CDU/CSU und SPD haben sich auf die konkrete Ausgestaltung einer neuen staatlichen Förderung für Haushalte mit kleinem und mittlerem Einkommen beim Kauf von E-Autos und Plug-in-Hybriden geeinigt. Während der Autoverband VDA und der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) den Kompromiss der schwarz-roten Koalition begrüßen, gibt es auch reichlich Kritik.
Konkret soll als Grundlage zur Feststellung der Förderfähigkeit ein zu versteuerndes Jahreseinkommen auf Haushaltsebene von 80.000 Euro dienen. Je Kind soll die Berechtigungsgrenze um 5.000 Euro steigen. Als maximale Förderung sind 3.000 Euro vorgesehen, die mit der Anzahl der Kinder um 500 Euro je Kind (maximal 1.000 Euro) ansteigt. Für Haushalte mit besonders niedrigem Einkommen ist eine weitere Aufstockung um 1.000 Euro möglich. Die Grenze wird hier bei 3.000 Euro netto im Monat gezogen.
Der Fokus der deutschen Politik liegt aber nicht nur auf der E-Mobilität: Die Regierung unterstützt nun offiziell eine Lockerung des von der EU beschlossenen Verbrennerverbots. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) plant einen Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, in dem er dafür wirbt, dass auch nach 2035 noch „hocheffiziente Verbrenner“ zugelassen werden dürfen. Dazu zählen Plug-in-Hybride sowie Elektroautos mit Range Extender, also kompaktem Verbrenner als Stromgenerator.
Deutsche Umwelthilfe (DUH)
Durch die Einigung im Koalitionsausschuss rücken die Klimaziele im Verkehrssektor nach Ansicht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) in noch weitere Ferne. Auf Druck der Union und von Kanzler Merz persönlich wolle man sich in der EU für eine Aufweichung des Verbrenner-Ausstiegs 2035 einsetzen – „zugunsten von Scheinlösungen wie Plug-in-Hybriden und ‚hocheffizienten Verbrennern'“.
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch: „Die Abkehr der Bundesregierung vom Verbrenner-Ausstieg 2035 ist ein Skandal. Selbst mit der derzeitigen Regelung zum Verbrenner-Ausstieg werden im Verkehrsbereich hunderte Millionen Tonnen CO2 zu viel ausgestoßen. Die schwarz-rote Rückwärts-Koalition belohnt das Schaufahren gegen den Klimaschutz von BMW, Mercedes-Benz und Co. Umso dringlicher wird jetzt die Frage zur zivilrechtlichen Verantwortung der Autokonzerne. Wir werden das schmutzige Verbrenner-Geschäftsmodell der Autokonzerne mit unserer Klimaklage stoppen, die im März 2026 vorm Bundesgerichtshof verhandelt werden soll.“
Grüne im Europaparlament
„Die Bundesregierung will hocheffiziente Verbrenner. Das ist ein Widerspruch in sich und eine grandiose Fehlentscheidung“, so Michel Bloss, Mitglied des Europaparlaments von den Grünen. „Effizient sind nur Elektroautos. Die Bundesregierung wendet sich von der E-Mobilität ab und deutschen Autofirmen werden somit bald von chinesischen überrollt werden.“
Grüne im Bundestag
Auch die Grünen im Bundestag üben deutliche Kritik: Dass etwa neben E-Autos auch Plug-in-Hybride gefördert werden sollen, sei „ein ökonomischer und ökologischer Fehler“, sagte der Grünen-Wirtschaftspolitiker Julian Joswig. Außerdem fördere das Programm nicht nur Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen. „Anstelle gezielt Haushalte mit kleinem Geldbeutel zu entlasten und wirkungsvolle Anreize für den Hochlauf der E-Mobilität zu geben, kündigt die Bundesregierung am ‚Black Friday‘ ein Förderprogramm aus der Gießkanne an“, kritisierte Joswig.
