Stellantis, der fünftgrößte Automobilhersteller der Welt, hat im ersten Halbjahr einen Rekordgewinn eingefahren. Damit sieht sich der 14 Marken vereinende Konzern für seine künftigen Investitionen in die Elektromobilität gut gerüstet.
Das Unternehmen liege bei seiner E-Auto-Strategie „perfekt auf Kurs“, sagte Vorstandschef Carlos Tavares laut dem Handelsblatt in einer Videokonferenz mit Journalisten. Der weltweite Absatz von batteriebetriebenen Fahrzeugen des Konzerns sei im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 24 Prozent auf 169.000 Stück gestiegen. Für das Wachstum sei fast ausschließlich der europäische Markt verantwortlich, sagte Tavares.
Ab 2030 will Stellantis in Europa nur noch Elektroautos verkaufen. Einige Marken, darunter die deutsche Tochter Opel, sollen schon 2028 nur noch Vollstromer anbieten.
Neben dem Heimatmarkt nimmt der Stellantis-Chef mit E-Fahrzeugen verstärkt Nordamerika in Visier. Tavares kündigte bei vollelektrischen Autos noch in diesem Jahr eine „Offensive“ in den USA an. Bis Ende des Jahrzehnts wolle der Konzern dort einen Elektro-Anteil von 50 Prozent erreichen. Weltweit will Stellantis im Jahr 2030 fünf Millionen batteriebetriebene Autos verkaufen.
Mit Blick auf die zunehmende Konkurrenz durch günstige Elektroautos chinesischer Marken und Preissenkungen von Branchenprimus Tesla sagte der Stellantis-Boss: „Wenn der Preiswettbewerb zunimmt, müssen wir kosteneffizienter werden.“ Das gelte auch für die Zulieferer.
Der 2021 aus der Fusion von Peugeot-Citroën und Fiat-Chrysler hervorgegangene Autoriese hat seinen Reingewinn im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 37 Prozent auf 10,9 Milliarden Euro erhöht. Der Umsatz des Konzerns wuchs zugleich um 12 Prozent auf rund 98,4 Milliarden Euro. Mit einer Umsatzrendite von 14,4 Prozent ist Stellantis im Vergleich zu anderen großen Autobauern wie Volkswagen sehr profitabel.
Das neue Rekordergebnis sei vor allem auf höhere Verkaufspreise und Kostensenkungen zurückführen, erklärte Tavares. Außerdem sei der Gesamtabsatz um 9 Prozent erhöht worden. Auch auf dem europäischen Markt lag das Absatzplus den Angaben zufolge bei 9 Prozent, wenn auch im Vergleich zu einem schwachen ersten Halbjahr 2022.
Seine Gewinne will Stellantis vor allem in die digitale Transformation und die E-Mobilität investieren. Bis 2025 sind in diesen Bereichen Investitionen von mehr als 30 Milliarden Euro geplant. Zu den diversen Marken, die der Konzern elektrifiziert, gehören unter anderem auch Alfa Romeo, Dodge, Maserati und Jeep.
David meint
Das Problem von Stellantis ist ja nicht die Gegenwart, sondern die Zukunft. Sie betonen immer wieder die STLA Medium. Das bedeutet, ihre STLA Small verdient keine Erwähnung. Es gibt sie nur als Konzept und das Konzept ist zu teuer. Wie man hört, müssen sie viel mehr STLA Medium Autos verkaufen, bis sich akzeptable Preise auf STLA Small herstellen lassen. Und das ist unschlau, sie sind bisher genau in dem Segment ein großer Spieler. Wenn sie das Segment verlieren, wird es schwer.
Marcel meint
ja und nein. Man hat lediglich die Strategie geändert.
Eine „reine“ BEV STLA SMALL wird es erst geben, wenn der Markt für kleine BEV gegeben ist. Das ist er aktuell aber aktuell noch lange nicht, weder bei Tesla noch bei Stellantis, VW, noch bei irgendwem (es werden weltweit immer noch >80% Verbrenner verkauft).
Das heisst nun: Man hat STLA SMALL bis dann gegen ECMP2 umgetauscht, was recht schlau ist. Man hat die grossen Risiken (wohin geht der Markt tatsächlich??) abgedeckt, da man flexibel reagieren kann und beides anbieten kann. Zwar nicht perfekt (da keine reine BEV-Plattform), was bei Kleinwagen aber faktisch irrelevant ist, da Kleinwagen immer ein Kompromiss.
Da hat aktuell eher VW ein Problem, da man nun zweispurig fahren muss, währenddem Stellantis bald von A-Z nur noch wenige Plattformen hat, egal ob BEV, Diesel, Benziner, PHEV, MHEV….
Auf eine reine BEV setzt man bewusst erst später – falls tatsächlich irgendwann mehr BEV als ICE nachgefragt werden. Ob das auf absehbare Zeit eintrifft weiss aber eben niemand. Stellantis verlässt sich aktuell BEWUSST nicht darauf.
eCar meint
Und das wird Stellantis langsam zum Verhängnis. Ihre derzeitigen BEVs sind deswegen preislich überhaupt nicht mehr konkurrenzfähig. Siehe den neuen Opel Astra BEV, völlig überteuert….
