Die von drei Brüdern ins Leben gerufene Elektroauto- und Batterie-Manufaktur Kreisel Electric hat sich in kurzer Zeit zu einem der vielversprechendsten Zulieferer von Elektrotechnik für die Autoindustrie entwickelt. Für das Akku-Know-how der Österreicher interessieren sich mittlerweile auch große Hersteller wie BMW und Volkswagen.
Das aktuelle Produktportfolio von Kreisel umfasst Batteriepakete und elektrische Antriebssysteme, den Aufbau von Produktionsanlagen für Lithium-Ionen-Speicher für Erstausrüster sowie reichweitenstarke Elektroauto-Protoypen. Mitte des Jahres haben die Stromer-Experten bekanntgegeben, in Oberösterreich eine große Fabrik für leistungsfähige Akkupakete für Elektrofahrzeuge und stationäre Stromspeichersysteme zu bauen. Mit dem „3K One“ getauften Bauwerk, das auf einer Fläche von 6276 Quadratmetern errichtet wird, sollen die Produktionskapazitäten des aufstrebenden Unternehmens auf 800.000 Kilowattstunden pro Jahr wachsen.
Bei Kreisel gehen eigenen Angaben nach bis zu 20 Anfragen von renommierten Unternehmen wie BMW, McLaren und Volkswagen ein, die sich nach anfänglichem Zögern immer intensiver auf eine elektromobile Zukunft vorbereiten. Einer größeren Öffentlichkeit wurde Kreisel erstmals durch die Umrüstung eines Porsche Panamera zum Elektroauto im letzten Jahr bekannt. Der Zuffenhausener Elektro-Sportwagen mit 360 kW (489 PS) und 770 Newtonmeter Drehmoment erreicht dank leistungsstarkem 90-kWh-Akku eine Reichweite von bis zu 450 Kilometern. Bislang bietet keiner der großen europäischen Hersteller eine solche Reichweite in Serie.
https://youtu.be/dqLkQ8f7cqQ
„Die gesamte Branche sucht, und wir haben die Lösung“, erklärte der 37-jährige Markus Kreisel kürzlich selbstbewusst im Interview mit Automotive News und weiter: „Unternehmen melden sich und bieten uns Projekte an. Wir haben keine echten Wettbewerber in unserem Segment“. Dabei haben die drei Kreisel-Brüder Johann, Markus und Philipp ihr Geschäft noch vor wenigen Jahren aus einer Garage heraus betrieben und von dort aus eigenentwickelte Batteriepakete und Elektro-Antriebssysteme vermarktet. Mit demnächst 70 Angestellten und einem neuen, eindrucksvollen Hauptsitz in Arbeit will sich das Familienunternehmen nun als ernstzunehmender Konkurrent für Zulieferer-Giganten wie Bosch und LG Chem positionieren.
„Wir haben bereits zwei Verträge mit zwei Unternehmen, von denen eines größer als Tesla ist und 100.000 Fahrzeuge in den nächsten zwei Jahren produzieren wird“, erklärte Markus Kreisel. Er betonte, dass sein Unternehmen ohne die in großen Konzernen vorherrschenden Prozesse und Regeln „in vier Monaten realisieren“ könne, wofür die etablierten Hersteller „zwei Jahre brauchen“.
Während viele Startups früher oder später mit Geldproblemen zu kämpfen haben gibt Kreisel an, dank staatlicher Darlehen mit niedrigen Zinsen „über ausreichend Finanzierung“ zu verfügen. Was man nun brauche sei vor allem „Zeit“, um die geplante Großserienfertigung anzustoßen. Bereits im kommenden Jahr sollen 50 Millionen oder mehr Batteriezellen verarbeitet werden, was etwa 6000 Akkupaketen mit Kreisel-Technik entspricht.
