Die drei deutschen Lkw-Hersteller Scania, Mercedes-Benz Trucks und MAN sowie Tesla und BYD verfolgen weltweit die ambitioniertesten Ziele für emissionsfreie Nutzfahrzeuge. Die Umweltorganisation Transport & Environment (T&E), die im Ranking Hersteller nach Dekarbonisierungsplänen bewertet hat, warnt jedoch, dass trotz aktueller Bestrebungen eine EU-weite Verschärfung der Lkw-Flottengrenzwerte notwendig seien. Nur so könnten die europäischen Hersteller zukunftsfähig bleiben und nicht den Anschluss und Marktanteile an amerikanische und chinesische Konkurrenten verlieren.
Scania führt die T&E-Rangliste der Lkw-Hersteller hinsichtlich Klimaambition und -strategie an. Das Unternehmen habe zwar nur zugesagt, ab 2030 die Hälfte seiner Neufahrzeuge mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb zu verkaufen, es verfolge jedoch eine sehr erfolgsversprechende industrielle Strategie. Der zweitplatzierte Hersteller Mercedes-Benz Trucks habe angegeben, dass 60 Prozent seiner verkauften Neufahrzeuge ab 2030 emissionsfrei sein werden. Allerdings klaffe zwischen diesem Ziel und der industriellen Planung eine deutliche Lücke. Mercedes-Benz Trucks hinke in puncto Batterien hinterher, da erst noch die Versorgung mit Batterierohstoffen sichergestellt werden müsse.
Auf Platz vier liegt MAN, das weniger Elektro-Modelle plane und ein schwächeres Emissionsziel für 2030 verfolge. MAN gehört wie Scania zu Volkswagens Nutzfahrzeugtochter Traton.
Volvo Trucks, der derzeitige Marktführer beim Verkauf emissionsfreier Lkw in Europa und den USA, landet bei dem Ranking nur im Mittelfeld. „Obgleich der Hersteller öffentlich versprochen hat, dass 70 Prozent seiner verkauften Neufahrzeuge ab 2030 emissionsfrei sein werden, hat das Unternehmen keinen klaren Zeitpunkt angegeben, ab dem alle verkauften Neufahrzeuge 100 Prozent emissionsfrei sein sollen“, so T&E: Außerdem investiere Volvo Trucks in Gas und Biokraftstoffe, die CO2 ausstoßen.
Auch Renault Trucks liegt im Mittelfeld des Rankings. Der Hersteller verspreche zwar, dass ab 2030 die Hälfte der verkauften Neufahrzeuge emissionsfrei sind, setze aber ebenfalls auf Gas und Biokraftstoffe, erklärt T&E. Abgeschlagen sind Iveco und DAF. Beide Unternehmen verfolgen laut der Umweltorganisation keine langfristigen Ziele und planten, nur wenig in Batterieversorgungsketten und Ladeinfrastruktur zu investieren.
„Alle europäischen Lkw-Hersteller geben an, umweltfreundlicher werden zu wollen. In Wirklichkeit klafft in der Lkw-Branche eine große Lücke zwischen Herstellern, die einen Plan zur vollständigen Dekarbonisierung haben, und denen, die keinen haben“, sagt Kim Kohlmeyer, Bereichsleiterin für Straßengüterverkehr bei T&E Deutschland. „Um deutsche und europäische Wettbewerbsfähigkeit international zu erhalten, brauchen wir strengere Regulierungen wie die EU-weiten Lkw-Flottengrenzwerte. Sie garantieren, dass unser Wirtschafts- und Industriestandort zukunftsfähig bleibt.“
Die europäischen Lkw-Hersteller stünden in hartem Wettbewerb mit Tesla und BYD, erklärt T&E. Die außereuropäische Konkurrenz habe bereits bewiesen, dass sie in der Lage ist, die Produktion emissionsfreier Pkw in kurzer Zeit zu steigern – das Gleiche könnte der Lkw-Industrie blühen. Außerdem hätten die internationalen Hersteller starke Batterie-Lieferketten aufgebaut und sich die Versorgung mit Rohstoffen gesichert.
