In diesem Jahr gelten für die Automobilhersteller in der EU deutlich strengere CO2-Flottengrenzwerte. Einige wollen laut der Nachrichtenagentur Reuters die neuen Vorgaben für Neuwagen mithilfe von Elektroautobauern erreichen.
Die Opel-Mutter Stellantis, Toyota, Ford, Mazda und Subaru haben demnach vor, die Kohlendioxidemissionen ihrer Flotten mit lokal emissionsfreien Stromern des US-Herstellers Tesla zusammenrechnen zu lassen. Das geht aus einem EU-Dokument zu den neuen Vorschriften hervor, schreibt Reuters.
Mercedes-Benz wolle einen Pool mit seiner mittlerweile rein elektrischen Tochter Smart, mit Volvo und Polestar bilden. Das Tempo der Transformation der Branche bestimmten die Marktbedingungen, so ein Unternehmenssprecher. Mit dem Pool solle die Lücke geschlossen werden, wenn nicht genügend Elektroautos verkauft werden.
Die CO2-Emissionen von Neuwagen müssen in der EU 2025 auf durchschnittlich knapp 94 Gramm je Kilometer sinken, von 116 Gramm 2024. Da der Absatz von E-Autos schwach ist, haben die noch weitgehend von Verbrennerfahrzeugen abhängigen Autobauer Probleme mit der Zielerreichung.
Bei zu hohem CO2-Ausstoß fallen Bußgelder an. Ende 2023 hatte Renault-Chef Luca de Meo in seiner Funktion als Präsident des europäischen Branchenverbandes ACEA erklärt, die Regelungen könnten die europäischen Automobilhersteller rund 15 Milliarden Euro an Strafen kosten. Zuletzt waren Forderungen von Regierungen laut geworden, die EU-Regularien zu entschärfen.
Ein Sprecher von Stellantis erklärte gegenüber Reuters, die Teilnahme an einem Pool mit Tesla helfe, die Reduktionsziele zu erreichen. Für Tesla ist der Verkauf der Emissionsrechte schon länger ein gutes Geschäft, allein in den ersten drei Quartalen 2024 nahm das Unternehmen damit mehr als zwei Milliarden Dollar ein.
Volkswagen will seine Ziele einem Sprecher zufolge primär aus eigener Kraft erreichen. „Erst in einem zweiten Schritt würden andere Maßnahmen wie Pooling zum Tragen kommen, natürlich unter Abwägung von Kosten und Nutzen.“ Die Wolfsburger hatten bereits 2020 einen Pool unter anderem mit den chinesischen Herstellern SAIC und Aiways gebildet. Um auch für das laufende Jahr einen Pool zu bilden, hat Volkswagen noch Zeit bis Herbst. BMW-Chef Oliver Zipse sagte zuletzt, er sei zuversichtlich, die Ziele einzuhalten, und verwies auf die starke Nachfrage nach den Elektroautos der Münchner.
David meint
Der VW Konzern geht das Jahr offensiv an. Die Angebote sind gut, die Bestellbücher voll. Da gibt es guten Grund, erst einmal auf sich selber zu schauen. Dass ein reiner Elektroautohersteller damit Geld machen kann, ist im Grunde genommen kein Problem. Ein Problem ist allenfalls, wenn es kein kleines Goodie ist, sondern einen signifikanten Beitrag zur Marge leistet, wie bei dem amerikanischen Hersteller mit rechtsorientiertem Chef.
Ossisailor meint
Was im Artikel nicht erzählt wird, ist, dass dieser Emissionshandel für Tesla ein tolles Geschäft darstellt und einen bedeutsamen Teil des Jahresgewinns liefert. In den 3 Quartalen 2024 erwirtschaftete Tesla rund 2 Mrd. $ damit. Volvo wiederum generierte 0,3 % seines Umsatzes lt. Spiegel damit.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Also in meinem ecomento-Text steht die Aussage über Tesla ….
MichaelEV meint
Und wie immer, für Tesla ist 2024 keinerlei Pooling in Europa bekannt (neue Pools führen also zu zusätzlichen Einnahmen). In den USA und China gibt es gleichartige Mechanismen, die ebenfalls solche Einnahmen generieren.
