Knapp ein Viertel bis ein Drittel der Kosten eines Elektroautos entfallen auf die Batterie. Hier liegt ein enormes Wertschöpfungspotenzial, welches deutsche Hersteller bislang liegen lassen – denn sie beziehen ihre Batteriezellen aus Asien. Immer mehr Arbeitnehmervertreter sehen darin eine Gefahr und fordern eine heimische Fertigung. Nach VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh fordert nun auch sein Porsche-Kollege Uwe Hück der Deutschen Presseagentur (DPA) zufolge eine heimische Zellproduktion, um Arbeitsplätze sowie Wettbewerbsfähigkeit zu bewahren.
„Wir würden einen sozialen Aufstand bekommen“, falls es wegen Elektromobilität zu Jobverlusten kommen sollte, sagte Hück. Die Autohersteller müssten nun schnell handeln und sich für eine Gemeinschaftsproduktion hierzulande entscheiden. Tun sie das nicht, drohe ihnen „Ärger“ mit Arbeitnehmervertretern. Es stehe „eine Zeitenwende“ bevor, auf die man sich einstellen müsse. Der Bedarf an Verbrennungsmotoren und deren Komponenten werde rapide sinken. Die deshalb entfallenden Jobs müssten in anderen Bereichen geschaffen werden, z.B. der Zellproduktion.
Die Batteriezellen seien essenzieller Teil der Elektromobilität, so Hück der DPA zufolge. „Deutschlands Autobauer dürfen sich nicht abhängig machen von Asien“, sagte er. Die dringend notwendigen Investitionen dürften nicht auf die lange Bank geschoben werden, „nur weil einige Unternehmensbosse geizig und unvernünftig sind und nur an die Rendite denken – da kriegen sie aber mit uns Ärger“. Porsche bringt bis 2019 mit dem Mission E sein erstes reines Serien-Elektroauto auf den Markt.
Die Vorstände der Konzerne nahmen diese Forderung bislang verhalten auf und verwiesen auf immense Investitionskosten und den günstigen Weltmarkt-Zellpreis. VW-Konzernchef Matthias Müller fand gänzlich nonchalante Worte für eine heimische Zellproduktion. Vor wenigen Monaten sagte er, sie sei aus Kostengründen „ein Witz“.
Fritz! meint
Zum Lohn-Niveau in Deutschland fällt mir ein, wenn es Tesla schafft, in den USA eine gewinnbringende Zellfertigung aufzubauen (und davon gehe ich aus), dann sollte es auch in Deutschland möglich sein. Die USA ist nun nicht wirklich ein Billiglohnland wie China.
Also, liebe Betriebsräte, macht mehr Druck, ihr habt Recht!
orinoco meint
Zellfertigung in Deutschland? An sich kein Problem. Das Problem ist konkurrenzfähig mit dem Weltmarkt zu sein. Die Preise pro kWh(cap) sind im Sinkflug und sie müssen und werden noch weiter runter gehen (wenn die Elektroautos günstiger werden sollen) und das geht nur mit optimierter Massenfertigung wie sie in Asien und bei Tesla im Gange sind.
Und wenn ich mir so meinen Haushalt ansehen und schaue auf welchen High-Tech-Produkten überall „Made in China“ draufsteht, dann habe ich erhebliche Zweifel, dass es da viel Land zu gewinnen gibt für die deutschen Autobauer.
Die müssten dann schon wie Tesla mit Gigafactories das ganz große Rad drehen. Das sehe ich aber nicht kommen.
Tim Schäfer meint
Durchbruch in Li-Ionen Zelle und Systemtechnik bei TOYOTA! Prius nun bald in Großserie, PHEV, Neuartiges Steuersystem erkennt Mikrokurzschlüsse. Zellen mit Panasonic entwickelt (vgl. auch Tesla). Die Batteriekapazität kann im konkreten Beispiel verdoppelt werden auf rund 8,8 KWh, bei nur gleichzeitiger Erhöhung der Größe um rund zwei Drittel und Reduzierung des Gewichts um die Hälfte! (Quellen, Reuters, Initiative Pro Li-Ionen-Batterien, Toyota City).
Tim Schäfer meint
Was Betriebsrat Osterloh unterschätzt sind die enormen Anforderungen an eine Zellsystemproduktion, die man unabhängig von einem weltführendem Hersteller ggf. machen will. Es fehlt wichtiges Know-how in System, Produktionstechnik und IP zu Li-Ionen-Batterien in Deutschland. Was auf eingermaßem guten Weg war und ist, ist in Deutschland ohne massive, langjährige Unterstützung durch EU und Deutschland nicht zielführend. Und Erfolgscontrolling, unabhängig von Lobbyisten. Deutschland ist hier in Li-Ionen-Batterie Zellen nur sehr partiell in F&E vorne mit dabei, im Weltmarkt der Produktion spielt Deutschland nur als Abnehmer eine wichtige Rolle. Die Förderthemen in Deutschland sind von diesem Themen etwas entfernt mittlerweile davon, was hier nötig wäre. Nur eine konzertierte Aktion, in Berücksichtigung den genannten Punkte und von ein paar weiteren, wichtigen Kriterien, könnte dieser leicht populistische Wunsch des Betriebsrates eine Chance haben. Tim Schäfer für: Initiative Pro Li-Ionen-Batterien.
