Laut Škoda-Chef Klaus Zellmer benötigt die Automobilbranche mehr Zeit, um das EU-Ziel von emissionsfreien Neuwagen zu erreichen. Nach aktuellem Stand sollen ab 2035 nur noch neue Fahrzeuge ohne Auspuffemissionen zugelassen werden dürfen. Doch dagegen regt sich in der Autobranche zunehmend Widerstand.
Das EU-Vorhaben bedeutet in der Praxis den Umstieg auf Elektro- und Wasserstofffahrzeuge. Die Elektromobilität hänge vom Kunden, vom Angebot und den Rahmenbedingungen wie dem Strompreis und der Ladeinfrastruktur ab, sagte Zellmer im Gespräch mit dem Portal Electrified. Eine so hohe Akzeptanz wie etwa in Norwegen sei eine große Herausforderung.
„Wir arbeiten darauf hin, haben aber auch immer gesagt, dass wir flexibel bleiben müssen“, so Zellmer zum EU-Ziel. Die gesetzlich definierten CO₂-Ziele müssten regelmäßig überprüft und realistisch an die jeweilige Marktentwicklung angepasst werden. Škoda biete Modelle vom effizienten Verbrenner über hybride Antriebsstränge bis hin zu batteriebetriebenen Fahrzeugen – man stelle sich auf das ein, was der Kunde verlangt.
„Bestrafen hat noch nie funktioniert“
„Wir sehen aktuell, dass sich vor allem Privatkunden beim Kauf von E-Fahrzeugen zurückhalten“, erklärte der Manager. „Für Flotten und Dienstwagenfahrer gibt es Anreize und aus meiner Sicht braucht es diese auch für Privatkunden. Bestrafen hat dagegen noch nie funktioniert.“ Klar sei aber auch: Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, sollte es keine zusätzlichen Anreize brauchen.
Als ein gutes Anreizsystem bewertet Zellmer „alles, was es für Kunden attraktiv macht, sich für ein Elektroauto zu entscheiden“. Die Gesamtbetriebskosten eines E-Fahrzeugs müssten sinken. Günstiger Ladestrom wäre ein entscheidender Faktor oder eine geringere Mehrwertsteuer. Entscheidend sei dabei, dass diese Anreize möglichst europaweit umgesetzt werden. Europa sei mehr als nur Deutschland, auch wenn es für Škoda der wichtigste Einzelmarkt ist.
Das Elektro-SUV Elroq hat die tschechische Volkswagentochter ausstattungsbereinigt in den meisten Ländern Europas auf den gleichen Preispunkt gesetzt wie das Kompakt-SUV Karoq. Die Margen seien aber sehr unterschiedlich. „Doch die Investitionen, die wir brauchen, um unsere Zukunft abzusichern, müssen erwirtschaftet werden“, unterstrich Zellmer. „Die Ergebnisse dafür kommen noch nicht aus den batterie-elektrischen Fahrzeugen. Daran arbeiten wir.“
Mit Blick auf die immer strengeren CO2-Vorgaben der EU für Autos forderte der Škoda-Chef Flexibilitäten innerhalb der bestehenden Regulierung. Für die Hersteller bedeuteten insbesondere die ab 2030 geltenden CO2-Grenzwerte eine enorme Herausforderung. Er appelliere an alle, sich genau anzuschauen, wie sich die Adaptionsgeschwindigkeit an die E-Mobilität wirklich entwickelt. Sollte die Transformationsgeschwindigkeit nicht reichen, müsse man gegensteuern.
