Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) kritisiert die CDU-Pläne zur Rücknahme des EU-„Verbrennerverbotes“. „Es wird diskutiert, ob es bis 2035 etwas mehr Flexibilität braucht. Darüber kann man reden. Aber das Verbot komplett zu annullieren, wäre eine schlechte Idee“, sagte PIK-Direktor Ottmar Edenhofer im Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ).
„Eine konsequente Absenkung der Flottengrenzwerte verhindert, dass die Emissionen im Verkehrssektor und damit auch die Preise im Emissionshandel steigen“, so Edenhofer zur Begründung. „Und den deutschen Autobauern sollten nicht falsche Zweifel kommen, wie sie auf den globalen Märkten erfolgreich bleiben können. Durch das Festhalten am Verbrenner wird das nicht zu schaffen sein.“
CDU/CSU und FDP fordern in ihren Programmen für die Bundestagswahl am 23. Februar eine Rücknahme des EU-weiten Zulassungsverbotes neuer Diesel und Benziner ab 2035. Konkret sollen keine neuen Verbrenner mehr zugelassen werden, wenn diese nicht CO2-emissionsfrei unterwegs sind. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hatte der NOZ erst kürzlich gesagt: „Die soziale Marktwirtschaft sagt, dass Ingenieure besser wissen, welche Technologien sich durchsetzen, als Politiker. Wir werden das Verbrennerverbot stoppen.“
Edenhofers Replik: „Dieses ständige politische Stop and Go ist wirklich nicht zielführend. Wir können ja bei der Verkehrswende nicht sagen: Wir fahren auf die Wand zu, und es ist verdammt lang gut gegangen, deswegen fahren wir einfach weiter“, kritisierte der PIK-Direktor.
„Das ist doch keine vernünftige Politik“
Die Autos würden zwar sparsamer, aber die Emissionen sänken nicht, weil die Antriebswende hin zur E-Mobilität nicht forciert werde. „Das ist doch keine vernünftige Politik. Die Wirtschaft fordert doch klare Ansagen bei den politischen Rahmenbedingungen“, sagte Edenhofer. „Es gilt jetzt vor allem jene Teile der Industrie zu stärken, die Produkte des 21. Jahrhunderts herstellen. Verbrennungsmotoren werden nach meiner Überzeugung nicht mehr lange dazugehören.“
Gründe für Edenhofers Warnungen vor einer Rücknahme des Verbrennerverbotes sind neben der Erderwärmung die globale Entwicklung der Industrie: „Es wurde beim Umstieg auf E-Autos schon viel zu viel Zeit vergeudet. Die Vorstellung, das Produkt neu zu erfinden und sozusagen das iPhone auf vier Rädern zu bauen, wurde als Hirngespinst abgetan“, sagte der Klima-Ökonom der NOZ. „Die Realität ist: Die Chinesen, die im klassischen Autobau weit abgeschlagen waren, sind uns in nur fünf Jahren sehr weit enteilt, nicht nur bei den eigentlichen Stromautos, auch bei Akkuproduktion, Softwareentwicklung und Vernetzung.“
Eindringlich appellierte der PIK-Direktor an alle Parteien, nach China statt auf die USA zu schauen. „Die chinesische E-Auto-Strategie war keine Strategie der Grünen. Die Innovationen in der chinesischen Chemieindustrie sind enorm. Auch dahinter steckt kein Robert Habeck“, so der Wissenschaftler. „Dahinter steckt das Ziel, den Markt für saubere Technologien zu erobern und den Europäern die Marktanteile streitig zu machen durch die Massenproduktion von Green-Tech-Produkten. Darüber müssen wir reden, anstelle auf Donald Trump zu blicken wie das Kaninchen auf die Schlange und deshalb angstvoll „Zurück!“ zu rufen.“ Edenhofers Überzeugung: „Kluge, vorwärtsgerichtete Klimapolitik ist eine Form der langfristigen Wohlstandssicherung.“
Thomas meint
Die CDU verbreitet munter weiter die Lüge des Verbrennerverbotes. Wäre ja schlimm wenn einer feststellt, dass es sich eigentlich um ein technologieneutrales Emissionsverbot handelt. Da haben fossile Verbrenner naturgemäß schlechte Chancen. Aber was weiß ich denn schon als Ingenieur, hihi.
Yoshi meint
Es handelt sich um ein faktisches Verbot von Neuzulassungen für Verbrenner. Denn die erlaubten Treibstoffe werden nicht verfügbar bzw bezahlbar sein. Ein schöner Taschenspielertrick, damit man bei Kritik „ES GIBT JA GAR KEIN VERBOT!!!!!“ krähen kann. Zum Glück fallen die Wähler nicht darauf herein.
