Volvo hatte 2021 angekündigt, ab dem Jahr 2030 nur noch Elektroautos zu bauen und verkaufen. Das wurde anschließend mehrmals bekräftigt. Laut dem Manager Magazin wackelt das Ziel nun aber.
„Der Elektroautomarkt ist härter und kleiner, als wir das vor einem Jahr erwartet haben“, sagte Finanz- und Vizechef Björn Annwall im Gespräch mit der Wirtschaftszeitschrift. „Wir haben gesagt, ab 2030 nur noch Elektroautos verkaufen zu wollen. Das wollen wir auch weiterhin“, so Annwall. „Bis dahin wird es aber noch viele Höhen und Tiefen geben.“
Volvo wolle „voll wettbewerbsfähig bleiben“, mit einem ausgewogenen Portfolio aus Elektroautos, Plug-in-Hybriden und Mildhybriden. Das Unternehmen müsse jederzeit darauf reagieren können, wenn sich die Geschwindigkeit der Transformation ändert. Nicht in jeder Region gehe das immer gleich schnell.
Der Anteil rein elektrischer Autos am Absatz von Volvo lag im letzten Jahr bei 16 Prozent. Im laufenden Jahr steigerten sich die Schweden bislang auf 23 Prozent. Viel erhofft sich die Premiummarke von ihrem neuen kleinen Elektro-SUV EX30, das hohe Stückzahlen erreichen soll. Hinzu kommen derzeit das SUV EX40 und der Crossover EC40 im Kompaktsegment und als Flaggschiff das große SUV EX90. Volvo hat auch einen elektrischen Minivan vorgestellt, dessen Start in Europa ist aber noch nicht bestätigt.
In China hat Volvo seinen Fokus wegen ruinöser Preiskämpfe dem Bericht zufolge fast komplett auf Hybridmodelle verlagert. „Viele Marken verkaufen ihre Elektroautos gerade mit hohen Verlusten. Das muss aufhören“, sagte Annwall. Aber noch sei nicht abzusehen, wann den ersten Angreifern das Geld ausgehe.
Für Europa sieht der Volvo-Vize den neuen Wettbewerb aus Fernost noch nicht als großes Problem. „Vertrieb, Service, Kundenvertrauen – das muss man alles aufbauen, gerade als Premiummarke. Und das wird dauern“, so Annwall. Bislang bieten Marken wie BYD oder Nio ihre Autos auch nicht deutlich günstiger an als die Konkurrenz. Und Volvo positioniert sich auch bei E-Autos als Premiummarke und strebt dementsprechend nicht besonders niedrige Preise an.
Als ein Problem für Volvo dürften sich die angekündigten Strafzölle der EU auf E-Autos aus China erweisen. So wird der EX30 bislang nur im chinesischen Zhangjiakou bei Volvos Hauptanteilseigner Geely gebaut. Die Produktion im belgischen Gent soll erst 2025 beginnen. „Viele meiner deutschen Kollegen haben sehr deutlich gesagt, was gut für die europäische Autoindustrie ist: freier und fairer Handel. Jeder muss hart arbeiten, um zu gewinnen“, sagte Annwall.
Mittelfristig wird Volvo laut dem Manager zu den Gewinnern zählen. Das eigene Angebot hält er für gut genug, um schneller komplett elektrisch zu fahren als andere – „auch als unsere Premiumwettbewerber.“ Die Kostenparität zwischen Elektroautos und Verbrennern werde man „deutlich vor 2030“ erreichen. Abschließend erklärte er noch: „Vorneweg zu rennen ist gut, wir dürfen aber auch nicht vor den Wünschen der Kunden davonrennen.“
Horst meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Yoshi meint
Vor 3-4 Jahren haben sich die Hersteller gegenseitig mit früherem Ausstiegsdatum aus dem Verbrenner überboten.
Ob die das damals selbst geglaubt haben?
Im letzten halben Jahr haben ja fast alle eine 180, Grad Wende hingelegt.
Elvenpath meint
Nein, haben sie nicht. Von einer Umkehr kann keine Rede sein. Nur eine kleine Kurskorrektur von ca. 30 Grad. Sie haben die massive Propaganda der Fossilindustrie unterschätzt, die besonders in Deutschland wirkt.
Aber spätestens, wenn E-Autos günstiger sind, als Verbrenner, ist der Verbrenner tot.
Jörg2 meint
„ Aber spätestens, wenn E-Autos günstiger sind, als Verbrenner, ist der Verbrenner tot.“
Im gewerblichen Bereich (betriebsbedingte Nutzung, nicht Lohnersatzleistung) stimmt das sicherlich.
Im privaten Bereich wird das (mMn) länger dauern (Laternenparker, Umstellungsphobiker….)
Nur, weil Nichtrauchen billiger ist als Rauchen, drängt es nicht jeden zum Verzicht.
Skodafahrer meint
Besonders interessant ist das Elektroauto für Großverbraucher wie Großchemie.
Wenn man seinen Strom richtig günstig einkaufen kann, oder ihn günstig selbst herstellt, rechnen sich die Elektroautos viel schneller.
Momentan müssen viele Autos neu zugelassen werden, weil es neue Vorschriften ab Juli gibt, wie zusätzliche Assistenzsysteme. Möglicherweise werden darüber auch Verbrenner gepuscht.
Hans Meier meint
Im Privaten Bereich liegt das Problem nicht bei den E-Autos, sondern der Politik die aktiv schaut das es keine positiven Rahmenbedingungen gibt. Jeder der eine Streckdose benötigt und nicht Besitzer einer Garage ist weiss was ich meine. Es sind nicht die Kunden das Problem, sondern die abgestimmte Industriepolitik&AutoLobby die entscheidet, wann was kommt. Für die Industrie selber kommt das E-Auto weil die TCO sehr tief sind und gewünscht, bei der Allgemeinheit will man das nicht weil China in der Masse eine Vorreiterrolle hat und die Deutschen nicht. Und DE hat öfters das Gefühl sich an EU Beschlüsse nicht halten zu müssen wenn sie nicht im Sinne von DE sind, sprich das DE-Industrielobbying im Hintergrund versagt hat.
Futureman meint
In einem halben Jahr seigt die CO2 Abgabe auf Sprit weiter an. Ab dann setzen (wieder) alle auf Elektroautos in naher Zukunft. Blöderweise liefern dann andere bereits günstigere Modelle.