Die baden-württembergische Landesregierung erwägt nach Informationen der Deutschen Umwelthilfe (DUH), die geplanten Fahrverbote für ältere Diesel-Fahrzeuge auszusetzen. Dies geschehe auf Intervention von Daimler-Chef Dieter Zetsche. So soll es bis zu sechs Millionen schmutzigen Euro 5 Diesel-Pkw weiterhin gestattet sein, in die von giftigen Dieselabgasen belasteten Innenstadtbereiche einzufahren. Dies widerspricht nach Ansicht der in Stuttgart auf Einhaltung der Luftqualitätswerte klagenden DUH den Vorgaben des Stuttgarter Verwaltungsgerichts, das von der Landesregierung im Gegenteil ein Konzept fordert, nachdem in ganz Stuttgart ab dem 1. Januar 2018 die Luftqualitätswerte eingehalten werden.
„Es zeigt sich einmal mehr, wer in Stuttgart tatsächlich regiert. In Fragen der Industrie-, Verkehrs- und Luftreinhaltepolitik bestimmt Daimler Chef Dieter Zetsche die Richtlinien der Politik und nicht, wie dies Artikel 49 der Landesverfassung vorschreibt, der Ministerpräsident. Anstatt die Industrie für ihren fortgesetzten Abgabetrug zu kritisieren und nur sauberen Diesel-Pkw die Einfahrt in seine Landeshauptstadt zu erlauben, droht Ministerpräsident Winfried Kretschmann erneut vor den Interessen der Stuttgarter Diesel-Konzerne einzuknicken“, so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Nach Recherchen der DUH rückt die Landesregierung nach der Intervention von Daimler von den bereits angekündigten Dieselfahrverboten für Euro 5 Diesel ab. Nach einem der DUH vorliegenden, für das Landesverkehrsministerium erstellten Konzept sollen diese Diesel-Fahrzeuge durch eine reine Softwareveränderung von den Fahrverboten befreit werden, wenn sie einen „Micky-Maus-Abgastest“ bestehen.
Geplant ist demnach, Euro 5 Diesel mit 250 Milligramm (gegenüber den 80 mg NOx/km von Euro 6) mehr als dreimal so viel NOx-Emissionen pro Kilometer zu erlauben. Dieser neu erfundene „Ballungsraum-Phantasiegrenzwert“ soll nicht bei realitätsnahen Straßenmessungen, sondern nur bei einem Laborprüfzyklus (WLTC) eingehalten werden, der zudem um den anspruchsvollsten Teil (Autobahnzyklus) entschärft wurde. Die realen Stickoxid-Emissionen auf der Straße bei Geschwindigkeiten über 97 km/h werden dabei komplett ausgeblendet.
Auch bei den Außentemperaturen zeige das vorliegende Konzept der grün-schwarzen Landesregierung ihr „großes Herz für den schmutzigen Diesel“, so die DUH in ihrer Mitteilung: Obwohl an etwa 180 Tagen des Jahres die Lufttemperatur stundenweise oder dauerhaft niedriger als plus fünf Grad Celsius ist, erlaube das Konzept beliebig hohe Dieselabgasemissionen bei diesen Temperaturen. Damit würde ausgerechnet im gesundheitlich besonders problematischen Winterhalbjahr keine Verbesserung der Luftqualität im Stuttgarter Kessel eintreten. Die so von den Fahrverboten befreiten Euro 5 Diesel Pkw wären genauso schmutzig wie bisher. Sowohl unter plus fünf Grad Celsius wie auch über plus 35 Grad Celsius, sowie oberhalb von 700 Meter über dem Meeresspiegel, erlaubt dieses Konzept beliebig hohe Stickoxid-Emissionen.
„Die Diesel müssen im realen Gebrauch auf der Straße sauber sein“
„Die DUH wird mit allen rechtlichen Mitteln gegen die Aufweichung des Diesel-Fahrverbots ankämpfen. Wir sind zuversichtlich, dass sich die Verwaltungsgerichte in Stuttgart wie im Rest der Bundesrepublik nicht auf einen schmutzigen Deal zu Lasten der Gesundheit der Anwohner in unseren Städten einlassen werden“, so Resch. „Die Diesel müssen im realen Gebrauch auf der Straße sauber sein und die Manipulation der Abgasreinigung muss ein für alle Mal ein Ende finden.“
Die Forderung von Autohaltern und einzelnen Politikern werden in den vergangenen Wochen immer lauter: Die Autokonzerne sollen ihre als besonders sauber und klimafreundlich verkauften Diesel-Pkw so nachbessern, dass sie die Grenzwerte auch auf der Straße einhalten. Die Kosten für eine derartige industrielle Nachbesserung des Euro 5+6 Diesel-Fahrzeugbestandes schätzt die DUH auf 500 bis 1000 Euro Materialkosten pro Fahrzeug.
