Numbat Energy musste Insolvenz anmelden. Das deutsche Start-up hat sich auf Batterie-gestützte Schnellladesäulen spezialisiert und diese vor allem bei Kunden aus dem Einzelhandel aufgebaut.
Das Amtsgericht Kempten hat am 9. August 2024 das vorläufige Insolvenzverfahren über die Numbat GmbH angeordnet, wie unter anderem laut dem Portal Electrive aus der Insolvenzbekanntmachung hervorgeht. Ein vorläufiger Insolvenzverwalter wurde vom Gericht bestellt.
Warum das Unternehmen diesen Schritt gehen musste, geht aus der Insolvenzbekanntmachung nicht hervor. „Allerdings hatte sich die Lage auf dem Markt für Ladeinfrastruktur zuletzt verschärft. Der Ausbau geht allgemein nicht so schnell voran, wie noch vor wenigen Jahren prognostiziert. Zudem steigt im Wettbewerb – nicht nur bei den Ladepunktbetreibern, sondern auch den Hardware-Herstellern – der Preisdruck“, schreibt Electrive.
Numbat hat eine Schnellladesäule mit integriertem Batteriespeicher entwickelt. Damit kann die Stromtankstelle ohne einen entsprechend leistungsfähigen Mittelspannungs-Netzanschluss mit eigener Trafostation betrieben werden – ein Wechselstrom-Anschluss kann schon ausreichen. Die nötige Leistung bei einem Schnellladevorgang wird aus der integrierten Batterie gepuffert. Zwischen zwei Ladevorgängen wird die Batterie wieder mit Strom aus dem Netz – oder einer lokalen Photovolatikanlage – gefüllt.
Mit der 200 kWh großen Numbat-Batterie sind so bis zu 300 kW Ladeleistung möglich. Sind beide Ladepunkte der Säule in Benutzung, kann mit zweimal 150 kW Strom gezogen werden. Das große Display der Numbat-Säule kann für Werbeanzeigen genutzt werden.
Noch im Oktober 2023 hatte das Unternehmen 140 Millionen Euro im Rahmen einer Finanzierungsrunde eingesammelt. Bei nationalen Unternehmen wie Tegut, Norma, Euronics und Hagebaumarkt oder auch Shell-Tankstellen sollten zahlreiche „Numbats“ errichtet werden. Wie der Ausbau-Stand bei diesen Projekten ist und wie es dort weiterläuft, bleibt abzuwarten.
Johann Richard Kos meint
Natürlich muss man sich Gedanken machen warum das Modell nicht geklappt hat. Ob die Herkunft der Ladesäulen dabei eine Rolle spielt, das wage ich zu bezweifeln. Vielmehr stellt sich die Frage nach dem Geschäftsmodell. Sollte das eine Werbeveranstaltung werden oder ging es um das Laden grundsätzlich? Hat sich Numbat jemals überlegt ob ‚Grüner Strom‘ oder eben ‚Ökostrom‘ verkauft werden soll. Bei über 80 Cent/kWh wäre ja Grünstrom Mindesterwartung gewesen. (Wer den Unterschied nicht kennt sollte sich mal die Definition dieser beiden Stromarten zu Eigen machen.) Ich nehme an die Numbat hatte am Stromverkauf kein übermäßiges Interesse, vielmehr waren die prognostizierten Werbeeinnahmen das Maß der Dinge, aber die sind eben, wenn die Säulen immer an Plätzen stehen, die von gleichen Interessengruppen besucht werden (Shell, Tegut, Baumarkt etc.), irgendwann eingeschränkt. Zudem ist mit normalem AC-Netzanschluss eine Säule mit 2 Ladepunkten á 150 kW Ladeleistung nicht zuverlässig zu betreiben, auch bei 200 kWh Puffer nicht, das kann sich jeder ausrechnen. Aber der Stromverkauf war bei Numbat, nach Aussage eines dortigen Managers, auch nicht das Thema. Letztes Jahr bei einer Veranstaltung in der Kanzlei NRF in München kam das auch ziemlich deutlich rüber.
Nur die angegebenen Planzahlen von electrive.net über 1.320 Säulen, das sind 2.640 Ladepunkte á 150 kW und somit eine theoretisch mögliche Ladeleistung von 396 MWh pro Stunde, lassen ein ganz anderes Geschäftsmodell erwarten. Schon bei einem Ladepreis von 42 Cent wäre das ein Umsatz von ca. 165 T€ pro Stunde und ein Tagesverbrauch von 9,5 GWh. Bei 42 Cent Ladepreis wären die Kommentare hier zu diesem Bericht sicher sehr viel freundlicher ausgefallen, aber leider wären die Säulen, egal ob von ADS oder für das halbe Geld aus China, für solche Ansprüche nicht leistungsstark genug. Außerdem braucht man bei einer Tagesgesamtleistung von über 9 GWh nicht eine Marketingabteilung sondern hochprofessionelle Stromhändler. Auch bei 42 Cent verdient ein guter Stromhändler heute fast 20 Cent/kWh und somit hat er auch bei 30% Auslastung bei 9,4 GWh/Tag einen Rohertrag von ca. 230 Millionen im Jahr. Das hätte doch ein Geschäft sein können und eine Rechtfertigung für ein Einhorn. Allerdings war da meines Wissens die Nähe zu den Energieversorgern eher hinderlich.
