Laut MAN-Chef Alexander Vlaskamp ist die Stimmung bei den Nutzfahrzeugherstellern derzeit nicht gut. „Wir fühlen uns ein bisschen wie die Melkkuh der Nation“, sagte er im Interview mit Merkur.de. Man investiere Milliarden in den Hochlauf der E-Mobilität, baue Batteriezentren, forsche an Antrieben, habe seit 2021 elektrische Stadtbusse im Einsatz und jetzt auch E-Lkw im Markt. Gleichzeitig werde die Förderung für E-Lkw gestrichen und die Lkw-Maut verdoppelt, sodass die Transportfirmen kein Geld für neue Fahrzeuge hätten.
„Dennoch sollen wir künftig hohe Strafen zahlen, wenn wir die EU-Flottenziele nicht erreichen, weil wir zu wenig Elektrofahrzeuge auf die Straße bringen. Das passt doch nicht zusammen“, so Vlaskamp. „Dazu kommt die aktuelle Wirtschaftskrise, unter der wir stark leiden. Mit so einer Politik schafft man die Industrie in Europa ab.“
Danach gefragt, was der Nutzfahrzeugbranche aus seiner Sicht helfen würde, sagte der MAN-CEO: „Drei Dinge: Förderung der E-Fahrzeuge, bessere Lade-Infrastruktur und weniger Strafen.“ Die Lkw-Maut sei im Dezember 2023 erhöht worden. Man habe sich zusammen mit anderen Herstellern und Logistikverbänden schon damals dafür eingesetzt, dass die Hälfte der sieben Milliarden Euro Mehreinnahmen durch die Maut in die Förderung von E-Lkw und den Ausbau der Ladeinfrastruktur geht.
Stattdessen sei die Förderung für E-Lkw kurz nach der Einführung der Maut zusammen mit jener für E-Autos im Januar quasi über Nacht gestrichen worden. Das habe nur kaum jemand in der Öffentlichkeit wahrgenommen, weil sich alle über den Förderstopp bei den Autos aufgeregt hätten. „Wir wollen auch nur, dass die Hälfte der Mauteinnahmen über den Ladensäulenausbau und Förderungen zu uns zurückkommt in die Branche“, sagte Vlaskamp.
Eine Förderung müsse nicht unbedingt in Form von Geldzahlungen kommen, auch bessere Abschreibungsregeln, wenn Transportfirmen in Elektrofahrzeuge investieren, seien möglich. Das belaste den Haushalt weniger. Über solche Dinge sollte die neue Bundesregierung nachdenken. „Der Punkt ist nur: Das muss alles langfristig und verlässlich sein“, unterstrich der Manager.
MAN-CEO will Mautbefreiung für E-Lkw über 2025 hinaus
Der Grundgedanke der Maut sei richtig und bei dem Nutzfahrzeughersteller befürworte man es, dass Dieselfahrzeuge aus Gründen des Umwelt- und Klimaschutzes höher besteuert werden. Viele MAN-Kunden forderten auch einen nachhaltigen Transport. Im Moment belaste die Maut sie aber so stark, dass sie weniger investieren und sich kaum neue Fahrzeuge kaufen könnten. Sie bewirke also das Gegenteil.
Ab Ende 2025 sollen E-Trucks 25 Prozent der Lkw-Maut zahlen und was danach komme, wisse noch niemand – so könne kein Spediteur planen. Die fehlende Planungssicherheit spüre man. „Wir hatten schon 2500 Zusagen für unseren E-Truck, wovon aber ein Teil zuletzt wieder storniert wurde. Daher ist es unbedingt notwendig, dass die Mautbefreiung für E-Trucks auch über 2025 hinaus bestehen bleibt“, so Vlaskamp.
Im Transportbereich zählten zwei Dinge: Ein neuer E-Lkw müsse sich rechnen. Und das Laden auf der Strecke müsse problemlos funktionieren. „Der Aufbau der Ladeinfrastruktur ist ein Trauerspiel“, findet der MAN-Chef. Es gebe im Moment vielleicht 15 bis 20 reine Lkw-Ladesäulen in Deutschland – und die meisten seien wohl auf den Werksgeländen von MAN und Daimler. Mit Daimler Truck und Volvo Truck investiere man eine halbe Milliarde für 1700 Ladesäulen und elektrifiziere mit E.On die MAN-Service-Standorte, die dann als Ladestationen für Fahrer aller Lkw-Marken offen seien. „Aber die Politik macht ihre Hausaufgaben beim Aufbau öffentlicher Säulen einfach nicht schnell genug.“
Nils P. meint
Ich glaube, das die Politik überrascht wurde, wie schnell sich eLKW zu einem funtionierendem Produkt entwickelt haben. Es ist noch nicht lange her, das irgendwelche „Experten“ behauptet haben, das ein mittel- oder langstrecken LKW technoogisch nicht machbar ist.
