Der chinesische Elektroautobauer Nio steigt in Deutschland in das Taxigeschäft mit seiner Flaggschiff-Limousine ET7 ein. Im Dezember wurde im Rahmen einer Branchenveranstaltung in Hamburg der erste Modell-Umbau mit „Reuss“-Paket öffentlich präsentiert. ET7-Taxis sind derzeit in Hamburg, Berlin, Frankfurt sowie München verfügbar.
„Der Nio ET7 eignet sich mit seinem geräumigen Innenraum und modernster Technologie hervorragend dafür, Fahrgästen ein hochwertiges Fahrerlebnis zu ermöglichen. Durch unser Batterietauschsystem sind Nio Taxis außerdem immer mit top Batterien ausgestattet und können in Regionen, wo unser Power Swap System bereits verfügbar ist, nahezu rund um die Uhr im Einsatz sein, ohne lange Ladezeiten“, so Marius Hayler, General Manager Nio Deutschland.
Im Rahmen einer befristeten Aktion bietet Nio Sonderkonditionen für Gewerbekunden als Hauptzielgruppe des ET7 an. „Beim Erwerb eines Nio ET7 mit Long Range Batterie und Vollausstattung, zzgl. Batteriemiete, können Taxiunternehmen von einem Rabatt in Höhe von 30 Prozent profitieren“, erklärt Ole Gravenhorst, der bei Nio Deutschland das Taxiprojekt betreut.
Die aktuellen Lieferzeiten betragen mit Umrüstung durch einen Nio-zertifizierten Partner ab sechs Wochen. Bis 31.3.2023 spendiert der Hersteller ab einer Bestellmenge von zwei Fahrzeugen einen Satz 19-Zoll-Winterkompletträder (solange der Vorrat reicht).
In Hamburg plant Nio in unmittelbarer Nähe zum Flughafen den Bau einer Power Swap Station (PSS), die Taxifahrer vor langen Ladezeiten bewahren soll. Von Nios Batteriewechselstationen wurden in Deutschland bereits im letzten Jahr mehrere Exemplare eröffnet. Das Ziel ist eine flächendeckende Infrastruktur von 50 PSS.
alupo meint
Als Grund für diese Maßnahme kommt mir nur in den Sinn, dass nicht nur die bisherigen Verkäufe deutlich unter den Erwartungen liegen sondern dass auch noch fast niemand die Marke kennt und somit die BEVs in Kauferwägung zieht.
Nun will man vermutlich über Taxifahrten die BEVs einem breiteren Publikum bekannt machen um daraus Käufer zu aquirieren.
Ich glaube nicht dass das klappt. Aber wer weiß…
Futureman meint
Der Ausverkauf beginnt. Jetzt schon 30% Rabatt, obwohl Nio bei jedem Fahrzeug kräftig draufzahlt. Das Geld der Investoren wird geradezu verschleudert.
Das Konzept mit den teuren Wechselstationen erschließt sich mir irgendwie nicht. Gerade Taxen stehen oft und warten auf Gäste. Einfach an jedem Stand Ladestationen, dann läuft es auch mit viel günstigeren Modellen.
ShullBit meint
«nahezu rund um die Uhr im Einsatz sein, ohne lange Ladezeiten»
Halt ein Pseudovorteil ohne den geringsten Praxisnutzen. Je nach Standort, Unternehmensgröße/-struktur usw. sind Taxis in Deutschland 100-300 km am Tag unterwegs. Das ist – gerade weil primär Stadtverkehr – locker mit gängigen Akkugrößen in BEVs zu schaffen. Und nachts startet oder landet für mindestens 6 Stunden kein einziges Flugzeug am explizit erwähnten Flughafen. Es fährt kein Fernzug. Es gibt so gut wie keine Taxigäste. Selbst ohne Schnellader nur mit einer 11kW-Wallbox hat das Taxi über Nacht genug Energie für den nächsten Tag nachgeladen.
Aber so ist es generell bei Nio. Wenn man nur mal das Autobahnnetz nimmt und Landstraßen und alles andere außen vor lässt, dann gibt es heute rechnerisch ca. alle 2000 km Autobahnkilometer eine Nio-Wechselstation. Also wenn das kein Grund ist, einen Nio zu kaufen und mit der Batterie-Miete das Auto doppelt zu bezahlen*.
* Die 100 kWh-Batterie kostet 289/Monat. Über 20 Jahre durchschnittliche Nutzungszeit eines PKW ergäbe das 69.360 Euro.
David meint
Da hast du völlig recht. Bei Nio ist man offenbar verzweifelt, im November ist ein ET 7 zugelassen worden und im Dezember ist auch genau ein ET 7 zugelassen worden.
Jörg2 meint
Wenn „Taxi“ irgendwas mit Verzweiflung zu tun hat, dann ist Daimler seit Jahrzehnten verzweifelt?
M. meint
https://www.spiegel.de/auto/mercedes-schafft-die-e-klasse-taxis-ab-das-sind-die-gruende-a-3782c6f5-7b53-4b25-a08f-0266c7946496
Die „Verzweiflung“ scheint stark nachgelassen zu haben…
Tesla-Fan meint
Das KBA schreibt von insgesamt 39 in Deutschland im Dezember 23 zugelassenen NIO, 1263 für das gesamte Jahr 2023.
Nicht berauschend, aber deutlich mehr als Eines, David!
duStern meint
Na dann rechnen wir nochmal.. die erwähnten 200km im Mittel x 340 Tage x 20 Jahre = verdammt viele KM :-)
Die Garantie der meisten anderen Hersteller erlischt mit 160.000km, also knapp 2,5 Jahre Taxifahrt
Bei deiner KM Angabe reicht der 75kwh Akku, somit 169/Monat – 2 Gratis Swaps (mit Abzug sind das ca 100kwh*0,32€)
137*12*20 = ca 33.000,- für 20 Jahre sorgenfreie Akkugarantie in Sachen Reparatur, Kapazität und wie in den letzten Jahren, gibts auch immer wieder neue Akkutechnologie.
M. meint
Auch Unsinn.
ShullBit bezog sein 20 Jahre-Beispiel nicht auf die Nutzung als Taxi, sondern auf einen privaten Käufer, der aufgrund der mangelhaften Dichte des Batteriewechselnetzwerkes eher auf einen 100 kWh-Akku setzen würde. Die Reichweiten mit dem 75 kWh-Akku sind eigentlich nicht tauglich für regelmäßige Fernstrecken.
Als Taxi könnte das Nio-System aber Sinn machen.
Weniger technisch – es wurde ja schon vorgerechnet, dass die Fahrgast-Zwangspause zum Laden reicht.
Aber für 169 Euro monatlich den (hier hoch beanspruchten) Akku aus dem Kostenrisiko zu holen, könnte sich lohnen – alleine schon, weil defekte Akkus schnell „entsorgt“ sind, ohne Werkstattaufenthalt. Natürlich nur mit einer Wechselstation an einem üblichen Wegepunkt.