den Erhalt des bisherigen“ zu lamentieren, wären wir schon 10 Jahre weiter.
ShullBit meint
„Man bürdet uns für den Fall, dass das Gesetz so kommt wie jetzt geplant, enorme Kosten von grob geschätzt rund einer Milliarde Euro in der Gruppe für die Investition in eine auslaufende Technologie auf, obwohl wir vor einer gewaltigen Transformation stehen“
Ich bin geneigt zu sagen „Heul doch“. So eine Scheinheiligkeit. Wenn das eine auslaufende Technologie ist, ja dann lasst sie halt wirklich zeitnah auslaufen. Dann kann man darüber reden, ob Euro7 noch sinnvoll ist. Aber ihr wollt noch mindestens bis 2035, also mindestens noch weitere 12 Jahre Verbrenner verkaufen. Und viele Hersteller von LKWs und auch PKWs (z.B. BMW) wollen noch viel länger Verbrenner kaufen. Und dann wird jetzt ein angebliches Auslaufen der Verbrenner-Technologie nur als Vorwand benutzt, um nicht investieren zu müssen und um letzutlich Profite zu maximieren. Tatsächlich läuft noch über eine Dekade nichts aus und dann müsst ihr jetzt eben noch mal investieren. Entweder oder.
Hinzu kommt, dass Euro7 eine Reihe an Normwerten gar nicht wesentlich verschärft. Es beseitigt nur die Fülle an Ausnahmeregeln, die dafür sorgen, dass die Euro6-Normwerte in der Praxis gar nicht erreicht werden müssen und legal um ein Vielfaches überschritten werden können.
ShullBit meint
Um das noch mal mit Zahlen zu unterlegen: Traton hat 2022 einen operativen Gewinn von 2,07 Mrd. Euro erzielt. 1 Mrd. Investition verteilt auf 11 Jahre (Abschreibung bis zum Verbrenner-Verbot) bedeuten 91 Mio. pro Jahr oder 4,4% vom operativen Jahresgewinn. Und da wird rumgeheult.
M. meint
Tatsächlich macht es wenig Sinn, den Kraftstoffverbrauch nach oben zu treiben – und damit den CO2-Ausstoß – und damit damit die Stickoxide zu reduzieren.
Unter dem Strich ist damit nichts gewonnen, außer Geld ausgegeben, das in die Transformation in sauber(er)e Antriebe besser investiert ist.
Der Verbrennungsmotor ist ausentwickelt, da kommt nicht mehr viel. Daran ändert Euro 7 nichts. Das Prinzip hat keine Zukunft, egal an wie vielen zusätzlichen Stellschrauben man noch dreht.
Das ist allerdings ein Punkt, den Wissing noch lernen muss.
MiguelS NL meint
„Der Verbrennungsmotor ist ausentwickelt,“
Das ist nicht was die Hersteller uns Jahrzehnte und bis vor wenigen Jahren, vorgegaugelt haben.
Euro 7 muss kommen, sonst wird sich nichts tun.
M. meint
Ne, die E-Mobilität muss kommen. Da ist das Entwicklungsbudget auch viel besser angelegt, da die Schadstoffreduzierung pro km auf einem ganz anderen Level liegt. Die ganzen Schadstoffreduzierungsmaßnahmen – egal ob ARG, DPF, NOx-Kat, Harnstoff usw. lenken doch nur vom unvermeidbaren Grundproblem ab und machen es mit immer weniger Effekt immer teurer.
Mir persönlich ist die Euro 7 egal, ich kaufe nichts mehr nach diesem Standard. Aber bessere BEV (auch bei NKWs) hätten was.
Eine Regelung, nachdem x % des Gewinnes in die E-Mobilitäts-Entwicklung fließen müssen, um die Euro 7 zu vermeiden, würde aber viel schneller zu messbaren Resultaten führen.
2x kann man einen Euro halt nicht ausgeben.
Mäx meint
„Eine Regelung, nachdem x % des Gewinnes in die E-Mobilitäts-Entwicklung fließen müssen […]“
Solch eine Regelung würde ich statt einer EU7 dann auch unterstützen.
Das Problem ist ja, dass man am liebsten beides nicht möchte und sich mit der Elektrolösung eigentlich auch noch bisschen Zeit lassen möchte…
Wie du schon sagst, müsste eine festgelegte Summe in die E-Mobilitäts-Entwicklung fließen, ohne Hintertüren ala e-Fuels usw. mit empfindlichen Strafen.
Michael S. meint
Da sieht man mal wieder, dass Wissing bloß nichts am Status quo verändern will. Euro 7 ist doch nicht erst seit gestern im Gespräch, die Hersteller haben doch immer mehrere Jahre Vorlauf für ihre Entwicklung. Und wo bleibt sie denn, die Technologieoffenheit? Wann ist denn der Verbrenner endlich lokal genauso schadstofffrei wie ein Elektrofahrzeug? Und wenn die Verbräuche steigen ist das doch um so mehr ein Argument für die Elektrifizierung.
Und der VW-Konzern macht jährlich mehrere Milliarden Gewinn. Da mal eine Milliarde für eine Zukunftsinvestition zu nutzen, sollte doch kein Problem sein.
Mäx meint
Traton hat 2022 40 Mrd.€ Umsatz gemacht und ein operatives Ergebnis von 2,1 Mrd. € gehabt.
Nun kostet EU7 über diese Gruppe insgesamt grob geschätzt (also etwas nach oben korrigiert) nicht mal (weil grob gesagt wird und nicht mehr als gewählt wurde) 1 Mrd. €.
Erscheint mir nicht gerade unmöglich das zu stemmen.
Sinnhaftigkeit lässt sich drüber streiten.
Finde es aber interessant wie sich die Argumentation geändert hat.
Zuerst technisch nicht machbar
Dann kommt zu früh, keine Zeit
Jetzt okay alles nicht ganz so schlimm aber unsinnig.
MAik Müller meint
@Mäx ?? Die Kunden (Aktieninhaber) der AG sollen auf 1 Mrd. Gewinn verzichten? Du bist ein Witzbold hoch 3. Ganz ehrlich.
Michael S. meint
Kunden und Aktieninhaber gleichzusetzen zeugt auch von einem ganz besonders individuellen Wirtschaftsverständnis…