Betriebsratschef Bernd Osterloh hat sich in der Vergangenheit wiederholt für eine eigene Volkswagen-Fertigung von Elektroauto-Batteriezellen ausgesprochen. Konzernchef Herbert Diess deutete kürzlich an, dass eine solche Produktionsstätte durchaus möglich sei. Osterloh mahnte nun zu einem gemäßigten Vorgehen.
Noch sei nicht geklärt, welche Technologie sich bei Elektroautos durchsetzen werde – Lithium-Ionen-Batterien oder Akkus mit Festkörper-Zellen. „Und jetzt zu sagen, wir fassen eine Milliardensumme an für eine Batteriefabrik, das halte ich für ein bisschen früh“, sagte der Arbeitnehmervertreter der Wolfsburger Allgemeine Zeitung.
Festkörper-Produkte haben laut Fachleuten das Potential, zur dominierenden Elektroauto-Batterielösung zu werden. Die Technologie gilt als sicherer, leistungsfähiger und kosteneffizienter als Lithium-Ionen-Speicher, ist aber noch nicht stabil genug für den Einsatz in Pkw. Unternehmen weltweit – darunter Volkswagen, BMW und Toyota – arbeiten an der Serienreife und effizienten Massenproduktion, rechnen jedoch nicht vor 2025 mit einer Markteinführung.
Osterloh stellte klar, dass er eine lokale Akkuzellfertigung weiter für wesentlich hält. „Was mich ärgert, ist die Unkenntnis von Menschen, die sagen, wir brauchen keine Batteriefertigung in Deutschland. Die Batterie wird künftig einen Wertschöpfungsanteil von 40 Prozent am Produkt haben. Ich wundere mich, dass manche glauben, auf diese 40 Prozent verzichten zu können,“ sagte er.
Volkswagen und andere große Autobauer entwickeln und produzieren die Batterien für ihre Elektroautos selbst, beschränken sich dabei jedoch auf die Konfektionierung, Kühlung und Steuerelektronik. Die Zellen im Kern der Akkus – die komplexeste und teuerste Komponente – beziehen sie aus Asien. Mittel- bis langfristig, so Experten, könnten Unternehmen aus Japan, Korea oder China europäischen Firmen Batterien nur noch zum Höchstpreis verkaufen und bei der Lieferung einheimische Abnehmer bevorzugen.
Hugo meint
Der VW-Betriebsratchef hat wenig Ahnung von den ostasiatischen Unternehmen. LG Chem ist nicht nur ein Batteriezellenhersteller, sondern verdient vor allem mit den chemischen Grundstoffen. Das Batteriegeschäft von LG Chem ist ziemlich „klein“. Das gilt auch für Panasonic. Das Batteriegeschäft von Panasonic ist ebenfalls nur ein kleiner Zweig von Panasonic. Nur Samsung SDI ist sehr stark auf Batteriegeschäft ausgerichtet. Aber: Ein Großteil von Samsung SDI gehört Samsung Electronics. Es ist kaum anzunehmen, dass die Tochter von anderen Unternehmen aufgekauft wird noch werden hier riesige Gewinne erwartet wie im Biotech-Sektor. Deswegen sind die Aktienwerte dieser Unternehmen „langweilig“.
Das heißt aber nicht, dass in dem Sektor nicht viel passiert. Sowohl die Batteriesparte von LG Chem als auch Samsung SDI sind kürzlich in die Gewinnzone gerutscht und sie erweitern ihre Produktionen permanent.
Der Grund, warum man in Deutschland nicht in Batteriezellenfertigung investieren sollte ist, hat mehr damit zu tun, dass es für deutsche Unternehmen zu spät ist und sie nicht bereit sind langfristig zu denken.
Stefan Balz meint
Das „Problem“ wird sich von alleine lösen. In 5 Jahren gibt es die Firma Volkswagen in der heutigen Form gar nicht mehr…
Fritz! meint
Und Tesla und ein paar neue StarUps mit richtiger E-Mobilität können gut ausgestattete Hallen mit Presswerkzeugen und Mitarbeitern übernehmen, die zumindest wissen, wie man perfekte Spaltmaße hinbekommt. Akkus und E-Motoren können die nicht, aber dafür gibt es dann ja Tesla und die StartUps.
