Bereits im Juli haben wir über das „geheimnisvolle“ Elektroauto-Startup Faraday Future aus Kalifornien berichtet. Seit das Unternehmen Anfang November angekündigt hat, demnächst eine Milliarde Dollar in eine neue Automobilfabrik in den USA zu investieren, steigt das Interesse an der neuen Stromer-Marke stetig.
Bekannt ist bislang allerdings nur, dass die in einer ehemaligen Nissan-Forschungsanlage im Süden von Los Angeles beheimatete Unternehmung ein Elektroauto in direkter Konkurrenz zu Teslas E-Limousine Model S bauen will. Das Hauptziel dabei: Der Faraday-Stromer soll bei der Reichweite unbedingt den nach NEFZ bis zu 560 Kilometer mit einer Batterieladung weit kommenden Branchenprimus von Tesla Motors übertreffen.
Faraday Future sieht sich selbst aber nicht nur als reinen Automobilhersteller, auch „weitere Aspekte der Automobil- und Technologie-Industrie“ sollen erforscht werden – darunter „besondere Eigentums- und Nutzungs-Modelle, Lösungen für das Fahrzeuginnere sowie autonomes Fahren“. Der schon für BMW, Porsche und Audi tätig gewesene Design-Chef von Faraday Richard Kim kündigte an: „Man muss schon Mumm haben, um etwas derartiges zu wagen. Wir werden intelligente Fahrzeuge entwicklen. Wir werden eine Marke aufbauen“.
Doch wer – oder was – steckt hinter Faraday Future? Die Wahl des Unternehmensnamens zeigt Nähe zu Teslas Vision einer von fossilen Brennstoffen unabhängigen Mobilität: Neben Nikola Tesla war auch Michael Faraday ein renommierter Forscher auf dem Gebiet der Elektrizität. Die US-Zeitung LA Times hat zudem recherchiert, dass – über mehrere Ecken und Personen – eine Verbindung zu dem chinesischen Milliardär Jia Yueting besteht.
Der von Forbes mit einem Vermögen in Höhe von über 7 Milliarden Dollar auf Platz 17 der reichsten Chinesen geführte Jia Yueting ist Inhaber von LeTV. LeTV ist auch als das „chinesische Netflix“ bekannt und vertreibt neben Onlineangeboten auch Smartphones und Fernseher. Dem WallStreetJournal sagte Jia bereits Anfang des Jahres, dass er einen Rivalen zu Tesla etablieren wolle. Zudem wurde vor knapp drei Monaten bekannt, dass Jia die Entwicklung des Elektroauto-Supersportwagen „Le Supercar“ finanziert.
Zuletzt wurde jedoch auch spekuliert, dass hinter Faraday Future in Wirklichkeit Apples Elektroauto-Projekt „Titan“ steckt. Zumindest das Timing könnte stimmen: Zwar hat der Erfinder des iPhones Gerüchte zu einem „iCar“ weder bestätigt noch dementiert, in der Branche gilt ein kommender Stromer von Apple aber als sicher – möglicherweise schon ab 2019.
Laut Faradays Vizepräsident Nick Sampson – früher leitender Entwickler bei Tesla Motors – wird das erste Elektroauto-Modell seines Unternehmens ein „symbolträchtiges Fahrzeug zur Einführung unserer Marke und Identität für den Weg hin zu einem breiter aufgestellten Angebot an Fahrzeugen, die die Bedürfnisse des Massenmarkts erfüllen“.
Dass zwischen Faraday Future und Apple eine Verbindung besteht, ist allerdings fraglich. Es scheint unwahrscheinlich, dass ein chinesischer Milliardär als Fassade für einen US-amerikanischen Tech-Giganten in der Öffentlichkeit auftritt. Trotz der Gerüchte dürfte es sich bei Faraday – auch mit FF abgekürzt – daher tatsächlich um ein chinesisches Unternehmen mit dem Ziel des Aufbaus einer konkurrenzfähigen asiatischen Elektroauto-Marke handeln.