Der Energiekonzern RWE hat Ende 2021 im nordrhein-westfälischen Herdecke einen Energiespeicher in Betrieb genommen, bei dem gebrauchte Lithium-Ionen-Batterien aus Elektroautos von Audi zum Einsatz kommen. Mithilfe von 60 Batteriesystemen wird der neuartige Speicher auf dem Gelände des RWE-Pumpspeicherkraftwerks am Hengsteysee rund 4,5 Megawattstunden Strom zwischenspeichern können.
Die für das Projekt bereitgestellten ausgemusterten Batterien stammen aus Entwicklungsfahrzeugen für das SUV Audi e-tron. Sie besitzen nach ihrem ersten Leben im Auto noch eine Restkapazität von mehr als 80 Prozent. Dadurch eignen sich diese „Second-Life-Batterien“ für den Einsatz in stationären Stromspeichern. Je nach Einsatzweise stecken laut RWE noch bis zu zehn Jahre Restlebensdauer in den Batterien. Zudem seien sie deutlich günstiger als neue Zellen. Die bei der Produktion der Batterien entstandenen CO2-Emissionen würden durch den weiteren Einsatz nachhaltig auf zwei Leben im Auto und als Stromspeicher verteilt.
„Audi hat sich die CO2-neutrale Mobilität zum Ziel gesetzt. Wir arbeiten mit aller Kraft darauf hin, dieses ehrgeizige Vorhaben zu erreichen. Unsere Elektro-Offensive mit mehr als 20 vollelektrischen Modellen bis 2025 ist ein wichtiger Schritt. Unser Anspruch geht aber weit über das Fahrzeug hinaus, weshalb wir die Entwicklung nachhaltiger Mobilität durch Kooperationen mit Partnern aus der Energiewirtschaft vorantreiben“, so Oliver Hoffmann, Audi-Vorstand Technische Entwicklung. „Die Zusammenarbeit mit RWE soll die Möglichkeiten für eine ressourcenschonende Nutzung von gebrauchten Hochvolt-Batterien sowie deren intelligente Integration ins Energienetz der Zukunft aufzeigen. Darüber hinaus denken wir heute schon an die Zeit nach dieser Nutzungsphase und forcieren ein effektives Batterie-Recycling.“
Für die 60 rund 700 Kilogramm schweren Batterien hat RWE auf dem Gelände des Pumpspeicherkraftwerkes in Herdecke eine 160 Quadratmeter große Leichtbau-Halle errichtet. Die Installation der Batteriesysteme im Innern wurde im Oktober abgeschlossen. Die Inbetriebnahme einzelner Komponenten ist im November angelaufen. Voraussichtlich ab Anfang 2022 will RWE die Speicherkapazität des Second-Life-Batteriespeichers vermarkten, zunächst um das Stromnetz im Rahmen der Frequenzhaltung zu unterstützen. Danach ist geplant, weitere Vermarktungsmethoden zu testen.
Die Erkenntnisse aus dem Referenzspeicher in Herdecke sollen RWE helfen, zukünftig größere Speicher auf Basis von E-Auto-Akkus zu bauen und zu betreiben. Dafür kommt neue Technik zum Einsatz, bei der jeweils zwei Module in Serie geschaltet werden. Das erhöht die Betriebsspannung und senkt Kosten.
Der Second Life-Batteriespeicher in Herdecke ist eines von zehn Batterieprojekten, die RWE in den USA, in Deutschland und Irland umsetzt, erklärt das Energieunternehmen. Parallel dazu arbeite man an innovativen Projekten wie Redox-Flow-Batterien oder Batteriespeichern, die virtuell mit Wasserkraftwerken gekoppelt sind. Bis 2030 werde RWE seine Batteriespeicher-Kapazität von derzeit 600 Megawattstunden auf drei Gigawattstunden erhöhen.
Ueli meint
Wie kann es sein, dass Audi bereits ausrangierte Accus hat? Die sind ja erst wenige Jahre auf dem Markt? Irgendwie passt das nicht.
Florian meint
Perfektes Beispiel dafür, dass einige nicht einmal versuchen zu verschleiern, dass sie den Artikel nicht gelesen haben.
Hans meint
Sehr gut, ich kenne das Kraftwerk, wohne nicht weit von da :)
Helga meint
Mit unseren zwei Akkus (100 kWh für das Gewerbe / 25 kWh für die Privatwohnung) kommen wir selbst diesen Winter ganz gut autark über die Runden. Und das mit 6 E-Autos und 2 WP. Läuft. Da sich am Stromnetz eh nichts tut, ist Eigenversorgung das Schlüsselwort.
