Für seine Elektroauto-Offensive drängt Volkswagen in neue Geschäftsbereiche wie die Energiebranche vor. Neben eigenen Angeboten setzt der Konzern dabei auf Partnerschaften. Damit die Kunden der Wolfsburger zuhause möglichst unkompliziert Lademöglichkeiten in Betrieb nehmen können, arbeiten die Wolfsburger künftig mit dem Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) zusammen.
Der ZVEH gab Mitte März bekannt, mit der auf Energie- und Ladelösungen spezialisierten Volkswagen-Tochter Elli zu kooperieren. Das Ziel sei unter anderem, die Suche nach spezialisierten Betrieben im Bereich Installation und Wartung von Ladeinfrastruktur zu erleichtern. Weitere gemeinsame Projekte sollen folgen.
Elli wurde 2019 gegründet und steht für „Electric Life“. Das Unternehmen kümmert sich im Volkswagen-Konzern um Energie- und Ladelösungen rund um die E-Mobilität. Der Autoriese verfolgt die weltweit wohl größte E-Offensive der Automobilindustrie und will in den kommenden zehn Jahren rund 26 Millionen Elektroautos auf die Straße bringen – viele davon in Deutschland. Die Elektrohandwerke sehen laut dem ZVEH vor allem im Bereich der privaten Ladeinfrastruktur großen Bedarf.
„Der Masterplan Ladeinfrastruktur E-Mobilität der Bundesregierung sieht vor, dass bis 2030 rund zehn Millionen Elektrofahrzeuge in Deutschland zugelassen werden. Dafür braucht es eine ausreichende, verlässliche und nutzerfreundliche Ladeinfrastruktur“, so ZVEH-Präsident Lothar Hellmann. Der Verband gehe von rund einer Million öffentlichen sowie mehr als sechs Millionen privaten Ladepunkten aus. Diese könnten nur im Schulterschluss zwischen Automobil- und Elektroindustrie, KFZ-Gewerbe und E-Handwerk entstehen.
Man verfüge als elektrohandwerkliche Organisation mit rund 20.000 Innungsbetrieben in Deutschland über eine flächendeckende Infrastruktur und das Know-how bei der Installation von Ladeinfrastruktur für private, öffentliche und gewerbliche Auftraggeber. Elli wiederum bringe Energie- und Ladelösungen sowie die dazugehörigen Dienstleistungen für den Ausbau der Elektromobilität mit, heißt es vom ZVEH.
„Wir brauchen das Elektrohandwerk“
„Wir haben in Deutschland eine Menge vor, um der E-Mobilität zum Durchbruch zu verhelfen. Dazu brauchen wir das Elektrohandwerk, denn das E-Auto wird zum größten Strom-Verbraucher im Haushalt und muss mit Expertise integriert werden“, sagt Elli-Chef Thorsten Nicklaß. Die Zusammenarbeit mit den E-Handwerken sei in Deutschland von strategischer Bedeutung – man wolle den Kunden die Installation der heimischen Wallbox so einfach wie möglich machen.
Im ersten Schritt der Partnerschaft soll die Fachbetriebssuche der E-Handwerke in das Webportal von Elli integriert werden. Kunden können sich dort über Ladelösungen für Elektrofahrzeuge von Volkswagen informieren und diese bestellen. Darüber hinaus ist ab Sommer 2020 ein Schulungsangebot für die Installation und Wartung von Elli-Ladeinfrastruktur vorgesehen. Ein zukünftiges Angebot könnte ein „E-Check E-Mobilität“ zur Überprüfung der Ladeinfrastruktur an Gebäuden oder öffentlichen Plätzen sein.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Wie unkompetent müssen denn die Führungskräfte vom ZVEH sein?!
Wenn unsere bestens ausgebildeten Elektrikermeister eine Wärmepumpe, einen elektrischen Herd oder eine PV-Anlage anschließen benötigen die doch auch nicht das Händchen des jeweiligen Geräteherstellers. Dafür reichen die mit gelieferten technischen Unterlagen aus. Der ZVEH redet die Fachkompetenz seiner Mitglieder unnötig klein und biedert sich bei VW an.
Die Versorgungsleitung ins Haus liegt i.d.R. in der Verantwortung des Netzbetreibers und hat primär nichts mit der Installation eines Wandanschlußkastens zum Laden von E-Fahrzeugen (neudeutsch Wallbox) zu tun.
Der Elektriker informiert bis 11 KW Anschlußleistung vorschriftsmäßg den Netzbetreiber über seine Installation; die Installation ist nicht genehmigungspflichtig. 11 KW reichen für geschätzte 95% der E-Autoanwender locker aus.
Leute die Porsche und Co. zuhause schneller laden wollen / müssen, müssen ggf. Sonderaufwand in Form von Zeit und / oder Geld bei ihrem Netzbetreiber investieren.
Die Information des Netzbetreibers dient dazu, dessen langfristigen Planungen zur ohnehin ständig laufenden Netzertüchtigung (häufig in Kombination mit der Verlegung von neuen Gas-, Wasser- und Glasfasterleitungen) sicherer und kostengünstiger voran zu bringen.