Leonardtronic meint
weil die Herrschaften einen gesunden Schlaf vorgelegt haben soll die ganze Branche nun den Bach runtergehen? Ist es wirklich schon zu spät? VW und DB spricht immer von riessigen Fortschritten bei der Batterietechnik in den nächsten Jahren. Also ist noch nicht alles zu Ende geforscht. Klar müssen die etwas Geld in die Hand nehmen aber das ist eine strategische Investition. Es ist nicht so unwichtig als wenn man einen Achtzylinder nicht entwickelt. Die Fehlentscheidung kann sich auf mehrere Generationen auswirken.
Tim Schäfer meint
Ja genau. Zu Ende ist noch gar nichts. Die ionischen Batterien wie Li-Ionen-Batterien oder Li-Luft, – Metall, – Schwefel…, es gibt enormes Innovationspotenzial. Auch für die Automobilisten ist es noch nicht zu spät. Aus meiner Sicht gibt es auch ein oder zwei gute Basisprojekte in der Industrie bereits. Nur, es wird nur dann gehen, wie oben beschrieben…
McGybrush meint
Wenn es 3 Leute aus einer Garage Österreich hin bekomme dann sollte das Rennen noch nicht verloren sein.
Tim Schäfer meint
Bitte nicht Zelle und Batteriesystem verwechseln. Bei den Zellen geht es um Elektrochemie, Mikromechanik, Produktionstechnik, Beschichtungen und vieles mehr. Die Automobilisten wissen vielleicht viel, aber Befähigung zur Seroenproduktion bei gleichlaufender Innovation, know-how, das fehlt.
Blackampdriver meint
Die Kreisel Brüder sind das beste Beispiel für innovative Batteriekonzepte. Da kommt dann bestenfalls mal Apple mit ein paar Mrd. um die Ecke und geht dann mit dem i-Car in die Serie..oder sonst irgendeine new Technology Company….
Fritz! meint
Die Kreisel-Leute kaufen die Zellen aber komplett fertig bei Panasonic und bauen die nur zusammen.
Gut, anscheinend ist sogar da noch viel Potential drinne, das sollte erstmal ausgeschöpft werden, dann wäre auch ein e-Golf endlich kaufbar (wenn man den Golf denn mag).
Martin meint
Der Ärger muß aber auch wirklich recht bald beginnen
Dr.M meint
Wenigstens die Betriebsräte scheinen so langsam zu kapieren, was da auf die deutsche Autoindustrie zurollt. Das ist ein Hoffnungsschimmer – denn die hochbezahlten Vorstände scheinen das nicht zu raffen. Die stecken lieber Milliarden in „neue“ Dieselmotoren. Allein Daimler drei davon. Und China führt eine Elektroautoquote ab 2018 ein….
Tesla baut für fünf Milliarden eine Batteriefabrik in die Wüste – und wenn es am Ende zehn Milliarden werden, das Geld ist ganz sicher besser angelegt, als in eine tote Technologie zu investieren. Denn am Grundproblem der Wärme – Kraft – Maschinen ändert sich nichts: Viel mehr als 20 oder 30 % Wirkungsgrad bei der Umwandlung der eingesetzten Energie in Vortrieb bekommen wir da schon systembedingt nicht hin. Der Rest ist Abwärme.
Und selbst wenn die 30% Wirkungsgrad jemals erreicht werden sollten: Strom KANN man zumindest aus erneuerbaren Quellen erzeugen – Diesel und Benzin nicht.
Nur zum Vergleich: Elektroautos wandeln 80% der eingesetzten Energie in Vortrieb um.
Noch Fragen?
Landmark meint
Na ja, Diesel und Benzin kommt aus erneuerbaren Quellen! Das Problem ist, wir sind bis dahin alle tot! Aber ich bin mir sicher die Herren Auto Bosse leben so 100 bis 200.000.000 Jahre, dann haben die recht und wir machen weiter wie gehabt.
Fritz! meint
Wir haben dann nur eine kurze Phase von, sagen wir mal 99.000.000 oder 199.000.000 Jahren, in denen das Öl alle ist und wir warten müssen, bis neues nachgegammelt ist.
Die Zeit können wir dann ja mit E-Autos überbrücken… ;-)