Und das nur wegen GEld- und Bonigeilheit von ein paar Managern, die nur in Quartalen denken können. Wäre schade…
Leotronik meint
Anscheinend plant VW eine Batteriezellenfabrik im EU Ausland. Da muss Osterloh wieder dagegen bremsen.
Fritz! meint
„Noch sei nicht geklärt, welche Technologie sich bei Elektroautos durchsetzen werde – Lithium-Ionen-Batterien oder Akkus mit Festkörper-Zellen.“
Selten einen derartigen Unsinn gelesen. Der Mensch soll sich mal technisch informieren. Aktuell haben sich Lithium-Ionen-Akkus durchgesetzt und sie werden in ca. 10 bis 15 Jahren von Lithium-Ionen-Festkörper-Akkus ersetzt werden. Wenn VW erst in 15 Jahren mit E-Autos anfangen will (was ich nicht für unmöglich halte), dann sollten sie auf Festkörper-Akkus setzen. Evtl. wird sich die Zell-Chemie aber auch komplett ändern, dann aber für die jetzigen Rundzelle genauso wie für den Festkörper-Akku. Jede Investition in eine LiIon-Akku-Fabrik ist eine Investition in die Zukunft, weil damit bereits jetzt wertvolle Erfahrungen im Bau von Akkuzellen egal welcher Art gesammelt werden können. Mehr als die Hälfte der Teile zwischen den beiden Akku-System ist identisch…
Peter W meint
1+, so isses.
150kW meint
„Aktuell haben sich Lithium-Ionen-Akkus durchgesetzt und sie werden in ca. 10 bis 15 Jahren von Lithium-Ionen-Festkörper-Akkus ersetzt werden. Wenn VW erst in 15 Jahren mit E-Autos anfangen will..“
Was soll das denn für ein unsinniger Satz sein? VW baut heute- und auch in Zukunft E-Autos mit Lithium-Ionen-Akkus. Die haben schon lange angefangen.
“ Jede Investition in eine LiIon-Akku-Fabrik ist eine Investition in die Zukunft, weil damit bereits jetzt wertvolle Erfahrungen im Bau von Akkuzellen egal welcher Art gesammelt werden können.“
Die können sie mit ihrer Musterfertigung in Salzgitter ebenso sammeln.
alupo meint
Der eGolf, naja, das ist eine kleine Manufakturproduktion, vermutlich eher vergleichbar mit Teslas Produktion der Modelle S&X, aber keine typische Automobilproduktion oder eine, in die Tesla mit ihrem Model 3 gerade hineinwächst.
Also ein Großer, der lahmt im Vergleich zu einem Kleinen, der ganz groß hinaus will.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Ein bißchen wir, was Herr Osterloh da sagt. Drum ist er ja im Management ganz weit oben.
McGybrush meint
Was währe denn wenn die Fabrik für LiIon gebaut werden würde?
Klingt ja so als ob man sie zu 100% abreissen müsste weil man in dieser Fabrik dann auf Lebenszeit keine umrüstung mehr machen könnte um Festkörper Zellen zu Produzieren.
Es können ja in Fremont auch elektrische Teslas gebaut werden obwohl die Fabrik für den bau von benzingetriebene GM‘s und Toyotas gebaut wurde.
Es wäre als nicht komplett Sinnlos wenn die Produktionsstätte betreits da wäre. Wenn auch die Fertigung wieder angepasst werden müsste. Ich meine 2170er Hüllen bleiben 2170er Hüllen? Also das Gerät kann seine Arbeit weiter machen wie bisher.
Billig wird es eh nicht. Egal ob man was baut oder aus dem Ausland bezieht und den Markt dann anderen bestimmen lässt.
Peter W. meint
Das sind doch eh nur faule Ausreden.
Und im Übrigen sind Fetskörperzellen nach derzeitigem Stand auch Lithium-Ionen-Akkus.
alupo meint
Richtig.
Diese seltsame Beschreibung für die irgendwann einmal kommende (oder auch gar nie) Akkugeneration dient nur der Verwirrung uninformierter Leser.