Anmerkung: wir speisen nichts ins Netz, lohnt sich nicht. Der Gesetzgeber möchte das angeblich nicht, anders interpretiere ich die kranken Gesetze nicht.
Hans meint
Es ist im Grunde nicht der Gesetzgeber, sondern die Energieversorger dahinter, da diese aber die Gesetzgeber fest in ihrer schmierigen Hand haben, haben sie am ende recht.
Schade drum.
Mein Haus bekommt im Winter leider zu wenig sonne ab, in den Monaten März – Oktober sind jedoch auch Autoarkieraten von >95% möglich, und das mit 10kWp PV + 11kWh Akku und 2 Elektro autos
Jean Paul meint
„Bis 2030 werde RWE seine Batteriespeicher-Kapazität von derzeit 600 Megawatt auf drei Gigawatt erhöhen.“
Das ist dann doch sehr wenig, oder? Eher so ein Alibi als eine echte Anstrengung, durch Pufferspeicher die EE zu stärken.
Egon Meier meint
Es geht bei diesen Akkuspeichern alleine um kurzfristige Netzstabilisierung und nicht darum, größere Energiemengen über Wochen zu speichern.
Da sind 600 MWh 3 GWh eine echte Hausnummer.
Für größere Mengen müssen andere Techniken her – oder auf absehbare zeit noch fossile Reserverkaftwerke.
Michael S. meint
Es ist im Artikel nicht von MWh sondern nur von MW die Rede. Ist jetzt die Frage, wie es gemeint ist oder ob da irgendwo ein Fehler vorliegt…
Vanellus meint
@Ecomento-Team: Im letzten Satz steht etwas von Batteriespeicherkapazität und MW bzw. GW.
Richtig muss es heißen MWh bzw. GWh, denn es geht ja nicht um Leistung, sondern um die Speicherung einer Strommenge.
Bitte ändern.
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis – aktualisiert!
VG | ecomento.de
Olaf Krause meint
Das Pumpspeicherkraftwerk Herdecke wird seit jeher genutzt, um Nachfragespitzen zu glätten.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pumpspeicherkraftwerk_Herdecke :
„[…]Die in den 1980er Jahren gebaute Kraftwerksanlage dient der Abdeckung von Spitzenlast. Während Zeiten mit geringerem Strombedarf (überwiegend nachts) wird Wasser aus dem Stausee in das gut 160 m höher auf einem Berg gelegene Speicherbecken gepumpt. Während Zeiten mit erhöhtem Strombedarf (überwiegend tagsüber) strömt das Wasser dann durch Rohrleitungen und eine große reversible Francis-Pumpturbine in den See zurück. Dadurch können heute bis zu 153 MW elektrische Leistung bis zu vier Stunden lang produziert werden.[…]“
Anti-Brumm meint
Genau so soll es gemacht werden.
Als Fahrzeugbesitzer muss man dann allerdings die Frage stellen, was man für seinen alten Akku bekommt, wenn man ihn nach zB. 200.000km tauschen möchte. Ich kaufe dann sicher keinen neuen Akku für den vollen Preis und muss für den alten u.U. auch noch Recyclinggebühren zahlen.
Egon Meier meint
Wenn dein BEV nach 15-20 Jahren durchgesessene Sitze und angerostete Rahmenteile hat wirst du auf den klassischen Gebrauchwagenmärkten eine reichhaltige Nachfrage zu guten Preisen finden. Bei Verbrennern ist der Preis dann Null .. du wirst richtig Geld bekommen.
Ist doch jetzt schon so: hast du ein begehrtes Produkt – kriegst du Kohle dafür. Der Markt regelt so einiges.
TL meint
???? Traumhaft. Haben Sie mal nachgesehen, was z.B. ein 15 Jahre alter 5er BMW mit 250.000 km auf dem Gebrauchtwagenmarkt bringt? Zwischen 5-10.000€. Also nach Ihrer Ansicht fast nichts. Selbst ein Golf steht regelmäßig mit um die 150.000 km nicht für unter 4.000€ dann noch zum Verkauf. Na ja. Diese Autos fahren oft locker nochmal so lange und so viel. Warten wir mal ab, was bei den Akkuautos da vielleicht anders sein könnte.
Mäx meint
Was glaubst du denn werden die in 10 Jahren Wert sein, wenn es eine eventuelle Steuerreform gibt, die Verbrenner deutlich teurer werden lässt, und die Spritpreise noch höher werden. Dann ist so ein alter 5er mit 250k km mit Sicherheit sehr beliebt und steht nicht wie Blei beim Händler…
Peter W meint
So wird in kleinen Schritten nach und nach der oft als „Flatterstrom“ beschimpfte EE-Anteil Grundlastfähig und rund um die Uhr verfügbar. In den nächsten 20 Jahren gibt es da ein großes Potential.
