Vor allem in kleinen Orten gibt es laut aktuellen Zahlen der Bundesnetzagentur keine Strom-Tankstellen für Elektroautos. Demnach steht bisher in mehr als der Hälfte der Gemeinden in Deutschland keine öffentlich zugängliche Ladesäule. Die bestehenden Lademöglichkeiten sind nämlich höchst ungleich verteilt.
Weit mehr als eine Million E-Autos sind in Deutschland unterwegs, wenn man Plug-in-Hybride mitrechnet, also Fahrzeuge, die sowohl einen Verbrennungs- als auch einen Elektromotor an Bord haben. Die Statistik der Bundesnetzagentur umfasst alle öffentlich zugänglichen Ladepunkte für Elektroautos mit einer Ladeleistung von mindestens 3,7 Kilowatt und einer Inbetriebnahme nach dem 17. März 2016. Zum Stichtag 1. Dezember hat die Behörde knapp 51.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte für E-Autos gezählt.
Bis zum Ende des Jahrzehnts soll die Zahl der rein strombetriebenen Pkw auf 15 Millionen steigen. Das setzt einen umfassenden Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur voraus, die neue Bundesregierung will diesen deshalb „massiv“ beschleunigen. Bisher werden neue Lademöglichkeiten zu langsam aufgebaut. Jede Woche müssten 2000 Ladepunkte errichtet werden, beklagte im Sommer die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie Hildegard Müller. Es würden aber nur um die 300 gebaut.
Aus einer Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage von Linkenfraktionschef Dietmar Bartsch geht hervor, dass von den 10.796 Gemeinden in Deutschland 6516 keine einzige Ladesäule für Elektroautos haben. Hier können Stromer also nur an privaten Ladepunkten zu Hause oder am Arbeitsplatz mit neuer Energie versorgt werden.
Besonders wenige Kommunen mit Ladesäulen gibt es der Bundesnetzagentur zufolge in Rheinland-Pfalz mit seinen vielen kleinen Orten (1962 von 2302 ohne Ladesäule). Aber zum Beispiel auch in Thüringen (491 von 633 Gemeinden ohne Ladesäule) ist das Angebot überschaubar. In Bayern gibt es zwar in absoluten Zahlen die meisten Ladesäulen pro Bundesland, aber auch eine große Zahl von Orten ohne entsprechendes Angebot (994 von 2056). In Nordrhein-Westfalen dagegen haben nur acht von insgesamt 396 Orten keine Lademöglichkeit für E-Autos.
Bartsch sprach den Zeitungen der Funke Mediengruppe gegenüber von einem großen „Ladesäulenversagen“. Der Umstieg auf Elektromobilität könne nicht gelingen, wenn die Politik die Bereitstellung von Infrastruktur verschlafe. „Statt den Kauf von Elektroautos mit Milliarden zu subventionieren, muss die künftige Bundesregierung Milliarden in ein bundesweites Ladesystem investieren“, forderte der Linken-Politiker. Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende der IG Metall. „Es gibt einen Crash, wenn wir da nicht nacharbeiten“, warnte Jörg Hofmann in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Förderprogramme liefen, Fabriken würden umgestellt und Kunden wollten die Fahrzeuge – gleichzeitig gebe es zu wenige Ladesäulen.
Günter meint
Gemeinde… das klingt nach ländlichen Kuhdörfern. So auch mein Ort. Hier hat gefühlt 80% eine eigene Garage und so lustige rote Steckdosen. Die meisten haben nicht die Info das man das auch nutzen könnte, weil ständig was von „fehlender Ladeinfrastruktur“ gebetsmühlenartig von den fake news verbreitet wird. Die restlichen Wohnungsbewohner ohne Lademöglichkeit, kann dann bitte beim Lidl Aldi Rewe Netto etc. am HPC laden, während des einkaufen. Aber bitte nicht for free (zieht nur lästige Schmarotzer an – die Zeitung lesend warten bis der Akku voll ist, und nach dem Stop nach einer Stunde, abstecken und nochmal laden…), sondern gegen schmales Geld. Wenn die Discounter bisher den Strom verschenken, warum dann nicht per App gegen eine übliche Abgabe… sagen wir ein Euro = 3 kWh. Wäre fair für alle.
VestersNico meint
Kuhdorf: das sind die, welche Johannes B. Kerner, Plasberg, Lafer etc. zum 25.12. im ZdF gucken (DalliDalliRetro). Wann wird dieser Schrott abgeschafft? Und dann: tanken bei rewe/lidl/netto/aldi – da gucke ich mir dann in der Wartezeit per internet dieses peinliche Desaster an. Wer denkt denn, daß er sich noch von Intendanten vom Lerchesberg beeinflußen läßt? Nur selbige…
Vanellus meint
Was willst du uns sagen?
