Die Lkw-Hersteller Daimler Truck und Volvo Group stellen ihre gemeinsame Brennstoffzellenfabrik in Baden-Württemberg laut einem Bericht deutlich später fertig als geplant.
„Durch den verzögerten Ankauf der Grundstücke sind wir mit dem Bau unseres Klimawerks eineinhalb Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan“, sagte Matthias Jurytko, CEO des von beiden Unternehmen gegründeten Joint Ventures Cellcentric, der Automobilwoche. Nach aktuellem Stand solle der letzte Bauabschnitt im Jahr 2031 abgeschlossen sein.
Die Unternehmen investieren einen dreistelligen Millionenbetrag in die Fabrik. Es gehe um „Stückzahlen in der Größenordnung einer automobilen Großserienfertigung“, so Jurytko. Die sogenannten Brennstoffzellenstacks könnten in Zukunft auch an andere Hersteller geliefert werden. Das Interesse aus der Industrie sei groß. Insgesamt sollen in der Fabrik einmal rund 800 Menschen arbeiten.
Auf die für 2027/2028 vorgesehene Auslieferung der ersten Stacks soll der verspätete Baubeginn keine Auswirkungen haben. „Dennoch werden wir den Produktionsanlauf und die vorgesehenen Stückzahlen bis 2030 schaffen“, sagte Jurytko. Dafür nutze das Unternehmen zunächst ein Gebäude in Esslingen, in dem eine Kleinstserienfertigung vorgesehen gewesen sei.
Die Daimler Truck AG und die Volvo Group haben Cellcentric 2021 gegründet. Das Joint Venture soll einer der weltweit führenden Hersteller von Brennstoffzellensystemen werden. Dafür plant das Unternehmen, eine der größten Serienproduktionen in Europa aufzubauen. Cellcentric wird Brennstoffzellensysteme entwickeln, produzieren und vermarkten. Der Fokus liegt auf dem Einsatz in Fernverkehrs-Lkw, zusätzlich sollen die Systeme auch für andere Anwendungen angeboten werden.
Alle fahrzeugbezogenen Aktivitäten der Daimler Truck AG und Volvo Group finden unabhängig voneinander statt, die Konzerne wollen hier Wettbewerber bleiben. Dies gelte für das gesamte Fahrzeug- und Produktportfolio, insbesondere für die Brennstoffzellen-Integration in die Fahrzeuge, hieß es 2021.
Gurke meint
Also wenn ich mir die Arbeitsschutzmaßnahmen auf dem Titelfoto anschaue, ich würde mich weigern so ein Auto zu betanken. Scheint ja wirklich gefährlich zu sein, mit Schutzmaske, Schweißerhandschuhen, Erdungskabel und so. Haben die Angst, dass da was explodiert?
alupo meint
Verschoben auf nach 2030? Endlich einmal eine gute Nachricht zum ganzen FC-Energievernichtungsantrieb.
Das ist ein echter Gewinn für die Umwelt.
Und Daimler hat nun Zeit gewonnen um das Projekt ohne allzu großen Gesichtsverlust langsam auslaufen zu lassen. Ob sie, besonders Martin Daum, inzwischen die zugrunde liegende Physik und damit den Wirkungsgrad der FC-Kette verstanden haben oder waren es nur Einsichten in betriebswirtschaftliche Fakten, die sich wiederum aus der Physik ergeben? Wir werden es nie erfahren.
Futureman meint
Wo kommen nur die ganzen (wirklich) seltenen Rohstoffe für die ganzen Brennstoffzellen her? Bei den Akkus war das jahrelang (oder bei einigen Stammtischen immer noch) Thema. Obwohl es sich dort um die am häufigsten vorkommenden Rohstoffe handelt.
Thomas meint
Die Frage ist, wer all die BZ abnehmen soll. Der Verkehr fällt ja naheliegenderweise aus. Im stationären Bereich sind im H2-Bereich eher Rückverstromungsmöglichkeiten für die Dunkelflaute gefragt. Hier zählen die Investkosten, somit sind kleine BZ hier absehbar chancenlos gegen zentrale Gaskraftwerke (20.000 EUR/kW vs. 500-1.000 EUR/kW).
Der Rest der mir einfällt ist eher Nische (Schiffahrt, netzfernes Backup, …?).
Freeman meint
Wer die Systeme abnehmen soll ist doch relativ offensichtlich: Daimler Truck und Volvo.
Preislich zeigt China (mal wieder) den Weg: Sino-Synergy berichtet von Produktionskosten für die Brennstoffzellensysteme von 530$/kW (~490€) für die ersten 5 Monate 2023. Preislich natürlich noch nicht kompetitiv genug aber immerhin -60% ggü. 2020. Weitere Steigerungen der Produktion ermöglichen perspektivisch Kosten in die Richtung von 195$/kW.
Thomas Große Böckmann meint
Für Trucks könnte die BZ auch umsonst sein, es würde sich trotzdem nicht lohnen.
Für stationäre Anlagen sind 530$/kW aber super interessant! Hast Du da eine Quelle?
Freeman meint
Bei 530$/kW ist es in der Tat nicht konkurrenzfähig. Das war bei Batterien am Anfang aber auch der Fall. Erst durch die Economy of Scale werden die Kosten massiv fallen. Und da der Produktionsprozess für Brennstoffzellen Ähnlichkeiten teilweise sogar identisch mit dem von Batteriezellen ist, dürften auch ähnliche Kostensenkungen mit steigender Produktionskapazität eintreten. Es bleibt spannend.
Der Link zu den Kosten ist hier: https://chinahydrogen.substack.com/p/fuel-cell-system-price-in-china-down
Markus Müller meint
Meldung von gestern, auf anderem Forum:
Die indische Firma Reliance Industries Ltd rüstet bis Mitte Jahr (!) 5’000 ihrer LKW von Diesel auf FCEV um.
Ist nur ein Info-Splitter von Dutzenden.
Thomas meint
Jaaaa, klar. 5.000 „Diesel umrüsten „. Total plausibel. Bloß nicht den Kopf einschalten beim nachplappern von „Splittern“. ;-)
Markus Müller meint
Wo liegt das Problem? Haben Sie etwas nicht verstanden?
Bitte selber Googeln – die Quelle ist sehr seriös.
Mäx meint
Hast du dir die Meldung auch durchgelesen?
Die bauen von Diesel-ICE auf Wasserstoff-ICE um.
Nix Fuel Cell…
Thomas meint
„We have had near zero downtime in the trials and we have found that H2ICE powered hydrogen trucks are three times more efficient than diesel.“
Ich denke dass sagt alles über diese „Projekt“ und die Kompetenz der Beteiligten :-)
Christian meint
Es sind keine FCEVs sondern H2ICE trucks
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Naja, den Daimler-Standort in Kirchheim/Teck-Nabern gibt es schon seit mindestens dem Jahr 2000 für die Brennstoffzelle; vielleicht klappt es ja dann im Jahr 2030 – ggf. nicht für Mobilität aber für sonstige Anwendungen.