MAN-Chef Alexander Vlaskamp hat in einem Interview mit dem Handelsblatt betont: „Wir glauben an den E-Truck.“ Viele Kunden des Nutzfahrzeugherstellers forderten nachhaltigen Transport – „nehmen Sie den Einzelhandel, die Supermärkte, aber auch Autohersteller“.
Die Kunden wüssten, dass ein Elektro-Lkw in der Anschaffung zwar teurer sei, die Betriebskosten aber deutlich niedriger seien. Zudem gebe es immer mehr Städte in Europa, die Fahrverbote für Diesel erlassen. „Schauen Sie sich die Entwicklung bei den Stadtbussen an: 70 Prozent aller Ausschreibungen für Stadtbusse in Europa sind elektrisch. Und die Entwicklung geht weiter in Richtung E-Truck.“
Ab 2027 werde der Verkauf von Diesel in das Emissionshandelssystem einbezogen, erklärte der MAN-Boss. „Wir rechnen damit, dass der Diesel noch einmal zehn bis 15 Eurocent pro Liter mehr kosten wird. Alternativ könnte die Bundesregierung auch die Mautpreise für Diesel weiter erhöhen. Spätestens dann spricht noch mehr für Elektro-Lastwagen.“
Die Elektromobilität beim Lkw werde sich trotz der höheren Anschaffungskosten rechnen. Bei MAN geht man laut dem CEO davon aus, dass sich mit einem E-Truck, je nach Nutzung, bei einer Laufleistung von 60.000 bis 100.000 Kilometern pro Jahr um die 30.000 Euro an Betriebskosten sparen lassen. Abhängig vom Land, den Förderungen und den Strompreisen rechne sich ein E-Truck in drei bis fünf Jahren.
MAN bereite alle seine Werke und Werkstätten „intensiv“ auf die E-Mobilität vor, unterstrich Vlaskamp. „Wir gehen davon aus, dass 2030 jeder zweite verkaufte Lastwagen in Europa ein E-Truck ist. Dafür brauchen wir aber stabile Regeln in Europa. Und wir brauchen Tempo beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. Zum Beispiel, dass auf hundert Kilometer Autobahn bis zu zwei Lademöglichkeiten für Elektrolastwagen kommen, wie es die EU den Mitgliedsländern vorgibt.“
Um den Kunden das Laden von E-Trucks zu erleichtern, habe MAN eine Partnerschaft mit E.On geschlossen und gehe beim Aufbau von öffentlichen Lademöglichkeiten so selbst in Vorleistung bei seinen eigenen Servicebetrieben, die zumeist in Industriegebieten mit guter Stromversorgung lägen. Geladen werde in der Regel hier oder auf den Betriebsflächen der Kunden und weniger an den Autobahnen.
Neben der E.On-Kooperation habe MAN unter dem Dach der zu Volkswagen gehörenden Traton-Gruppe gemeinsam mit Daimler Truck und Volvo Trucks in Milence investiert, das an öffentlichen Logistikpunkten in Europa Ladesäulen aufbaut, erklärte der Manager. „Und auf dem Parkplatz der Allianz Arena planen wir zusammen mit dem FC Bayern einen Ladepark – ein Leuchtturmprojekt. An Tagen, an denen keine Spiele stattfinden, können Lastwagen und Busse auf den leeren Parkplätzen laden, direkt an einem Autobahnkreuz vor den Toren Münchens. Von solchen Projekten werden wir mehr sehen.“
Die MAN-Wettbewerber Volvo und Daimler setzen zusätzlich zum reinen E-Antrieb auf Wasserstoff und die Brennstoffzelle. „Wir glauben, dass sich der Elektroantrieb aufgrund der niedrigeren Betriebskosten eher rechnet als die Brennstoffzelle“, sagte der MAN-Chef dazu. „Für ganz schwere Transporte sehen wir allerdings auch eine Nische für den Wasserstoffverbrenner. Ein passendes Fahrzeug haben wir bereits auf den Markt gebracht. Denken Sie an die schweren Rotorblätter von Windrädern oder Holztransporte in Skandinavien. Diese Anwendungen werden aber nicht mehr als etwa zehn Prozent des Marktes ausmachen.“
Werner Mauss meint
Ich denke eher, daß MAN dran glauben muss, so oder so.