Kaliforniens Verkaufsverbot von Diesel-Lkw ab 2036 und der US Inflation Reduction Act könnten dazu führen, dass Hersteller Investitionen in den USA priorisieren und Produktionspläne in Europa aussetzen oder streichen. Die EU müsse mit der Überarbeitung ihrer Flottengrenzwerte für schwere Nutzfahrzeuge Investitionssicherheit in Europa signalisieren. Strengere Vorgaben für 2030 seien besonders entscheidend, um für Hersteller klare Anreize zu schaffen, ihre industriellen Strategien zeitnah anzupassen.
Kohlmeyer: „Die EU-Regierungen sollten alarmiert sein: Tesla und BYD sind dabei, ihre Pkw-Erfolgsstory auf dem Lkw-Markt fortzuschreiben. Kalifornien hat soeben ein klares Signal an Lkw-Hersteller gesendet. Um zu verhindern, dass Investitionen in die Produktion und in Batterien abwandern, muss die EU nachziehen und Herstellern mit klaren Flottengrenzwerten für Lkw Investitionssicherheit geben.“
FahrradSchieber meint
„Deutsche Lkw-Hersteller EU-weit führend in der Dekarbonisierung“
Ein wenig irreführend ist die Überschrift schon, geht es doch ganz wesentlich auch um die „DekarbonisierungsPLÄNE“.
Und bei ambitionierten Zielen und Plänen liegen „wir Deutschen“ wahrscheinlich in vielen Bereichen ganz vorne ;-)
David meint
Scania -ich erwähne das, weil es nicht jedem bekannt ist- ist eine Marke des VW-Konzerns. Ich weiß beim besten Willen nicht, was Tesla auf Platz 3 soll. Sie haben keine Serienproduktion. Es wird auch keine geben bis Ende 2024, haben sie kleinlaut letzte Woche verkündet. Wer weiß, ob dieses Zeitziel gehalten wird. Pläne sind nämlich schnell geschrieben, besonders bei Tesla. Da wollte man ja bereits 2020 mit voller Flotte autonom fahren während man tatsächlich nicht einmal den Intervallwischer unter Kontrolle hat.
M. meint
Scania und MAN gehören zu Traton, was zu VW gehört – soweit bekannt.
Also mal angenommen, VW und Daimler (mit Freightliner, Fuso, Mercedes-Benz usw.) belegen die Plätze 1 und 2 (ohne zu behaupten, es sei so, nur als Annahme).
Wer ist dann Nr. 3 bei den E-LKW?
David meint
Ich denke, genau wie Tesla hier überbewertet wurde, wurde Volvo Trucks unterbewertet. Mit ihrer Tochter Futuricum. Volvo Trucks ist übrigens europäisch und hat mit dem PKW Hersteller nichts zu tun.
Es ist halt gar nicht bewertet worden, was schon an Elektrofahrzeugen im LKW-Bereich auf der Straße ist und was jetzt sofort bzw.. in einigen Monaten geliefert werden kann. Und eine konservative Herangehensweise wird gar abgestraft, wie bei Iveco. Sie haben halt zumeist südeuropäische Kunden, die noch emotional mit der Elektromobilität hadern. Daher sprechen sie konservativ und lassen die Zeit und ESG wirken. Aber sie haben ein Werk, das auf Elektro umgebaut ist und sie haben ein Elektrofahrzeug aus der Nikola-Kooperation. Sie können also liefern.
Ich sehe Volvo mit Mercedes und VW auf Augenhöhe und Iveco nur wenig dahinter. Tesla hat 36 Versuchsträger mit provisorischem Akku aus Zahnbürstenbatterien im Friendly-User-Test und kein Werk. Sie müssten deutlich nach hinten wandern. Zudem hat man willkürlich die Bewertung anderer Hersteller nach Märkten aufgeteilt. Würde man Tesla in Tesla US und Tesla EU zergliedern, wie man das bei Anderen gemacht hat, müsste Tesla EU letzter sein, denn der Semi wird hier -wie in Australien- keine Straßenzulassung bekommen.
Powerwall Thorsten meint
@ David Was Du heute wieder alles zu wissen glaubst
– keine Semi in Deutschland
– kein Cybertruck in Deutschland
– überhaupt kein 25.000$ Tesla
– FSD 5 Jahre hinterher
Time will prove you wrong – as every time before ;-)
eBiker meint
Wieso sollte der Semi keine Straßenzulassung bekommen?
