Nach anfänglichem Zögern will nun auch Daimler verstärkt auf rein elektrische Autos setzen. Bisher haben die Schwaben nur einige wenige Elektro-Pkw wie die B-Klasse 250 e oder den smart fortwo Electric Drive auf den Markt gebracht, die die alternative Antriebstechnik und deren Marktnachfrage austesten sollen. Mercedes-Benz arbeitet jetzt aber intensiv an seinem ersten vollelektrischen Langstrecken-Stromer, der den Modellen von Branchenprimus Tesla Motors Konkurrenz machen soll. Ein Prototyp des neuen E-Mercedes soll auf dem Autosalon Paris im Oktober präsentiert werden.
Die Reichweite des von Grund auf als Elektroauto konzipierten Fahrzeugs soll gleich oder höher wie die von Teslas E-Limousine Model S ausfallen, die laut NEFZ-Norm bis zu 557 Kilometer mit einer Batterieladung fahren kann. Preislich dürften sich die beiden Premium-Autos ungefähr auf gleichem Niveau bewegen; Tesla bietet das Model S aktuell in vier Ausführungen von 76.600 Euro bis 124.200 Euro an. Das seit 2012 erhältliche Model S hat zuletzt zwar die S-Klasse bei den Westeuropa-Verkäufen überholt, bei Mercedes sieht man die Konkurrenz aus den USA aber noch gelassen.
„Teslas Herausforderung wird sein, die angekündigte Anzahl zu fertigender Autos in dem versprochenen Zeitrahmen zu produzieren,“ betonte Mercedes-Manager David McCarthy im Gespräch mit Motoring. Tesla hat eigenen Angaben nach bereits fast 400.000 Vorbestellungen für sein in anderthalb Jahren kommendes Volumen-Elektroauto Model 3 erhalten. McCarthy beeindruckt diese Zahl nicht allzu sehr: „Jemandem ein Elektroauto zu verkaufen ist vergleichsweise einfach“. Die Herausforderung sei, so McCarthy, das Fahrzeug tatsächlich herzustellen und das zu einem Preis, den „jemand bereit ist zu zahlen“.

Die Frage, ob der kommende Premium-Stromer seines Unternehmens ein „Tesla-Killer“ wird, wollte McCarthy nicht beantworten. Er habe ohnehin noch keinen Entwurf des neuen E-Mercedes gesehen. Er sei aber überzeugt, dass Daimler-Chef Dieter Zetsche nur etwas auf den Markt bringen wird, dass die Leute auch kaufen werden. Das Ziel des Traditionsherstellers sei schließlich, „Geld zu verdienen“.
Das erste langstreckentaugliche Elektroauto von Mercedes wird nicht vor 2018 erwartet, einer Limousine ähnlich dem Tesla Model S werden dabei die größten Chancen eingeräumt. Wie stark sich der elektrifizierte Mercedes an dem Tesla orientieren wird, ist noch offen. Zwar hat Daimler mit den Kaliforniern lange Zeit eng kooperiert, mittlerweile gehen die Unternehmen jedoch getrennte Wege. Einen Ausblick auf die Optik des neuen Elektro-Mercedes könnte das Ende 2015 gezeigte „Concept IAA“ geben.
Mercedes-Manager McCarthy ist von dem Elektroauto-Know-how seines Arbeitgebers überzeugt, räumte aber ein, dass Tesla bisher einen „enormen, erstaunlichen Job“ gemacht habe. Der Australier betonte allerdings, dass der US-Hersteller erst noch zeigen müsse, dass die geplanten Produktionsmengen pünktlich realisiert werden können – und Tesla mit seinen ehrgeizigen Plänen auch tatsächlich Geld verdienen kann.
eCar-Fan meint
>“Das Ziel des Traditionsherstellers sei schließlich, „Geld zu verdienen“.<
Dass ist d e r Unterschied zwischen Daimler und TESLA! Elon Musk hat als Visionär eben andere, ehrbare Ziele. Allen voran, die (Um-)Welt besser zu machen. Freilich werden die irgendwann auch damit Geld verdienen müssen. Ich denke, das wird schon eher der Fall sein, als den deutschen und anderen renomierten (auch amerikanischen) Herstellern lieb ist.