Mäx meint
Na und was schreibt nun die CDU ins Wahlprogramm?
Wir wollen das Verbrennerverbot zurücknehmen und stattdessen auf erneuerbare Kraftstoffe setzen und diese beimischen.
Das unterscheidet sich in wiefern?
Steffen meint
@Yoshi Na, wenn es die Treibstoffe nicht gibt, dann kann der Verbrenner ja auch nicht CO2-frei werden. Also muss er weg. Dann ist ja alles richtig wie es jetzt ist! Danke für deine Argumentationshilfe.
Yoshi meint
Der Herr im Artikel verwendet die selbe Wortwahl und spricht von Verbot. Co2-frei reicht auch auf dem Papier, siehe Zertifikatshandel bei dem Milliarden u.a. an einen chinesischen Hühnerstall geflossen sind. Co2-frei Stempel auf den sprit, Erklärung dazu an den Haaren Herbeiziehen und alle sind zufrieden. Das wird die CDU so Deichseln. Ich wähle sie trotzdem nicht, weil es wichtigeres gibt als welche Autos wir fahren.
banquo meint
Der CDU Carsten Linnemann wird zitiert mit „Die soziale Marktwirtschaft sagt, dass Ingenieure besser wissen, welche Technologien sich durchsetzenwird. als Politiker. Wir werden das Verbrennerverbot stoppen.“
Ich frage mich wie die CDU meinen Beruf für sein Wahlprogramm instrumentiert? Mit Sicherheit wissen die meisten Ingenieure im Land etwas von Physik und dass der Elektroantrieb der effizienteste Antrieb für PKW’s ist und bleibt.
Yoshi meint
Du unterstellst, dass Effizienz das einzige Kriterium ist. Sicher wissen Ingenieure, dass im Lastenheft mehr als nur eine Eigenschaft gefordert wird.
Fritzchen meint
Klingt wie grüne Politik. Nein, wir verbieten dir kein Fleisch. Wir machen es nur so teuer, dass du es nicht mehr bezahlen kannst.
Genauso läuft es mit dem Auto. Nein, wir verbieten dir kein Auto. Wir machen es nur so teuer, dass du es nicht bezahlen kannst. Und dein altes Auto machen wir im Unterhalt so teuer, dass du es nicht mehr halten kannst.
Malthus meint
Der Herr „Klima-Ökonom“ möge doch bitte darlegen, was die Angleichung bzgl. Klimagasen an die Dritte Welt gebracht hat und bringen wird; die Zahlen liegen ja offen, z.B. in EDGAR; man kann sogar ausrechnen, wieviel Zehntel- und Hundertstelgradgrad dieses Land seit 1870 theoretisch verursacht hat.
Kurz ausgedrückt:
„Wenn Deutschland, das behaupte ich wirklich so ungeschützt, von heute auf morgen aufhören würde zu existieren, das Weltklima würde es in diesem Sinne nicht merken.“
Joseph H. Reichholf, Gründervater des BUND, in den „SWR2 Zeitgenossen“, 15.3.2023
Seit ’20 verursacht der gemeine Chinese übrigens mehr als eine hierrzuland‘ lebender; vlt. fällt Brüssel ja noch eine CO2-Importasteuer auf Chinaprodukte ein.
Mäx meint
Stimmt, sollen die anderen anfangen.
Solange die nichts machen, müssen wir auch nichts machen.
Denken sich dann auch alle anderen.
Zur Persona Reichholf: Der ist ja nicht gerade umstritten.
War er zwar Gründervater des BUND steht er diesem heute kritisch gegenüber; was bringt es also das zu nennen.
China ist die Werkbank der Welt. Kein Wunder also, wenn Chinas Emissionen steigen.
China investiert aber auch viel in EE, ist bereits bei insgesamt 31% EE.
Man geht davon aus, dass Peak CO2 bereits erreicht oder in Kürze erreicht wird.
Thomas meint
Genau! Die anderen!! Man wird sich ja wohl noch weiterhin wie eine kleine Drecksau verhalten dürfen, solange man jemanden findet der eine noch größere Drecksau ist!!11elf!
…*gähn*
Yoshi meint
Es hören halt nicht ausreichend kleine Drecksäue damit auf sich so zu verhalten, alles andere zu denken ist purer Idealismus.
Es gibt 2 Möglichkeiten:
Es wird warm und wir nutzen unseren Wohlstand, um die Folgen abzumildern
Oder
Wir fahren unsere Wirtschaft vor die Wand mit Autos die keiner will, und dann machen wir ein langes Gesicht wenn es trotzdem warm wird.