140 Millionen Invest hätten dabei auch gerechtfertigt sein können. Vielleicht hat der Insolvenzverwalter in Rücksprache mit den Investoren, falls ihn nicht die Gier nach schnellem Geld auffrisst, das Herz endlich mal ein echt kundenfreundliches Ladesystem aufzubauen. Die Ausgangsbasis findet er hier höchstwahrscheinlich vor, sofern die Standortgeber, außer Shell, da mitspielen. Dass Shell sich auf Numbat eingelassen hat erschließt sich sowieso nicht, aber auch das könnte sich darstellen lassen.
UES Selbst meint
Na ja, Geschäftsleitung gut verdient und die Investoren nagen auch nicht am Hungertuch, also was soll’s. Schade für die E-Mobilität.
Herr Kos richtet einen frommen Wunsch an den Insolvenzverwalter. Gibt es die Gattung noch ohne Gier?
Auch gegenüber uns hat mal ein Numbat-Manager erklärt, dass die Firma am Stromverkauf nur sekundär interessiert ist. Was aber verwundert: Vor einiger Zeit wurde mal veröffentlicht, dass Numbat jetzt auch in das Geschäft mit LKW-Laden einsteigen wird. Das ist natürlich ganz gegensätzlich. Wahrscheinlich wurde für dieses Geschäft das Invest verballert, denn ADS hat keine solche Säulen, in China sind sie schwer zu bekommen und wenn Numbat sie selber entwickeln wollte, na dann sind die Millionen schnell weg, denn unter 1MWh Puffer geht mal nichts und bei 500 kW über vielleicht eine volle Stunde Hochleistungsladen mit > 400 kW ist das Thermomanagement eine Herausforderung. Die passenden Ladestandorte sind teuer und Werbung ist nicht einträglich, da der angesprochene Interessent keine Kaufkraft hat. Und wie Herr Kos schon sagt, LKW-Laden sollte sicherlich nicht mehr als 35 Cent kosten, das bedeutet wirklich fähige Stromhändler sind gefragt. Schon ein top Stromhändler kostet einen mittleren sechsstelligen Betrag im Jahr.
Alles in allem eben ordentlich verzockt. Herr Kos helfen Sie doch dem Insoverwalter, falls der das will. Viel fähigere als Sie wird er nicht finden.
RS meint
Hey UES, es darf wohl keiner wissen wer du wirklich bist. Wieso ärgerst du dich über solche Sachen. Wenn schon ein Stromhändler, womit du ja recht hast, 500.000 im Jahr verdient, dann lass doch auch einen Insolvenzverwalter mindestens das gleiche absahnen.
Man Junge du bist und warst der Star unter den Konzeptionären dieser Branche. Dass sie euch ausgebremst haben ist traurig, aber es waren, glaub ich nicht die Insolvenzverwalter sondern unser lieber Staat mit seinen für die Großen reservierten Fördertöpfen der euch das Genick gebrochen hat. Vielleicht hat das auch bei Numbat eine Rolle gespielt. Die waren aber auch ein wenig hochnäsig und haben bei über 80 Cent gedacht lieber wenig Kunden und die abkochen, als so viele Vorgänge verwalten zu müssen. Wenn die tatsächlich am Schluss noch über 80 Cent genommen haben, dann wollten sie doch die Pleite oder haben zumindest mit ihr kalkuliert.
M. meint
„Numbat hat eine Schnellladesäule mit integriertem Batteriespeicher entwickelt.“
Das stimmt nicht. Das steckt drin:
https://www.ads-tec-energy.com/produkte/charging/all-in-one
Egon Meier meint
Das Konzept der Fa Numbat hatte zwei große Probleme:
– gewaltiger technischer Mehraufwand (der höhere Preise für den Kunden bedingt) und damit geringere Umsätze und keine Deckungsbeiträge …
– eine technisch und finanziell überlegenen Wettbewerber: VW baut sowas auch und Aral hat es an vielen Orten installiert. Da stecken dann MEB-Akkus drin und damit gibt es keine kostengünstige Aussicht für Second life
Realist meint
Grundsätzlich ist die Idee gut, um auch dort Schnelllader zu haben, wo es das Netz nicht hergibt. Allerdings ist der Preis so heftig, dass ich beim letzten Allgäu-Urlaub lieber geschaut habe, zu einer günstigeren Lademöglichkeit zu fahren und das mit einem Ausflug in der Richtung zu verbinden.
Ganz allgemein ist unterwegs laden im Roaming viel zu teuer, selbst AC
Martin meint
Schade, habe gute Erfahrung mit den NUMBATS gemacht. Zuverlässig und die 150 KW wurden jedes mal geliefert.
