Bei eisigen Temperaturen haben schon normale Autos mit klassischer 12-Volt Starterbatterie Probleme anzuspringen. Wie reagieren Elektroautos wie der BMW i3 bzw. Plug-in-Hybriden wie der Opel Ampera oder der BMW i8 auf klirrende Nächte? Zumal Lithium-Ionen-Batterien besonders sensibel auf Kälte reagieren. Das Wochenmagazin Zeit hat die drei Fahrzeuge beim Wintertest in Nordschweden begleitet.
Zunächst prüften die Ingenieure, wie winterfest die Batterien überhaupt sind. Opel packte das Fahrzeug dafür in eine Kältekammer mit minus 40 Grad. Dort dauerte es eine ganze Woche, bis der Akku auf die Umgebungstemperatur abgekühlt war. Da eine Lithium-Ionen-Batterie jedoch bei minus 40 Grad nicht funktionsfähig ist, musste sie wieder aufgewärmt werden. Dafür brauchte die im Ampera verbaute Technik gerade einmal eine Stunde – das Fahrzeug musste dafür lediglich an die Ladestation angeschlossen werden. Danach ließ sich der Opel Ampera problemlos starten.
Frostsicher bis minus 40 Grad
Damit Opel die Alltagstauglichkeit der Akkus garantieren kann, wurden sämtliche Lade- und Betriebszustände – voll, teilentladen oder leer – mehrmals getestet. Das verwendete Kühlmittel im Ampera gewährleistet, dass die verbaute Batterie bis minus 40 Grad frostsicher ist.
Doch nicht nur die Stromspeicher von Hybriden und Elektrofahrzeugen müssen auch bei Kälte problemlos funktionieren. Da bei Elektroautos das volle Drehmoment schon aus dem Stand abgerufen werden kann, müssen Traktionskontrolle und ESP an die Verhältnisse bei glatten Straßen angepasst werden. Auch das Rekuperationssystem muss für den Winter neu justiert werden.
Der Rest des Wintertestprogramms unterscheidet kaum zwischen herkömmlichen Fahrzeugen und Autos mit alternativen Antrieben. Denn Fahrwerk, Lenkung und die Materialien im Innenraum sind in Autos aller Antriebsarten ähnlich. Was bei minus 40 Grad in der nordschwedischen Kälte funktioniert, macht auch in normalen Klimaregionen keine Probleme.
Dritter Winter für BMW i3 und i8
Das Elektroauto BMW i3 und der Plug-in-Hybrid BMW i8 durchliefen 2013 bereits den dritten Erprobungswinter. In Nordschweden erhielten die beiden Modelle einen letzten Schliff, bevor sie ab Ende 2013 (i3) bzw. im Frühjahr 2014 (i8) auf den Markt kommen.
Neben den Batterien erprobte BMW vor allem die Karosserie: Sie besteht aus einem Alurahmen und einem Karbongerüst, die auch für eisige Temperaturen und strenge Crashvorschriften optimiert wurden. Bei Temperaturen weit unter Null Grad soll selbst der rein elektrisch betriebene i3 keinerlei Probleme haben und eine Reichweite zwischen 130 bis 160 Kilometer erreichen – vorausgesetzt, das Fahrzeug kann an einer Ladestation vorheizen. Wovon nicht nur die Akkus, sondern auch die Insassen profitieren.
Letzte Testfahrten für die alternativen BMW
Die Wintertests in Nordschweden gehören zu den letzten Etappen vor der Markteinführung. Beide Fahrzeuge sind seit mehr als zwei Jahren auf der ganzen Welt unterwegs. BMW will möglichst von Beginn an alles richtig machen, denn von den innovativen Fahrzeugen wird viel erwartet. Immerhin ist BMW höchsten Qualitätsstandards verpflichtet.
Zudem sind beide Fahrzeuge keine Sparangebote: Der i8 soll um die 140.000 Euro kosten, der i3 um die 40.000 Euro. Während der i8 schon allein wegen seinen Fahrleistungen und der Exklusivität viele Fans finden dürfte, ist sich selbst BMW eines Erfolgs mit dem i3 noch nicht wirklich sicher. Denn für das gleiche Geld bekommt man bei den Bayern auch einen 5er.
Umso zufriedener sind die Ingenieure mit den Tests in Nordschweden. Das Fahrzeug hat alle Herausforderungen bestanden. Und falls die Kunden noch nicht bereit sein sollten für ein reines Elektroauto, können sie auch auf einen i3 mit Range Extender zurückgreifen – ein Zweizylinder mit 650 ccm Hubraum aus der Motorradabteilung verhilft diesem Modell zu mehr Reichweite.