David meint
Natürlich gibt es Hersteller, deren Produktportfolio besser mit deinen Bedürfnissen übereinstimmt und es gibt welche, da ist das weniger der Fall. Da mag einem dann auch die Einschätzung schwerer fallen, wie erfolgreich das jeweilige Unternehmen ist. Konkret auf MAN bezogen kann man wohl sagen, Rollatoren und Inkontinenzartikel vertreiben sie nicht.
Jensen meint
Wenn die MAN-Leute davon ausgehen, dass bereits 2030 (das ist ja mehr oder weniger „Übermorgen“) 50% der neu zugelassen LKW in Europa batterieelektrisch sind, ist das mal eine sehr robuste und erfreuliche Ansage. Ob man es nun ein Leuchtturmprojeklt nennen muß, dass gut 300 Tage im Jahr ungenutzte Parkflächen an bspw. Fussballstadien mit Ladeinfrastruktur aufgewertet werden, spielt keine große Rolle. Ähnliche Flächen gibt es, wohl nicht nur in Deutschland, sicher eine ganze Menge. Nicht nur an den großen Stadien. Diese sind zumeist auch ideal gelegen an den großen Verkehrswegen. Das Beispiel München mit der Arena könnte zudem auch der sonstigen Ladeinfrastruktur einen Schub geben, denn im selbsternannten, größten Parkhaus Europas mit beinahe 10.000 (!) PKW-Stellplätzen könnte eine große Anzahl von Ladern sogar ganzjährig zur Verfügung stehen.
David meint
Bei den Stadtbussen liegt es ja nicht daran, dass für deren Zwecke Akkugrößen und Reichweiten lange passen. Sondern vor allem daran, dass die EU hohe Quoten an lokal CO2 freien Bussen im ÖPNV vorschreibt. Du glaubst doch wohl nicht, dass die zumeist faulen und unfähigen Chefs von Stadtwerken von sich aus auf eine neue, umweltschonendere Technik gesetzt hätten? Aber sie nehmen auch keinen Wasserstoff, weil das ja noch eine kompliziertere Geschichte ist.
Bei den elektrischen LKW ist es schwieriger. Du hast zwar auch Zuckerbrot durch Förderung, aber keine Peitsche in Form einer Zwangsquote. Trotzdem denke ich, der Elektro LKW kommt. Das hat etwas mit Zuverlässigkeit und Kosten zu tun. Zudem scheint man bereit zu sein, in das Ladenetz zu investieren. Beim Wasserstoff wird es halt extrem aufwendig, weil man zum Ladenetz eine zusätzliche Infrastruktur benötigt und die Technik noch teurer und weniger erprobt ist.
BEV meint
wir wollen keinen Diesel in der Stadt … das muss natürlich auch angeschoben werden und nicht nur auf die Lust einzelner Personen hoffen
im Unterhalt wird es deutlich günstiger sein, die Preise der Batterien sinken weiter und dadurch wirds in Zukunft ein no brainer, wenns das nicht heute schon ist
gibts überhaupt noch jemanden der Bock hat schmutzige Dieselmotoren zu reparieren? du tippst hier ja auch nur auf deiner Tastatur (made in China) rum und sitzt deinen A.. platt
Im Transportwesen zählt jeder Euro, da wird sich auch sehr schnell der Stromer durchsetzen
die Fahrer werden auch schnell merken, dass der elektrische LKW deutlich besser fährt als der Stinker
Steffen meint
Volvo hat die letzten 2 Jahre schon 5000 Elektro-LKW verkauft. Die Sache kommt ins Rollen. Siehe auch der heute hier erschienene Artikel, in dem man lesen kann, dass dieses Jahr in Europa ca. 100 x mehr E-LKW als H2-LKW verkauft wurden.
Mark Müller meint
Volvo Trucks baut – zusammen mit Daimler Truck – eine Fabrik für Brennstoffzellen. Cellcentric. Warum wohl?