Was der Artikel auch nicht erzählt:
-dieser Emissionshandel findet konzernintern bei jedem Verbrennerhersteller statt, führt zu einer internen Quersubventionierung der BEVs und ist die Basis für die bisherigen BEV-Absatzzahlen der Althersteller
-dieser Emissionshandel erlaubt es anderen Herstellern BEVs unter ihren Herstellungskosten zu verkaufen (Dumping), schafft für reine EV-Hersteller eine künstliche scharfe Wettbewerbssituation, die es ohne solche Mechanismen gar nicht geben würde. Ggf. würde ein reiner EV-Hersteller ohne einen solchen Mechanismus keinen Cent weniger oder sogar mehr Gewinn erwirtschaften
Ossisailor meint
Eine interne Querverrechnung hat doch nichts mit der offiziellen Bewertung des Flottenaussoßes zu tun. Und der Kauf von Zertifikaten, z.B. bei Tesla, bedeutet doch zusätzliche Kosten für den OEM, egal, wie der das intern bewertet, und zusätzliche Einnahmen für Tesla, schaffen also auch einen Wettbewerbsvorteil für Tesla.
MichaelEV meint
Die interne Quersubventionierung soll nichts mit den CO2-Flottengrenzwerten zu tun haben? Du hast diesen Mechanismus noch nicht mal in Ansätzen verstanden, exakt das ist Sinn und Zweck von diesem Bonus-Malus-System.
Der CO2-Flottengrenzwert ist die Zielsetzung. Durch Verbrenner verursachte Überschreitungen müssen kompensiert werden, intern (ggf. sogar zu höheren Kompensationskosten, um die direkte Konkurrenz nicht zu stärken) oder extern bzw. in letzter Instanz als Strafe an die EU.
Klar würde das zum Vorteil von Tesla, wenn die Kompensationen in großem Maße an Tesla gehen würden. Das tun sie aber bisher in Europa nicht, in Europa war zuletzt kein Pooling bekannt.
Den ausgiebigen künstlichen Wettbewerbsvorteil haben die Althersteller. Der Mechanismus CO2-Flottengrenzwerte gibt den Altherstellern eine Möglichkeit mit höherer Erfolgswahrscheinlichkeit durch die Transformation zu kommen, deshalb wäre es Wahnsinn diesen Mechanismus in Frage zu stellen (wenn man ein Interesse hat, das die Althersteller überstehen).
Ohne CO2-Flottengrenzwerte würde es in Summe viel weniger BEVs geben, die Fehlmengen würden aber nur die Althersteller stellen, z.B. Tesla wird nichts weniger verkaufen, dank kaum Wettbewerb eher sehr viel mehr.
M. meint
Doch, das steht im Artikel.
Jörg2 meint
Ossi
Bei Volvo hast Du es richtig formuliert: es ist Umsatz, kein Gewinn.
Michael S. meint
Man könnte ja einfach sparsamere Fahrzeuge bewerben und verkaufen, statt den nächsten 500 PS 3-Liter Diesel…
Peter meint
Ich finde es schon bemerkenswert, dass die Alt-Hersteller lieber die Konkurrenz finanziell unterstützen, statt selbst passende Fahrzeuge zu verkaufen.
Future meint
Das wundert mich auch.
Aber immerhin haben die Oldtimerhersteller die ganze Pool-Misere nicht in eine blumige PR-Meldung verwandelt.
Ossisailor meint
BMW hat das nicht vor, und der VW-Konzern auch nicht. Beide wollen das aus eigener Kraft schaffen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Und wo ein Wille ist, ist auch ein Weg – auch wenn der Wille rein aus der Überlegung von Vermeidung von Strafen durch die EU erzwungen werden muss. Richtig gut, die EU; und jetzt bloß keine gefassten Ziele auf Lobbyisten-Druck aufweichen.
brainDotExe meint
Wenn du Kunden die E-Autos nicht in notwendiger Menge abnehmen hast du da nicht viele Möglichkeiten.
Dann kannst du entweder die E-Autos mit Verlust in den Markt drücken oder Verbrenner künstlich verknappen.
Beides ist sehr schlecht, von daher muss man abwägen was für den Konzern die beste Lösung ist.
Peter meint
Kunden sind beeinflussbar und sie sind Wähler und auch dabei beeinflussbar.
Wenn man – Beispiel ID.3 – nach wie vor Lieferzeiten von mehreren Monaten hat, sehe ich ich nur bedingt ein Nachfrageproblem.