„Alle deutschen Diesel-Pkw Hersteller können diese Kosten allein aus den aktuellen Jahresgewinnen finanzieren, ohne in die roten Zahlen zu rutschen. Der Aufwand für alle Umrüstungen ist geringer als das, was Volkswagen an Strafzahlungen in den USA akzeptiert hat. Und trotz dieser Strafzahlungen hat Volkswagen im letzten Jahr glänzend verdient. Über zehn Jahre lang hat die Autoindustrie über illegale Softwaremanipulationen Milliarden verdient. Wir fordern ein Ende der unerträglichen Kumpanei zwischen Autokonzernen, Behörden und Politik gerade im Autoland Baden-Württemberg. Anstatt für schmutzige Diesel zu kämpfen, sollte Ministerpräsident Kretschmann Herrn Zetsche und seine Kollegen dazu bewegen, alle schmutzigen Euro 5 + 6 Diesel-Pkw zurückzurufen und auf Kosten der Konzerne technisch so nachzubessern, dass sie immer (auch im Winterhalbjahr) die Euro 6 NOx-Grenzwerte auf der Straße einhalten. Bei Fahrzeugen, für die dies als zu teuer oder technisch nicht möglich gehalten wird, ist den Fahrzeughaltern der Kaufpreis zu erstatten“, so Resch.
Martin meint
Daran kann man wieder sehen, das die Politiker scheinbar alle käuflich sind. Und so ein Ministerpräsident will ein Grüner sein?
Sebastian meint
Wir fahren schon seit knapp 2 Jahren am Wochenende deutlich über 1.000 KM mit Ökostrom. Wer braucht denn ernsthaft noch so einen…. Diesel? *hüstel*
Klar, zum Pferdeziehen vielleicht noch. Aber sonst?
Leonardo meint
Da sieht man was sich in 120 Jahren so alles geändert hat.
Vor 120 Jahren….Pferd zieht Wagen
Dann Wagen fährt alleine…..nun Wagen zieht Pferd.
Was kommt als nächstes?☺☺☺
Fritz! meint
Wenn wir Umwelttechnisch so weiter machen: Weder Pferd noch Wagen!
senrim meint
DUH hin oder her sind mir egal. Ich will nicht meine Rechte an einer gesunden Umwelt an irgend eine Organisation abgeben.
Fakt ist:
1. Es gibt keine sauberen Verbrenner sondern nur schmuzig (Hybrid), schmutziger (Benzin) und am schmuzigsten (Diesel)
2. Wenn ein Ministerpräsident lieber auf einen Vorstandsvorsitzenden als auf seine Wähler hören will dann sollte man ihm bei den nächsten Wahlen ermöglichen dass er da seinen neuen Posten bekommt und nicht mehr in der Regierung gewählt wird
3. Verbrenner rauß aus den Innenstädten mehr öffentlichen Elektroverkehr rein und die Automobilhersteller dafür zahlen lassen
Thomas Wagner meint
Dass es mit der DUH endlich jemanden gibt, der ernsthaft gegen die gesundheitschädigenden Abgase, beonders der Dieselfahrzeuge, vorgeht ist zum Nutzen aller, die von diesen Abgasen beeinträchtigt werden.
Wenn Autobauer versuchen, die Abgas-Vorschriften trickreich zu umgehen,
dann ist es Zeit Maßnahmen zu ergreifen, die diese Tricksereien,
auf Kosten der Gesundheit von Millionen, beenden.
Und wenn unser grüner Ministerpräsident vor den Autobauern einknickt, kann man nur noch
hoffen, dass wenigstens die Gerichte diesem Treiben einen Riegel vorschieben !
orinoco meint
Willkommen in der Bananenrepublik Deutschland!
Wer glaubt da noch ernsthaft an Demokratie in diesem Land, wenn egal ist wer unter dem Vorstand von Daimler, VW und BMW Ministerpräsident oder Kanzler ist?