„Elektromobilität ist die Technologie der Zukunft“
Elektromobilität sei die Technologie der Zukunft, bekräftigte Zellmer. Für den Übergang brauche es „sehr wahrscheinlich“ stärker als geplant auch Plug-in-Hybride und sogenannte Range Extender. Škoda habe vor Jahren eine Transformationskurve avisiert und daran seine CO2-Limits ausgerichtet. Man stelle nun aus den verschiedenen Gründen fest – Infrastruktur, Reichweitenerwartungen, auch Energiekosten –, dass das noch nicht funktioniert. „Wir diskutieren daher aktuell, wie diese Ziele auch wirtschaftlich verträglich erreicht werden können und sollten die Ziele gemeinsam regelmäßig überprüfen und realistisch an die jeweilige Marktentwicklung anpassen“, so der CEO.
„Je eher wir Klarheit und somit Planungssicherheit haben, desto besser. Die ewigen Diskussionen schaffen vor allem Verunsicherung bei den Kunden“, betonte Zellmer. Der Pfad zu 100 Prozent E-Mobilität müsse dabei „einen realistischen Gradienten haben – und den haben wir in Europa noch nicht“. Es gebe nach wie vor Länder in Südeuropa oder im Osten Europas, in denen der Zulassungsanteil elektrischer Fahrzeuge bei unter zehn Prozent liegt. Hier brauche es klare Unterstützung seitens der Politik und ein voneinander Lernen der Mitgliedstaaten beim Thema der besten Anreizsysteme.
Es gebe noch viele Fahrer, die mit dem Thema Elektro fremdeln, die 30.000 bis 40.000 Kilometer im Jahr fahren, sagte der Škoda-Boss. Da brauche man ein Auto mit guter Ladeleistung und Reichweite – etwa die für nächstes Jahrzehnt geplante Serienversion der Kombi-Studie Vision O. Für einen früheren Start dieses Modells sei man bei Škoda „und auch um uns herum“ noch nicht so weit.
hu.ms meint
Mehrere leute in meinem umfeld warten schon auf den Epiq mit 56kwh akku.
Und förderung gibts bei 33K kaufpreis sicher auch.
M. meint
Die Förderung ist doch noch gar nicht offziell beschlossen!?
Das ist bisher nur eine Absichtserklärung, die finale Ausgestaltung fehlt noch.
South meint
Nicht die Industrie braucht Zeit. Der VW Konzern braucht Zeit. Das Angebot klemmt. Die neuen Modelle kommen nicht, die Ladeleistung, die Software und der hohe Preise mit mangelnder Reichweite schrecken die Kunden ab. Alles Stand vor nem halben Jahrzehnt.
Fairerweise sind viele Konkurrenten auch nicht besser, auch Toyota, Tesla, Hyundai und auch die Premiumanbieter liefern bis dato nur alte Technik oder superteure Modelle.
Der Kunde will 500km echte Reichweite, so 20 Minuten laden und das zu einem Preis, was er vom Verbrenner her gewohnt ist. Das ist ohne Probleme schon weit vor den noch knapp verbleibenden zehn Jahren zu schaffen, aber eben nicht für alle Hersteller. Wer sich nicht umstellen kann, der wird eben auf der Strecke bleiben, wie bei jedem anderem Markt auch…
Ob jetzt die 100% 2035 oder 2038 erreicht werden, dass juckt mit Verlaub den deutschen Statisten. In bereits fünf Jahren wird der Markt zum großen teil elektrisch sein und die Politik sollte sich tunlichst auf Begleiten und nicht auf das Behindern konzentrieren.
Wenn auf Dauer solche Modelle nicht von der einheimischen Industrie kommen sollten, ja, dann können wir halt keine markttauglichen Autos mehr, dann muss der Markt geöffnet werden. Ich mein, wir haben den Smartphonemarkt ja auch nicht abgeschottet, nur damit Siemens weiter Mobiltelefone verkaufen kann…
Andi EE meint
@South
„Nicht die Industrie braucht Zeit. Der VW Konzern braucht Zeit.“
Bravo, das bringt es auf den Punkt. 👍👍
hu.ms meint
Und wie lange dauert der kleine tesla für 30K ?
hu.ms meint
Solange kein konkurrent ein besseres P/Lverhältnis bietet ist das doch völlig egal und reine theorie. Der BEV-marktanteil der VWgroup in europa liegt bei 28 %. Tesla 10%.
volsor meint
„Laut Škoda-Chef Klaus Zellmer benötigt die Automobilbranche mehr Zeit, um das EU-Ziel von emissionsfreien Neuwagen zu erreichen.!“
In 2025 noch so eine Aussage macht mich Sprachlos.