Durch den Ausbau der Produktion will Kreisel Batteriepreise von derzeit um die 125 Euro auf unter 90 Euro pro Kilowattstunde senken. „Der Verkaufspreis für große Volumen über 100.000 Fahrzeuge wäre bereits unterhalb 90 Euro“, so das österreichische Unternehmen, das seine Zellen von Zulieferern wie Panasonic und Samsung bezieht. Allerdings: „Leider baut heute noch keiner 100.000 Fahrzeuge“. Die Kreisel-Brüder gehen davon aus, dass nicht vor 2019 Produktionsmengen von 100.000 Elektrofahrzeugen pro Jahr erreicht werden.
Dr.-Ing. Klaus D. Beccu meint
Das Problem der Elektroautos ist und bleibt die lange Ladezeit, die nur verträglich ist bei Ladung über Nacht im eigenen Heim. Schnell-Ladung ist nicht überall vorhanden und wirkt sich – wenn permanent eingesetzt – negativ auf die Lebensdauer der Batterie aus : lokale ÜBERHITZUNG einzelner Zellen im Batteriepack, die sodann Kapazität verlieren – besonders im Sommer, wenn versucht wird, das Batterie-Packet mit dem eingebauten Fan mit warmer Luft zu kühlen (Tesla) !! – Die FCV-Technik (Brennstoffzelle) bietet in Zukunft eine interessante Alternative durch Verwendung von H2-Druck-Kartouchen (Heimladung).
Wännä meint
Die Probleme, die Sie beschreiben, sind nicht mehr aktuell. Die von älteren Zellen-Bauarten bekannten Probleme bzgl. verminderter Zyklenzahl (Lebensdauer) durch permanente Schnellladungen sind inzwischen bei den neueren Zellentypen kein Thema mehr.
Einzelne Zellen können sich nicht überhitzen, da (zumindest bei Tesla) alle Batterie-Module komplett mit Flüssigkeit gefüllt sind (gleiches Glykol-Gemisch wie im Verbrenner-Kühler) und alle Zellen per BMS überwacht werden.
Der maximal zulässige Ladestrom richtet sich auch nach der momentanen Temperatur der Module. Liegt diese nicht zwischen 30 bis 40 Grad C., wird der Strom bei Ladeginn entsprechend zurückgefahren und gleichzeitig gekühlt oder erwärmt, falls sich die Akkus nicht im optimalen Temperaturfenster befinden.
Tesla verwendet dazu einen recht aufwendig gebauten Wärmetauscher. Nur so ist es ihnen möglich, eine Garantie von 8 Jahren ohne Kilometer-Begrenzung zu gewähren.
Markus Graber meint
Kreisel ist wie Manuel bereits schrieb ein Assemblierer und Konfektionierer von Batteriepaketen. Den Technologievrosprung erreichte das Unternehmen durch skalierbare Pakete mit aktiver Temperaturregelung (Heizen/Kühlen) auf engstem Raum.
Kreisel ist selber kein Zellenhersteller, sondern kauft ein. Ob sie ein Abkommen mit einem Hersteller für spezielle für sie gefertigte Zellen haben ist nicht offengelegt.
Die Nutzfahrzeugbranche ist bisher der Hauptabnehmer der Systeme.
Tom meint
Die hier genannten Zahlen tragen eigentlich nur zur Verwirrung bei.
(…)„Wir haben bereits zwei Verträge mit zwei Unternehmen, von denen eines größer als Tesla ist und 100.000 Fahrzeuge in den nächsten zwei Jahren produzieren wird“
(…) „gehen davon aus, dass nicht vor 2019 Produktionsmengen von 100.000 Elektrofahrzeugen pro Jahr erreicht werden.“
-> Tesla wird allein in diesem Jahr knapp 90.000 Autos produzieren, nach den gerade veröffentlichten Quartalszahlen jedenfalls sieht es ganz so aus. Und binnen zwei Jahren kann man selbst mit langsameren Model 3-Rollout mit deutlich mehr als 100.000 p.a. rechnen.
