smart-Chefin Annette Winkler fordert eine bessere Elektroauto-Infrastruktur in Deutschland. „Ich rufe nicht nach finanziellen Subventionen“, sagte die Daimler-Managerin im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Natürlich helfe das, um die Ausbreitung von Elektromobilität zu beschleunigen. Das zeige sich in Ländern wie Norwegen oder Frankreich. „Gerade in Norwegen sieht man aber vor allem auch, dass die Kombination aus finanziellen und nicht-finanziellen Anreizen am besten wirkt.“
„Ein ganz wichtiges Förderungsmittel für Elektromobilität wäre, eine Haltung ‚für‘ Elektromobilität zu schaffen“, sagt Winkler. Bislang seien die Hindernisse noch viel zu groß: „Wenn wir unseren Mitarbeitern kostenlosen Strom zum Laden anbieten wollten, müssten wir das als geldwerten Vorteil ausweisen“, klagt die smart-Chefin. Solche bürokratischen Hürden seien das Gegenteil von Förderung.
Winkler würde gerne andere Wege gehen: „Stellen Sie sich vor, sie bekommen freie Parkplätze, sie haben Steckdosen an den Straßenlaternen, stellen Sie sich vor, es gibt überall Ladesäulen.“ So entstehe eine Kultur, „in der man merkt, das Land will die Elektromobilität wirklich.“
Kein Zweifel am Erfolg von Elektroautos
Am grundsätzlichen Erfolg von Elektroautos zweifelt die smart-Chefin allerdings nicht: „Ich gehe davon aus, dass sich E-Mobilität in der Stadt durchsetzen wird“, sagt sie. „Die Frage ist wie schnell: Deshalb brauchen wir Beschleuniger.“
Der neue smart, der noch in diesem Jahr auf den Markt kommt, wird erst leider erst 2016 als Elektroauto zu kaufen sein. Das kommt bei den Fans des Schwaben-Stromers nicht gut an, „aber ein positiver Effekt könnte sein, dass der Markt dann auch reifer ist“, so Winkler.
Gert B. Büttgenbach meint
Die E-Mobilität wurde von den Interessen der Großindustrie vor 4 Jahren regelrecht gekapert. Man sieht das insbesondere am unglücklichen Konzept des „Stromroamings“. Demnach muss für jede E-Auto-Ladung genau protokolliert werden, wer die Energie liefert, wer sie durchleitet und über wen und mit wem für die Lieferung abgerechnet werden muss. Zusätzlich soll der Fahrer auch noch möglichst den Stromversorger seiner Wahl an der Säule herauspicken können. Ich bezweifle, dass die Gesetzeslage diesen Aufwand wirklich fordert.
Offenbar wurde bewusst ausgeblendet, dass allein in DE 369.000 (Stand Frühjahr 2014) Wohnmobile registriert sind, die traditionell an Münzsäulen oder auf Campingplätzen an Mietsäulen Strom beziehen. Niemand regt sich dort darüber auf, wenn er den Stromversorger nicht selbst wählen kann oder dass er nicht am Monatsende einen detaillierte Abrechnung erhält. Strom zu beziehen ist für den Nutzer des Wohnmobils überall ohne großen Aufwand und Bürokratie möglich, braucht er in der Regel noch nicht einmal einen exotischen Stecker. Abgerechnet wird mit dem Platzbetreiber und wenn der es kompliziert macht, bleibt man eben weg und geht ohne aufwendige Vertragskündigung auf einen anderen Platz.
Das „Stromroaming“ dagegen hat aus einer schlichten Sache – Strom überall ohne Hürden zu beziehen – einen Staatsakt gemacht. Was wundert es da, wenn die Lust am Ausprobieren schnell verfliegt. Der Erfolg von Teslas freiem Ladesäulen-Konzept zeigt, dass hier der Schlüssel zum Erfolg liegt. Wenn man die Möglichkeiten hat, erhebt man sich mit einem Tesla einfach über die Niederungen der Strom-Bürokratie.
Es ist im Kern auch absurd, Stromlieferung wie durch einen Handyvertrag regeln zu wollen. Die Verwaltungskosten fressen die Margen regelrecht auf. Und, warum muss ein E-Auto sich eigentlich dieser Prozedur unterziehen, wenn mein Staubsauger fast genauso viel Leistung zieht? Wen ich den zum Saubermachen in eine andere Wohnung mitnehme, muss ich dann erst einen Stromroaming-Vertrag abschließen und dort eine Smart-Steckdose suchen? Das Ganze ist und bleibt – mit Verlaub – albern.
starkstrompilot meint
Man könnte ein klares Bekenntnis zur Elektromobilität abgeben. Einfach ein großes Fahrzeug mit mindestens 400km Reichweite auf den Markt bringen. Ob unter Daimler oder smart ist nicht wichtig. Tesla freut sich bestimmt, helfen zu dürfen.
Elektroautos sind keine Stadtflitzer. Man kann mit ihnen alles erreichen in einem Radius von 60km ohne nachladen zu müssen. Und das sind bei den meisten 90% aller Fahrten.
Ladestationen gibt es auch nicht so wenig wie man denken könnte. Das Problem ist ihre Zugangsmöglichkeit. Erst wenn man mit ec- oder Kreditkarte einfach überall Strom laden und für jede Ladesäule eine eigene Karte braucht oder beim ansässigen Stadtwerk auch Strom für zuhause beziehen muss, wird sich etwas ändern.
Tesla funktioniert überall gleich, ob in Norwegen oder in Südfrankreich. So funktioniert Elektromobilität und ist auch ein Bekenntnis.
Euer Starkstrompilot