Florian meint
Aber dafür benötigt es eben solche Speicher oder auch andere Speicherarten, die die Energie von Wind und Sonne speichern welche sonst abgeschalten werden würden um das Netz zu entlasten.
MichaelEV meint
Und? Andere wollen AKWs bauen und haben keinen Schimmer, wie sie das bezahlen sollten. Deutschland braucht simple Akkuspeicher. Wo ist das Problem?
Florian meint
Ganz einfach, große Speicher auf Basis von Lithium sind nicht die Lösung für unsere Energieschwankungsprobleme. Alleine schon aus Gründen wie thermisches Durchgehen etc.
Bei solchen Speichern spielt die Energiedichte eine untergeordnete Rolle, da kann man auch einfachere Batterien aus Natriumbasis nehmen und hat viele Probleme weniger.
MichaelEV meint
LFP und thermisches Durchgehen? Wohl eher nicht.
Generell ist thermisches Durchgegen beim Akku „geringfügig“ weniger ein Problem als bei einem AKW;-)
Für stationäre Speicher werden Na-Akkus aber eher das große Ding.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Das ist endlich mal wieder etwas Konkretes; sehr gut.
Egon Meier meint
es gibt schon eine größere Anzahl ähnlicher Projekte. Das Problem ist bislang nur die mangelhafte Verfügbarkeit von gebrauchten Akkus. Das fängt erst in 10 bis 15 Jahren an, dass relevante Stückzahlen zur Verfügunge stehen.
Wenn man von einer Lebensdauer im „second Life“ von 15 Jahren ausgeht stellt sich die Recyclingfrage in größerem Umfang erst im 30 Jahren.
Karsten meint
„second Life“ halte ich leider nur für Träumerei (aber nicht wegen fehlender Stückzahlen), dafür müsste es bei Akkuzellen eine Art Standard geben. Solche propitären Basteleien wie in der jetzigen Form können doch bei dem Auswand nicht wirtschaftlich sein?
Mäx meint
Die Anschlussstecker sind doch genormt oder?
Würde mich jedenfalls wundern wenn nicht.
Und mehr ist es dann auch nicht oder?
Anstecken und fertig. Drüber läuft sowieso ein eigenes BMS des Speicherbetreibers.
Kühlung wäre noch ein Thema.
Aber am Ende sind das auch nur Wasseranschlüsse, die man mit Adaptern anpassen kann.
150kW meint
„Die Anschlussstecker sind doch genormt oder?“
Nö
„Anstecken und fertig. Drüber läuft sowieso ein eigenes BMS des Speicherbetreibers.“
Das stellst du dir viel zu einfach vor. Es fängt schon ganz einfach damit an das man entsprechenden Platz vorhalten muss. Wenn jeder Akku anders ist, will da aber keiner einen Bastler einstellen der für jeden Akku eine Halterung bastelt. Das muss genormt sein. Dann muss der Betreiber mit dem BMS kommunizieren und jedes BMS ist anders. Ebenso Standard notwendig. Mit der Spannung geht es weiter. Ich weiß jetzt nicht wie die da konkret aufgebaut sind, aber ich würde vermuten das nicht jeder Akku einen Gleichrichter und Wechselrichter hat. Also müssen zwangsweise identische Akkus zusammengeschaltet werden.
Mäx meint
@150kW
Naja und wenn die Stecke nicht genormt sind…im Bereich eines Herstellers Audi z.B. sind die wohl doch ähnlich. Man muss also nicht 1 Mio Stecker vorhalten sondern so 10-20 wenn man quasi alle Hersteller abdecken will.
Man kann sich auch hier einfach Adapter schaffen, um im eigenen Speicher immer gleiche Anschlüsse zu haben. Und dann liegen im Regal eben Adapter für Mercedes, BMW etc.
Also das was man auf dem Bild sieht ist sehr basic.
Einfachstes Palettenregal aus dem Standardbaukasten.
Man könnte mit einem modularen Aufhängungssystem arbeiten was in der Länge und Breite verstellbar ist.
Die Batterien werden da einfach eingehängt, außen tragend.
Es wurden wohl Palettenschuhe angeschweißt/-schraubt zum Handling.
Am Ende sind aktuell alle Batterien als Pack unten unter das Auto gesetzt.
So kompliziert ist das nun auch nicht und muss nicht wirklich genormt werden. Autos sind in Ihren Abmessungen schon sehr ähnlich: Radstand zwischen 1,8m und 3,5m und Breite in etwa 1,6m-2m.