Jeff Healey meint
Die Verwendung der STLA Small für eine bestimmte Richtung sollte Stellantis meiner Meinung nach unbedingt prüfen: Auch Stellantis unterschätzt massiv den potenziell möglichen Absatz eines praktischen Mini-Vans vom Schlage eines Opel Meriva A: Der Wagen ist in Europa innerhalb von nur acht Jahren 1 Million mal verkauft worden. Er war günstig und praktisch und hatte das richtige Größen-Format für viele europäische Kunden (meines Erachtens eine entscheidende Spur größer und „erwachsener“ als der VW E-Up). Alle Nachfolger konnten an seinen Erfolg nicht mehr anschließen, weil entweder zu schwer und zu aufwändig konstruiert (Meriva B), oder mit knurrenden Dreizylinder-Motörchen und verschwurbelten Design „gesegnet“ (Crossland X und Crossland).
Von dieser Fahrzeugklasse mit einem E-Motor gibt es derzeit nichts am Markt.
Ob die STLA Small für so ein Format geeignet wäre weiß ich nicht.
Ich bin aber davon überzeugt, dass hier eine unglaubliche Chance verpasst wird. So ein Auto zum bezahlbaren Preis und zumindest mit zwei verschiedenen Akku-Größen (einer mit 250-300 Kilometern Reichweite für den finanziell weniger betuchten Kunden) würden meines Erachtens reißenden Absatz finden.
Kokopelli meint
Dein „toller“ Meriva A war schon stückzahlentechnisch im Sinkflug, als er noch produziert worden ist. Der Meriva B hat erst wieder den Verkauf angekurbelt und ist dann Stückzahlentechnisch abgestürzt.
Das Konzept ist überholt, die wenigsten Kunden wollen mit einer solchen unförmigen Rentnerkiste (dabei möchte ich keinesfalls Rentner diffamieren) durch die Gegend rollen.
Ganz einfach weil es den meisten im Alltag nicht auf Platz ankommt. Deshalb wurden auch Fahrzeuge wie der Vaneo eingestellt. Statt dessen verkaufen sich kleine hochgebockte Kleinwagen (Neudeutsch Mini-SUV) sehr gut.
Jeff Healey meint
Hallo Kokopelli,
da möchte ich dagegen halten:
Der Meriva A war ein großer Erfolg für GM/Opel, auch wenn das Interesse an jedem Fahrzeugmodell einmal nachlässt, vor allem wenn publik wird, dass ein Nachfolger in den Startlöchern steht. Eine Million Einheiten in Europa, das erreicht bei weitem nicht jedes Fahrzeugmodell. Das Format war und ist für viele Menschen ideal, die Flexibilität und Raumausnutzung bleibt unerreicht. Mal bewusst drauf achten wie viele von den Dingern noch rumfahren, trotz ihres recht hohen Alters nicht durch ein SUV ersetzt worden sind, nicht nach Afrika oder in den Osten abgegeben worden sind. Es gibt sehr viele, die genau auf Flexibilität und Geräumigkeit achten. Fast alle modernen SUV sind im Heckbereich aerodynamisch gesenkt, abgerundet, eingeschnitten, wie immer man das nennen mag. Viele Leute stört das.
Ein Extrembeispiel für die Genialität des Fahrzeugs: Es gibt vermutlich kein SUV gleicher Größe, wo ich hinten Europaletten hineingeschoben bekomme: Das war ein mal mein Extrem-Test an meinem Meriva A, der mehrere sehr entgleiste Blicke auf dem Parkplatz gegenüber ausgelöst hat. Eine elektrische Stapelmeise erwartet man im Regelfall vor einem Transporter, nicht am Heck eines Meriva A.
MAik Müller meint
@Tom auf Kurs heißt in dem Falle nicht die schlechten Emöhrchen von Heute sondern die kommenden ab 2027-2030.
Den HEUTE muss der Hersteller viele Entscheidungen und Investments tätigen für die Fahrzeuge in 5 Jahren.
Egon Meier meint
Kann die Stellantis-Software eigentlich inzwischen eine Ladebegrenzung auf 80%?
Tom meint
@Stellantis: Perfekt auf Kurs sieht für mich anders aus. Ich habe für einen neuen Corsa-e eine Lieferzeit von 12 monaten genannt bekommen, Tendenz steigend.
Eure App zur Fahrzeugsteuerung ist 3 Jahre nach Erscheinen immernoch eine Zumutung. Mal funktioniert alles, mal nicht, manchmal ein bissi. Einfache Funktionen wie eine Ladebegrenzung bei z.B. 80% gibt es einfach nicht.
Über Nacht ist mein Fahrzeug schon ein Spanier oder ein Franzose geworden (Menüsprache).
Naja, zumindest bin Ich mit der Hardware ziemlich zufrieden…
Egon Meier meint
Die Lieferzeiten bei Stellantis sind ein Phänomen ..
ständig nachlassende Absatzzahlen und trotzdem ellenlange Lieferzeiten – das sieht danach aus, dass man gar nicht will.
Der Konzern macht sein fettest Geld schließlich mit Verbrenner-SUV und -Pickups und hat schon mehrfach deutlich gemacht, dass mit BEV kein Geld zu verdienen ist.
So wie sie es machen, garantiert nicht.