Hoffe es findet sich ein Käufer der es weiterführt.
Solariseur meint
Da haben sich vorab auch einige Exxterne gut bedient und ihre Faaachkompetenz verrräußert.
– Norton Rose Fulbright –
Einfach mal in deren Presssemitteilungen suchen, wer da alles zugegriffen und Beraterhooonorare generiert hat.
David meint
Wenn ich das so lese, frage ich mich, wann Tesla seine sogenannten Supercharger in ein eigenes Unternehmen überführt?
Solariseur meint
Und, findest Du in Deiner unermeßlichen Fachkompetenz auch eine Antwort?
Martin meint
Die Unermessliche Fachkompetenz ist Elon dem Heiligen vorbehalten.
Solariseur meint
Auch Du wirst irgendwann dem Elon dienen….
:-)))
MichaelEV meint
Die Supercharger sind der Grund, warum andere Anbieter nach und nach Pleite gehen werden…
Egon Meier meint
der war gut …
MichaelEV meint
Lustig ist nur, dass Egon wirklich denkt das es anders wäre…
Cupra meint
Ich stand ja schon auch an so einer in Sonthofen. Ladeleistung war nicht berühmt, aber ich erkenne durchaus den Vorteil dieser Säulen im Ländlichen Raum, wenn man nicht die Ladeleistung übers Netz bewerkstelligen kann. Der Preis von 80 cent pro kWh ist allerdings ein schlechter Witz. Selbst im Verbund z.B. von Allgäustrom zahlst du dann 80 cent. Da lädt und bezahlt keiner (vor allem nachdem das Roaming jetzt so teuer geworden ist).
Solariseur meint
„Noch im Oktober 2023 hatte das Unternehmen 140 Millionen Euro im Rahmen einer Finanzierungsrunde eingesammelt. “
Für paar Ladesäulen. Wow. Was für eine Geschäftsidee. Da werden Benko und Marsalek blaß vor Neid.
Andre meint
Lustig, bei mir in der Nähe wurden gerade vor 1-2 Monaten zwei Numbat-Ladesäulen errichtet.
Bei dem aufgerufenen Adhoc-Preis um 80 Cent ist die Auslastung quasi nicht vorhanden.
Oder steckte da ein anderes Geschäftsmodell dahinter, welches die Autofahrer eigentlich garnicht berücksichtigt?
Jeff Healey meint
Ganz vorsichtig gemutmaßt, die Geschäftsführung hat nicht am Hungertuch genagt…(?)
Christian meint
Die Ladestationen sind natürlich gut um das Gebäudeenergiegesetz zu erfüllen… praktisch sind sie bestimmt nur bedingt, vorallem wenn keine PV am Aufstellort angeschlossen wird können nicht mehr als 528 kWh im Idealfall täglich verkauft werden bei einem 22 kW Anschluß und nicht berücksichtigten Umwandlungsverlusten.
Tim Schnabel meint
Das ging ja schnell, noch vor 2 Monaten wurde angekündigt dass die jysk Läden Schnelllader bekommen, vorher Hagebau, Norma.
Wurde da schon was gebaut oder waren das lediglich Träume.
Naja eh fragwürdig 300kw bzw geteilt 150kw an nem Matratzenladen oder nem Supermarkt.
Da tun es doch auch 150kw geteilt.
Klar Schnellladen ist gut, aber wenn der Netzanschluss keine 300kw hergeben ist zB wie bei unserem Lidl ne Säule die auf 75kw limitiert ist sicher viel billiger als so’n Batteriemonster mit 200kwh Stunden.
Vorallem ehm, wenn sagen wir mal zwei Porsche, Tesla und was weiß ich mit großem Akku schnell geladen haben ist der interne Speicher eh leer, dann müssen die nächsten doch eh erstmal mit dem normalen Netzanschluss laden..was wahrscheinlich langsam ist , sonst hätte man sich ja nicht für eine Batterielösung entscheiden müssen.
Lorenz Müller meint
Ich kann dir versichern dass die 200kWh im Vergleich zum Rest der Säule peanuts kosten – vor allem wenn man die Kosten für den sonst nötigen Netzausbau mit einberechnet.
Erfahrungsgemäß reichen die Puffer auch gut aus, Szenarien wie von dir beschrieben sind nicht unmöglich, aber sehr selten. Man muss auch betonen: die Säule wird ja nicht mit 11kW angeschlossen, selbst ein kleiner Supermarkt hat einen Netzanschluss von mehr als 100kW, mit dynamischen Lastmanagement, ggf. noch PV auf dem Dach, kommt da schon gut was vom Netz. Der Speicher glättet hier in der Regel wirklich nur die Spitzen und erlaubt Supermärkten eben auch ihren eigenen PV Strom zu verkaufen – so zumindest die Theorie. Warum Numbat gescheitert ist, geht hier leider nicht hervor.