Der aus den Überresten von Saab hervorgegangene schwedische Elektroautobauer NEVS (National Electric Vehicle Sweden) steht vor der Insolvenz. Ein bisher nicht realisiertes Modell der Marke soll nun von einem anderen Unternehmen auf den Markt gebracht werden.
NEVS hat im Mai erstmals die vollelektrische Sportlimousine Emily GT gezeigt. Das Fahrzeug sei weitestgehend fertigentwickelt, Interessenten für die Übernahme des Projekts könnten sich melden, hieß es.
Auto Motor und Sport in Schweden berichtet nun, dass der Emily GT tatsächlich Realität werden soll. Ein nicht bekannter Investor habe eine Absichtserklärung zur Übernahme der Elektro-Limousine sowie des im Projekt Pons entstehenden E-Selbstfahr-Shuttles Sango unterschrieben. Die Vereinbarung stelle sicher, dass beide Vorhaben doch noch am Standort Trollhättan in Schweden vorangetrieben und produziert werden.
Wie es jetzt konkret weitergeht, bleibt abzuwarten. So steht unter anderem noch nicht fest, unter welcher Marke der Emily GT angeboten werden soll. Saab scheint aus rechtlichen Gründen nicht infrage zu kommen. Mehr Informationen zur Zukunft von Emily GT und Pons sollen nach der Finalisierung des Deals veröffentlicht werden.
Der jüngste Prototyp des schnittig-modernen Grand Tourers übertrifft laut den NEVS-Entwicklern viele aktuelle E-Autos. Er hat einen Elektromotor an jedem Rad, der 88 kW/120 PS leistet, die Systemleistung beträgt 353 kW/480 PS. Eine geplante spätere Version soll eine Gesamtleistung von 480 kW/653 PS von vier Radmotoren haben. Bisher geht es in 4,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h, mit neuerer Motortechnik sollen 3,2 Sekunden möglich sein.
Der Emily GT hat den Angaben nach einen großen Innenraum und mehr Platz für die Batterie als herkömmliche Elektroautos. Dadurch soll ein großes 175-kWh-Akkupaket Platz finden, das eine Reichweite von über 1000 Kilometern ermöglicht. Die Prototypen haben allerdings nur eine 52-kWh-Batterie.
„Es ist ein geräumiges Auto mit viel Fahrspaß. Es ist sehr einfach und stabil zu fahren. Es hat eine einzigartige Balance zwischen Komfort und Fahrspaß, kann aber trotzdem ein Familienauto sein. Bei der Entwicklung hatten wir den Porsche Panamera und den Porsche Taycan als Benchmark“, so im Mai NEVS-Projektleiter Peter Dahl.
Das Projekt Pons hat NEVS 2020 als Ökosystem für neue Mobilität vorgestellt. Es handele sich dabei um die erste Generation von autonomen Fahrzeugen mit vernetzter Benutzeroberfläche für den Verkehr in „smarten“ und nachhaltigen Städten.
Im Zentrum von Pons steht der hochautomatisierte, 4266 Millimeter lange, 2021 Millimeter breite und 1950 Millimeter hohe Sango. Das 2,5 Tonnen schwere Gefährt bezieht seine Energie aus einer 62-kWh-Batterie, die sich in 5,5 Stunden füllen lässt. Als Reichweite werden über 200 Kilometer gemäß WLTP-Norm angegeben.
Jack meint
Dachte, das Fahrzeug wird von einem chinesischen Hersteller produziert und vermarktet. Ist das schon wieder hinfällig?
Jürgen W. meint
Radnabenmotor hat mein Elektroroller auch. Macht 100 km/h und ist in drei Jahren 10 Tkm völlig wartungsfrei gelaufen. Warum sollte das im Großen nicht auch funktionieren. Bin gespannt und drücke die Daumen.
M. meint
Natürlich funktioniert das.
Nur hast du bei größeren Motoren auch größere ungefederte Massen.
Umgangssprachlich dann also ein Rad, das rumspringt, weil es nicht gefedert wird, sondern die volle Wucht der Straßenunebenheiten auf die Karosse bringt, mit der hohen Masse – und Massenträgheit.
Das muss man kompensieren, sonst wird das ein ganz besonderes „Fahrvergnügen“, Traktionsprobleme inklusive.
Peak-Leistung kennen wir jetzt. Dauerleistung? Unbekannt, Flüssigkeitskühlung fällt hier wohl aus.
Ob 4 Radnabenmotoren billiger sind als ein oder zwei interne Motoren, wird sich auch noch zeigen. Aber bei einer 175 kWh-Batterie ist das vielleicht auch egal. Die ist vielleicht auch schwer genug, um die Masseanregung der schweren Räder zu bändigen…
D. meint
Sehr viel Halbwissen in ihrem Kommentar, denn diese ungefederte Masse hat bei schlechten Straßenverhältnissen die Eigenschaft aufgrund der Massenträgheit weniger anfällig für Vibrationen zu sein und somit ruhiger zu laufen als leichtere Räder. Man fährt mit so einem Fahrzeug ja schließlich auf Straßen und nicht über Stock und Stein. Zudem sind diese Motoren sehr wohl flüssigkeitsgekühlt, in puncto Langzeitleistung. Mal abgesehen von der möglichkeit des Torque-vectorings und davon dass durch den innenliegenden Bremssattel ein größerer Radius der Bremse realisiert werden kann. Vielleicht sehen sie sich mal das technisch sehr interessante Video zu dem Konzept an, welches man auf Youtube findet, da werden sehr viele Fragen beantwortet. Und die Rückmeldungen zum Fahrkomfort von denen die es gefahren sind, sind sehr positiv.
Ich jedenfalls wäre sehr gespannt wenn das Fahrzeug realität wird, dann zeigt sich was es kann.
Schlumpf7 meint
RIVIANs R1T Halftruck hat 4 Radnabenmotoren. Differential-Getriebe fallen weg,
Bodenhaftung auch bei schwierigen Bodenbedingungen.
Vorder- und Hinterradantrieb wahlweise in der Stärke einstellbar.
M. meint
Die Dynamik kommt aus der Geschwindigkeit. Bei niedrigen Geschwindigkeiten im Gelände gibt es natürlich keine Probleme. Bodenwellen in einer schnellen Kurve sind da ein anderes Thema. Und dafür wird so ein GT ja gedacht sein, nicht um einen Pferdeanhänger aus dem Dreck zu ziehen.
Die „Stärke“ von Antrieben ist schon lange einstellbar, dazu braucht man keine Radnabenmotoren.
M. meint
Einen 88 kW Radnabenmotor muss man in den ungefederten Massen erstmal unterbringen, wenn man einen Taycan als Benchmark hat. Aber „einen Benchmark zu haben“ heißt ja auch nicht, auf das Level zu kommen.
Steht von der Fabrik schon was außer dem Gebäude?
Das wird noch spannend. Ich hoffe, der Investor ist richtig wohlhabend. ;-)
ID.alist meint
Momentan hat niemand nichts unterschrieben, soll angeblich im August passieren, wenn dazwischen nichts passiert, und dann werden wir sehen wie ernst der neue Investor es meint. Auf jeden Fall wird er am Anfang die Scheine mit eine 40Tonner nach Trollhättan transportieren müssen.
Lucid lässt grüßen.
eBiker meint
Wo ist das Problem – in Trollhättan ist Scania zu hause – also 40 Tonner sollte es doch da genug geben ;-)
ID.alist meint
Kleine Korrektur, SCANIA hat den Sitzt und Produktion in Sodertälje in der nähe von Stockholm. 8)