Die Europäische Union hat 2022 Marktführer China bei Investitionen in Batterietechnik überholt. „In Europa wurden dreieinhalb Mal mehr Investitionen getätigt als in China“, sagte der Vizepräsident der EU-Kommission Maroš Šefčovič gegenüber Welt am Sonntag. „Es ist uns gelungen, 180 Milliarden Euro an Private Equity in den europäischen Batteriesektor zu holen.“
Mit der Einweihung einer ersten Fabrik für Kathodenmaterial von BASF am Standort Schwarzheide im südlichen Brandenburg im Juli wird nach Einschätzung von Šefčovič eine wichtige Lücke in der europäischen Wertschöpfungskette geschlossen. „Derzeit haben wir etwa 30 Gigafactory-Projekte in der Planung, aber was uns völlig fehlte, war die Produktion von aktivem Kathoden- und Anodenmaterial“, sagte er. Es sei „eine enorme Chance“, dass BASF in die Lausitz investiere und sich auf das konzentriere, was an Batterieproduktionskapazitäten in Europa fehle.
Der Europäische Rechnungshof hatte vergangene Woche davor gewarnt, dass der für 2035 anvisierte Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor ohne einen deutlich schnelleren Ausbau der Batteriefertigung nicht gelingen dürfte. Šefčovič hält die europäischen Ziele jedoch noch für erreichbar.
„Unsere erste Einschätzung war, dass wir bis zum Ende des Jahrzehnts in der Lage sein sollten, 80 bis 90 Prozent des Batteriebedarfs der europäischen Automobilindustrie zu decken, und das ist immer noch unser Ziel“, sagte der EU-Politiker der Welt am Sonntag. Die Herausforderung sei jedoch groß, „weil die Energiepreise sehr hoch sind und wir einen globalen Wettbewerb bei der Suche nach neuen kritischen Rohstoffen sehen“.
Laut einem Bericht des Europäischen Rechnungshofs droht die EU im Wettlauf um eine Führungsposition bei der Batterieherstellung zurückzufallen. Zwar habe die EU die Industriepolitik für Batterien in den letzten Jahren wirksam gefördert, der schwierige Zugang zu Rohstoffen führe jedoch nach wie vor oft zu Engpässen. Hinzu kämen steigende Kosten und ein harter weltweiter Wettbewerb. Die Bemühungen der EU, die Batterieproduktion zu steigern, könnten daher nicht ausreichen, um die steigende Nachfrage zu decken. Mit der möglichen Folge, dass die EU ihr Nullemissionsziel für 2035 verfehlt, warnen die Prüfer.
Die Batterieproduktionskapazität in der EU entwickele sich rasant und habe das Potenzial, von 44 GWh im Jahr 2020 auf 1200 GWh im Jahr 2030 zu wachsen, so der Europäische Rechnungshof. Dies sei aber keineswegs sicher: Die Entwicklung könne durch geopolitische und wirtschaftliche Faktoren gefährdet werden.
Ossisailor meint
Der Artikel beschreibt doch nur die Höhe der Investitionen im Jahre 2022. Wenn auch hier zutreffenderweise von den Usern hier gefordert wird, dass die europäischen BEV-Hersteller unabhängig bei den Batterien werden sollen, dann sind diese Investitionen (wie geschrieben: es sind die aus 2022 und nicht alle bisherigen) bitter nötig, willkommen und ein gutes Zeichen. Gerade, weil Nachholbedarf besteht.
Schließlich sind – bis auf BYD – alle BEV-Hersteller auf Zulieferungen der Batterien bislang angewiesen. Das ist nicht nur ein europäisches Phänomen, sondern auch ein amerikanisches.
Und es werden ja auch Zellfabriken gebaut bzw. sind schon eingeweiht in D und Europa.
Es gibt offenbar User hier, denen diese Investitionen nicht ins negative Bild passen. Gäbe es sie nicht, würden sie ja Recht behalten. Daher gehen ihnen solche Meldungen gehen gegen den Strich.
Jörg2 meint
Ossi
Es ist halt kritikwürdig, da es ein Hinterherlaufen und kein Führen ist.
Anspruch und Wirklichkeit klaffen da weit auseinander.
Ob sich das Delta schließen lässt, wird die Zukunft zeigen.
Sandro meint
Im Artikel steht ja auch nichts davon dass die EU eine Führungsrolle in der Batterieproduktion anstrebt, lediglich die Höhe der Ivestitionen übersteigt die der Chinesen. Also bitte nichts reininterpretieren und dann kritisieren was überhaupt nicht Inhalt oder Ziele dieser Investitionen sind.
elbflorenz meint
Wo bitte sind den die 180 Mrd! in der EU in den Akkusektor schon investiert worden? Im letzten Jahr.
Da stimmt doch hinten und vorn nix an dem Bericht.
Ossisailor meint
Gerade entdeckt: die Website battery-news.de. Die zeigt die aktuelle Situation der Batterieproduktion und -planung in Europa auf einer Grafik.