Hans Meier meint
Jahrelang war der O-Ton der Autolobby das es nicht geht, zu gut hat man dran verdient. Jetzt geht es weil der Druck von Extern kommt. Ja die Batterien waren früher teurer aber man hätte bereits in den 90er bauen können, aber siehe oben.
Hans Meier meint
VWAG-MAN im Klagelied… holt das Geld doch bei Porsche und Aktionären. Kann die Allgemeinheit doch nichts dafür wenn ihr die Milchkühe der Aktionäre seid.
David meint
Wenn LKW Maut bezahlen sollen, ist das ein bestimmte Summe an Einnahmen in den Budget-Planungen. Ein Budget, das natürlich auch steigt. Wenn es irgendwann nur noch Elektro LKW gibt, müssen die 100% der Maut aufbringen. Also wird es nicht dauerhaft ohne Maut für Elektro-LKW gehen. Planungssicher wäre auch ein Pfad der Erhöhung.
Insofern finde ich den Weg nicht schlecht, nur ein Viertel der Maut vom Verbrenner zu berechnen. Natürlich wirkt es verlockend, im nächsten Schritt die Maut für Verbrenner noch einmal zu verdoppeln. Aber die Gefahr besteht dann, dass an einem bestimmten Kipppunkt zwischen Elektro und Verbrenner, die Maut für Elektro-LKW sehr stark ansteigen muss.
Insofern wäre es sinnvoll, einen Schwellwert bzw. eine Logik zu kommunizieren, ab wann Elektro-LKW 50 % der Verbrennermaut aufbringen müssen.
Andi_XE meint
Wenn die Maut verdopplet wurde und ende 2025 E-Lkw dann 25 % der Verbrennermaut zahlen sollen, steigt dann nicht der Vorteil der E-LKW um 25 %?
Also 75 % weniger Maut als der Verbrenner.
Mit fiktiven Zahlen, pro Streckeneinheit:
Maut Verbrenner aktuell: 100 € verdopplet dann 200 €
BEV-LKW aktuell 0 € ende 2025 50 €
Vorteil BEV-LKW aktuell 100 € ende 2025 150 €
Was will der MAN denn?
MartinAusBerlin meint
von 100€ sparen auf 150€ sparen ist aber ein 50% größerer Vorteil
NixNox meint
E-LKWs sind doch von der Maut befreit. Das ist doch der Sinn daran damit die Nachfrage zu erhöhen…
David meint
Nein, der Sinn war, die Differenz zu Verbrenner-LKW in den laufenden Kosten zu erhöhen. Und das ist voll erfüllt. Schließlich verdoppelt sich die Maut für Verbrenner LKW. Da habe ich noch keinen Aufschrei gehört. Gibt auch noch keine
osteuropäischen Speditionen, die bekundet haben, 2026 auf Lastkahn, Mongolfiere oder Optimus Roboter mit Rucksack umsteigen zu wollen.
Gurke meint
und wie lange noch? Wird genauso ein Flop wie die Mautbefreiung beim Gas. Die Aussage “ bis auf weiteres“ ist für jeden Unternehmer eine super kalkulationsbasis.
Kasch meint
Tja, Semi mit genialem Ladeequipment fürs Zentrallager kommt. An nahezu allen V4-Ladern, wo auch immer weltweit, muss künftig lediglich das LkW-Ladekabel für 1,2MW nur noch nachgerüstet werden, dort wo tatsächlich Bedarf für öffentliches Laden besteht. Traumhaft für Spediteure, dramatisch für den ganzen Rest der LkW-Hersteller.