Aber sicherlich geht es um Quartalsergebnisse. Wenn es billiger ist, die Konkurrenz finanziell zu unterstützen, statt Strafen zu zahlen oder eigene Produkte zu verkaufen, dann ist das schon in mehrfacher Hinsicht eine Leistung. Um langfristige Ergebnisse geht es bei so einer Betrachtung dann natürlich nicht.
Utx meint
Jaja, die armen Autohersteller. Sklaven der Kunden.
Wie naiv kann man eigentlich sein. Die Autohersteller können durchaus dafür sorgen, dass die Kunden ihnen die Elektroautos in der notwendigen Menge abnehmen. Das kann man schön an 2024 sehen: Es wurden genau so viele Elektroautos verkauft, dass die Flottengrenzwerte gerade so erreicht wurden, damit man jammern kann, dass das dieses Jahr mit niedrigeren Flottengrenzwerten nicht mehr möglich wäre. Das ist so fadenscheinig.
Steffen meint
Laut Text versucht es VW zumindest das erste Halbjahr 2025 über und entscheidet erst dann.
MichaelEV meint
Die These, dass Einnahmen aus Regulatory Credits zeitnah zurückgehen würden, verpufft. War schon immer Nonsense, aber wird einige Aspiranten nicht daran hindern den Quatsch weiter zu erzählen.
Mäx meint
Wir hatten das ja auch schon diskutiert.
Tatsächlich war ich auch der Meinung, dass dies passieren würde.
Wie sich herausstellt haben viele der Hersteller aber tatsächlich nur von 12-Mittag gedacht und waren entsprechend wenig ambitioniert.
Die Kooperation von Mercedes liegt auf der Hand, dürfte Mercedes aufgrund der Partnerschaft nicht wahnsinnig viel kosten.
Aber auch hier dürfte es aufgrund des Strafzolls auf Geely nicht einfacher geworden sein.
Hätte gedacht, dass Stellantis keine Hilfe benötigt, das überrascht mich.
Ebenso Toyota mit ihrem Hybridansatz an doch recht sparsamen Fahrzeugen.
Ford, Subaru und Mazda war abzusehen, oder man hätte sich einfach aus dem Markt verabschiedet, was dann aber doch nicht gewollt ist.
Renault bleibt spannend, haben sie doch eigentlich eine Flotte an kleinen recht sparsamen Fahrzeugen und zumindest auch relativ günstigen BEV.
VW will es erstmal alleine probieren…gut, das sollte zu guten BEV Angeboten führen.
BMW traue ich zu, die Aussage einzuhalten.
MichaelEV meint
Dir unterstelle ich da nichts, die Hoffnung, dass die Althersteller Ambitionen haben, ist ja nicht verwerflich (realistisch war das aber in den meisten Fällen nie).
Viele stellen aber in Frage, dass die CO2-Flottengrenzwerte das bewirken wofür sie geschaffen wurden (aktuelles Beispiel weiter oben). Und das ist einfach absurd.
Gunnar meint
Schade, dass schon am Jahresanfang mehrere Hersteller die Flinte ins Korn werfen und es nicht aus eigener Kraft schaffen (wollen). Das ist zwar gut für die 100%-BEV-Hersteller, aber nicht gut für den Klimaschutz.
MichaelEV meint
Im Endeffekt ist es doch für den Klimaschutz egal welcher Hersteller die BEVs verkauft.
Gunnar meint
Wenn die etablierten Hersteller aus eigener Kraft die CO2-Ziele erreichen, in dem sie mehr BEVs verkaufen und weniger Verbrenner, anstatt sich Verkäufe von anderen anrechnen zu lassen, ist es nicht egal fürs Klima.
MichaelEV meint
Du gehst von falschen Grundannahmen aus. „aus eigener Kraft“ ist bei anderen Herstellern gar nichts passiert, hier haben immer intern die CO2-Flottengrenzwerte gewirkt. Und ob die CO2-Flottengrenzwerte intern oder extern kompensiert werden und zu BEV-Absatz führen ist irrelevant.
F. K. Fast meint
Also sollte einem bewusst sein, dass man auch beim Kauf eines 100%-BEV-Herstellers Verbrennerverkäufe unterstützt. Gut, wer Geduld hat und seinen Neukauf verschieben kann bis es den Herstellern weh tut.