Die sagt zwar nichts über den Geldfluß aus, aber über bestehende und geplante bzw. im Bau befindliche Fabriken (Stand Dezember 2022).
Und wenn man sich an CATL o.ä. stört: auch das sind Investitionen in Europa.
Obwohl: scheinbar fehlt da auch was. Kürzlich ist in Frankreich eine neue Fabrik eröffnet worden – ich glaube von ACC. Die steht auf der Grafik als für 2030. Naja, mehr habe auf die Schnelle nicht.
ShullBit meint
Von den derzeit 10 größten Lieferanten für BEV-Batterien kommt kein einziger aus Europa. Chinesische Firma (CATL, BAY, SK, …) haben fast 2/3 Anteil am Weltmarkt. Der Rest verteilt sich im Wesentlichen auf Südkorea (LG Chem, Samsung, …) und Japan (Panasonic).
Wenn nun 180 Mrd. investiert werden, dann überholen wir China noch lange nicht, sondern verkürzen nur unseren Rückstand, den wir jahrelang durch unfähige Manager aufgebaut haben. Am wichtigsten ist aus meiner Sicht, dass wir nicht nur in Produktionskapazitäten, sondern vor allem in technologische Forschung zu Batterien investieren. Wir sind gut in der Grundlagenforschung, aber alle Produktinnovationen bringen letztlich chinesische Firmen auf den Markt: LFP, Blade, Qilin, Sodium, …
Europäische Hersteller können aber nicht führend bei BEV werden, wenn sie nicht führend bei der mit Abstand wichtigsten Komponente eines BEV werden, der Batterie. Die Batterie hat immensen Einfluss auf den Fahrzeugpreis und auf wesentliche Parameter des Fahrzeugs (Reichweite, Ladegeschwindigkeit,
Jeff Healey meint
Sehr genau und anschaulich die Situation beschrieben.
1+++
Kasch meint
Wer hätte das vor 30 Jahren geglaubt ? China erlaubt partiell echte freie Marktwirtschaft und wird u.A. zum uneinholbaren Zellhersteller. Europa investiert per staatlicher Planwirtschaft mehr als China in Zellproduktion, die Gelder versikern systembedingt bei korrupten Beratern, Herstellern und sonstigen Trittbrettfahrern und hat aktuell was ? NICHTS !
Egal wo Politiker versuchen Marktwirtschaft zu regulieren und technische Standards zu definieren, es führt letztlich immer zu technischem und volkswirtschaflichem Desaster. Und wenns sich 20 Jahre hinzieht, wie am Beispiel „regenerative Energien“: bislang ausser Spesen nichts gewesen.
Tim Schnabel meint
Klar ..wenn man Rückstand aufholen will dann kostet das mehr!
Und wenn die Berater die letzten Jahre immer geraten haben „ne das hat keine Zukunft ! Investiert nicht“.. Batterien kann man zu kaufen und EMotoren liegen eh in Regal“.
Jetzt werden eben Beraterfirmen wieder bezahlt und sagen „ja ganz klar sie müssen investieren, ich rate ihnen in der Politik Stimmung zu machen :, 1 reden sie von Arbeitsplatzverlust, 2 sagen sie die Regierung ist schuld wegen fehlender Vorgaben das man zu elektro umschwenken sollte, 3 Die Regierung soll ein ladenetz aufbauen, 4 falls doch was in die Hose geht nochmal medial ganz laut Arbeitsplatzverlust rufen, 5 mehr in anti teslareklame investieren, 6 Beraterrechnung bezahlen. 7. Den gibt’s von unserer Agentur umsonst..abends vor dem Spiegel immer wieder wiederholen..“Arbeitsplatzverlust, wir wurden überrascht, die grünen sind schuld“.
Henrie meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Tt07 meint
Der Kommentar, auf den Sie sich beziehen, wurde bereits entfernt. Die Redaktion.
Werner Mauss meint
🤣🤣da hast du aber ein paar aufgescheucht. Aber vollkommen richtig. Wie Grupp immer er sagt: warum sollte ich jemanden aus Hamburg holen um mir meinen eigenen Laden erklären zu lassen. 😂👍
LOL meint
Haha, wieviel davon wurde für Berater ausgegeben?
Wir geben ordentlich Geld aus, aber es kommt immer mehr aus China, super :D
Werner Mauss meint
Die ominösen 180Mrd, scheinbar kostet jetzt alles 180Mrd. Passiert ist ja bis jetzt erst mal garnichts und doch schon überholt. Geschwurbel. Bis jetzt ist nichts im Bau und der Rest produziert unter Laborbedingungen Mikrostückzahlen. Da kann ich nur laut lachen. Heute Börsenstütz Schwurbeltag…..
Jeff Healey meint
Gut erkannt, so ist es.
Die maßgeblichen Patente liegen heute nicht in Europa.
Unsere ach so klugen Spitzenkräfte haben über Jahrzehnte fette Boni eingesteckt und es vergeigt.