Verkehrsclub Deutschland (VCD)
„Die Bundesregierung müsste alle Hebel in Bewegung setzen, damit die Elektromobilität volle Fahrt aufnimmt“, sagte VCD-Bundesvorsitzende Christiane Rohleder. „Stattdessen macht sie eine Rolle rückwärts. Das schadet dem Klimaschutz und unserer Industrie gleichzeitig.“ Andere Länder wie China hätten indes längst verstanden, dass die Zukunft elektrisch ist. „Es untergräbt auch die Planungssicherheit, wenn beschlossene EU-Regelungen gleich wieder in Frage gestellt werden. Den Schaden haben die Unternehmen, die im Vertrauen auf diese Regelungen investiert haben.“
„Besonders kritisch: Auch nach 2035 sollen sogenannte ‚hocheffiziente Verbrenner‘ zulässig sein, wenn sie mit E-Fuels oder Biosprit betrieben werden. Doch E-Fuels werden auch künftig rar und teuer bleiben, und sie werden dort benötigt, wo andere Lösungen schwierig sind – etwa bei Flugzeugen.“ Fatal sei auch der stärkere Einsatz von Agrokraftstoffen: „Getreide gehört auf den Teller und nicht in den Tank“, so Rohleder. „Zumal der Klimanutzen zweifelhaft ist.“
Automobilclub ACE
Der Vorsitzende des Automobilclubs ACE Sven-Peter Rudolph kommentierte: „Die Bundesregierung hat heute die europäische Einigung zum Verbrenner-Aus de facto aufgekündigt. Der Hochlauf der E-Mobilität kann nicht gelingen, indem man ständig auf die Bremse tritt und in den Rückspiegel blickt.“ Genau das passiere jetzt aber: „Die Bundesregierung will in Brüssel die bereits vereinbarte Auslaufregel für neue Verbrenner ab 2035 aufkündigen und Hybridfahrzeuge sowie ‚hocheffiziente Verbrenner‘ weiter zulassen.“
Die Politik unter dem Schlagwort der „Technologieoffenheit“ sei ein Festhalten am Status quo. Die Bundesregierung drohe mit ihrer Position, die Transformationsbemühungen auf europäischer Ebene zu blockieren. „Das ist aus mehreren Gründen ein Bärendienst für die E-Mobilität“, sagte Rudolph. „Zunächst sind und bleiben die angepriesenen E-Fuels ein knappes Gut und werden in Zukunft vor allem dort gebraucht, wo wir heute noch keine massentaugliche elektrische Alternative haben: in der Luftfahrt, in der Schifffahrt, im schweren Güterverkehr. Für den Pkw-Alltagsverkehr sind sie ineffizient und teuer.“ Und auch ein „hocheffizienter Verbrenner“ bleibe ein Verbrenner – „mit allen bekannten Nachteilen für Klima, Energieverbrauch und Luftqualität.“
„Mit der Botschaft, auch nach 2035 weiter Verbrenner neu kaufen zu dürfen, sinkt der Anreiz, jetzt auf E-Mobilität umzusteigen, massiv. Das gefährdet den Hochlauf der E-Mobilität, statt ihn zu beschleunigen“, warnte Rudolph. „Dass Plug-in-Hybride ebenfalls gefördert werden sollen, hilft klimapolitisch jedoch kaum, denn im Realbetrieb sind sie fast genauso umweltschädlich wie Verbrenner. Die erhoffte Wirkung einer neuen Kaufprämie, die Elektromobilität hochzufahren, droht zu verpuffen, wenn Verbrenner weiter eine sichere Zukunft haben sollen“, so der ACE-Vorsitzende. „Statt Klarheit zu schaffen, erzeugt die Koalition maximale Verunsicherung – in der Industrie genauso wie bei Verbraucherinnen und Verbrauchern.“
Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE)
„Der Verkehrssektor braucht Klarheit und verbindliche Ziele, um die bislang verschleppte Dekarbonisierung zu erreichen. Im Zusammenspiel aus Elektromobilität und erneuerbaren Kraftstoffen werden Individual-, Schwer- und Lastverkehr, sowie die Schifffahrt und der Luftverkehr defossilisiert. Einen Richtungswechsel beim auf EU-Ebene beschlossenen Rahmen für den perspektivischen Ausstieg aus dem Verbrennermotor sehen wir kritisch, da damit die notwendigen Vorgaben aufgeweicht werden“, so BEE-Präsidentin Ursula Heinen-Esser. „Statt neuer Zieldebatten braucht es gezielte Ergänzungen der bestehenden EU-Regulatorik, z.B. um mehr Technologieoffenheit für erneuerbare Kraftstoffe.“
Die Förderung für die Anschaffung von E-Autos begrüße der BEE. „Davon ist eine Stärkung des Absatzes von elektrisch getriebenen Pkw zu erwarten. Zusätzlich könnte eine steuerrechtliche Besserstellung erneuerbarer Kraftstoffe für mehr Emissionsreduktion im Verkehrssektor sorgen. Maßgabe bei der Verkehrspolitik muss es sein, die heimische Autoindustrie bei der weiteren Defossilisierung zu unterstützen. Sonst droht der Verlust wesentlicher Marktanteile an nicht-europäische Hersteller.“
Sachsen-Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU)
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) kritisierte, dass die neue Stromer-Kaufprämie nur für Haushalte mit kleinen und mittleren Einkommen gilt. „Ich weiß nicht, was das soll. Das ist eine der Festlegungen, die der Koalitionsausschuss auf Druck der SPD getroffen hat. Aber das ist völlig sachfremd und willkürlich. Mit dieser Art von Klientelpolitik kommen wir nicht weiter.“
Neben der Kaufprämie hält der sächsische Ministerpräsident die Senkung der Strompreise und den Ausbau der Ladeinfrastruktur für vordringlich. Dennoch setzt sich Kretschmer auch dafür ein, dass die Klimaziele angepasst werden und auch Verbrenner weiterhin eine Rolle spielen. „Beim Thema Mobilität wäre mehr Technologieoffenheit gut“, sagte er. „Wir brauchen realistische und vernünftige Klimaziele.“
Sachverständigenrat
Zwar sei es „an sich eine gute Idee“ die E-Mobilität zu fördern, sagte die Chefin des Sachverständigenrats Monika Schnitzer – eine der wichtigsten Beraterinnen der Regierung in Wirtschaftsfragen. Aber dafür gebe es andere Stellschrauben: „Das Geld wäre besser in den Ausbau der Ladeinfrastruktur investiert.“

Futureman meint
E-Fuels waren doch schon vorgesehen. Also eigentlich bei dem Thema keine wesentliche Änderung. Ein Verbrenneraus gab es eigentlich nur ganz kurz. Ob es allerdings genügend passende Kraftstoffe gibt ist fraglich.
