Mit dem aCar arbeiten Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) an einem speziell für die Bedürfnisse der Bevölkerung Afrikas konzipierten Elektroauto. Der einfach aufgebaute, geländegängige und preisgünstige Stromer soll ab 2019 die ländliche Struktur stärken und die Wirtschaft ankurbeln. Mittel- bis langfristig wollen die Entwickler das Fahrzeug auch in anderen Märkten anbieten.
„Wir wollen das aCar auf der ganzen Welt verfügbar machen“, erklärte Sascha Koberstaedt von der TUM bei einer Presseveranstaltung in München. Die für die Produktion und den Vertrieb gegründete Firma EVUM Motors werde das aCar nach dem Start in Afrika auch in Europa verkaufen – etwa für kommunale Aufgaben, als Spezialfahrzeug für Förster oder den Einsatz auf dem Weinberg.
Das aCar ist auf den Personen- und Gütertransport in Afrika zugeschnitten. Für viele Menschen dort ist der Zugang zu Fahrzeugen nicht selbstverständlich, sie zieht es daher auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen von der ländlichen Umgebung in Städte. „Wir haben mit dem aCar ein Mobilitätskonzept entwickelt, das diese Probleme lösen kann“, so Markus Lienkamp, Leiter des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik an der TUM. Beim aCar handele es sich um ein geländegängiges Fahrzeug mit großer Nutzlast, das sich die Menschen in Afrika leisten können. Der modulare Aufbau erlaube zudem unterschiedliche Einsatzzwecke.
Das 3,7 Meter lange, 1,5 Meter breite und 2,1 Meter hohe aCar kann Personen und Güter von einer Gesamtlast bis zu einer Tonne aufnehmen. Eine 20-kWh-Batterie stellt Strom für bis zu 80 Kilometer Fahrstrecke bereit. Der Akku kann auch als Energiequelle oder zum Betrieb externer Verbraucher – etwa einer Seilwinde – dienen. Geladen wird das bis zu 80 km/h schnelle aCar an einer haushaltsüblichen Steckdose in sieben Stunden. Mit Hilfe von Solarmodulen auf dem Dach und optionalen Solarplanen lässt sich zusätzliche Energie für die Batterie erzeugen.
Der Preis für die Basisversion des aCar ohne Klimaanlage, Radio und Servolenkung soll in Afrika langfristig unter 10.000 Euro liegen. Gussknoten und eine einfache geschraubte Bauweise ermöglichen eine Produktion mit sehr niedrigen Investitionskosten. Möglichst viele Bauteile des Elektrofahrzeugs sollen vor Ort gefertigt werden, um die lokale Wirtschaft zu stärken. Komponenten wie die Batterie und der von Bosch entwickelte Elektro-Allradantrieb müssen zunächst jedoch importiert werden.
Die vorläufige Planung sieht die Produktion von 1000 aCar vor. Neben dem Bau der Fahrzeuge in Entwicklungsländern direkt vor Ort ist eine Fertigung in München vorgesehen, aus der Kunden in Europa beliefert werden können – wann es soweit sein wird, ist noch offen. Für die europäische Produktion mit Straßenzulassung nach L7e-Norm kalkuliert EVUM Motors wegen der höheren Kosten und technischer Umrüstungen mit einem Preis von rund 22.000 Euro. Bis 2025 sollen an elf Standorten weltweit über 100.000 aCar hergestellt werden.
Anja meint
80km?! Die wissen schon, dass in Afrika oft hunderte km am Stück gefahren werden muss?!
Ich bin der Letzte der 100000km Reichweite pro Ladung beim Elektroauto verlangt, aber 80km sind in Afrika einmal Brötchen holen. – Da merkt man, dass das Projekt von Grünen Städtern gemacht wurde, die glauben die ideale Welt sieht aus wie Berlin…
Franz meint
Naja,
hier fährt normalerweise niemand 80 km weit Brötchen holen und in Afrika noch weniger. Ich kenne zwar nur Bolivien in Südamerika ein bisschen, aber dort kurven die meisten Leute auch nur um und in ihrer Stadt herum, genau wie hier. Außerdem sind die 80 Kilometer doch kein fixer Wert sondern wohl eher eine vorsichtige Angabe.
Hunderte Kilometer um zum Beispiel Ware zum Markt zu bringen ist doch in den meisten Fällen völlig unwirtschaftlich, zumindest bei nur einer Tonne Zuladung.
Carlo meint
Sicher ist das Fahrzeug nicht für die dünnbesiedelte Gebiete, sondern eher für die immer stärker wachsenden urbanen und suburbanen Regionen gedacht. Zumindest für Lagos in Nigeria sprechend reichen meiner Erfahrung nach 80km locker. Vermutlich würden auch 50km genug sein. Bei den meisten Fahrten geht es um Transport von Gegenständen über kurze Strecken ~3-5km. Wichtig ist in erster Linie, dass man ohne Bedenken zuladen kann, dass das Fahrzeug den klimatischen Verhältnissen gerecht wird und letztlich auch über kaputte Straßen und Schlammwege kommt. Wie weit das Fahrzeug kommt ist nachrangig.
Andreas T. meint
……und wieder ein Beweis, dass etablierte Hersteller keine Notwendigkeit sehen, sich vom Altbewährten zu trennen. Nur Ankündigungen, Studien und blablabblablablablabla…….unerträglich! Es wird nur rumgejammert, die E-Mobilität als Jobkiller definiert und Feindbilder geschaffen. Und der deutsche Michel steigt voll drauf ein……Deutschland, ein Land der Erfinder und der Innovation? Fehlanzeige!
Gunarr meint
Nette Idee, aber 10 Jahre zu spät. Ob die Afrikaner dafür wirklich 10.000 € ausgeben wollen? Ich glaube, für das Geld bekommen sie beim Chinesen etwas Schöneres.
Christian meint
Warum kriegt das aCar nicht eine passende Solarzelle aufs Dach und einen überdachten Laderaum. Dann sind einige Kilometer pro Tag auf jeden Fall klimaneutral, wie beim Sion.
chris meint
Schauen Sie auf die Bilder – das Dach hat Solarzellen…
Fritz! meint
Das aCar kann zusätzlich mit aufspannbaren Solarpanelen (neben denen auf dem Dach) bestückt/verbunden werden, so das die komplette Reichweite innerhalb weniger Stunden wieder vorhanden ist. Afrika hat nun mal weniger Steckdosen als Europa…
Hans Meier meint
Beobachte das aCar Projekt scho länger, super Sache! Weiter so, wünsche viel Erfolg!