Den wird halt so gut wie niemand kaufen – genau wie alle andere US-Trucks auch nur Showtrucks sind – weil sie zu lang sind, und deshalb viel weniger Ware transportieren können und man kürzere Auflieger braucht.
Aber ich wüsste nicht warum der keine Zulassung bekommen sollte
David meint
Naja, eBiker, die Semi-Trailer sind standardisiert auf 13,68 m Länge. Das ist der Punkt. Als Zugmaschine dürfte er theoretisch eine EU-Zulassung bekommen können, stimmt schon, weiß nur nicht, ob man die beantragt. Kostet ja auch Geld. Aber, ja, stimmt, ist ein Unterschied zu Australien, wo der Tesla zu breit ist und daher nicht zugelassen werden kann.
@Thorsten: Das sind doch alles keine neuen Themen. Wenn du da mittlerweile andere Infos hast, darfst du die gerne nennen. Das ist aber nicht der Fall. Auf die 5 Jahre beim FSD will ich mich nicht festlegen lassen. Ich schrieb bisher „mindestens 5 Jahre zurück“, weil ich die Fristen rechnete. Denn sie haben nicht einmal Tests beantragt. Und Tests bei der NHTSA beantragt und von ihnen überwacht, sind unabdingbar für eine Genehmigung von Level 3 und mehr. Wenn du mich fragst, was ich wirklich glaube, ist, dass sie es gar nicht schaffen. Sie werden kaufen müssen und damit ist ihr Geschäftsmodell in Problemen.
Jörg2 meint
Wenn man auch nur ansatzweise die Diskussion der letzten Monate/Jahre zum Thema „verbesserte Aerodynamik bei SZM/Lkw in der EU“ verfolgt hat, dann konnte man aufnehmen:
Die EU signalisiert, die bekannten Maximallängen der Züge (SZM+Trailer, Lkw+Anhänger) aufzuweichen.
Der SEMI von TESLA bisher nicht für die EU vorgesehen ist.
Es in der EU sehr sehr viele Einsatzbereiche für SZM gibt, bei denen die Maximallänge nicht annähernd ausgereizt wird (Schüttguttrailer z.B.).
Nur wenn man das ALLES ausblendet, kommt man zu Argumentationslinien, wie sie FUD-Kossonossow nicht müde wird, zu verbreiten.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Volvo.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
„Ich weiß beim besten Willen nicht, was Tesla auf Platz 3 soll. Sie haben keine Serienproduktion.“
Steht doch eindeutig im Text: „Scania führt die T&E-Rangliste der Lkw-Hersteller hinsichtlich Klimaambition und -strategie an.“
Es werden die Pläne für die Zukunft bewertet, nicht das was konkret gebaut wird oder auf der Straße rollt.
David meint
Genau das kritisiere ich ja. Nur die Pläne zu nehmen, ist unseriös.
Jörg2 meint
Wenn man Pläne bewerten will, nimmt man die Pläne als Bewertungsgrundlage.
Was ist da unseriös?
Unseriös sind hier ganz andere.
Powerwall Thorsten meint
David FUD mit Halbwahrheiten heute wieder in jedem Artikel – ist der Urlaub etwa zu Ende?
Hör auf andere Foristen hier – schone Deine Herzgesundheit und verschone den Rest mit Deinen wilden Spekulationen.
Deutsche Hersteller wollten auch schon ganz viel – zum Beispiel Tesla überholen.
Das schaffen sie weder bei Produktionszahlen, noch bei Autonomen Systemen, noch bei Leistung oder Verbrauch – aber wie Du schon richtig bemerkt hast – Regensensor können die Deutschen besser – zumindest besser beim Zulieferer einkaufen – das ist natürlich Vorsprung durch Technik!
Ossisailor meint
Ich freue mich immer über solch sachlich fundierten Kommentare.
Powerwall Thorsten meint
Gern geschehen – die einen wollen nicht verstehen – die anderen können nicht verstehen ;-)
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
„noch bei Autonomen Systemen“
Welche autonomen Systeme?
Grauer Thorsten meint
Siehe oben ;-)
M. meint
„Regensensor können die Deutschen besser – zumindest besser beim Zulieferer einkaufen“
Das ist dein Verständnis von Applikation: „einbauen – läuft“.
Der Tesla Einkauf ist schuld. Der kauft einfach falsch. :-)
Oh Gott, und mit solchen Leuten diskutiert man hier…