Der Abgas-Skandal bei Volkswagen hat die Diskussion über Verbrauchs- und Schadstoffmessungen neu angefacht. Ein Streitgespräch in der Automobilwoche stellt die Ansichten von Umwelt- und Autoverbänden in diesem leidenschaftlich geführten Diskurs gegenüber. Eine wesentliche Frage dabei war, ob Ergebnisse von Abgastests exakt der Realität entsprechen müssen. Daniel Moser von Greenpeace kritisiert, dass „die Tests nichts damit zu tun“ haben, „was tatsächlich auf der Straße geschieht.“ Kay Lindemann, Geschäftsführer des Autoverbands VDA, entgegnet, dass „Abweichungen in der Natur der Sache“ liegen. Es könne „nicht überraschen, dass ein sportlicher Fahrer in den bayerischen Bergen andere Verbrauchswerte hat als ein defensiver Fahrer in der niedersächsischen Tiefebene.“
Diese Erklärung will Moser nicht gelten lassen: Es sei „noch nie ein Straßentest bekannt geworden, dessen Ergebnis unter dem Laborwert liegt. Die Abweichungen steigen seit Jahren“, so der Greenpeace-Mann. „Hier müssen Autohersteller, aber auch die Politik in die Pflicht genommen werden, damit Abgastests realistischer werden.“ Lindemann allerdings ist sich sicher, „dass man die Werte mit einer sehr defensiven Fahrweise unterschreiten kann“.
„Die Kunden müssen wissen, dass diese Tests nicht die Realität abbilden“
Moser hält den NEFZ-Test dennoch für eine Art Verbrauchertäuschung: „Die Kunden müssen wissen, dass diese Tests nicht die Realität abbilden“. Laut Lindemann aber liege Verbrauchertäuschung nur dann vor, „wenn Recht und Gesetz missachtet werden“. Er räumt allerdings auch ein, dass der VDA „selbst ein Interesse an realistischeren Messverfahren“ habe und alles unterstütze, „was die Integrität des Systems stärkt“. Der Ball liege nun „beim Gesetzgeber“.
Bei neuen Tests wie dem WLTP-Messzyklus (Worldwide Harmonized Light-Duty Test Procedure), der das bisherige Verfahren NEFZ 2017 ablöst sowie dem RDE-Test (Real Driving Emissions) für den Schadstoffausstoß von Dieselautos sollen „die Abweichungen deutlich weniger“ werden, so Lindemann vom VDA, „weil die Bedingungen realistischer“ seien. „Es werden höhere Geschwindigkeiten gefahren und stärker beschleunigt. Das Verhältnis zwischen kurzen und langen Fahrten wird austariert“. Dennoch werde es weiterhin „Unterschiede zwischen Labor und Straße“ geben.
Moser wiederum prangert an, dass auch „diese neuen Testmethoden weiter diverse Schlupflöcher für die Industrie“ enthalten: „Sie schützen werden (sic) die Verbraucher noch die Umwelt“.
Michi meint
Im Labortest sollte wenigstens eine 0-max km/h Vollbeschleunigung drin sein und die max. km/h sollte auch wenigstens für 1min gehalten werden.
Was bringt es wenn man einen Porsche genauso langsam beschleunigen lässt wie einen VW Lupo?
Tom meint
Ist schon bekannt, wie sich der neue WLTP gegenüber NEFZ und EPA konkret auswirkt, anhand konkreter Beispiele? Ist WLTP immer noch schwammiger als EPA? Da müsste es doch schon was geben, wenn der schon ab dem nächsten Jahr gilt…
ecomento.de meint
Wir werden das demnächst mal näher betrachten. AutoBild hat sich letztes Jahr bereits etwas genauer damit auseinandergesetzt:
http://www.autobild.de/artikel/verbrauch-und-abgaswerte-messverfahren-im-vergleich-5676039.html
VG
TL | ecomento.de
Martin meint
Also ich kann dem Herrn von Greenpeace nur zustimmen.
Ecomento Team, euch ist glaube ich ein kleiner Tippfehler passiert.
Im letzten Satz muesste es wohl „weder“ und nicht „werden“ heissen.
„Sie schützen werden die Verbraucher noch die Umwelt“. -> „Sie schützen weder die Verbraucher noch die Umwelt“.
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis! Allerdings steht das so im Originalzitat, wir haben es jetzt aber entsprechend gekennzeichnet.
VG
TL | ecomento.de