Der frühere Regierungssprecher Thomas Steg ist seit 2012 als Cheflobbyist für die Außen- und Regierungsbeziehungen von Volkswagen verantwortlich. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel hat er Stellung zu den aktuellen Meinungsverschiedenheiten der Branche bei alternativen Antrieben bezogen.
Volkswagen-Vorstandschef Herbert Diess hat den Branchenverband VDA vor kurzem aufgefordert, Batterie-Elektroautos statt Technologieoffenheit in den Fokus zu stellen. Die Wettbewerber und ebenfalls wichtigen VDA-Mitglieder Daimler und BMW wollen aber weiter auch auf Hybride und Wasserstoff-Stromer sowie synthetische Kraftstoffe setzen. Steg erklärte, dass die „Vorschläge“ von Volkswagen lediglich „einen Anstoß geben und den Handlungsdruck verdeutlichen“ sollten.
Der Lobbyist betonte, dass die Klimaziele und CO2-Vorgaben der Politik ohne Elektromobilität nicht erfüllt werden könnten. Es sei daher wichtig, dass die drei großen deutschen Autobauer „ein einheitliches Verständnis“ im Hinblick auf ihre Prioritäten finden. Ein Gespräch der jeweiligen Konzernspitzen habe mittlerweile für „die notwendige Klarheit und Einigkeit“ gesorgt. Zur E-Mobilität gebe es demnach bis 2030 keine gleichrangige Alternative – weder Wasserstoff-Systeme noch synthetische Kraftstoffe würden bis dahin serienreif. „Es war wichtig, diesen Konsens herbeizuführen“, so Steg.
Der VDA will zeitnah eine offizielle Stellungnahme zu der künftigen Position der Branche gegenüber der Politik verkünden. Es gilt als wahrscheinlich, dass Daimler und BMW bei E-Mobilität neben batteriebetriebenen Modellen weiter auch Hybridfahrzeuge priorisieren. Ein offener Streit oder sogar ein Austritt von Volkswagen aus dem VDA wurde vorerst aber wohl abgewendet.
„Die mutigste & entschlossenste Strategie zur Elektromobilität“
Von der Politik fordert Volkswagen, dass der Aufbau der Infrastruktur und eine wirksame Förderung für Elektroautos vorangetrieben werden. Die Technik werde sich zunächst zwar in großen, hochpreisigen Pkw durchsetzen, sagte Steg, „aber nach 2022/23 brauchen wir auch E-Autos für den Einstieg, die weniger als 20.000 Euro kosten“. Der Volkswagen-Manager unterstrich: „Wir wollen Elektromobilität für Millionen.“ Die Wolfsburger hätten sich „klar entschieden“, die „mutigste und entschlossenste Strategie zur Elektromobilität weltweit“ zu verfolgen.
Volkswagen baut ab Ende des Jahres die erste Baureihe der neuen Elektroauto-Familie I.D. Auf den Kompaktwagen im Golf-Format sollen im nächsten Jahrzehnt diverse größere und kleinere Modelle mit vollelektrischem Antrieb folgen. Um die Preise in den unteren Segmenten niedrig zu halten, könnte Volkswagen das Angebot auf kleinere Batterien und Reichweiten von um die 200 Kilometer begrenzen. Damit kompakte Elektroautos von mehr Leuten gekauft werden, schlug Steg unter anderem eine an die gewerbliche Nutzung der Fahrzeuge geknüpfte Förderung vor.
Das Bundesfinanzministerium führe seit vielen Monaten intensive Gespräche mit allen Herstellern, so Steg weiter. Er glaube, dass die Behörde Bedingungen für eine langfristig angelegte steuerliche Förderung von Batterie-Stromern und Plug-in-Hybriden festlegen will. Volkswagen unterstütze dies. „Eine über Jahre verlässlich errichtete Förderkulisse schafft Vertrauen“, meinte Steg. „Dann wissen alle, dass es Deutschland ernst meint mit der Elektromobilität.“
Peter meint
Anfang 2020 rollt die ID Welle die Asiaten platt :-D… Dann wars das mit LEAF, Ioniq und Co.
Leotronik meint
VW ist sehr viel in China engagiert. Anscheinend sehen sie dort mit welchen Schritten die Chinesen zum Überholen ansetzten und haben nun das elektrische Gaspedal runtergedrückt sozusagen Vollstrom voraus.
Alter_eg.o meint
Bisher haben „die Konzerne“ der Öl- und Autoindustrie die E-Mobility getötet; vor 20 Jahren schon einmal den GM-EV1. Jetzt tritt erstmals einer der „Konzerne“, nämlich VW, aus dem Kartell aus. Zum Wohle der Gesellschaft und der Umwelt.
Aus Wikipedia:
Der Mitgründer des Automobilherstellers Tesla Elon Musk erklärte Jahre später in einem Interview, dass „der Versuch der Konzerne, das Elektroauto zu töten, z. B. den EV1“, bei ihm zu der Entscheidung geführt habe, selbst Elektroautos zu bauen. Film von 2006 Who killed the Electrc Car
hu.ms meint
Eigentlich bin ich gegen eine direkte förderung. Der Staat sollte sich im die lade-Infrastruktur kümmern.