Daran wird auch die DUH nichts ändern, denn wie die Kabarettisten im Fernsehen ist selbst die Kritik am System institutionalisiert und verpufft damit wirkungslos. Wenn die DUH wirklich eine Bedrohung für dieses System wäre, dann wären sie schon lange nicht mehr „gemeinnützig“, sprich staatlich gefördert. Und dann hätte auch kein Verwaltungsgericht deren Klagen Recht gegeben. Denn die Hand die einen füttert beißt man nicht. Ein bisschen bellen dürfen sie und das Geschäftsmodell der DUH ist eben der Umweltschutz bzw. die Stellvertreterbetroffenheit dafür. Es dürfen sich heute alle ein bisschen aufregen und morgen ist alles wie es gestern war.
Wer’s nicht glaubt kann ja mal versuchen demokratische Volksentscheide bzw. echte (direkte) Demokratie mit Verweis auf das UN-Selbstbestimmungsrecht der Völker bei der deutschen Justiz einzuklagen.
150kW meint
“ das Geschäftsmodell der DUH ist eben der Umweltschutz “
Geld verdienen sie zum großen Teil durch Abmahnungen und unter anderem Spenden Von Automobil-Herstellern und Zulieferern.
Fritz! meint
JA, sie bekamen 2015 ganze 53.000,– Euro von Toyota bei einem Jahre-Etat von 8,3 Millionen Euro. Also komplett irrelevant.
Und natürlich ist es gut, daß es Organisationen wie die DUH gibt, die Abmahnungen an Firmen schickt, die sich einen Vorteil durch „nicht ans Gesetz halten“ verschaffen wollen. Betrüger gehören bestraft. Und im kleinen Rahmen hat der Gesetzgeber dafür nun mal die Abmahnung vorgesehen!
150kW meint
Diese Summen bekommen sie seit Jahren und nicht nur 2015 und nicht nur von Toyota.
Die Abmahnung laufen wohl hauptsächlich gegen Autohäuser die Verbrauchswerte nicht konform darstellen. Das mag nicht Gesetzeskonform sein, aber Betrug? Na ja.
michi meint
Ich kann nur alle dazu ermutigen, für die DUH zu spenden. Man bekommt über die Lohnsteuererklärung eh wieder die Hälfte zurück.
Ebenso kann man automatisch 0,5% des Umsatzes bei Amazon an die Deutsche Umwelthilfe spenden, wenn man über smile.amazon.de einkauft. Man bezahlt hier nicht mehr als sonst auch.
Die DUH ist die einzige Organisation, die sich für die Gesundheit der Bürger einsetzt und auch den Mumm dazu hat die Politik und Konzernbosse öffentlich anzuprangern.
Fara Day meint
Da würde ich in einem Elektroautoforum sehr vorsichtig mit sein. Immerhin macht sich die DUH in keinster Weise stark für Elektroautos, sagt sogar, dass Elektroautos nicht die Lösung sind.
http://www.zeit.de/auto/2010-04/resch-elektroautos
Laut Hrn. Resch ist die einzige klimaschonende Antriebsart, die es aktuell gibt, der Benziner bzw. Hybridantrieb. Kein Wunder bei einem der bekanntesten Geldgeber: Toyota.
Nur weil die DUH Lobbyarbeit für Toyota macht und dafür zu sorgen, dass der Dieselanteil sinkt, damit Toyota mehr Umsatz mit Benzinern macht, ist sie mit Sicherheit keine Organisation, die auf Umweltschutz aus ist. Wer ernsthaft ein Fan der DUH ist, hat sich mit dem Thema einfach nicht beschäftigt.
michi meint
Ich habe mich sehr wohl damit beschäftigt. Demzufolge weiss ich auch, dass es einen Nutzer in den Foren gibt, der immer wieder diese absurde Behauptung mit Toyota aufstellt und gegen die DUH wettert.
Einen Artikel aus 2010 als Beweis zu posten macht es nicht besser.
In einer seiner aktuelleren Reden auf dem grünen Parteitag hat er klipp und klar gesagt, wohin es gehen muss: ÖPNV, Elektroautos, zur not als Übergang Benzin-Hybrid oder Gas.
Fritz! meint
Ein sieben Jahre alter Artikel? Ihr Ernst? Wie weit waren die E-Autos vor 7 Jahren? Wie sah damals der Anteil der erneuerbaren Energien am deutschen Strommix aus? Zeiten haben sich geändert und die aktuelle Aussage des DUH dazu ist eine andere.
Und ja, sie bekamen 2015 ganze 53.000,– Euro von Toyota bei einem Jahres-Etat von 8,3 Millionen Euro. Also komplett irrelevant.