MAik Müller meint
Wieder und wieder :) JA es dreht sich die nächsten Jahre ALLES um die Akkus :)
Von 44GWh auf 1200GWh zeigt was für ein Bedarf besteht.
Die schlechte Nachricht fürs Forum ist das die AKKUFABRIKEN erst noch gebaut werden!!
Vor 2027 passiert in der AUSLIEFERUNG nichts! Und dieser Fakt ist NICHT mehr ÄNDERBAR.
Änderungen für einen schnelleren Hochlauf hätte ca. 2018 BESCHLOSSEN und FINANZIERT werden müssen.
Jeff Healey meint
Vor zehn Jahren habe ich in einem Hersteller-Blog geschrieben, das man sofort massiv in die Forschung und Produktionsvorbereitung für fortschrittliche und günstige Akku-Technologie investieren muss, um nicht den Anschluss an China zu verlieren. Ich frage mich wirklich oft, was das europäische Spitzenmanagement die ganzen Jahre gemacht hat, wenn ein gänzlich außen stehender und unstudierter Vollpfosten wie ich diese Entwicklung schon vor zehn Jahren voraussehen konnte. Wer auch nur Hobby-mäßig die Nachrichten aus China damals verfolgt hat, konnte Schlüsse daraus ziehen.
Voll gegen die Wand mit Ansage, sag ich da nur.
one.second meint
Ja, diese Inkompetenz ist immer wieder erstaunlich. Oder doch nicht so erstaunlich, wenn man daran denkt, dass sich die Blender in ihrer Blase immer das erzählen, was sie hören wollen.
Futureman meint
Hauptsache, die Fabriken stehen bald. Wer sie dann später betreibt zeigt sich dann später. Siehe im PV-Bereich die Firmen Q-Cells, Aleo usw.
Die Energylobby wird sich schon gegen erneuerbare Energien und zugehörige Akkus wehren. Hat bei PV Dank passenden Beteiligten im Bundestag damals auch geklappt. Aktuell wird ja schon Dank kräftiger Lobbyarbeit das Heizungspaket aufgeweicht. Wenn das erledigt ist, geht es an die Speichertechnik. Alles im Namen der Freien Marktwirtschaft.
Werner Mauss meint
Betonung liegt auf frei, solange die Freien vorgeben was gemacht wird. Schon richtig erkannt, da ist es wieder, das Ökosystem….
Jeff Healey meint
Sollen die Lobbyisten lobbyieren.
Ich ziehe meine eigenen Schlüsse und treffe die Entscheidungen die für mich plausibel sind. Der Hausspeicher ist bestellt, Lithium-Eisenphosphat 20kWh für 7.500,-€ von einer Berliner Firma. Sollte für 20 Jahre gut sein. Interessant am Rande: Das Ding kommt von einem VW-Partner aus China (Akku-Hersteller), wird demnächst aber auch in Göttingen produziert.
Futureman meint
Zum Glück ist hier die Energiewende beim Eigenheimbesitzer schon viel weiter als von den Lobbyisten gedacht. Da andere Länder da nicht mitmachen und einfach produzieren und das in ganz anderen Dimensionen. Ob bei PV Modulen oder Speichern. Sie sehen einfach, dass es langfristig (oder eigentlich ab sofort) die günstigste Möglichkeit ist, Strom zu erzeugen. Für jeden. Und das für fast jeden Geldbeutel (von Balkonkraftwerk bis Komplettlösung mit Wärmepumpe, Wallbox und E-Auto)
Jeff Healey meint
Futureman,
das ist leider bei vielen Eigenheimbesitzern noch nicht richtig angekommen. Bei allen meiner Nachbarn ist alles andere wichtiger als zum Beispiel das eigene Hausdach zu nutzen, da werden völlig andere Prioritäten gesetzt.
Der Sockel für meine Wärmepumpe wird jetzt schon argwöhnisch beobachtet. Ich bin hier der Außerirdische.
Hansi3000 meint
Welche Berliner Firma ist das denn?
Bereits im voraus besten Dank.
Jeff Healey meint
Hallo Hansi3000,
den Namen der Firma werde ich hier nicht sagen dürfen, sonst wird der Beitrag vermutlich wegen unerlaubter Werbung gelöscht. Es ist ein LiFePo4 Hochvolt-Speicher 20 kWh. Wenn man das in die Suchmaschine eingibt kommen verschiedene Treffer, mein Anbieter war jedoch schon nicht mehr auf der ersten Seite zu finden, so weit ich das jetzt sehen konnte. Dafür ist ein Anbieter in der „Bucht“ sehr prominent beworben, der derzeit seine LiFePo4 Akkus sogar noch günstiger anbieten kann. Ich kann jetzt nur nicht sagen ob das ein Nieder-Volt oder Hochvolt-Speicher ist. Ich habe generell das Gefühl, die Preise für die Hausspeicher gehen jedes halbe Jahr ein Stück weiter runter. Ich hoffe ich konnte ein wenig helfen. Die Zeit für die Recherche und Preisvergleiche lohnt sich auf jeden Fall.