Dann sehe ich pro Regal ein Schaltschrank, der wohl an die 6 oder 7 Batterien angeschlossen ist.
Irgendeine Art von SPS reingezimmert und das was im Schaltschrank sonst so hängt ist auch alles andere als exotisch.
Spannungen gebe ich dir Recht, da müsste dann immer erstmal gleiche/ähnliche Batterien zusammengehängt werden.
Das spart dann auch zu viele Wechselrichter etc.
Aber so what…dann habe ich ein Regal für Renault Zoe, ein Regal für Corsa-e/e208, usw. und wenn ich mehr Batterien bekomme, wird das Regal erweitert. So wie hier sind ja immer 6-7 an einen Schaltschrank gekoppelt.
Easy erweiterbar erstmal.
Das BMS ist doch auch nur ein einfacher Mikrokontroller, der bestimmte Signale bekommt. Natürlich wäre es easy, wenn das immer alles gleich wäre, aber am Ende ist es nur ein wenig Programmieraufwand und dann für jeden Typ gleich. Vermutlich auch hier wieder pro Hersteller (Audi, BMW etc.) sehr ähnlich aufgebaut.
Ich sehe nicht wirklich wie das alles ein Hindernis ist.
Es gibt vielfach Elektroniker, die einen alten Akku eines Fahrzeugs aufkaufen und sich einen Heimspeicher selber bauen…da wird es für ein Unternehmen mit Gewinnabsicht wohl kaum ein Ding der Unmöglichkeit darstellen.
150kW meint
„Man kann sich auch hier einfach Adapter schaffen“
= Fehlerquelle & Kosten
„in der Länge und Breite verstellbar ist.“
= Kosten
„am Ende ist es nur ein wenig Programmieraufwand “
= Fehlerquelle & Kosten
„Es gibt vielfach Elektroniker, die einen alten Akku eines Fahrzeugs aufkaufen und sich einen Heimspeicher selber bauen…da wird es für ein Unternehmen mit Gewinnabsicht wohl kaum ein Ding der Unmöglichkeit darstellen..“
Ja, gehen tut das alles. Ist dann halt auf Level Bastler Objekt. So arbeitet die Industrie aber eher nicht. Stell dir vor der Programmierer für die „BMS Übersetzungen“ kündigt, was machst du im Fehlerfall? Du brauchst Dokumentation, du brauchst Ersatzteile, das ganze muss auch Sicher sein. Je mehr unterschiedliche Teile du einsetzt, desto exponentieller steigen die Probleme.
Mäx meint
Wie kann man das alles nur derartig negativ sehen.
Eine Aufnahme brauchst du so oder so.
Diese dann einstellbar zu machen ist nicht wirklich viel teurer, vor allem wenn du es erstmal konstruiert hast.
Stichwort Stecker: Fehlerquelle…na meinetwegen aber vielleicht im promille-Bereich. Kosten sind im Gesamtkonstrukt eher gering für einen solchen Adapter.
Natürlich ist der Anspruch der Industrie hier ein höheres Level als „Bastler“ zu erreichen, aber genau das wollte ich damit sagen. Richtig schwer kann es nicht sein.
Guck dir das Bild aus dem Artikel an…ist nicht gerade High-Tech sondern eher Standardkomponenten.
Willst du mich verarschen? Ja stell dir vor ein wichtiger Mitarbeiter kündigt…was macht man dann?
Ist bestimmt noch nie vorgekommen bisher in der Industrie…hast recht…das ist ein KO-Kriterium…alles begraben.
Natürlich musst du alles Dokumentieren…musst du aber ohnehin, ob nun eine Variante oder mehrere.
Ersatzteile sind ab dem Stecker der Batterie alles interne Standardkomponenten.
Also wirklich…du tust so als ob das Raketenwissenschaft wäre.
Sicher muss es so oder so sein, ob du eine Variante benutzt oder mehrere…macht doch keinen Unterschied.
Lorenz Müller meint
Wie viele MEB Fahrzeuge werden allein vom VW Konzern jedes Jahr produziert? Man muss sich ja nicht auf alle Akkus spezialisieren, aber wenn man sich auf einen bestimmten Hersteller spezialisiert dann geht das problemlos. Die Akkumodule im ID3, ID4, ID5, Q4-etron, Enyak, Seat el-Born und bald auch in einigen Ford Modellen sind ja alle mehr oder weniger identisch. Und da kommen sicher noch einige Fahrzeuge dazu. In 10 Jahren wenn dann die ersten Fahrzeuge von Vielfahrern ausgemustert werden kommt da schon einiges zusammen.