Dennis meint
McCarthy beeindruckt diese Zahl nicht allzu sehr: „Jemandem ein Elektroauto zu verkaufen ist vergleichsweise einfach“. Die Herausforderung sei, so McCarthy, das Fahrzeug tatsächlich herzustellen und das zu einem Preis, den „jemand bereit ist zu zahlen“.
Na das beisst sich doch der Hund selbst in den Schwanz. Verkaufen hat doch immer was mit dem Preis zu tun. Seh‘ ich jedenfalls so…
Mr Moe meint
Ich weiß nicht wieso aber irgendwie amüsiert mich der Artikel.
Dr.M meint
Ah ja, noch keinen Entwurf und schon gar keinen Prototypen gesehen, aber 2018 soll möglichst schon was auf den Markt kommen?
Dann aber bezweifeln, dass Tesla sein Model 3 rechtzeitig und kostendeckend hinbekommt.
Es ist bestimmt nicht leicht für Tesla und perfekt sind die auch nicht, aber bringt doch erstmal wenigstens etwas dem Model S (auch preislich!!) Ebenbürtiges auf den Markt (2018 dann sechs Jahre nach dem Model S), dann reden wir weiter.
onesecond meint
Jaja, die Ankündigungsweltmeister schlagen wieder zu, das kann die ganze deutsche Autoindustrie ja ganz hervorragend. Ganz tolle Vorstellung.
Starkstrompilot meint
Wieso soll denn jedes deutsche Langstreckenelektroauto ein Tesla-Killer sein? Jedenfalls taucht dieser Begriff gebetsmühlenartig in jedem Interview auf.
Wie wäre es denn, elektrische Autos als Verbrennerkiller zu bezeichnen?
Ach so, dann würde auffallen, dass man am Ende die eigenen Produkte kannibalisiert und die Belegschaft merkt, dass sich ihr bisheriger Job deutlich ändern könnte oder gleich ganz verschwindet.
Warum will denn jeder Tesla killen? Dass man wieder zur bisherigen Tagesordnung zurück kehren kann? Ich glaube, so wird das gar nichts.
Es geht darum, wie Musk sagt, viele Hersteller von elektrischen Autos zu haben. Dann entsteht ein neuer Markt, der aus der jetzigen Nische rauskommt. Dieser Ersetzungsmarkt ist so riesig, dass es Jahrzehnte brauchen wird, bis sich die einzelnen Anbieter gegenseitig konkurrieren.
Tesla-Killer? Inkompetentes Geschwätz…
eCar-Fan meint
Bravo!
UliK meint
Man kann es nur immer wieder mantrahaft wiederholen:
Ihr (die fossilen Autohersteller) könnt die tollsten EV’s der Welt produzieren. Ohne Infrastruktur ist dann nach den ca. 400 km Schluss mit Lustig und man muss sich einen dieser „Schnarchlader“ suchen. Am besten mit Hotel in der Nähe.
Wieso ist das bei diesen Interviews eigentlich nie ein Thema. Oder sind das nur irgendwelche Statements bzw. Presseveröffentlichungen?! Mein böser Verdacht: diese Interviews sind nicht so ganz unabhängig.
Nightrunner meint
@ UliK:
Das sehe ich absolut genau so. Bin gespannt wann die deutschen Autobauer merken, dass sie auch bei der Infrastruktur selbst etwas tun müssen, wenn sie Tesla „killen“ wollen.
Nemo meint
JA die deutsche Autoindustrie verpennt den Elektro-Trend, möchte gern noch ein paar Jahrzehnte so weiter machen. Das Ladenetz erlebt der nicht -Tesla E-Auto-Besitzer, wie wenn man durch all die handtuchgroßen Fürstentümer des 19. Jahrhunderts fährt. Bei jedem nächsten kleinen Städel eine neue Währung, sprich neue Stromanbieter, mit denen man erst einen Vertrag abschließen muss, um Strom tanken zu dürfen. Absurd.