Oder ist das irgendwie anders gemeint? Nur, wie?
ecomento.de meint
Kreisel dürfte das exklusiv aus Zulieferer-Sicht betrachten, der mit jedem Auftrag Geld verdienen will bzw. muss. Ein echter Großauftrag würde sich demnach schon heute stark auf den Batteriepreis auswirken, ist aber noch nicht in Sicht. Tesla ist dagegen mehr oder weniger sowohl Hersteller wie auch Zulieferer und plant sehrlangfristig sowie mit schnell wachsendem, großem Volumen (mit Unterstützung von zahlreichen Geldgebern).
VG
TL | ecomento.de
Manuel001 meint
Wie soll Kreisel (Akkukonfektionierer) ein Konkurrent zu Panasonic (Zellenhersteller) sein, wenn Kreisel die Zellen von Panasonic kauft?
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis, wir haben das jetzt eindeutiger formuliert.
VG
TL | ecomento.de
Manuel001 meint
…100.000 Fahrzeuge in den nächsten zwei Jahren produzieren wird…
… etwa 6000 Akkupaketen mit Kreisel-Technik entspricht.
->Also werden die 100.000 Fahrzeuge ohne Kreisel-Technik gebaut.
McGybrush meint
Sie werden wohl jemand haben der zwar mehr Autos baut als Tesla aber keine elektrischen. Der Anteil an elektrischen Autos ist dann leider nur dementsprechend sehr klein. Wenn man bedenkt das diese Konzert nur einer von mehreren abnehmern ist schrumpft es nochmal.
Sie müssen ganz schnell wachsen. Ich verspreche mir gutes.
Dr.M meint
125 Euro pro kwh? Oder gar 90? Schön, nur leider scheinen die Hersteller das nicht weiterzugeben, wenn man sich so die Preise für Elektroautos im Vergleich zu Verbrennern ansieht. Es wird zwar versucht, mit einer besseren Ausstattung den oft happigen Mehrpreis zu kompensieren (oder sollte man besser sagen zu kaschieren?), aber wer mal mit dem spitzen Bleistift nachrechnet, dem fällt das ziemlich schnell auf:
Beispiele sind für mich der Hyundai Ioniq Electric im Vergleich zur Hybrid-version oder auch der Renault Zoe, dieser kann wohl mit einem Clio verglichen werden. Dafür, daß unter anderem Verbrennungsmotor, Schaltgetriebe, Kupplung, Tank, Abgasanlage und Benzinpumpe wegfallen sollte der Preis der jeweiligen Elektroversion deutlich günstiger sein.
So viel Kraftstoff und Wartung muss man erst mal wieder einsparen, damit sich das rechnet. Und Strom kostet meistens auch etwas, sogar bei Tesla am Supercharger, da ist das bei S und X nur eben im ziemlich hohen Kaufpreis enthalten.
Oder rechne ich da völlig falsch?
Utx meint
Zur Zeit schlägt noch der Skaleneffekt zu: Beim Verbrenner verteilen sich die Entwicklungskosten und die Kosten für spezifische Produktionsanlagen auf Millionen Fahrzeuge, beim Elektroauto auf ein paar Tausend. Der Wegfall der typischen Verbrenner-Komponenten kompensiert das noch nicht. Elektroautos werden aber über kurz oder lang billiger werden, als Verbrenner. Das ist nur eine Frage der Zeit.
Wännä meint
…und noch etwas kommt hinzu:
Nur etwa 25% Gewinnanteil entfallen beim Verbrenner auf den Verkauf eines Fahrzeugs, aber die restlichen 75% auf „After Sales“, d.h. Ersatzteile, Schmiermittel, Reparaturen etc.
Diese Gewinnaufteilung funktioniert beim Stromer so nicht, da er die Werkstatt wesentlich seltener sieht, und wenn, dann mit geringeren Einnahmen für den Hersteller.
Einen Ausgleich kann also nur der höhere VK bringen…
Blackampdriver meint
Kunde welcher größer als Tesla ist ? Da schießen doch die Spekulationen ins Kraut…Kreisel etabliert sich als ernst zunehmender Player in der E-Fahrzeug Welt…irgendwann müssen aber auch Sie die „Hosen runter lassen“…. Man darf gespannt sein..