Georg meint
Ich denke, es geht sowohl für VW wie auch für ZVEH nicht primär um die „Komplexität“ des Anschlusses, sondern für:
ZVEH:
Um den direkten Marktzugang für die Mitglieder z.B. per Direktauftrag von VW, oder via Web von VW und um den einfachen Zugang zu standardisierten Lösungen und Produkten (z.B. VW-Wallbox)
VW:
Bietet den Kunden direkt eine Lösung beim Kauf eines e-Autos, evt. Montage zu Festpreis bei definierten Randbedingungen und nimmt dem Kunden damit Ängste, wie er den Anschluß nun realisieren soll und welcher Aufwand da auf Ihn zukommt.
Die Zusammenarbeit kann also durchaus eine win win Situation erzeugen.
Markus Z meint
Der ZVEH hat sich da überrumpeln lassen. VW versucht über Elli neben dem Auto auch Strom und die Wallbox direkt selbst an den Mann zu bringen. Der Elektriker hat dann nichts weiter zu tun, als das Gerät anzuschließen. Dass der Installateur die Wallbox seinem Kunden dann nicht mehr verkaufen kann, hat der ZVEH nicht bedacht. Sie werden da keinen Zugang zu den Lösungen bekommen, sondern als Subunternehmer missbraucht, der seine Dienstleistung nicht mehr selbst bepreisen kann.
Peter W meint
Ich habe immer wieder den Eindruck, dass der Stromverbrauch eines E-Autos „künstlich“ zum Problem hochstilisiert wird. Ich erinnere mich noch sehr gut daran wie fleißig in den siebziger und achtziger Jahren für Stromheizungen geworben wurde. Ganze Wohnblocks wurden mit Nachtspeicheröfen ausgestattet um den Atomstrom gleichmäßig verteilen zu können. 20.000 bis 30.000 kWh Strom waren für ein Einfamilienhaus ganz offensichtlich kein Problem, und das innerhalb von 4 Wintermonaten. Selbst Villen mit Schwimmbad wurden mit 100% Strom geheizt.
Und Heute geht das plötzlich nicht mehr? Jetzt soll es ein Problem sein ein Fünftel davon auf 12 Monate verteilt zu liefern? Die Energieversorger machen sich lächerlich! Als ob eine Wallbox komplizierter wäre als der Herdanschluss.
Andreas meint
Das Problem liegt eher bei der veralteten „Ein Haus, ein Hausanschluss“-Logik. Wenn bei Mehrfamilienhäusern der Strom von einem Hausteil in den anderen durchgeschliffen wird, wird das mit den Ladesäulen für die Autos ein Problem.
Schöne Grüße an Stadtwerke und Westnetz, die hier nicht hilfreich waren, sondern sich den Ball hin und her spielen.
Leotronic meint
Eine Drehstromsteckdose für eine Kreissäge ist problemlos. Das gleiche fürs BEV ist sehr kompliziert. An dieser Stelle wünsche ich mir auch die vielgeforderte Offenheit der Antriebssysteme. Die Freunde der ICE Technik sind gegen die Elektromobilität voreingestellt und sollten viel offener sein.
Georg meint
Wallboxen für ein e-Auto sind nicht kompliziert, sollte also jeder Elektriker in Griff bekommen.
Ausserdem gibt es auch mobile „Ladeboxen“ die einfach in eine Drehstromsteckdose eingesteckt werden, siehe z.B. das Angebot von mobility house.
hu.ms meint
Ein 11 kwh ladeanschluss ist nicht genehmigungspflichtig und hat die gleichen leistungsbedarf wie ein e-herd mit backofen der ebenfalls genehmigungsfrei ist.
Es können damit rd. 70 km reichweite pro stunde geladen werden.
Eine nacht ist lang und es muss ja nur das nachgeladen werden was am tag herausgefahren wurde. :-)
Andreas meint
hu.ms: Versuche mal ein Stromkabel durch das halbe Haus und dann durch das Mauerwerk zu legen, weil der Sicherungskasten dämlich unter der Treppe angebracht ist. Die Alternative eines zweiten Stromanschlusses vom Verteiler in 5 m Entfernung scheiterte dann an dem Stromdogma: Ein Haus, ein Anschluss.
hu.ms meint
Ich habe bei mir 15 m kabel (5 x 2,5 qmm) im kunststoffschacht mit 4 wandbohrungen verlegt. War in 5 stunden erledigt.
Der elektriker hat nur die beiden enden angeschlossen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
@ hu.ms:
Warum hast du beim Querschnitt gespart? Für so etwas immer 16 qmm verwenden, ist unvesentlich teurer. Zudem habe ich mit einer industriellen ABL-Wandanschlußdose gleich Reserven und neue 230V-Steckdosen in der Garage installiert – bin ja kein kostenoptmierender Netzbetreiber. Ansonsten habe ich es auch so wie du gemacht, Qualitäts-Material günstig im Internet gekauft und alles – bis auf die Anschlüsse – selbst gemacht. Häufig sind die Elektriker sogar dankbar, wenn sie sich auf ihr eigentliches Handwerk konzentrieren können und sich nicht mechanisch durch den Keller graben oder bohren und nachher auch noch alles wieder zumachen müssen. Bei 50 Euro/Arbeitsstunde spart man, insbesondere wenn man das Ganze auch noch als entspannendes Hobby ansieht, richtig viel Geld.