Gunnar meint
„Also sollte einem bewusst sein, dass man auch beim Kauf eines 100%-BEV-Herstellers Verbrennerverkäufe unterstützt.“
Nein, das tut man damit nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Beispiel Tesla-Stelantis-Pooling: Kaufe ich einen BEV von Tesla anstatt von Stelantis, hat Stelantis einen BEV weniger verkauft und muss dadurch mehr Kredits bei Tesla einkaufen. Stelantis verdient also weniger Geld unterm Strich und muss noch größere Anstrengungen unternehmen, um seine BEVs attraktiver anzubieten, damit diese Abwärtsspirale unterbrochen wird.
hu.ms meint
Diese hersteller haben einfach erkannt, dass die leute auch bei gleichen preis von BEV und stinker weiterhin letzere kaufen. Hat was mit bequemlichkeit aber auch politischer grundeinstellung/frontenbildung zu tun.
MichaelEV meint
„die leute auch bei gleichen preis von BEV und stinker weiterhin letzere kaufen“
Diese „Erkenntnis“ ist doch frei erfunden. Diese Hersteller haben einfach erkannt, dass sie nicht wettbewerbsfähig genug sind die Ziele intern lösen zu können.
hu.ms meint
Warum sind dann die tesla-verkäufe in D in 2024 so stark rückläufig ?
Ist doch angeblich das BEV mit den besten P/L-verhältnis und sollte weggehen wie warme semmeln.
Mäx meint
Weil der deutsche Markt völlig irrational handelt
MichaelEV meint
@Mäx
War das ironisch? Irrational ist der Markt nicht, die Gründe wurden hu.ms schon häufig erzählt, aber das geht in einem Ohr rein und in dem anderen raus.
-in DE wird viel Neuwagengeschäft von Flottenkunden gespeist und diese Flottenkunden wollen u.a. hohe Rabatte sehen. Das ist bisher nicht das Spielfeld von Tesla.
-in DE wird viel vom Leasinggeschäft gespeist, mit teils sehr aggressiven Bepreisungen. Beim Leasing wird ein wesentlicher Teil der Wertermittlung in die Zukunft verlagert. Viele behaupten, die Preise gebrauchter EVs würden wegen der technischen Fortentwicklung stark fallen, dementsprechend greifen sie zur Risikovermeidung eher zum Leasing.
Das Risiko ist aber nicht weg, es trägt nur jemand anderes (häufig direkt oder indirekt der Autohersteller). Diese Risikoübernahme ist extrem Verkaufsfördernd, aber eine tickende Zeitbombe in den Bilanzen.
-Andere Hersteller müssen CO2-Ziele erfüllen und müssen dafür BEVs verkaufen (oder, wenn sie das nicht schaffen, extern kompensieren oder Strafe zahlen). Das führt generell zu Dumping und einer Wettbewerbsverschiebung.
-Generell natürlich der Home Bias, verstärkt dadurch, dass man die BEVs für die CO2-Ziele vorrangig auf dem hochpreisigen Heimatmarkt allokiert.
Generell ist die Wettbewerbssituation für BEVs deutlich schärfer geworden. u.a weil die Verbrennerhersteller wieder wesentlich mehr mit Rabatten agiert haben als davor. Die These „gleiche Preise“ ist überhaupt nicht haltbar, würde für das Premiumsegment gelten aber bisher nicht für das Volumensegment.
Mäx meint
@Michael
Das sind die rationalen Gründe.
Ich meine irrational im Sinne von emotional.
Patriotisch wäre da ja noch der nachvollziehbarste Grund, Franzosen, Schweden, Amerikaner oder jetzt die Chinesen machen es ja ähnlich.
Aber ansonsten ist ja schon die Kastrierung auf 160km/h von den ID Modellen ein Sakrileg im Autobahnland.
Und am Ende fahren Sie dann mit ihrem Verbrenner 120km/h auf der Autobahn weil der Sprit so teuer ist…
ID.alist meint
Mercedes-Benz tut sich mit den anderen Geely Marken zusammen. Was mich wundert ist, dass nur Smart und Polestar rangezogen werden und nicht der Rest, als Zeekr und LDV, schließlich sind es auch Stromer-Marken.
Peter meint
Zeekr und LDV haben derzeit in Europa im Vergleich zu Polestar und Smart extrem wenig Verkäufe. Vielleicht sind sie deshalb derzeit (noch) nicht für den Zweck relevant.
Steffen meint
Genau so bei SPON gelesen. Überall wird wohl nur noch von Presseagenturen abgeschrieben bzw. einfach übernommen?!
Steffen meint
Hätte in der ersten Ebene landen sollen…