Es geht hier nicht um das ZDF sondern um kleine Dörfer ohne öffentliche Ladeinfrastruktur (die sie auch nicht brauchen). Vielleicht überdenkst du deine Vorurteile gegenüber Dörfern noch einmal?
Florian meint
Die Frage ist natürlich aber auch, wo sollte die Ladesäule dann stehen und für wen plant man sie eigentlich. Denn besonders in kleineren Gemeinden haben viele einen eigenen Stellplatz. Und wenn dieser nicht mit einer Lademöglichkeit versehen ist oder versehen werden kann wird sich derjenige wohl auch kein e-Auto kaufen.
Die andere Zielgruppe können Besucher sein, jedoch hat bei privaten Besuchern die Gemeinde kaum was davon eine Lademöglichkeit zur Verfügung zu stellen. Und bei Hotels etc. ist doch eher der Betreiber in der Pflicht das seinen Gästen anzubieten. Das wird allerdings auch nur der Fall sein, wenn die Nachfrage entsprechend ist.
Ich weiß nicht wie die Förderungslage aktuell ist, denn wenn die Ladesäulen komplett vom Land oder Bund bezahlt werden dürften wohl viele Gemeinden bereit sein ein paar Parkplätze am Rathaus damit auszurüsten. Muss die Gemeinde selbst dafür aufkommen ist es schwieriger, da es viele Gemeinden gibt, die das dafür notwendige Geld nicht haben oder in örtlich wichtigere Projekte stecken.
Vanellus meint
Viele kleine Gemeinden haben gar kein Rathaus und natürlich auch keinen dazu gehörenden Parkplatz. Die sind zu Ämtern, Samtgemeinden o.ä. zusammengeschlossen. Und sie brauchen auch keine öffentliche Ladeinfrastruktur, weil die allermeisten Bewohner eine eigene Wallbox haben, sofern sie ein BEV haben. Und wenn mal elektrischer Besuch aus der Ferne kommt und laden muss, wird sich jemand finden, der einen an die Wallbox oder zumindest an die CEE-Steckdose lässt.
Fazit: ein Scheinproblem wurde hochgezogen, von denen, denen es an Erfahrung mangelt.
Jürgen meint
Ja und nein. Auch, wenn es der eine oder andere hier nicht glaubt: auch in kleineren Gemeinden gibt es „Wohnblöcke“. Und für die Bewohner dort kann es wichtig sein, eine Lademöglichkeit angeboten zu bekommen. Sicherlich ist in ganz kleinen Dörfern das Laden faktisch kein Problem, aber in meinem Wohnort mit rund 2000 Einwohnern, gibt es etliche, die von einer Lademöglichkeit profitieren würden.
Ach ja: Rathaus am Ort…… scheint etwas u sein, was ich aus meiner Kindheit kenne…. Hier (in der Samtgemeinde gibt es so was nicht. Nur in einem der 7 Ortsteile gibt es das Bürgeramt. Aber, gut, auch dort könnte man auf dem Parkplatz (mit 20 Stellplätzen, von denen 15-16 von Angestellten belegt sind) eine Ladesäule aufstellen. Problem ist nur: da haben die anderen 6 Ortsteile nichts davon.
Merke: die Situation ist immer wesentlich komplexer, als man denkt. Und so blöd ist Herr Bartsch nicht…..
McGybrush meint
Meine Heimatstadt (9000 Einwohner) hatte noch Anfang des Jahres keine einzige Säule und jede andere war mindestens 25km entfernt und selbst dann teilweise nur 1 AC Säule die wegen Bauarbeiten nicht zugänglich war.
Jetzt haben wir schon 4 Standorte mit insgesamt 5x AC und 1x Tripple 50kW. Zudem sind sie sehr gut positioniert da sie auf Parkplätzen von Wohngegenden stehen aber auch Stadtnah sind.
Lange kritisiert und auch den Bürgermeister drauf angeschrieben muss ich sie nun mal loben.
Günter meint
bei uns steht ein AC Denkmahl… Bürgermeister Säule, ja – steht am Rathaus.
sehr oft parkt dort der Citreon Berlingo Stinkediesel vom Bauamt…
und dann wundert sich der Laie warum es nicht wirklich vorwärts geht.
NiLa meint
Die meisten Laien haben gar kein Interesse daran, dass es „vorwärts“ geht. Könnte daran liegen, dass die Umstellung auf BEV von den meisten Befürwortern zu absolut gedacht wird. Aktuell hat man eine prima Auswahl aus BEV, (P)HEV, ICE. Aus Konsumentensicht ist es schlicht und einfach ein Rückschritt, wenn proklamiert wird, künftig gäbe es nur noch BEV. Wenn dann noch Fahrverbote für den Verbrenner-Bestand ins Spiel gebracht werden, ist die Abwehrhaltung zurecht groß.