Steffen meint
Autos die keiner will…das sind in China und USA jetzt schon deutsche Verbrenner! Da fährt die Wirtschaft also faktisch so oder so vor die Wand. Bei BEVs hätten wir aber wenigstens noch ne kleine Chance…
eCar meint
@Yoshi: Schön, dass du es endlich sagst: Die keiner will.
Eigentlich heißt es so: Du willst keinen und glaubst damit die Mehrheit zu sein.
Nein, viele wollen ein. Aber können sich noch keinen leisten, weil diese eben noch zu teuer sind.
Yoshi meint
Viele wollen „ein“, aber warten auf Preisparität und vernünftige Reichweite. Was man aktuell und in den nächsten 2 Jahren für 25-30 k bekommt ist eben unausgegorener Schrott.
Preisparität ist ab Mittelklasse schon gegeben. Schau dir an wie teuer der durchschnittliche Neuwagen in Deutschland ist. Die Leute die 40k für einen Audi a3 ausgeben wollen alle ein Bev, aber können leider keins bezahlen?
Gasbremse meint
Linnemännchens Statement ist mal wieder zielsicher auf der Flatline der Erkenntnis.
Klappe auf bei gleichzeitig graue Zellen im Standby ist halt eher ne mittelgeile Kombi.
Weder Ingenieure noch Politiker wissen, was sich durchsetzt. Also nicht quatschen, sondern hinsetzen und Technik und Rahmenbedingungen weiter verbessern.
Wenn das Gesamtangebot E besser ist als das Gesamtangebot V, setzt es sich durch.
Und das Beste: Das passiert auch ohne dass lärmende Naseweise ungefragt ihren Senf dazu geben.
Andi EE meint
„Wenn das Gesamtangebot E besser ist als das Gesamtangebot V, setzt es sich durch.“
@Gasbremse
Bei der kollektiven Aufgabe der Welt die Treibhausgase weitestgehend zu eliminieren, ist es ja völlig klar dass der Verbrenner weg muss. Das BEV ist viel besser als der Verbrenner und kann schnell um den Faktor 2 verbessert werden, wenn der Strommix auf noch mehr Erneuerbare umgestellt wird.
Dein Gesamtangebot interessiert doch nicht, das kannst dir ans Bein schmieren, das bringt uns nicht weiter, das ist nichts weiter als eine billige Ausrede nix tun zu müssen.
Gasbremse meint
@Andi EE:
Bin voll bei Dir. Niemand wünscht sich mehr als ich, dass sich E möglichst bald und möglichst vollständig durchsetzt.
Und richtig: Technisch ist E dem V in jeder Beziehung weit überlegen.
Worauf ich hinweisen wollte ist, dass der Normalverbraucher (leider) auch Faktoren miteinander vergleicht, bei denen E (momentan) noch nicht vorne liegt. Z. B. Ladezeit vs. Tankvorgang, Preis, Reichweite, verfügbare Infrastruktur.
Wie gesagt alles keine Argumente gegen E, aber leider in der Gedankenwelt der Marktteilnehmer vorhanden.
Yoshi meint
Bis auf Reichweite und Ladezeit, da liegt selbst der billigste Verbrenner vorn. Ist offenbar für viele Kunden wichtiger als für dich.
Yoshi meint
Warum sollte das kein Argument gegen e sein?
ID.alist meint
Dieser Satz ist wirklich Stand-Up Comedy der bessondern Klasse.
CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann hatte der NOZ erst kürzlich gesagt: „Die soziale Marktwirtschaft sagt, dass Ingenieure besser wissen, welche Technologien sich durchsetzen, als Politiker. Wir werden das Verbrennerverbot stoppen.“
Erstens,es geht nicht mehr darum was sich durchsetzen soll oder nicht, sondern, was brauchen wir um uns weiterhin persönliche Mobilität zu leisten, und ein Politiker sagt, dass Politiker nicht wissen was am besten ist, und deswegen will der Politiker eine Entscheidung treffen.
Wir hätten viele Probleme nicht wenn Politiker zuhören würden wenn die selber sprechen.
BEV meint
als Ingenieur unter vielen Ingenieuren kann ich sagen, dass Ingenieure nicht wissen was besser für die Welt ist
insbesondere der Kolben-Ingenieur wird seinen eigenen Arbeitsplatz nicht abschneiden, den Ingenieur/Informatiker/… für Zukunftstechnologien, gibt es schlichtweg zu wenig und die, die es gibt, werden ausgebremst