US-Hersteller Karma Automotive steht kurz vor der Fertigstellung seines neuen Elektroautos mit Reichweitenverlängerer. Die offizielle Vorstellung des „Revero“ getauften Stromers soll noch diesen Sommer erfolgen. Unter der Haube wird dabei auch Technik von BMW stecken. Karma Automotive war bereits von 2007 bis 2013 im Markt für elektrifizierte Pkw aktiv, damals noch unter dem Namen Fisker Automotive. Das von Auto-Designer Henrik Fisker mitgegründete Unternehmen geriet jedoch in finanzielle Schwierigkeiten und wurde 2014 von dem chinesischen Automobilzulieferer Wanxiang aufgekauft.
Als Basis für das neue Elektroauto von Karma Automotive dient der 2009 vorgestellte und ein Jahr später in Serie gegangene Fisker Karma. Das Comeback der vor allem wegen ihrem gefälligen Design bekanntgewordenen Gran-Tourismo-Limousine wurde immer wieder verschoben – laut dem neuen Eigentümer mussten unter anderem erst noch „250 Fehler“ der ersten Generation beseitigt werden. Der neue Name des Fisker Karma setzt sich aus „re“ und „vero“ zusammen, was aus dem Lateinischen kommt und für „Wahrheit“ stehen soll. Über die Leistungsdaten wie auch den Preis schweigt sich Karma bisher noch aus. Bekannt ist bereits, dass BMW Elektroantriebs- und Batterie-Technik zur Verfügung stellt.
Karmas Marketing-Chef Jim Taylor kündigte an, dass man die vorgenommenen Änderungen nicht auf den ersten Blick erkennen werde. Die Optik der mittlerweile über sechs Jahre alten Vorlage wird demnach zwar größtenteils erhalten bleiben, die Technik des Revero soll jedoch auf modernem Elektroauto-Niveau liegen. „Es gibt im gesamten Elektroniksystem enorme, gravierende, bedeutende Verbesserungen, Verkabelung, Ladung, Batterie“, so Taylor.
Der Fisker Karma verfügte ursprünglich über zwei 150-kW-Elektromotoren, die zusammen 300 kW (408 PS) sowie ein Drehmoment von 1300 Nm zur Verfügung stellten. Zusätzlich diente ein Benzinmotor mit zwei Liter Hubraum und 156 kW (212 PS) als Range Extender und lieferte über einen 125 kW starken Generator elektrische Energie für die Batterie nach.
„Wenn man für reichlich Hype sorgt, dann aber nicht liefert, untergräbt man seine Glaubwürdigkeit“, sagte Jim Taylor dem WallStreetJournal. Der ehemalige General-Motors-Manager betonte, keine großen Versprechungen machen zu wollen, da bei der Entwicklung eines Autos „viel passieren kann“. Karma plane jedoch, gegen Ende des Jahres Bestellungen für den Revero entgegenzunehmen. Die offizielle Vorstellung soll im Juli oder August erfolgen.
Fisker/Karma Automotive ist mittlerweile größtenteils aus der automobilen Öffentlichkeit verschwunden, das neue Management des Unternehmens steht eigenen Angaben nach aber weiterhin mit den Besitzern eines Ur-Karma in Kontakt. Jim Taylor zufolge besitzen noch ungefähr 80 Prozent der ursprünglich 1950 Käufer ihr Elektrofahrzeug. Diesen stehe man mit Kundenservice sowie Elektronik-Updates zur Verfügung.
Beim Vertrieb könnte sich Karma Automotive an Branchenprimus Tesla Motors orientieren und auf Direktverkauf setzen. Doch auch ein Franchise-System sei möglich, heißt es. Um die zahlreichen Qualitätsprobleme des Fisker Karma zu vermeiden, soll der Marktstart des Revero jedoch erst stattfinden, wenn das Fahrzeug ausgiebig getestet wurde, betonte Jim Taylor.
Karma Automotive verfügt derzeit in den USA über 500 Angestellte, die Fertigung wurde dabei aus Finnland nach Kalifornien verlegt. Der aktuelle Inhaber des Autoherstellers, der chinesische Milliardär, Vorsitzende und Gründer der Wanxiang Group Corporation Lu Guanqiu, hatte 2014 erklärt, „jeden Cent“ seiner Einnamen in Karma Automotive stecken zu wollen. Auch der im Anschluss an die Insolvenz von Fisker Automotive Pleite gegangene Zulieferer der Batttrietechnologie des Karma, A123 Systems, wurde zu diesem Zweck von Wanxiang aufgekauft.