David meint
Den Semi gibt es nicht. Man kann ihn nicht probefahren, nicht kaufen, nicht bestellen. Das Werk ist nicht fertig, aber das ist nicht der Grund. Es gibt keinerlei Daten, denn das Konzept muss geändert werden. Geplant war mit der 4680, aber bei der Energiedichte dieser Schwachlastzelle und der Zukunft der eigenen Zellproduktion muss man umplanen. Aber wohin und was kostet das? Das alles scheint ein Jahr vor dem angeblichen Beginn der Produktion noch ungeklärt. Wenn Tesla schlau ist, kommt der Wagen nie auf den Markt. Da sie aber nicht schlau sind, werden sie es versuchen, aber das dauert. Die Vorstellung des Teslas Semi ist jetzt im achten Jahr. Wie die Zeit vergeht. Hierzulande gibt es einige Tausend Bestellungen für den eActros. Richtige Bestellungen, nicht Tesla Bestellungen.
kasch meint
Ja, wissen wir nun, Tesla baut überhaupt keine E-Fahrzeuge, schreibt nur rote Zahlen und geht wöchtlich pleite, in deinem Paralleluniversum.
Etwas Realität: Autokratische Länder haben sich längst von politischer Planwirtschaft verabschiedet und fördern inzwischen freie Marktwirtschaft, unglaublich erfolgreich, und wir ? Wir müssen keine Gedanken mehr an Industrieförderung verschwenden, weder in DE noch im Rest der EU. Sucht euch lieber ne kleine Anbaufläche für Kartoffeln und tauscht euer Auto rechtzeitig gegen ein Lastenfahrrad, mit dem ihr die Ernte auf dem nächsgelegenen Markt verscherbeln könnt. Auch ein Paralleluniversum ? Nein, eine nicht allzu ferne Zukunft in der gesamten Westallianz.
Steffen meint
„Wir wollen auch nur, dass die Hälfte der Mauteinnahmen über den Ladensäulenausbau und Förderungen zu uns zurückkommt in die Branche“
Legitim.
Jörg2 meint
Die Maut ist (so ist sie angelegt und so war bisher die hauptsächliche Mittelverwendung) als Nutzungsentgeld des Fernstrassennetzes zu verstehen. Sie dient der Instandhaltung und des Ausbaus des Fernstrassennetztes und wird für die Schieneninfrastruktur verwendet.
Dieses Geld auf ein Karussel zu setzen und zum Ursprung zurückfließen zu lassen, widerspricht der Idee der Maut.
Steffen meint
„Ausbaus des Fernstrassennetztes“ – was ist Ladestruktur anderes? >> Legitim.
Steffen meint
Ladeinfrastruktur natürlich.
Jörg2 meint
Steffen
Frag mal das FBA, was die unter Fernstrassennetz (Eigentum drr öffentlichen Hand) und dessen Ausbau/Instandhaltung verstehen.
Jörg2 meint
Kaufmanns Klagelied.
Wenns gut läuft, dann kann der Staat (die Ergebnisse des demokratischen Meinungsbildungsprozesses -> Regularien) nicht weitgenug rausgedrängt, überflüssig gemacht werden um ja den Profitfluss nicht zu gefährden.
Wenns schlecht läuft kann nicht genug der Staat (Bürger) in die Pflicht genommen werden, die sich androhende Realisierung des kaufmännischen Risikos zu vermeiden.
Michael meint
Elektro hatte die FDP nicht auf dem Zettel. Die waren ja eingelullt von der Wasserstofflobby.
elektromat meint
nö. EFuels von der Lindnerschen Porsche-Destillery. Wasserstoff ist BMW-Söder
Stefan meint
„15 bis 20 reine Lkw-Ladesäulen in Deutschland“?
Allein Aral Pulse hat mehr als 20 Standorte für LKW-Laden ausgewiesen.
Das sind aber eben meist 300 kW-CCS-Lader mit markierten LKW-Parkplätzen.
Es braucht nicht hunderte MCS-Standorte für den Anfang, es reichen CCS-Lader als Grundlage plus Ausbau der MCS in den nächsten Jahren.
Besser-BEV-Wisser meint
Man hätte die Kartellstrafen (3 Mrd Euro!) gegen zu 100% in LKW Ladeinfrastruktur stecken sollen.
Dann würde die Sache heute anders aussehen.
Jörg2 meint
Die Kartellbildung war zu Lasten des Bürgers. Erhöhte Fahrzeugpreise führten zu erhöhten Frachtkosten führten zu erhöhten Verbraucherpreisen. Die Strafe war die Gewinnabschöpfung zu Lasten der Täter.
Dieses Geld nun, über den Umweg einer staatlich mitfinanzierten Ladeinfrastruktur, den Tätern zugute kommen zu lassen. Wäre irgendwie komisch.