Nachdem es aber bereits eine e-auto-förderung in D gibt, wird diese bis genügend fahrzeuge auch ohne diese gekauft werden weiterbestehen.
Wichtig ist dabei die ausgestaltung. Mein vorschlag:
Plug-Ins geringer und nur entsprechend ihrer e-reichweite fördern.
BEV nach kwh-verbrauch pro 100 km.
Kleine, leichte fahrzeuge mit kleinem akku und solche mit gutem cw-wert wären dann im vorteil.
Satcadir meint
Der Staatskonzern nervt. Bislang in Sachen Elektroauto nur seltsame Improvisationen (VW Golf), aber herumpolitisieren und um Staatskohle betteln.
So wird das nichts.
Peter W meint
VW hat Milliarden investiert und muss!!! BEVs vermarkten.
Dass die auslaufende Förderung Begehrlichkeiten weckt diese zu verlängern und zu erhöhen ist logisch. Die Politik wird VW „nicht im Stich lassen“. Warum sollte der E-Autokäufer nicht ein Stückchen abbekommen. Eigentlich der falsche Weg, aber nur so funktioniert das bei uns.
VW, das zeigen die Vorschläge, würde es gerne so gestalten, dass nur Ihre Fahrzeuge die höchste Förderung erhalten.
Andreas_Nün meint
Kann man sagen, was man will, aber wenn das VW Lobbying mal zu 100% auf EVs geht dann geht ordentlich was vorwärts.
xordinary meint
Lobbying wird nicht deshalb plötzlich besser, weil es zufällig mal deiner Interessenslage (im Grunde die aller User hier) trifft. > Der Zweck heiligt NICHT die Mittel!
Dieses Strippenziehen mit dubiosen Methoden ist grundsätzlich abstoßend!
Tim Leiser meint
Das stimmt schon. Fairerweise muss man sagen, dass er das ja auch nicht behauptet, dass die Mittel gut sind. Aber wirksam. Und wenn die Mittel für die e Mobilität eingesetzt werden, dann wird die breite Adaption eben sehr rasch gehen
Andreas_Nün meint
Ja, die Mittel sind definitiv nicht gut.
McGybrush meint
Wenn es möglich ist mit Förderung den Weltgrössten Autobauer zukunftsfähig in inserem Land zu halten dann ist es besser als nichtstuhend die Chinesen in unser Land zu lassen. Dann isses bald vorbei mit 40h Woche. Oder die Autos werden von den neuen Autofirmen in Polen oder Ungarn gebaut.
Man kann VW mit Herrn Winterkorn als Chef von mir aus verteufeln. Aber dafür kann (erst einmal) her Diess und die Belegschafft erst mal nichts. Ihr könnt froh sein das Ihr im Auslandsurlaub nicht dafür verteufelt werdet, was unserere Vorfahren vor 80 Jahren getan haben. Damit haben wir genau so wenig zu tun wie her Diess mit der damaligen Abgasaffäre. Er hat die Chance es selber zu versauen. Aber das muss er dann erst mal machen.
Mir gefällt der neue Kurs von VW. Bin zwar auch gegen Förderung aber bin auch keiner der neins Sagt wenn ich eine Bekomme. Und ich wäre dafür das der Staat seine VW Anteile abgeben sollte bis sie kein Mitspracherecht mehr haben.
xordinary meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
JürgenV meint
@McGybrush, sehr sympatische Ansicht. Kann ich so nur unterschreiben. Ich find es generell immer blöd, wenn hochrangige und geltungsbedürftige Manager, so einen kriminellen Mist verzapfen, sich danach den Mantel der Unschuld umhängen können, Millionen Abfindung kassieren und so tun, als wenn sie das alle nichts anginge. Ausbaden müssen es immer die normalen Mitarbeiter. Wann werden endlich diese Manager mit Hab und Gut zur Verantwortung gezogen. Jeder kleine Meister in einem Unternehmen, würde bei so einem Fehlverhalten mit allem haftbar gemacht was er besitzt.
Nun zurück zu VW. Ich finde den jetzige Kurs von VW, der vor allem von Herrn Diess vehement angetrieben wird, klasse. So sollte man ihn auch erst nach seinen, hoffentlich guten, Taten messen und nicht schon im Vorfeld verurteilen.
Andreas_Nün meint
„“Lobbying wird nicht deshalb plötzlich besser, weil es zufällig mal deiner Interessenslage (im Grunde die aller User hier) trifft. „“
oh doch
Hans Meier meint
Lobbying von VW hat die E-Mobilität massiv gebremst und verhindert, seid Jahrzenten. Die weisse Ritternummer kann sich VW sparen, sie sind Teil des Problems der Umweltverschmutzung bis heute. VW gehört liqudiert und ersetzt durch Firmen die mit weniger Geld mehr bringen. VW legt bei EV’s nur los wegen staatlichem Zwang aus China und der EU. Ohne die Zwänge und Tesla wäre heute noch alles beim Alten. Nutzlose Follower brauchts in der Industrie heute keine mehr, die können getrost den Bachab gehen.