Deutsche Zulieferer meiden weiter die Fertigung von Elektroauto-Batteriezellen, der Ludwigshafener Chemieriese BASF investiert jedoch verstärkt in die rund um Akkus entstehenden Geschäftsbereiche. Neben einer Fabrik für Batteriekathoden errichtet der Konzern in Schwarzheide im Süden Brandenburgs eine Pilotanlage, in der wertvolles Lithium aus alten Batterien von E-Fahrzeugen zurückgewonnen werden soll.
Die Standortentscheidung wurde im Dezember im Rahmen einer Online-Pressekonferenz von Vorstandschef Martin Brudermüller bekannt gegeben. Dabei stellte der Konzern seine neue, auf Kreislaufwirtschaft und klimaneutrale Produktion bis 2030 ausgerichtete Strategie vor. „Die BASF-Pilotanlage für das Batterie-Recycling wird in Schwarzheide gebaut werden, die Inbetriebnahme ist im Jahr 2022 geplant“, bestätigte BASF-Sprecherin Christina Lang dem Tagesspiegel auf Anfrage. Das Ziel sei, den Batterie-Kreislauf zu schließen, um „der führende Lithium-Ionen-Batterie-Recycler für die Automobilindustrie“ zu werden.
Die BASF-Forschungsverantwortliche Kerstin Schierle-Arndt erklärte bei der Pressekonferenz, dass das Unternehmen nun bereit für die industrielle Stufe sei. BASF habe in diesem Jahr Pilotversuche erfolgreich abschließen können und das erforderliche Prozessschema entwickelt. Ausschlaggebend für das neue Projekt in Brandenburg sei die zunehmende Bedeutung der E-Mobilität.
„Die Zahl der Elektroautos wächst von Tag zu Tag“, unterstrich Schierle-Arndt. Man rechne damit, dass 2030 rund 1,6 Millionen alte Elektroauto-Batterien recycelt werden könnten. Der Anteil von Lithium und anderen wertvollen Materialien in der geschredderten Masse sei höher als in mancher Mine. Die BASF setze hochkomplexe, aufwendige Verfahren ein, um das Lithium herauszuholen. In Schwarzheide sollen die Prozesse für den Bau von Großanlagen finalisiert werden.
Zur Investitionssumme und der geplanten Kapazität machte das Unternehmen keine Angaben. Die Pilotanlage ist laut Lang Teil des europäischen Batterieprojektes IPCEI, das mit Mitteln des Bundeswirtschaftsministeriums und des Landes Brandenburg gefördert wird. Die Anlagen von BASF für die Produktion von Batteriekathoden und das Batterierecycling schärfen das Profil Brandenburgs als Standort für automobile Zukunftstechnologien. In dem Bundesland entsteht derzeit auch die erste Europa-„Gigafactory“ von Tesla, der Elektroautobauer will in der Gemeinde Grünheide zudem die weltgrößte Batterie-Fabrik bauen.
„Zur Elektrifizierung des Verkehrs gehört im Sinne der Kreislaufwirtschaft und damit der Nachhaltigkeit auch das Recycling der Batterien“, sagte Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) dem Tagesspiegel. „Somit schließt sich eine Wertschöpfungskette in Brandenburg. Und das ist so bisher einzigartig.“
bensch meint
Es braucht mMn auch eine Recyclingpflicht für Akkus. Eigentlich für jedes Produkt, das in Umlauf gebracht wird.
alupo meint
Solche Autoakkus sind viel zu wertvoll als dass sie jemand in den Restmüll werfen würde (und zu groß).
Gerne können wir die Bürokratie in Deutschland und damit selbstverständlich auch die Kosten für den Verbraucher noch etwas erhöhen. Aber dann wenigstens erst, wenn die Akkus auch ihr Second Life hinter sich gebracht haben und das sollte dann frühestens in 20+ Jahren der Fall sein.
Jörg2 meint
@bensch
Einfach die örtlichen Kommunal- und Landespolitiker fragen, wie sie die Weiterentwicklung der aktuellen Auto- und Batterierücknahmeregelungen sehen, Vorschläge machen, Ideen einbringen und bei der nächsten Wahl die Kreuzchen entsprechend machen.
Und dann den Damen und Herren auf die Finger gucken.
;-))