Ist also die gleiche Strategie wie mit dem Clean Diesel.
Lewellyn meint
Lustige Aussage, es sei noch nicht geklärt, welche Zelltechnik sich durchsetzt.
Auf der einen Seite die Li-Ion-Zellen, deren multimilliardenfache, weltweite Fertigung bereits läuft und in deren Produktion und Weiterentwicklung aktuell Milliarden fließen oder die Feststoffzelle, von der es noch kein brauchbares Exemplar gibt und die noch Jahre an F+E benötigt..
Worauf würde ich jetzt setzen, wenn ich in den nächsten Jahren Millionen Elektroautos bauen will? So schwer fällt die Entscheidung eigentlich nicht.
Obraxis meint
>>> Worauf würde ich jetzt setzen, wenn ich in den nächsten Jahren Millionen Elektroautos bauen will? So schwer fällt die Entscheidung eigentlich nicht. <<<<
Die wollen doch keine EV's Bauen… Verbrennungsmotor nur so sichert sich auch ein Betriebsrat seinen Job.
150kW meint
„Worauf würde ich jetzt setzen, wenn ich in den nächsten Jahren Millionen Elektroautos bauen will? “
Für die ist die Zukunft nicht die nächsten paar Jahre.
BeatThePete meint
„Für die ist die Zukunft nicht die nächsten paar Jahre.“
Richtig.
Für die ist die Zukunft genausolange wie Elon Musk braucht um Gigafactory 4,5,6 und 7 aufzubauen um >5. Mio Einheiten/Jahr produzieren zu können.
Fritz! meint
Und das wird deutlich schneller passieren als gerade VW lieb sein wird. Ich denke/befürchte, die werden von der Entwicklung noch richtig überrollt.
Swissli meint
Wieso sind dann Zellfertiger wie LG Chem, Samsung SDI und Panasonic keine Börsenüberflieger? Zellfertigung ist zwar ein Wachstumsmarkt, was aber nicht zwingend hohe Gewinne bedeutet. Hohe Investitionen, hohes Risiko (Technologie ändert sich schnell), tiefe Margen (vollautomatisiertes herstellbares Massenprodukt), hohe Abhängigkeit von Rohstoffpreisen (kein Wettbewerbsvorteil möglich) und massive Konkurrenz aus China ist ein Giftcocktail, den ich mir als Investor (bzw. Autohersteller) sehr gut überlegen würde.
Martin meint
Vielen Dank für diesen Hinweis. Sie bringen es auf den Punkt!
Hugo meint
Aktuelle Börsenwerte sagen nichts über die zukünftige Gewinne aus. Es sind die Phantasien der Spekulanten, die daran glauben. Wenn Sie die Aktienwerte in Südkorea und Japan lange verfolgt haben, haben sie sicherlich gemerkt, dass durchgehend fast alle Werte „langweilige“ Performance haben. Will sagen: sie haben selten den Verlauf von Apple, Alphabet oder Netflix.
Das hat damit zu tun, weil viele Unternehmen in Ostasien riesige Konglomerate sind. Selbst LG Chem, ein Unternehmen der LG-Gruppe macht nicht nur Batteriezellen, sondern macht Umsatz hauptsächlich in chemischen Grundstoffen.
Das Batteriegeschäft war lange Zeit defizitär gewesen.
Will ein Investor z.B. LG Chem-Aktien kaufen, weil er an steigende Batteriegeschäft glaubt, obwohl das Batteriegeschäft von LG Chem für das Unternehmen nur marginal ist?
Nein, ostasiatische Unternehmen ticken nicht wie westliche Unternehmen. Sie sehen nicht nach schnellen Gewinnen aus, sondern auf langfristiges Wachstum – so ähnlich wie Familienunternehmen bei den Mittelständlern in Deutschland. Daher steigen die Werte nicht so rasant wie Apple & Co.
Hohes Risiko ist relativ, da wir bereits jetzt wissen, dass sich die Elektrifizierung in weiten Feldern durchsetzen wird (Mobilität und Wärmeerzeugung) und die Nachfrage nach Batteriezellen riesig sein wird. Das Risiko ist eher für Unternehmen groß, die an dem riesigen Geschäft nicht antizipieren wollen.