Seit 2015 allerspätestens sollte auch die Deutschen Hersteller begriffen haben wo hin die Reise geht.
Mir tun nur Mitarbeiter leid.
brainDotExe meint
Die letzten Jahre wahren so viele Umbrüche im Markt, das konnte man in 2015 noch überhaupt nicht absehen.
Ich denke erst ab 2022 war ungefähr absehbar, wie sich der Markt heute entwickeln wird.
Haubentaucher meint
Was für ein Quark. Man hatimmer gehofft das Elektroauto kommt nicht. Man hat alles ignoriert, klein und schlechtgeredet und geglaubt die Politik wird es schon hinbiegen. So war man es eben jahrzehntelang gewohnt. Man sieht ja an den aktuellen Bestrebungen wie man sich an den Verbrenner klammert. Die Party ist vorüber und man will es immer noch nicht glauben. Gier frisst Hirn.
South meint
Nein, das stimmt definitiv nicht. Wie schnell sich der Markt auf E Mobilität umstellen wird, dass mag noch offen gewesen sein, weil man eben auch die Entwicklung, die Haltbarkeit der Accus etc. nicht richtig einschätzen konnte, aber dass der Verbrenner durch das E Autos abgelöst wird, ist mindestens seit 2015, kam ja das Tesla M3 schon 2016 auf den Markt, absehbar gewesen. Genau wie man auch heute schon sehr sicher absehen kann, dass bis spätestens in 5-7 Jahren der Automarkt in den Kernmärkten auf über 50% E Neuzulassungen entwickeln wird…
Der Markt hatte bestenfalls Entwicklungen, aber keine Umbrüche vor dieser Zeit. Die Branche war bis 2015 ja in einem Dornrößchenschlaf. Trotzdem, es ist eine Jahrhundertumstellung, da wird harzen vom Markt stark bestraft…
brainDotExe meint
„Wie schnell sich der Markt auf E Mobilität umstellen wird, dass mag noch offen gewesen sein“
Das war meine Aussage.
„aber dass der Verbrenner durch das E Autos abgelöst wird, ist mindestens seit 2015, kam ja das Tesla M3 schon 2016 auf den Markt, absehbar gewesen“
Absolut nicht nicht. Ein Modell eines Newcomers ändert daran nichts.
Absehbar war es als nahezu alle Hersteller brauchbare Modelle gebracht haben.
Und „abgelöst“ werden ist auch falsch, der Verbrenner wird langfristig auch in einer Nische mit max. 5% Anteil bestehen bleiben.
stdwanze meint
Elektro ist die Zukunft, falsch Elektro ist heute. Zukunft ist das neue technologieoffen.
Ben meint
Zellmer labbert in der Öffentlichkeit auch nur das nach was sein Verbrenner liebender E-Fuel schnüffelnder Chef Blume ihn erlaubt hat zu sagen, selbst glaubt er doch nicht wirklich daran wenn er auf seine Verkaufzallen von Skoda schaut.
Yoshi meint
Liebt der Verbrenner oder Autos mit Marge, Reichweite und Mega-Schnelladefähigkeit (3 Minuten)?
Warum man auf Krampf gegen den Kundenwunsch agieren sollte wird mir immer ein Rätsel bleiben.
Aber Friedrich und co sind ja gerade bereit, die Schienen wieder von grünem Tagtraum Richtung Realität zu stellen.
Dann geht’s bei VW vielleicht so weit bergauf, dass du zukünftig wieder die Sanitäranlagen dort reinigen darfst.