Dafür sollen Flottenbetreiber früher als geplant nur noch ausschließlich E-Autos kaufen zu dürfen. Insgesamt also eventuell sogar (eine nötige) Beschleunigung der Verkehrswände.
hu.ms meint
„Das geld wäre besser in den ausbau der ladeinfrastruktur investiert“
Sh. Norwegen. Viele günstige lademöglichkeiten = viele BEV !
Wenn auf den firmenparkplätzen nur auch nur einfachdte günstige 16A WB stehen (20km reichweite p. Std), käme der PV-überschuss tagsüber in die autoakkus. Für 30ct/kwh.
Danach die zeit-ladesteuerung in den TG mit zu schwachen stromanschlüssen.
Und für die bordsteinparker schnellader an supermärkten wie jetzt schon bei aldi: 44ct/kwh bei 50kw leistung (280km reichweite per stunde).
F. K. Fast meint
Auffallend ist, dass CxU-geführte Regierungen gern genau das Gegenteil machen, was wirkliche Experten vorschlagen.
Elektro wird dann für viele attraktiv, wenn dies dauerhaft günstiger ist als Verbrennerfahren. Das ist schwierig, weil Verbrennerfahren die großen Kosten auf die Allgemeinheit abwälzt und damit schon sehr billig ist.
Skodafahrer meint
Wäre eine Verschrottungsprämie für die Verschrottung des alten Verbrenners, wenn man sich ein gebrauchtes oder neues Elektroauto kauft, nicht besser?
Envision meint
Ja, der Gedanke kam mir auch schon, da hatte man wenigstens gezielt die alten Drecksmöhren aus dem Verkehr gezogen, das hat wirklich schnell was gebracht, gibt aktuell noch genug die ihren alten stinkenden Euro 5 Diesel bewegen.
simon meint
Mehr AC Säulen in der Stadt, billigere Ladenpreise und die Atoc Abzocke verbinden fände ich besser.
MichaelEV meint
Die Art von Abzocke, mit der man Verluste macht?
Ansonsten zeigt sich immer wieder das selbe Bild: im Fordern ganz groß, aber die Rechnung zahlen will man nicht.
RudiFaehrtTesla meint
Die meisten AC-Säulen hier in Berlin sind inzwischen zwischen 5 und 10 Jahre alt. Die sind längst abgeschrieben.
E.Korsar meint
Na die Art von Abzocke:
Kriegst Strom für 0,39€, wenn du ein Abo nimmst (11,99€).
Kriegst Strom für 0,79€ (ad-hoc).
Da sehe ich irgendwie keine Möglichkeit für Verluste beim Anbieter beim Ad-hoc-Laden.
MichaelEV meint
„Die sind längst abgeschrieben“ In wie fern soll das den geforderten Neubau von AC-Säulen tangieren?
„Kriegst Strom für 0,39€, wenn du ein Abo nimmst (11,99€).“ bezieht sich wohl auf Ionity. Im letzten Geschäftsbericht steht ein Verlust von 53 Millionen und ein Verlustvortrag von 225 Millionen. Wow, die verdienen sich ja mal wirklich eine goldene Nase.
RudiFaehrtTesla meint
Das liegt nicht am günstigen Preis, sondern ausschließlich an der Unterauslastung wegen der hohen Preise.
