Der Chef des ersten reinen Ökostromanbieters LichtBlick, Heiko von Tschischwitz, sprach im Interview mit dem Hamburger Abendblatt über die Zukunft der Stromversorgung, wie es um die Energiewende steht, die Rolle der Politik und neue Geschäftsfelder.
Der aktuellen politischen Diskussion über das Erneuerbare-Energien-Gesetz, glaubt Tschischwitz, sind die Deutschen langsam „überdrüssig“. Die Politik glaube „immer noch, dass die Energiewende ohne sie nicht stattfindet“. Das jedoch sei „falsch“. Er ist „der Überzeugung, dass die Politik die Energiewirtschaft in Bezug auf den Ausbau der Erneuerbaren einfach in Ruhe lassen sollte, weil die Energiewende von selbst kommt“. Zum Beispiel machen die „großen, ehemals konventionellen Versorger wie EnBW oder E.on inzwischen […] etwas völlig anderes als noch vor fünf Jahren“. Auf dem Energiemarkt entstehe momentan „eine Kraft, die die Politik noch gar nicht verstanden hat“.
Erneuerbare Energien seien „so billig geworden, dass Subventionen überflüssig“ seien: „Eine einfache Fotovoltaikanlage auf dem Dach eines Einfamilienhauses rechnet sich heute ohne Subvention“, so Tschischwitz. „Mehr noch: Der Hausbesitzer verdient sogar an der Stromerzeugung und leistet einen Beitrag für die Allgemeinheit, weil er die überschüssige Energie ins Netz speist“.
Der Energie-Experte ist der Meinung, dass die Deutschen ihren privaten Strombedarf komplett mit Solarstrom decken könnten. Tschischwitz ist sogar „überzeugt davon“, dass Unternehmen wie LichtBlick, EnBW oder E.on in der Zukunft als Stromlieferanten überflüssig werden. Bei LichtBlick arbeite man deshalb schon „an neuen Konzepten“: Wenn „nicht mehr Energiefirmen Strom erzeugen, sondern die Menschen mit ihren Fotovoltaikanlagen auf den Hausdächern“, wenn die „Batterien in den Kellern und Elektroautos in den Garagen, die man ebenfalls mit dem Stromnetz verbinden kann“, wenn „alle diese kleinen Kraftwerke und Speicher miteinander vernetzt und intelligent gesteuert werden“ müssen, brauche es IT-Plattformen, die diese Aufgabe übernehmen.
Das sei „wie eine Vermittlungstätigkeit: Wenn Sie mit Ihrer Fotovoltaikanlage oder Ihrer Batterie mehr Stromkapazität haben, als Sie benötigen, geben Sie es LichtBlick – und wir helfen Ihnen dabei, das zu vermarkten und damit Geld zu verdienen.“ Das Unternehmen wandle sich also vom Stromverkäufer zum IT-Dienstleister, so das Abendblatt. Tschischwitz dazu: „Die Zukunft der Energieerzeugung wird regenerativ und dezentral – und damit sehr viel komplexer als bisher. Ohne umfangreiche IT-Unterstützung geht das nicht.“
WRNERG meint
Nun wenn die Poltik Lichtblick beim Wort nimmt , dann könnte man ja die auf 20 Jahre Einspeisevergütung für neue Photovoltaikanlagen streichen
Horst meint
Wie soll das bitte gehen? Ich hab Netzanschluss, aber meine PV und Akku Anlage läuft autark. Absolut autark. Was wollen/sollen die machen? den Kuckuck vorbei bringen? lächerlich.
UliK meint
Sie zahlen ja auch GEZ Gebühren ohne vielleicht die öffentlich rechtlichen Sender zu schauen. Wenn der Staat an Ihr Geld will wird er einen Weg finden.
UliK meint
So wird es wohl werden. Strom wird in der Erzeugung immer billiger. Teuer sind nur Steuern und Abgaben. Die will/kann sich der Staat nicht nehmen lassen oder lässt sich neue einfallen; so eine Art „Autarkieabgabe“. Steuerbeamte sind da sehr erfinderisch.
eCar-Fan meint
Na klar – oder eine „Nichtbezugs [weil selbst erzeugt und selbst verbraucht] – Steuer ;))