Fara Day meint
Wie ihr einen immer angreift, wenn man etwas belegt – was ihr übrigens nicht tut – ist immer wieder einen Lacher wert.
Der Artikel ist älter (dafür entschuldigung). Hr. Resch hat die Aussage allerdings ebenfalls im Focus 02/2017 getätigt. Sie ist also in keinster Weise eine andere. Bei Zweifeln an meiner Aussage einfach mal auf der Facebookseite der DUH nachfragen/Kommentare lesen. ;)
Und man kann die 53.000€ natürlich gerne als irrelevant bezeichnen, dies entspricht aber ebenfalls nicht der Wahrheit und beruht auf Halbwissen. Die DUH legt ihre Spendenzahlen nicht offen. Sie glauben also mündlichen Aussagen von Hrn. Resch. Hr. Resch erwähnt aber niemals, dass die Untersuchungen, die die DUH durchführt (z.B. die Messungen von Dieselfahrzeugen oder der „Dienstwagencheck“) ebenfalls von Toyota (Mit-)Finanziert werden. D.h. zu den 53.000€ kommt noch einiges on Top. Ich mag jetzt keine Zahl nennen, da es nur eine Vermutung wäre, aber man kann sehr leicht recherchieren, was für 6-stellige Summen da zusammen kommen. Es ist somit auch keine „absurde Behauptung“. Informieren Sie sich einfach, dann stehen Sie am Ende nicht dumm da. Ich bin auch nicht der Einzige – eine Weitere Ihrer Fehlinformationen.
Aber denken Sie ruhig weiter, die DUH wäre Ihr Freund. Wenn Elektroautos bei 45% Marktanteil liegen würden anstelle vom Dieselmotoren, wäre der Gegner der DUH mit Sicherheit aber das BEV.
W.Schäfers meint
Die Politik ist mE schon lange nicht mehr in der Lage sich der Macht und dem Einfluss des Kapitals entgegen zu stellen. Der weit aus größte Teil an den Stellhebeln der Politik, die „Premium“Hersteller dieser gesundheitsschädigenden Produkte , die für diese Produkte „werbenden“ Fachzeitschriften und andere gut „geölte“Medien arbeiten Hand in Hand für geldwerte Vorteile, Einfluss und Macht.
Die Lösung zu besseren und für den Menschen gesundheitlich besser verträglichen Produkten hat der Verbraucher SELBST in der Hand. – Nutzt es in der Masse jedoch nicht. –
So lange sich der Mensch über das was ich habe und nicht über das was ich bin definiert, wird dieses oben beschriebene System so weiter machen. – Dürfen –
Ein bisschen aufregen über Dieselgate und dann ab im SUV zum Bäcker Brötchen holen ist die Wahl des Durchschnittsmichels in der heutigen Zeit., wo Wachstum mit Raubtierkapitalismus der meist gewählte Weg zum „Erfolg“ ist. –
Die Zeit des Umdenkens beim Kaufverhaltens ist mE das Mittel um diese Produkte und seine Hersteller zu Fall zu bringen.
DUH dienst einen wichtigen Teil von Informationen an und nur DU als Verbraucher hast es in der Hand. – Dein und unser gemeinsames Leben zu verändern, zu verbessern.
Amen ;-)
Leonardo meint
Dass die ganzen 2 jährlichen Abgasuntersuchungen eh für die Katz waren/sind hat sich doch jeder denken können.
Beim Auto: Testgerät am Auto anstecken und im Standgas laufen lassen. Was wird da gemessen?
Beim Motorrad: hier wird immerhin noch eine Sonde in den Auspuff gesteckt und dann im Stand/ohne Last auf eine bestimmte Drehzahl hochgedreht. Das ist doch auch eine Sinnlose Messung?
Wie aber realistische Messungen durchführen?
Rollenprüfstand auf einer Achse: kann über ABS Sensoren von Schummelsoftware erkannt werden
Rollenprüfstand auf 2 Achsen: kann über fehlende GPS Bewegung von Schummelsoftware erkannt werden
Messung mit Meßgerät im Kofferraum: Schlauch verhindert daß die Kofferraumtüre/Seitenfenster ganz schließt, wird von der Schummelsoftware erkannt
Anschluß jeglicher OBD Geräte: wird von der Schummelsoftware erkannt
Ich glaube daß sogar ein Schlauch am Auspuff über Differenzdrucksensoren erkannt werden kann.
Was also tun?
Peter W meint
Keinen Diesel kaufen