MichaelEV meint
Und wie geht die Märchenerzählung weiter? Klauen sich dann die defizitären Ladeanbieter gegenseitig die Kunden (und die Anbieter mit den geringsten Kapitalrücklagen werden verdrängt – also wohl eher die kleinen)? Oder kaufen auf einmal alle wie verrückt BEV-Neuwagen, weil man die 11,99 € 1-2x im Jahr bei Ionity nicht mehr bezahlen muss?
RudiFaehrtTesla meint
Wenn du in BWL ein wenig aufgepasst hättest, dann wüsstest du, dass deine Aussagen keinen Bestand haben.
Ist der Preis zu hoch, dann wirst du eben nichts mehr los. Verstanden?
Tesla kann es ja auch und macht dabei noch Gewinn!
E.Korsar meint
@RudiFaehrtTesla
Du kannst dem MichaelEV nicht einfach so vorwerfen, er hätte BWL gehabt. Der Gleichgewichtspreis kommt so oft in BWL vor, da kann er nicht dabei gewesen sein.
MichaelEV meint
Hier wollen zwei dick auftragen, haben aber anscheinend nach nie etwas von Preiselastizität oder Gewinnmaximierung gehört.
Nochmal die Frage: Wenn Ladeanbieter ihre Preise reduzieren, wo soll eine nachhaltige starke Nachfrageerhöhung herkommen?
simon meint
Wenn man mit Vertrag 35c/kWh zahlt und Atoc zwischen 70-200Cent die kWh. Plus diverser Minutengebühren, Standgebühr, Blockiergebühr usw und dann hält man die falsche Karte hin und bezahlt 2€/khW. Da muss man sagen kauf dir einen Diesel, das kapiert keiner.
Wer sagt das die Verluste machen?
Mäx meint
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, der CDU Politiker bemängelt Klientelpolitik für geringere Einkommen…ja warum bekommen denn eigentlich nicht diejenigen was ab, die es gar nicht nötig haben…unfair!!!
Entlarvender kann ein Statement doch gar nicht sein.
Tt07 meint
„ …ja warum bekommen denn eigentlich nicht diejenigen was ab, die es gar nicht nötig haben…unfair!!“
Ironischerweise wird Dir das SuperHirn dazu gleich zur Seite springen…:-)
E.Korsar meint
Du hast erkannt, dass CDU-Politiker weder Sozialdemokraten noch Sozialisten oder Kommunisten sind. Die CDU hat schon immer versucht, Geld von arm nach reich zu schieben mit besonderem Schwerpunkt auf klassische Ehe mit Kindern. Aber sowas wie Mütterrente wird von Sozialleistungen abgezogen. Das C in CDU ist wahrscheinlich nur Dekoration.
(Kann Spuren von Ironie enthalten – und Nüssen.)
mipu meint
Nee, das C hat schon noch eine Bedeutung im Parteinamen, es steht – klassisch altdeutsch mit c – für Corruption. Amigos, Masken-Affäre und Co lassen grüßen.
MrBlueEyes meint
Kretschmer ist völlig lost… da kommt nur destruktive Grütze… wie so oft aus der CDU…
F. K. Fast meint
> Neben der Kaufprämie hält der sächsische Ministerpräsident die Senkung der
> Strompreise und den Ausbau der Ladeinfrastruktur für vordringlich.
Wenn er die Senkung der Strompreise an öffentlichen Ladestationen meint, hat er doch recht. Aber ich fürchte, es geht einfach nur darum, dass energieintensive, wenig fortschrittliche Industrie ihren günstigen Kohlestrom will. Stichwort: Nach mir die Sintflut.
MrBlueEyes meint
Solche Sätze sind nur Feigenblätter, damit er nicht allzu rückständig wirkt…
Axel Poeschmann meint
Genau so ist es. Die ursprüngliche Haushaltseinkommensgrenze lag bei 45.000 € p.a., jetzt soll sie bei 80.000 € plus 10.000 € bei 2 Kindern liegen. Das nenne ich mal Klientelpolitik Herr Kretschmer!
hu.ms meint
Und auch noch zu versteuerndes einkommen !
Da geht vom brutto jahreseinkommen noch einiges ab.
Ich wäre beim zu verst. für 60K plus 10k pro kind.
Steffen meint
Da hab‘ ich auch mit den Ohren geschlackert. Ich hab‘ mir gerade einen ID.7 Pro für 70 K€ BLP im Leasing per Gehaltsumwandlung rausgelassen, aber selbst ich würde noch locker in diese „Sozialförderung“ fallen. Echt lustig. Wir haben scheinbar ziemlich reiche Arme in Deutschland, so schlecht geht es uns scheinbar nicht.